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Russen

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Dieser Artikel behandelt die Angehörigen der ethnischen Gruppe der Russen, für weitere Bedeutungen siehe Russe.

Die Russen (russisch русские, historische deutsche Namen auch Großrussen, Reußen, Moskowiter) sind ein ostslawisches Volk mit etwa 137 Millionen Angehörigen, davon ca. 115 Millionen in Russland, etwa 17 Millionen in den anderen Folgestaaten der Sowjetunion und etwa sechs Millionen in weiteren Staaten. Sie bilden die größte ethnische Gruppe in Europa. Die nationale Sprache der Russen ist Russisch, die vorherrschende und traditionelle Religion ist das russisch-orthodoxe Christentum.

Bezeichnung

Im Deutschen werden Bürger der Russischen Föderation als Russen bezeichnet, unabhängig ihrer jeweiligen ethnischen Zugehörigkeit. Im Russischen dagegen meint russkij primär ethnische Russen. Die Staatszugehörigkeit bezeichnet dagegen das Adjektiv rossijskij (российский), das von Rossija (Россия = Russland) abgeleitet ist. Ein russischer Staatsbürger beliebiger ethnischer Zugehörigkeit heißt dementsprechend rossijanin (россиянин), Plural rossijane (россияне), was mit Russländer übersetzt werden könnte.

Geschichte

Eine Russin aus der Region Archangelsk in Nationaltracht, Foto um 1900

Die Vorfahren der Russen waren ostslawische Stämme, die die Gebiete des heutigen Westens von Russland, Weißrussland sowie die Ukraine bewohnten. Unter ihnen waren vor allem die Ilmenslawen, die Kriwitschen, die Wjatitschen, die Sewerjanen und die Radimitschen. An der Ethnogenese der Russen waren neben ihnen auch skandinavische und finno-ugrische Stämme beteiligt. Das zugrundeliegende Ethnonym Rus bezeichnete ursprünglich einer Theorie zufolge die aus Skandinavien stammenden Waräger, die zunächst die Oberschicht der Kiewer Rus, des ersten Staatsgebildes der Region stellten (vgl. finnisch „Ruotsi“ = „Schweden“) und wurde später auf die gesamte Bevölkerung des Reiches übertragen, zumal die Skandinavier ziemlich rasch eine kulturelle Slawisierung erfuhren.

Die sich zwischenzeitlich herausgebildete homogene altrussische Ethnie der Kiewer Rus begann sich ab dem 15. Jahrhundert kulturell in Großrussen, Weißrussen und Ukrainer (früher: Kleinrussen) aufzuspalten. Die Großrussen bewohnten anfangs das Gebiet, das den Nordwesten des heutigen Russlands umfasste. Mit den militärischen Erfolgen gegen die Tataren breitete sich ihr Siedlungsgebiet entlang der Wolga nach Süden aus. Der Fall der Tatarenhauptstadt Kasan 1552 öffnete den Russen darüber hinaus den Weg über den Ural nach Sibirien, das sie daran anschließend zu erschließen begannen. Im 17. Jahrhundert gelangten die Russen erstmals an den Pazifik. Eine wichtige Rolle bei der Kolonisierung neuer Gebiete spielten die russischen Kosaken. Ab dem 18. Jahrhundert expandierte der Siedlungsraum der Russen nach dem Zurückdrängen der Osmanen und Krimtataren in die Südukraine (Neurussland) und den Nordkaukasus. Vor 1917 lebten die Russen beinah ausschließlich auf dem Gebiet des Russischen Reiches, bis die Oktoberrevolution viele adlige und bürgerliche Familien zum Auswandern veranlasste und eine weltweite Diaspora entstand.

Zur Zeit der Sowjetunion entstanden russische Minderheiten in beinahe allen Teilrepubliken. Während dies im Baltikum auf eine forcierte Siedlungspolitik des Staates zurückging, bestand in Zentralasien oder im Südkaukasus eher ein natürlicher Bedarf an qualifizierten Fachkräften zum Aufbau der Infrastruktur, der Industrie oder der Bildungseinrichtungen, der überwiegend durch Russen gedeckt wurde. Seit der Auflösung der Sowjetunion gibt es jedoch Rückwanderungsbewegungen in die Russische Föderation.

Kultur

Sprache und Literatur

Russisch, eine sich aus dem Altostslawischen entwickelte Sprache, ist die offizielle Sprache in Russland und wird von 99 % der Einwohner verstanden. Des Weiteren gilt Russisch aufgrund seiner 130 Millionen Muttersprachler und 110 Millionen Zweitsprachler als Weltsprache.

Die russische Literatur wird weithin als Teil des Weltkulturerbes angesehen. Ihre Anfänge reichen bis in die Epoche der Kiewer Rus zurück, wobei aber vor allem das 19. Jahrhundert ("Goldenes Zeitalter" der russischen Literatur) und das frühe 20. Jahrhundert ("Silbernes Zeitalter" der russischen Literatur) eine besonders hohe Reichhaltigkeit an bedeutenden Werken aufweisen. Bedeutende Vertreter sind Alexander Puschkin, Michail Lermontow, Lew Tolstoi, Fjodor Dostojewski, Anton Tschechow, Nikolai Gogol, Michail Bulgakow, Anna Achmatowa und Boris Pasternak.

Namen

Die Formierung moderner russischer Nachnamen fand zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert statt. Die typischen Endungen waren dabei die Genitivendungen -ow, -ew und -in, die heute ca. 2/3 der russischen Nachnamen besitzen. Meistens bildete man dabei den Genitiv zu Vornamen, Tiernamen oder Berufen. Seltenere Namensendungen waren -ski (Adjektiv; bezog sich entweder auf die geografische Herkunft oder wurde von Einwanderern aus polnisch-litauischem Reichsgebiet importiert), -ych (Pluralgenitiv, vor allem im Ural), -itsch, -ez, -ak, -ago. In der neueren Zeit kamen aus dem ukrainischen Raum auch Namen auf -enko und -uk.

Da der Genitiv im Russischen je nach Genus dekliniert wird, erhalten weibliche Nachnamen bei den Endungen -ow, -ew und -in jeweils ein zusätzliches a angehängt. Die Adjektivendung -ski ändert sich zu -skaja. Alle anderen Nachnamen werden nicht dekliniert.


Religion

Siehe auch: Russisch-Orthodoxe Kirche, Altorthodoxe

Die Russen sind traditionell orthodoxe Christen.[1][2] Durch die lange Zeit des offiziellen Atheismus in der ehemaligen Sowjetunion hat sich jedoch ein großer Teil der Russen von der Religion entfremdet, obwohl die russisch-orthodoxe Kirche seit 1991 wieder zunehmend an Bedeutung gewinnt. Ca. 60 % der Russen sind getauft. Obwohl die Mitgliederzahlen von kirchlichen Gemeinschaften steigen, bleibt die Besucherquote bei der sonntäglichen Liturgie recht gering. Es gibt in Russland heute über 12.000 russisch-orthodoxe sowie 285 altorthodoxe Kirchengemeinden. Die orthodoxe Religion ist ein wesentlicher Bestandteil der russischen kulturellen Identität, so ist es normal, dass auch atheistische Russen sich mit der Orthodoxen Kirche identifizieren.

In Deutschland leben derzeit an die 190.000 getaufte russisch-orthodoxe Christen, die in 60 Kirchengemeinden organisiert sind.[3]

Auch andere Glaubensgemeinschaften haben die Russen erreicht, so sind 85.000 Russen evangelikal ausgerichtete Baptisten[4]. Diesen Glauben haben die Russen meist durch den Kontakt mit Russlanddeutschen kennengelernt, von denen sich die meisten zu evangelikalen Glaubensausrichtungen bekennen. Eine weitere Minderheit sind die russischen Katholiken, die zur Russischen Griechisch-Katholischen Kirche gehören, welche dem Vatikan untersteht. Diese ist jedoch sehr klein und zählt etwa 3.500 Gläubige. Katholische Missionare werden vom orthodoxen Moskauer Patriarchat allerdings mit Skepsis betrachtet.

An neuer Popularität erfreut sich auch das slawische Heidentum, eine vorchristliche Religion. Tempel und Heilige Haine gibt es vor allem im elb- und ostseeslawischen Raum.[5][6]

Teilgruppen

Die an der Küste des Weißen Meeres lebenden Russen heißen seit je her Pomoren, sie sind die Nachfahren der alten Nowgoroder und besitzen eigene kulturelle Züge in Tracht, Folklore und Aussprache. Im Donau-Delta leben Nachfahren der russischen Altgläubigen, die Lipowaner. Zu einer weiteren russischen Teilgruppe kann man die Don- und die Kuban-Kosaken zählen. Oft weisen auch die sibirischen Russen auf ihre gewisse kulturelle Eigenständigkeit hin.

Verteilung der Russen in den verschiedenen Ländern

Russen in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion

Die Nachfolgestaaten der Sowjetunion
Transnistrien. Ukrainisch-russische Sezession in Moldawien
Land Anzahl der russischsprachigen Einwohner Anteil an der Gesamtbevölkerung [%]
ArmenienArmenien Armenien 000000000027000.000000000027.000 0,9
AserbaidschanAserbaidschan Aserbaidschan 000000000150000.0000000000150.000 1,8
EstlandEstland Estland 000000000380000.0000000000380.000 28,1
GeorgienGeorgien Georgien 000000000067671.000000000067.671 1,5
KasachstanKasachstan Kasachstan 000000003905607.00000000003.905.607[7] 23,8
KirgisistanKirgisistan Kirgisistan 000000000635000.0000000000635.000 12,5
LettlandLettland Lettland 000000000616840.0000000000616.840 27,5
LitauenLitauen Litauen 000000000218000.0000000000218.000 6,3
MoldawienMoldawien Moldawien 000000000551000.0000000000551.000 13,0
RusslandRussland Russland 000000116000000.0000000000116.000.000 79,8
TadschikistanTadschikistan Tadschikistan 000000000069000.000000000069.000 1,1
TurkmenistanTurkmenistan Turkmenistan 000000000048000.000000000048.000 9,8
UkraineUkraine Ukraine 000000008400000.00000000008.400.000 17,3
UsbekistanUsbekistan Usbekistan 000000001400000.00000000001.400.000 5,5
WeissrusslandWeißrussland Weißrussland 000000001100000.00000000001.100.000 11,0

In Moldawien lebt ein großer Teil der Russen in Transnistrien (Dnjestr-Republik), das sich 1992 von Moldawien lossagte. Betrug der Anteil der Russen in dem Gebiet 1989 nur 25,4 %, sind inzwischen 30,3 % der 555.000 Einwohner Russen. Das sind ca. 30 % der Russen in Moldawien.

Einwohner Estlands und Lettlands, die erst während der Sowjetzeit in diese Länder kamen und nach Wiedererlangung der Unabhängigkeit nicht für eine Staatsangehörigkeit der GUS-Staaten optierten, haben die Möglichkeit, die Staatsbürgerschaft Estlands oder Lettlands durch Einbürgerung zu erhalten. Voraussetzung sind Kenntnisse in der estnischen bzw. lettischen Sprache und Geschichte des Landes.

Seit 1992 haben in Estland über 150.000 Einwohner die estnische Staatsbürgerschaft erhalten, die meisten davon ethnische Russen. Im Dezember 2011 waren 6,9 % der Wohnbevölkerung von Estland (94.654 Personen) immer noch ohne Staatsangehörigkeit.[8] Sie genießen allerdings Wahlrecht bei den Kommunalwahlen und haben ständiges Aufenthaltsrecht. Nach dem 26. Februar 1992 in Estland geborene staatenlose Kinder erhalten unter bestimmten Bedingungen automatisch die estnische Staatsangehörigkeit.

In Lettland stehen den bisher knapp 100.000 Einbürgerungen seit 1995 gut 400.000 „Nicht-Staatsbürger“ gegenüber – 17 % der lettischen Bevölkerung. Vor allem in Lettland kam es zu Protesten ethnischer Russen gegen den Unterricht in Lettisch und die Schließungen russischsprachiger Schulen. Etwa die Hälfte der russischen Minderheit in Lettland spricht nur Russisch. Die Russen in den baltischen Staaten gehören zu den größten europäischen Minderheiten, deren Sprache keinen offiziellen Status hat.

Russen in anderen Staaten der Welt

Land Anzahl der russischen Einwohner Bemerkung
AustralienAustralien Australien 000000000060200.000000000060.200 Russen und Russischstämmige
ArgentinienArgentinien Argentinien 000000000100000.0000000000100.000 Russen und Russischstämmige
BrasilienBrasilien Brasilien 000000000122000.0000000000122.000 Russen und Russischstämmige
China VolksrepublikVolksrepublik China Volksrepublik China 000000000015609.000000000015.609[9] anerkannte Minderheit
KubaKuba Kuba 000000000050200.000000000050.200
DeutschlandDeutschland Deutschland 000000000187514.0000000000187.514[10] Staatsbürger Russlands
Flag of Finland.svg Finnland 000000000028210.000000000028.210[11] 0,4 %
FrankreichFrankreich Frankreich 000000000115000.0000000000115.000
IsraelIsrael Israel 000000001000000.00000000001.000.000 Russischsprachige (15 %)
KanadaKanada Kanada 000000000158850.0000000000158.850 Russen und Russischstämmige
ParaguayParaguay Paraguay 000000000055000.000000000055.000 Russen und Russischstämmige
RumänienRumänien Rumänien 000000000030000.000000000030.000[12] (0,2 %), hauptsächlich Lipowaner
TurkeiTürkei Türkei 000000000020000.000000000020.000
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich 000000000100000.0000000000100.000
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten 000000000338000.0000000000338.000 dazu 5,1 Mio. Russischstämmige

In Deutschland lebten Ende 2006 187.514 Staatsbürger der Russischen Föderation, davon waren fast 60 % Frauen. 4.679 nahmen 2006 die deutsche Staatsbürgerschaft an.

Russische Altgläubige in Oregon, USA

Man schätzt, dass 5,1 Millionen Einwohner der USA russischstämmig sind. Besonders erwähnenswert ist hier Alaska, das ursprünglich Teil des Russischen Reichs war, bis es 1867 an die USA verkauft wurde. In der Hochzeit der Kolonie lebten 40.000 Russen in Alaska, hauptsächlich auf den Aleuten. Hier findet sich immer noch eine kleine orthodoxe Minderheit. Laut der Volkszählung von 2000 nennen aber nur 706.242 US-Amerikaner Russisch als ihre Alltagssprache. Größere Gruppen von Russian-Americans leben in New York, Los Angeles, Chicago, Philadelphia, San Francisco und Boston. Etwa 90 % der russischsprechenden US-Amerikaner sind Juden. Etwa 80 % der russischsprechenden US-Amerikaner sind nicht in den USA geboren. Man geht davon aus, dass zwischen 1990 und 2000 mehr als eine halbe Million Einwanderer aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion sich in den USA niederließen.

Aus der früheren Sowjetunion sind über eine Million jüdische Einwanderer nach Israel gekommen, davon alleine in der Zeit von 1989 bis 1999 mehr als 750.000. Heute geht man davon aus, dass etwa eine Million Israelis Russisch sprechen. Inwieweit man sie als Russen bezeichnen kann, ist Ansichtssache. In der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten werden Juden als eigene Volksgruppe gezählt, obwohl die weite Mehrheit Russisch als Muttersprache spricht.

In Rumänien leben die russischsprachigen Lipowaner.

In der Volksrepublik China sind die Russen (俄罗斯族) als offizielle Minderheit anerkannt, die dort schon seit Generationen existiert. Hier leben sie im Norden von Xinjiang, der inneren Mongolei und in Heilongjiang. Seit dem Ende der Sowjetunion gibt es erneut größere Einwanderungsbewegungen, sowohl von Russen nach China, als auch von Chinesen nach Russland.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Russen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Die Russen Reportage des Radiosenders „Stimme Russlands”

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Russen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.