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Taiwan (Insel)

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Die Artikel Taiwan (Insel) und Republik China (Taiwan) überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen Baustein erst nach vollständiger Abarbeitung der Redundanz. Fährtenleser (Diskussion) 19:11, 19. Sep. 2015 (CEST)
Dieser Artikel behandelt die Insel Taiwan. Für den unter demselben Namen bekannten Staat siehe Republik China (Taiwan).
Taiwan
Satellitenfoto Taiwans
Satellitenfoto Taiwans
Gewässer Pazifischer Ozean
Geographische Lage 23° 43′ N, 120° 51′ O23.716666666667120.853952Koordinaten: 23° 43′ N, 120° 51′ O
Lage von Taiwan
Länge 394 km
Breite 144 km
Fläche 35.801 km²
Höchste Erhebung Yu Shan
3.952 m
Einwohner ca. 23.000.000
642 Einw./km²
Hauptort Taipeh
Übersichtskarte Taiwans
Übersichtskarte Taiwans

Taiwan (chinesisch 臺灣 / 台湾 Táiwān, W.-G. T’ai-wan, taiwanisch: Tâi-oân, Hakka: Thòi-vǎn, früher auch Formosa genannt) ist eine Insel im West-Pazifik vor dem chinesischen Festland, von diesem getrennt durch die Formosastraße. Die Insel bildet seit 1949 den Hauptteil der Republik China auf Taiwan. Gleichzeitig wird Taiwan von der Volksrepublik China beansprucht, was sich im Taiwan-Konflikt niederschlägt. Der rechtliche Status Taiwans ist umstritten.

Name

Bekannt ist die Insel auch unter dem vor allem früher verwendeten Namen Formosa, der ihr von portugiesischen Seefahrern verliehen wurde (nach „Ilha formosa“, portugiesisch für „schöne Insel“). In China ist bereits seit dem 16. Jahrhundert der Name Taiwan gebräuchlich, bei dem es sich wahrscheinlich um ein Lehnwort aus einer Ureinwohnersprache handelt. Der Name bezeichnete ursprünglich sowohl die gesamte Insel als auch die damalige Hauptstadt (das heutige Tainan) im Süden der Insel. Die Gründung der Stadt geht auf die Niederländische Ostindien-Kompanie zurück, die 1623 das Fort Zeelandia sowie eine weitere Festung im Herzen des heutigen Tainan errichtete.

Geographie

Die Insel Taiwan erstreckt sich über eine Fläche von 35.801 km² (zum Vergleich: die Fläche Baden-Württembergs beträgt 35.752 km²). Die Insel ist 394 km lang, die maximale Breite beträgt 144 km. Sie wird im Westen durch die an der engsten Stelle 130 km breite Taiwan-Straße vom chinesischen Festland getrennt, im Süden durch die Straße von Luzon von den Philippinen. Östlich begrenzt das Philippinenbecken Taiwan. Im Nordosten schließt sich Taiwan an die zu Japan gehörende Inselkette der Ryūkyū-Inseln an, die das flache Ostchinesische Meer vom übrigen Pazifik abgrenzen. Südwestlich der Insel liegt das Südchinesische Meer, im Osten liegt der offene Pazifik.

Taiwan hat auf der Landkarte eine Form ähnlich einer Süßkartoffel, aufgrund derer sich die Nachkommen von ursprünglich Min Nan sprechenden Zuzüglern aus der festlandchinesischen Provinz Fujian, die einen großen Teil der Bevölkerung Taiwan ausmachen, auch als Kinder der Süßkartoffel bezeichnen.[1] Eine andere Interpretation der Form ist die Vorstellung eines Wales im Meer.

Taiwan wird ähnlich wie Japan häufig von Erdbeben heimgesucht, was besondere Sicherheitsstandards bei Gebäuden und Infrastruktur erfordert.

Klima

Der Fluss Xiuguluan

Der Wendekreis des Krebses, der die Klimagrenze zwischen Tropen und Subtropen markiert, durchläuft die Insel genau an ihrer mit 3.952 Meter Höhe höchsten Erhebung, dem Yu Shan. Im nördlichen Teil herrscht entsprechend ein subtropisches Klima, der Süden ist unter Berücksichtigung des klimatischen Einflusses der jeweiligen Höhenlage vorherrschend tropisch. Aufgrund der hohen Gebirge findet sich in den Höhenlagen auch im südlichen Teil ein – vorwiegend von tageszeitlichen Schwankungen geprägtes – gemäßigtes Klima.

Im Winter weht ein kräftiger Monsun aus Nordosten, im Sommer ein starker Monsun aus Südwest, der heftige Regenfälle mit sich bringt. Von Mai bis Oktober wird die Insel häufig von Taifunen heimgesucht. Im Winter kommt es in den Höhenlagen – vor allem über 3.000 Meter – zu vereinzelten Schneefällen. Einer der bekanntesten Orte hierfür ist der an einer 3.275 Meter hohen Passstraße im Landkreis Nantou gelegene Hehuanshan. Die Durchschnittstemperaturen betragen im Februar 12 °C und im Juli 25 °C.

Geomorphologie

Höhenrelief Taiwans

Die Insel besteht zu rund zwei Dritteln aus einem Gebirge, das sich in fünf Gebirgsketten gliedert und von Norden nach Süden über die östliche Hälfte der Insel erstreckt. Diese Gebirgszüge erstrecken sich von Norden nach Süden über rund 330 km, die West-Ost-Ausdehnung beträgt durchschnittlich 80 km. Den Westen der Insel bildet eine flache, von Tälern der im Gebirge entspringenden Flüsse durchzogene fruchtbare, heute stark besiedelte Ebene. Nach Osten steigt diese Ebene bis zur zentralen Gebirgskette an, die über 200 Gipfel mit mehr als 3.000 Meter Höhe aufweist. In ihrer Mitte liegt der Yu Shan, die mit 3.952 m ü. d. M. höchste Erhebung der Insel. Die im Vergleich zu den Alpen meist schmalen Täler sind von steil ansteigenden Hängen flankiert und wurden teils bis auf über 2.000 Meter Höhe durch Terrassierung besonders für Tee- und Obstanbau landwirtschaftlich nutzbar gemacht.

Entlang des mittleren Teils der Ostküste erstreckt sich das schmale, bis zu 1.682 m hohe Küstengebirge, welches durch den stark erdbebengefährdeten Huatung-Graben vom zentralen Gebirgszug getrennt ist und steil zum Meer hin abfällt. Weiter nördlich reicht das Zentralgebirge direkt bis an den Pazifik. An diesem Teil der Ostküste liegt die Tarokoschlucht, ein bis zu 600 Meter tief in Kalkfelsen eingeschnittenes Flusstal, welches zu den bedeutendsten Natursehenswürdigkeiten Taiwans zählt. Der an der Westseite des Zentralgebirges im geographischen Zentrum der Insel auf 762 m ü. d. M. gelegene Sonne-Mond-See ist das größte Binnengewässer Taiwans und wird durch seine Höhenlage als Speicherkraftwerk zur Erzeugung hydroelektrischer Energie genutzt.

Geologie

Taiwan liegt an der Westkante des pazifischen Feuerrings, wo die philippinische Platte mit der eurasischen Platte zusammenstößt. Die dabei entstehenden permanenten Reibungen sind die Ursache von steilen Bergen, Erdbeben und Vulkanen. Die Vulkane sind heute alle erloschen, jedoch sind die Magmaherde immer noch aktiv und die Ursache von zahlreichen Heißen Quellen. Zwei kleine im Südosten vorgelagerte Inseln — Lan Yu und Lü Dao — waren ursprünglich Vulkane.

Eine Hauptbruchlinie verläuft geradewegs der Ostküste entlang gen Süden, was die Ursache für regelmäßige Erschütterungen ist. Jährlich gibt es mehrere Erdbeben von geringen Stärken (2–3) bis zu 8 auf der Richterskala. Die Stärke 8 wurde letztmals 1995 erreicht, als ein nächtliches Erdbeben eine Schule zerstörte. Größere Schäden in weiten Teilen der Insel richtete jedoch ein Erdbeben der Stärke 7,6 am 21. September 1999 an, welches über 2.400 Todesopfer forderte. Die Gefahr, dass Erdbeben dieser Stärke wieder auftreten, besteht weiterhin, besonders an der Ostküste.

Flora

Wegen des teils tropischen, teils subtropischen Klimas war Taiwan bis vor einigen Jahrhunderten eine fast reine Waldinsel. Allerdings sind die Waldbestände verstärkt während der japanischen Herrschaft, insbesondere während des Zweiten Weltkrieges, dezimiert worden, da Holz für militärische Zwecke gebraucht wurde. Daneben wurde in dieser Zeit das Holz für den Bau von Schreinen und den zugehörigen Brandopfern gebraucht. Heute bestehen mit den wiederaufgeforsteten Gebieten etwa 55 Prozent Taiwans aus Wäldern und Kulturwald. Viele ursprünglich endemische Arten sind verschleppt worden. In den Bergen bestehen sie meist aus Zypressen (besonders Scheinzypressen), Wacholder, Tannen, Kiefern, Fichten, Bambus, Azaleen sowie Laubbäumen. Der Campherbaum wurde durch exzessive Abholzung fast ausgerottet, da Campher in der Vergangenheit Taiwans Hauptexportgut war.

Fauna

Taiwans Fauna wurde in der jüngsten Vergangenheit schwer beeinträchtigt. Die Industrie hat an der Westküste die Feuchtgebiete stark geschädigt, die einst eine große Anzahl an Vögeln und anderen Tierarten beherbergten. Die Abholzung hat sich auf die Fauna nachteilig ausgewirkt. An der Ostküste wurden Teile der Wälder rekultiviert, was die Anzahl der Tiere dort wieder steigen lässt.

Säugetiere wie der Taiwanische Schwarzbär (Ursus thibetanus formosus), der Sambar, der chinesische Muntjak (Muntiacus reevesi), der Sikahirsch und die formosianische Gorale werden geschützt, man kann sie aber dennoch in freier Wildbahn nur selten antreffen. Bedroht ist auch der Formosa-Makak, der Taiwan-Nebelparder dürfte dagegen bereits ausgestorben sein.

Vögeln wird bei der Wiederaufforstung eine hohe Aufmerksamkeit geschenkt, daher gibt es diese in einer großen Artenvielfalt, besonders auf den Penghu-Inseln. Einige davon sind die endemischen Arten Swinhoefasan und Mikadofasan, die zu den Rabenvögeln gehörende Dickschnabelkitta (Urocissa caerulea), der Weißschwanz-Tropikvogel, der Schneereiher, der Löffler, der Schwarzstirnlöffler (Platalea minor) und der Bindenfregattvogel.

Die Amphibienfauna ist mit 41 Spezies recht artenreich; darunter finden sich mehrere stark gefährdete Arten. Sogar der größte Lurch der Welt, der Chinesische Riesensalamander, soll in Taiwan noch vorkommen – allerdings ist diese Art akut vom Aussterben bedroht. Im Einzelnen gehören fünf Schwanzlurch- und 36 Froschlurcharten zur Tierwelt (drei Vertreter der Familie Winkelzahnmolche, einer der Riesensalamander, einer der Echten Salamander, drei Krötenarten, ein Laubfrosch, vier Engmaulfrösche, 16 Echte Frösche und zwölf Arten der Ruderfrösche). Die Aga-Kröte ist keine ursprünglich einheimische Art, sondern wurde vom Menschen eingeführt.[2]

Mehr als 110 Arten von Reptilien leben auf Taiwan und den Küstengewässern (z.B. Seeschlangen oder Meeresschildkröten). Ungefähr 20 Arten sind endemisch, d.h. sie kommen nur auf Taiwan und einigen kleinen vorgelagerten Inseln wie Lanyu (Orchideen-Insel) vor.[3]

Umweltverschmutzung

Wegen der hohen Bevölkerungsdichte leiden viele Regionen Taiwans an den Folgen schwerer Umweltverschmutzung. Am schlimmsten sind die Areale um Taipeh und Tainan bis Kaohsiung betroffen. In der Vergangenheit wurde diese Verschmutzung besonders durch Autos, Motorroller und Fabriken verursacht, als noch ohne Bedenken Blei benutzt wurde. Dies änderte sich nach der Gründung einer Umweltbehörde, die schon messbare Effekte in der Luftqualität erreicht hat.

Die Bodenverschmutzung ist besonders durch die neuere Schwerindustrie bedingt. Die steigende Anzahl an Giften im Boden ist eine stetig wachsende Herausforderung und schadet unmittelbar der Wirtschaft mit ihrem hohen Export landwirtschaftlicher Produkte. Auch die Wasserverschmutzung ist ein großes Problem. Zirka 90 Prozent der Abwässer werden ungeklärt in Flüsse und das Meer geleitet. Nach Schätzungen würde die Reinigung der Flüsse mehrere Milliarden US-Dollar kosten.

Ressourcen

Windräder an der Westküste bei Taichung

Die Campherölgewinnung und Rohzuckerproduktion waren die wichtigsten Cash Crops seit dem 19. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Exportanteil dieser beider Branchen sank jedoch nicht nur, weil die Ressourcen hierfür langsam zur Neige gingen, sondern auch wegen der geringeren Nachfrage auf dem internationalen Markt.

Hauptsächlich werden Früchte (Bananen, Guaven, Litschi und Javaäpfel), Reis, Fisch und Tee exportiert (Taiwaner bezeichnen Taiwan oft als „Fruchtexportland Nr. 1“, was jedoch bisher nicht verifiziert werden konnte). Die Gewinne aus dem Export sind jedoch seit dem Beitritt Taiwans zur Welthandelsorganisation im Jahr 2001 rückläufig.

Wegen der exzessiven Ausbeutung während Taiwans jüngster Geschichte sind mineralische Ressourcen wie Kohle, Gold und Marmor sehr rar, weswegen die Republik Einlagen an Kohle, Gas und Öl einrichtete. Die verbliebenen Waldbestände wurden unter Naturschutz gestellt und durch Aufforstung erweitert.

Die Wasserqualität ist durchschnittlich gut, jedoch empfiehlt die Regierung, Wasser aus dem Wasserhahn abzukochen. Der Kalkgehalt liegt bei durchschnittlichen 10°dH.[4]

Die Elektrizität wird zu 55 Prozent durch Kohle, zu 18 Prozent nuklear, zu 17 Prozent aus Erdgas und zu je 5 Prozent aus Öl und erneuerbaren Ressourcen erzeugt. Öl und Gas für Transportmittel und zur Stromgewinnung müssen importiert werden, was die Wirtschaft Taiwans von konjunkturellen Schwankungen auf dem Energiemarkt abhängig macht. Aufgrund dessen beschloss das Exekutiv-Yuan, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromgewinnung von 5 Prozent auf 10 Prozent bis zum Jahr 2010 zu erhöhen. Mittlerweile wurden schon einige Windkraftwerke von deutschen und amerikanischen Firmen installiert, auch die Solarenergie wird immer interessanter für taiwanische Firmen, zumal die Technologie der erneuerbaren Energien ein mögliches Exportprodukt für die Insel ist.

Die Regierung Taiwans will in der nahen Zukunft eine verbindliche Politik zur Reduktion des Treibhausgasausstoßes von Taiwan festlegen. Nach ersten Angaben des stellvertretenden Premierministers Qiu Yiren soll dabei bis zum Jahr 2025 das Niveau des CO2-Ausstoßes von 2000 erreicht werden. Im Jahre 2000 hat Taiwan 221 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen, bereits im Jahr 2005 hat sich dieser Ausstoß um 25 % auf 276 Millionen Tonnen erhöht.[5]

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Taiwans

Die ersten Siedlungsspuren stammen aus der Jungsteinzeit (etwa um 4000 v. Chr.), eine weitere Siedlungswelle vom chinesischen Festland her lässt sich für zirka 2500 v. Chr. nachweisen. Diese Periode war durch Ackerbau und eine Megalithkultur mit aufgerichteten Großsteinen gekennzeichnet und durch Gräber aus Steinkisten.

Noch während der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends unserer Zeitrechnung boten die indigenen Kulturen auf dem chinesischen Festland und den diesem vorgelagerten Inseln ein kulturell und linguistisch ähnliches Bild. Bis zum 17. Jahrhundert gab es jedoch kaum kulturelle Verbindungen zwischen Taiwan und China. Die indigenen Völker Taiwans pflegten Handelsbeziehungen sowohl mit China wie auch in Richtung Süden, z. B. mit den Philippinen.

Während der Sui-Dynastie soll es im Jahr 608 erstmals eine chinesische Expedition nach Taiwan gegeben haben. In der Anfang des 18. Jahrhunderts erschienenen ersten chinesischen Darstellung Taiwans (臺灣府志 / 台湾府志 Táiwānfǔ zhì ‚Schilderung des Distrikts Taiwan‘) ist als erste Expedition eine Reise des Admirals Zheng He im 15. Jahrhundert erwähnt, die jedoch ebenfalls nicht zweifelsfrei belegt ist.

1583 erreichten die Portugiesen als erste Europäer die Insel und nannten sie Ilha Formosa („Schöne Insel“). 1624 besetzten niederländische Seefahrer und die Niederländische Ostindien-Kompanie den Süden der Insel und 1626 gründeten Spanier Niederlassungen bei Keelung und Tanshui.

Die erste größere chinesische Einwanderungswelle geht auf die niederländischen Kolonisatoren zurück, die ab 1624 Siedler anwarben. Um 1641 war etwa ein Drittel der Insel unter niederländischer Verwaltung. Die niederländische Kolonialverwaltung begann zudem mit der christlichen Missionierung der Ureinwohner und richtete die ersten öffentlichen Schulen ein. Das von den Niederländern eingeführte lateinische Alphabet hielt sich bis ins frühe 18. Jahrhundert.

Die niederländischen Kolonialherren wurden durch Koxinga (Zheng Chenggong) vertrieben, einem Kriegsherrn, Piraten, Kaufmann chinesisch-japanischer Abstammung und Ming-Loyalisten. 1683 annektierten die neuen Herrscher in Peking, die von den siegreichen Mandschu gegründete Qing-Dynastie (1644–1911), die Insel.

Briefmarke der Republik Formosa, 1895

Hauptartikel: Taiwan unter japanischer Herrschaft

Im Frieden von Shimonoseki musste China nach dem verlorenen chinesisch-japanischen Krieg von 1894/95 Formosa und die Pescadoren an Japan abtreten, wodurch Taiwan bis 1945 dem japanischen Kaiserreich als Provinz angegliedert wurde.

Die japanische Kolonialverwaltung brachte in jahrzehntelangen blutigen Auseinandersetzungen die Bergvölker unter ihre Kontrolle und richtete Schulen und Polizeistationen in den Dörfern ein. Die bis dahin übliche Kopfjagd wurde unterbunden und es wurde versucht, den Shintoismus als Staatsreligion und -ideologie einzuführen.

1945 wurde Taiwan nach der japanischen Niederlage gemäß den alliierten Kriegszielen (Kairoer Erklärung) in die damalige Republik China unter Führung von Chiang Kai-shek eingegliedert, während auf dem chinesischen Festland der Bürgerkrieg zwischen der regierenden Kuomintang (KMT) und den chinesischen Kommunisten wieder aufflackerte. Die Truppen der Republik wurden von den Taiwanern zunächst begeistert begrüßt, doch kam es wegen allgegenwärtiger Korruption, galoppierender Inflation und wirtschaftlichen Niedergangs rasch zu Spannungen zwischen Taiwanern und der von der Kuomintang-Regierung eingesetzten Verwaltung, die sich beim Zwischenfall vom 28. Februar 1947 in einem blutig niedergeschlagenen Volksaufstand entluden. 1949 floh die Kuomintang-Regierung unter Chiang Kai-shek nach ihrer Niederlage im chinesischen Bürgerkrieg auf die Insel und machte die Stadt Taipeh zu ihrem Regierungssitz.

Die Kuomintang (KMT) regierte die Insel über vier Jahrzehnte als autoritären Einparteienstaat. 1987 hob die KMT das Kriegsrecht auf, die erste Oppositionspartei, die Demokratische Fortschrittspartei (DFP) wurde gegründet. Die lange aus Schulen, Behörden und Rundfunk verbannten Lokalsprachen, insbesondere das Taiwanische, erlebten eine Renaissance.

2000 wurde mit Chen Shui-bian erstmals ein Politiker der DFP Präsident. Er wurde 2004 knapp wiedergewählt und verfolgte außenpolitisch auch weiterhin eine strikte Politik einer nationalstaatlichen Eigenständigkeit.

Die Präsidentschaftswahlen am 22. März 2008 brachten nach zwei Amtszeiten von Chen Shui-bian einen Regierungswechsel. Zum neuen Präsidenten wurde der Kandidat der Kuomintang Ma Ying-jeou gewählt. Bei der Präsidentschaftswahl am 14. Januar 2012 wurde Ma im Amt bestätigt.

Gesellschaft

Bevölkerung

Bunun-Tänzerin in traditioneller Kleidung vor einer Aufführung in Lona

Heute leben in Taiwan etwa 23 Millionen Menschen. Die Bevölkerung setzt sich zu 98 Prozent aus Menschen überwiegend han-chinesischer Abstammung (70 Prozent Hoklos, 15 Prozent Hakkas und 14 Prozent Waishengren, im Deutschen oft „Festland-Chinesen“ genannt) zusammen. Circa 2 Prozent der Bevölkerung gehören zu den Ureinwohner-Völkern.

Die Bevölkerungsdichte Taiwans ist mit 635,57 Einwohnern pro Quadratkilometer die vierthöchste aller Flächenstaaten weltweit (nach Malta, Bangladesch und Barbados). Da überdies weite Teile der gebirgigen Insel fast unbewohnt sind, sind die Hauptsiedlungsgebiete in der westlichen Ebene mit den Metropolen Taichung, Tainan und der südlichen Hafenstadt Kaohsiung – der zweitgrößten Stadt des Landes – sowie im Norden um die Hauptstadt Taipeh extrem dicht besiedelt. Entsprechend hoch ist dort die Verstädterung.

Abstammung und Immigration

Der Großteil der Bewohner Taiwans ist chinesischer Abstammung. Ihre Vorfahren wanderten seit dem 17. Jahrhundert in mehreren Immigrationswellen vom Festland her ein, zumeist aus den Provinzen Fujian und Guangdong. Zuvor war die Insel, abgesehen von einer geringen Zahl chinesischer Siedler, fast ausschließlich von austronesischen indigenen Völkern bewohnt. Die Ureinwohner in den westlichen Ebenen gingen weitgehend in der eingewanderten Han-Bevölkerung auf, nur in unzugänglichen Bergregionen konnten einige indigene Völker ihre Eigenständigkeit bis ins frühe 20. Jahrhundert bewahren. Heute werden 16 Ureinwohner-Völker offiziell anerkannt,[6] die Gesamtzahl der Ureinwohner Taiwans betrug im Jahr 2010 etwas mehr als 500.000.[7] Sie sind seit Ende des Zweiten Weltkriegs zwar in hohem Maß von der chinesischstämmigen Bevölkerungsmehrheit assimiliert worden, doch gibt es seit Mitte der 1990er Jahre Bestrebungen, die Kultur und die Sprachen der Ureinwohner zu bewahren. Im Jahr 1919 wurde die Bevölkerung auf ungefähr 3 Millionen Han-Chinesen, 100.000 Japaner und 120.000 Angehörige indigener Völker geschätzt. Mit der im Bürgerkrieg den Kommunisten unterlegenen Kuomintang-Regierung der Republik China kamen 1949 etwa 1,5 Mio. Flüchtlinge aus allen Teilen Festlandchinas nach Taiwan, die mit ihren Nachkommen heute ungefähr 14 % der Bevölkerung stellen und in der taiwanischen Gesellschaft als Waishengren bezeichnet werden.

Ureinwohner-Kultur

Am Sonne-Mond-See können alte Bräuche, Tänze und Riten der Ureinwohner von Besuchern in zwei nachgebauten Dörfern in einem Völkerkunde-Freilichtmuseum als Touristenprogramm erlebt werden.

Sprachen

Die offizielle Sprache der Taiwans ist Hochchinesisch. Daneben spricht die Mehrheit der Bevölkerung Taiwanisch. Eine weitere bedeutende Sprachgruppe mit vielen Sprechern stellen die Hakka-Dialekte dar. Mit den festlandchinesischen Flüchtlingen sind 1949 darüber hinaus beinahe alle chinesischen Dialekte nach Taiwan gekommen. In der U-Bahn (MRT) in Taipeh werden die Stationen auf Hochchinesisch, Taiwanisch, Hakka und Englisch angesagt. Anders als auf dem Festland werden weiter die traditionellen chinesischen Schriftzeichen verwendet. Die Lateinische Schrift, die von Missionaren eingeführt wurde, diente in einigen Fällen zur Verschriftung der Sprachen der Ureinwohner.

Die Sprachen der Ureinwohner Taiwans gehören der austronesischen Sprachfamilie an. Folgende Völker der Ureinwohner sind als ethnische Minderheiten anerkannt: Amis, Atayal, Bunun, Kavalan, Paiwan, Puyuma, Rukai, Saisiyat, Sakizaya, Tao, Thao, Tsou und Truku (siehe Indigene Völker Taiwans). Heutzutage gehören nur etwa 2 % der Bevölkerung diesen Volksgruppen an, noch weniger sprechen die Ureinwohnersprachen.

Um den Status dieser Sprachen zu verbessern, wurden die Ureinwohnersprachen neben Hochchinesisch, Taiwanisch und Hakka zu Nationalsprachen erklärt. Für die Ureinwohner wurde auch ein eigener Fernsehkanal eingerichtet, auf dem Beiträge in verschiedenen Ureinwohnersprachen gesendet werden. Auf Taiwan werden insgesamt 22 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen.

Konfuzius-Tempel in Tainan. Die vier Zeichen am Eingangsbrett besagen „Erste Schule in ganz Taiwan“

Religion

Die Religionen mit den meisten Anhängern (93 Prozent) sind der Buddhismus, der Konfuzianismus und der Taoismus, welche Elemente der anderen beiden Religionen übernehmen, sodass die Trennlinie zwischen ihnen fließend ist. Die Ureinwohner haben in den vergangenen Jahrzehnten größtenteils den christlichen Glauben angenommen (3,9 Prozent der Gesamtbevölkerung), der Katholiken, Protestanten, neuapostolische Christen und Mormonen einschließt. Erste Missionierungen gab es im 17. Jahrhundert durch Niederländer und Spanier. 0,2 Prozent der Einwohner sind Muslime.

Die Ureinwohner sind seit etwa 1960 überwiegend christianisiert. Innerhalb vieler katholischer Gemeinden gibt es jedoch nach wie vor männliche und weibliche Schamanen, die ihre traditionellen Praktiken ausführen. Insbesondere bei unheilbaren Krankheiten, Schuldgefühlen gegenüber Verstorbenen, schweren Familienkrisen oder Verlusten werden sie konsultiert. Einige der Schamanen bezeichnen sich durchaus als Katholiken; sie verbinden die Vorstellungen in synkretistischer Weise.[8]

Literatur

Hauptartikel: Chinesische Literatur

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand eine autonome taiwanische Literatur. Das erste Buch, das auch im Westen Aufmerksamkeit erregte, war „Der hässliche Chinese“ (chinesisch 醜陋的中國人 / 丑陋的中国人 Chǒulòude Zhōngguórén, engl. The Ugly Chinaman) von Bo Yang, welches gegen die Regierung der Kuomintang unter dem Kriegsrecht geschrieben war. Kein weiterer Autor erreichte im Westen die gleiche Popularität wie Bo Yang, da die meisten Bücher nicht ins Englische übersetzt werden. Ein weiteres Buch, das auch im Westen erhältlich ist, ist „Eine Familie in Taiwan“ (A Family in Taiwan), das vom Alltag eines 12-jährigen Mädchens und ihrer Familie handelt. „Chinesische Geschichten aus Taiwan“ (Chinese Stories from Taiwan) wurde von Joseph Lau und Timothy Ross 1976 herausgegeben und wird heute noch gedruckt.

Siehe auch: Liste taiwanischer Schriftsteller

Theater

Der wesentliche Unterschied zwischen chinesischem Theater und westlichem Theater ist die Relevanz der Musik, die einen weitaus größeren Teil einnimmt und im Westen mehr der Oper zugeordnet wird. Die chinesische Oper (chinesisch 戲曲 / 戏曲 Xìqǔ) ist sehr nah mit der taiwanischen Oper verwandt und integraler Teil dieser. Die Dialoge werden in Mandarin oder Taiwanisch gehalten. Die Akteure kleiden sich in farbenprächtige Gewänder mit großen Masken. Einige Opern bieten eine englische Transkription auf einem Bildschirm nahe der Bühne an, jedoch werden die Opern im Original gehalten. Thematisch handelt es sich meist um Volkslegenden und Mythen, auf deren Grundlage soziale, politische und spirituelle Aspekte dargestellt werden, früher oft auch mit großem Aktualitätsgehalt. Die chinesische Oper datiert bis in die Tang-Dynastie zurück, als Kaiser Xuanzong (712–755) den Birnengarten (chinesisch 梨園 líyuán) gründete, die erste berühmte Operntruppe in China, die hauptsächlich zu des Kaisers eigenem Amüsement aufzutreten pflegte. Auf sie geht die heute noch für Schauspieler gebräuchliche Bezeichnung „Schüler des Birnengartens“ (chinesisch 梨園子弟) zurück.

Kino

Die Geschichte des chinesischsprachigen Films verläuft in drei unterschiedlichen Entwicklungslinien: dem Film in China, dem Film in Hongkong und dem Film in Taiwan. Der Film in Taiwan bildet neben dem vom Unterhaltungskino dominierten Film in Hongkong und dem staatlichen Reglementierungen unterworfenen Film in China eine eigenständige Filmkultur.

Taiwans bekanntester Regisseur ist Ang Lee, der Gefahr und Begierde drehte, welches als offizieller taiwanischer Beitrag zur Nominierung um den besten fremdsprachigen Film bei der Oscarverleihung 2008 ausgewählt wurde, aber nicht in die Endauswahl kam. Weitere Werke sind unter anderem Das Hochzeitsbankett und Eat Drink Man Woman. Der rote Faden durch viele Filme ist der Bruch zwischen Kindern und Eltern oder Taiwanern mit ihrer chinesischen Kultur. Die Schauspielerin Sylvia Chang spielte in Ang Lees Filmen sowie einigen Hong Kong-Produktionen mit. Ein weiterer Regisseur ist Hou Hsiao-Hsien, ein auf dem Festland geborener Chinese, dessen Familie mit der Kuomintang nach Taiwan floh. Sein erstes medienwirksames Werk war Eine Stadt der Traurigkeit, welches sich mit dem Zwischenfall vom 28. Februar beschäftigt. Weitere Filme sind Der Sandwichmann (The Sandwich Man), Liebe, Wind, Staub (Dust in the Wind) und Guter Mann, Gute Frau (Good Men, Good Women).

Musik

Heutzutage wird traditionelle chinesische Musik immer weiter durch moderne Popmusik verdrängt. Traditionelle Saiteninstrumente wie die Zupflaute (Yueqin) und die Zither (Qin), die Mundorgel (Bawu), die Querflöte (Dizi), die Gefäßflöte (Xun), das Litophon (Bianqing) oder die bekannten Gongs werden immer seltener gespielt.

Jay Chou 2008

Musiker Taiwans sind in Asien sehr berühmt, und viele wurden zu Stars. Ihre Musik ist mehr Softpop und balladenartig. Einige Popkünstler werden von der Rockmusik beeinflusst, lassen diese Tendenzen aber nur auf einigen Liedern eines Albums publizieren. Bis zur Aufhebung des Kriegsrechtes waren taiwanische Liedtexte in den Medien verboten. Aber nicht alle Künstler stammen aus Taiwan, einige von ihnen kommen vom Festland oder aus Hongkong. Eine der berühmtesten Sängerinnen Taiwans war Teresa Teng (1953–1995).

S.H.E 2006 in Hongkong

Eine weitere berühmte Sängerin ist Sherry Chang (chinesisch 張惠妹 Zhāng Huì-mèi), besser bekannt als A-mei. Sie sang anfangs oft mit ihrer jüngeren Schwester Saya und ihrer Cousine Raya im Trio Amei-mei (chinesisch 阿妹妹 Āmèi-mèi ‚Ameis jüngere Schwester‘). Die seit einem Jahrzehnt v.a. im ostasiatischen Raum erfolgreiche Pop-Girlband mit dem Namen „S.H.E.“ stammt ebenfalls aus Taiwan. Zu den bekanntesten männlichen Sängern zählt der 1979 geborene, im ganzen chinesischen Sprachraum bekannte Jay Chou.

Auch Rockmusik erfreut sich einer gewissen Beliebtheit. Die Band Power Station besteht aus zwei Brüdern des Paiwan-Stamms.

Nicht nur von der chinesischen, auch von der Musik der Ureinwohner wurde der taiwanische Musikmarkt beeinflusst. Aus der Situation heraus, wirtschaftlich und kulturell langsam verdrängt zu werden, verkauften die Ureinwohner Kunst, Handwerk und Musik. Ihre Musik ist sehr mit ihren speziellen Tänzen verknüpft, welche sie eher in Touristenshows als auf persönlichen Festen aufführen.

Auch die klassische (abendländische) Musik wird in Taiwan sehr geschätzt und an vielen Universitäten unterrichtet. Führende Institution ist heute die National Taiwan University of the Arts, die international viele Kooperationen mit anderen Universitäten eingegangen ist. Zwei Komponisten haben das klassische Musikleben der letzten Jahrzehnte in Taiwan entschieden beeinflusst: Chen Mao-Shuen (* 1936) und Ma Shuei-Long (* 1939). Als Kompositionsprofessor und Leiter der Musikabteilung der Shida University in Taipei erstellte Chen Mao-Shuen umfangreiche Lehrbücher für Harmonielehre, Tonsatz, Gehörbildung und Rhythmus, die den Grundstein für eine taiwanische Schule bilden, wobei sich sein Lehrmaterial an europäische Schulmodelle orientieren. Auch heute noch werden seine musiktheoretischen Lehrbücher an den meisten Musikinstitutionen verwendet. Darüber hinaus verfasste er viele Kompositionen sowohl als Kunstmusik als auch als pädagogische Lehrstücke wie etwa die Klaviersonatinen. Das Komponieren für pädagogische Zwecke stellt eine Anknüpfung an abendländische Traditionen dar, die heute in Europa allmählich verloren gehen. Für internationales Aufsehen sorgte der Komponist Ma Shuei-Long mit seinem Werk „Bamboo Flute Concerto“. Das Konzert stellt eine gelungene Verschmelzung von westlichen und fernöstlichen Stilelementen dar. 1983 wurde dieses Werk mit der Aufführung unter Mstislav Rostropovich zum internationalen Erfolg.

Fotografie

Hauptartikel: Taiwanische Fotografie

Die Fotografie ist eng mit der Geschichte Taiwans verbunden. Die frühe Fotografie wird in zwei Perioden unterteilt: die vor-japanische von 1858 bis 1895 und die Zeit der japanischen Einflüsse von 1895 bis 1945 (1945 endete die japanische Besetzung Taiwans). Viele Werke der vor-japanischen Zeit stammen von Händlern und ausländischen Missionaren. Chang Tsai (張才 / 张才), Deng Nan-guang (鄧南光 / 邓南光) und Lee Ming-diao (李鳴鵰 / 李鸣雕) sind gemeinsam bekannt als die „Drei Fechter“ (Three Swordsmen) und einige der bekanntesten taiwanischen Fotografen, die von 1930 bis 1950 aktiv waren. Die moderne Fotografie ist sehr von der nationalistischen Regierung geprägt, welche 1945 Besitz von Taiwan ergriff.

Einflüsse

Bahnhof in Hsinchu, der während der japanischen Okkupation errichtet wurde.

Japanisierung: Während der japanischen Okkupation wurden Schwerpunkte in der Erziehung und Wirtschaft gesetzt, die die Gesellschaft stark beeinflussten. Der wirtschaftliche Aufschwung und die Erziehung in japanischer Sprache und Kultur trugen dazu bei, dass sich viele Taiwaner als Japaner fühlten, was sich schon in ihrem japanischen Pass manifestierte. Die Japaner brachten auch als erste den jetzt sehr beliebten Sport Baseball nach Taiwan. Es gab sowohl in Grundschulen als auch in öffentlichen Schulen Baseballteams, deren Entwicklung ihren Höhepunkt im Kagi Nourin Baseball-Team (Landwirtschafts- und Forstschule) fand, als die Mannschaft den zweiten Platz im japanischen Koushien Daisai (Nationale Baseballspiele der weiterführenden Schulen) belegte. Auch heute ist Japanisch die zweitbeliebteste Sprache und viele Taiwaner der Großeltern-Generation sprechen immer noch Japanisch besser als Mandarin.[9]

Auch im Alltag sind Japans Einflüsse erkennbar, wo oft ganze Häuser oder wenigstens Zimmereinrichtungen im japanischen Stil gebaut sind. Auch werden japanische Produkte gerne als qualitativ besser eingeschätzt und japanische Waschmaschinen sind wesentlich öfter als westliche anzutreffen (optisch ist beispielsweise die Öffnung oben und nicht vorne).

Amerikanisierung: Die Amerikanisierung (und Re-Sinisierung) Taiwans begann nach der Flucht der Kuomintang nach Taiwan 1949. Durch die unterstützende Politik Amerikas näherten sich diese Länder bis 1970 stark an. Amerikanische Autos wurden importiert, Kultgetränke wie Coca Cola und Miller-Bier traten auf und Englisch fand immer mehr Einzug in der Werbung und vor allem in der Wirtschaft. Da Englisch die Lingua Franca ist, lernten die Taiwaner Amerikanisches Englisch immer früher in der Schule und die Anzahl englischlehrender Grundschulen stieg drastisch. Ein beliebtes Prinzip dieser Grundschulen ist z. B., dass eine taiwanische Lehrerin für das Grundwissen und ein Englisch-Muttersprachler (meist Amerikaner) für den reinen Englischunterricht zuständig ist. Auch ist die Amerikanisierung im Baseball erkennbar. Zwar wurde er anfangs von den Japanern auf die Insel gebracht und war mit Japan verbunden, ist jedoch mehr und mehr nach Amerika ausgerichtet. Ein herausragendes Beispiel ist der Kinder- und Nationalheld Wang Chien-ming, der bei den Washington Nationals spielt.

Tourismus

Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs wurde es immer größeren Teilen der taiwanischen Bevölkerung möglich, Reisen sowohl im Inland als auch ins Ausland zu unternehmen. Besuche ausländischer Touristen spielten hingegen eine eher untergeordnete Rolle für die Tourismusbranche, wobei die meisten Besucher jahrzehntelang aus Japan kamen. Diese Situation änderte sich schlagartig mit der Öffnung touristischer Reiseziele Taiwans für Besucher aus der Volksrepublik China ab dem Jahr 2008. Seither verzeichnet die Branche rapide Wachstumszahlen, die fast ausschließlich auf den Besucherstrom aus China zurückzuführen sind. Im Jahr 2013 wurde im Bereich Tourismus ein Rekordumsatz von 12,32 Milliarden US-Dollar verzeichnet.[10] Die touristischen Attraktionen der Insel sind über das ausgebaute Autobahn- und Schnellstraßennetz leicht erreichbar.

Taiwans größtes Campinggebiet wurde Ende 1991 im Nationalen Landschaftsschutzgebiet der Nordostküste, dort, wo der Shuangxi-Fluss ins Meer mündet, eröffnet. Im Longmen-Park entlang des Flussufers kann man unter anderem Wassersport treiben, Rad fahren und zelten.

Ureinwohner-Kultur

Seit Ende des 20. Jahrhunderts wurde auch die Kultur der Ureinwohner als touristische Attraktion entdeckt. So ist es zum Beispiel im nordtaiwanischen Wulai möglich, die überlieferten Tänze und Feste des Atayal-Stammes zu erleben und den Anblick des Wasserfalls zu genießen, der in Kaskaden durch die üppige Vegetation zu Tal schäumt.

Steinzeitfunde im Dorf Beinan

Im Dorf Beinan, fünf Kilometer nordwestlich von Taitung, bargen Arbeiter 1980 mehrere Sarkophage aus der Erde. Dieser Fund war der Anfang eines acht Jahre währenden Projekts, das zum Erhalt der Beinan-Kultur beitragen sollte. Die Beinan waren ein Volk von Bauern und Jägern, die dort vor mehr als 5.000 Jahren lebten.

Die Töpferwaren, steinernen Utensilien, Jadegegenstände, Särge und Skelette, die an der Ausgrabungsstätte gefunden wurden, werden heute im Kulturzentrum des Landkreises Taitung aufbewahrt. Das Nationalmuseum für prähistorische Kultur Taiwans bei Peinan stellt in einem Freilichtmuseum größere und in einem Innenbereich kleinere Stücke aus.

Heiße Quellen

Jahrhundertelang kamen betagte Ureinwohner im Winter in das Tal am Unterlauf des Zhiben nahe Taitung im südlichen Teil der Ostküste, um in den Sand am Flussufer flache Löcher zu graben, die sich alsbald mit heißem Wasser füllten, das dort aus der Erde sprudelt. Die alten Leute legten sich dann in diese improvisierten Badewannen, um Schmerzen zu lindern.

Chinesische Einwanderer entdeckten bereits vor langer Zeit die Vorzüge des Tals, welches heute ringsum von Papaya-, Bananen- und Betelnussplantagen umgeben ist, und erschlossen das Erholungsgebiet der Thermalquellen von Zhiben. Sehenswürdigkeiten sind der „Weißjade-Wasserfall“ und der Chingchueh-Tempel, in dem ein Bronze- und ein Jadebuddha zu sehen sind.

Daneben gibt es in fast allen Gebirgsregionen Taiwans weitere heiße Quellen, unter anderem im Yangmingshan-Nationalpark und in der Tarokoschlucht.

Nationalparks

Erst als die Bevölkerungsdichte auf Taiwan bereits sehr hoch war, begann die Regierung mit der Einrichtung von Nationalparks. Das Nationalparkprogramm begann 1984, als an der Südspitze der Insel der Kenting-Nationalpark gegründet wurde. 1985 und 1986 folgten die Nationalparks Yu Shan in Zentraltaiwan, Yangmingshan im Norden und Taroko im Osten der Insel. 1992 kam dann in Nordmitteltaiwan der Sheiba Nationalpark hinzu. Heute stehen 8,4 % der Landfläche unter Naturschutz.

Kenting-Nationalpark

Der Kenting-Nationalpark bedeckt die Südspitze Taiwans und damit auch den einzigen tropischen Küstenstreifen der Insel. An drei Seiten ist der Park von Wasser umgeben: Im Osten vom Pazifik, im Süden vom Bashikanal (Luzonstraße) und im Westen von der Taiwanstraße. Die Fläche des Parks umfasst über 177 km² Land und 149 km² Ozean. Besonders bekannt ist der Kenting-Nationalpark für seine Korallenriffe, natürliche Monsunwälder und tropische Regenwälder.

Yangmingshan-Nationalpark

Die vielen heißen Quellen am Berg Yangming belegen Taiwans vulkanischen Ursprung und sind Teil des Yangmingshan-Nationalparks nördlich der Hauptstadt Taipei. Von Februar bis April blühen hier Azaleen und Kirschblüten. Während dieser Zeit ist der Park ein beliebtes Ausflugsziel. Bereichert wird das Farbenspiel durch die zahlreichen Vogel- und Schmetterlingsarten.

Taroko-Schlucht

Die tief eingeschnittene Taroko-Schlucht entstand durch einen Fluss, der sich durch die Kalk- und Granitberge hindurchgearbeitet hat. Eine in den Fels gehauene Straße schlängelt sich durch mehrere hundert Meter hohe, steil aufragende bewaldete Berge, während viele Meter weiter unten der Fluss an Kalkfelsen vorbeifließt. Hier und da klammern sich Pavillons, Pagoden oder Tempel an die in Nebel gehüllten Berghänge, an anderen Stellen schießen Wasserfälle aus Gesteinsspalten heraus und stürzen steile Felswände hinab.

Sheiba-Nationalpark

Im Südosten der Stadt Hsinchu erheben sich im zentralen Bergmassiv zwei mächtige Gipfel, der Xueshan und der Dabajianberg. Sie sind das Herz des Sheiba-Nationalparks. Der größte Teil des Parks ist nicht bebaut. Die Bergflüsse sind sauber und große Flächen sind vom Urwald bedeckt. Wie der Yushan-Nationalpark und der Taroko-Nationalpark dient auch Sheiba Taiwans vierbeinigen Säugetieren und zweibeinigen Rucksackträgern als Zufluchtsort.

Museen

Auf Taiwan gibt es mehr als 400 Museen, vom weltweit bekannten „Nationalen Palastmuseum“ bis hin zu kleinen Lokalmuseen. Die meisten von ihnen wurden innerhalb der letzten 30 Jahre aufgrund des „Taiwan-Wunders“ gegründet. Die „Chinese Association of Museums“ (Chinesischer Museumsverein) hat mehr als 18 verschieden Themen der Museen festgestellt, welche bildende Kunst, moderne und zeitgenössische Kunst, Geschichte, Archäologie, Anthropologie, Naturwissenschaften, Technik, Kunsthandwerk, Industrie, Gedenkhallen, Theater, Literatur, Musik und mehr einschließen.

Die meisten Museen sind in Taipei, Taichung und Kaohsiung angesiedelt, doch strebt man an, auch in anderen Städten oder Landkreisen Museen zu eröffnen, wie in Tainan, Taitung und Pingtung. Alle gehören dem „Social Education Act“ (Soziale Erziehungs Verein) an, welcher sie als soziale und kulturelle Institution definiert, und sind vom Kulturministerium abhängig.

Das Nationale Palastmuseum

Taipeis faszinierendes Nationales Palastmuseum beherbergt die weltweit größte Sammlung chinesischer Kunstwerke von unschätzbarem Wert, die die 5.000 jährige Geschichte Chinas umspannt. Die meisten der 620.000 Objekte waren Teil der kaiserlichen Sammlung, mit der in der frühen Song-Zeit vor über 1.000 Jahren begonnen wurde. Nur die besten Stücke aus der kaiserlichen Sammlung werden hier bewahrt. Selbst so ist dieser Schatz noch bei weitem zu umfangreich, um auf einmal ausgestellt werden zu können. Viele der besonders geschätzten Stücke werden permanent gezeigt. Der Großteil der Sammlung von Jade, Porzellanwaren, Gemälden und Bronzen wird jedoch regelmäßig ausgetauscht.

Es ist das einzige Museum, das nicht dem „Social Education Act“ (Soziale Erziehungs Verein) unterstellt ist, sondern dessen Direktor Mitglied der Regierung ist und direkt dem Premierminister untersteht.

Das Nationale Geschichtsmuseum

Das Nationale Geschichtsmuseum, an einer Ecke des Botanischen Gartens gelegen, verfügt über eine einmalige Sammlung historischer Stücke von unsagbarem Wert.

Museum für moderne Kunst

In den 24 Ausstellungsräumen des Museums für moderne Kunst werden Werke der modernen Kunst vorgestellt. Eine Reihe privater Galerien, von denen viele im Taipeier Stadtviertel Dinghao dicht beieinander liegen, sind auf die unterschiedlichsten Malereien im chinesischen und westlichen Stil spezialisiert.

Chronologie der Museen

Quelle: „Museums of Taiwan“ des Kulturministeriums der Republik China[11]

1915 Unter der japanischen Herrschaft wurde das erste Museum, das „Nationale Geschichtsmuseum“ gegründet.

1953 Mit dem Verein „Social Education Act“ (Soziale Erziehungs Verein) wurden Museen als soziale Erziehungseinrichtungen definiert und vom „Ministerium für Erziehung“ verwaltet.

1964 Eine antike Kollektion chinesischer Kaiser wurde der Öffentlichkeit zur Besichtigung bereitgestellt, als das „Nationale Geschichtsmuseum“ eröffnet wurde.

1977 Mit der 12. Kulturreform wurde entschieden, dass jede Stadt- und Landkreisregierung ein Kulturzentrum bauen solle. Dies konnten Büchereien, Museen oder Konzertsäle sein.

1983 Eröffnung des Städtischen Kunstmuseums Taipeh, des ersten taiwanischen Museums, das sich umfassend junger, moderner Kunst der Insel widmet.

1990 Gründung der „Chinese Association of Museums“ (Chinesischer Museumsverein) mit Verbindungen zu nationalen und internationalen Museen.

1994 Öffnung des „Shung Ye Museums“, welches von den taiwanischen Ureinwohner-Stiftung „Shung Ye Foundation“ initiiert worden ist.

2001 Der „Culture and Arts Reward Act“ (Kultur und Kunst Vergütungsstiftung) autorisiert die „National Culture and Arts Foundation“ (Nationale Kultur und Kunst Stiftung), eine vom „Kulturministerium“ (Council for Cultural Affairs) verwaltete Stiftung, zur Vergabe von Fördermitteln.

2002 Das Kulturministerium gründet den „Local Cultural Centre Development Plan“ (Entwicklungsplan für lokale Kulturzentren) , welcher kleine Museen weiter fördern soll.

Bekannte Persönlichkeiten

Siehe auch

 Portal:Taiwan – Weitere Informationen zu Taiwan

Literaturverzeichnis

  • James Wheeler Davidson: The Island of Formosa. Past and Present. History, people, resources, and commercial prospects. Tea, camphor, sugar, gold, coal, sulphur, economical plants, and other production. London / New York 1903 (Online bei Internet Archive)
  • Oskar Weggel: Geschichte Taiwans. Vom 17. Jahrhundert bis heute. Edition global, München 2007, ISBN 3-922667-08-2 (1. Auflage: Böhlau, 1991, ISBN 3-412-02891-6)
  • NTU: Flora of Taiwan Volume 1, 2. Auflage, 1994, ISBN 957-9019-52-5, Online Ausgabe
  • NTU: Flora of Taiwan Volume 2, 2. Auflage, 1996, Online Ausgabe: Fotokopie/pdf
  • NTU: Flora of Taiwan Volume 3, 2. Auflage, 1993, Online Ausgabe: Fotokopie
  • NTU: Flora of Taiwan Volume 4, 2. Auflage, 1998, Online Ausgabe: Fotokopie
  • NTU: Flora of Taiwan Volume 5, 2. Auflage, 2000, Online Ausgabe: Fotokopie
  • NTU: Flora of Taiwan Volume 6, 2. Auflage, 2003, Online Ausgabe: pdf

Einzelnachweise

  1. Chao, Kang & Johnson, Marshall (2000). Nationalist Social Sciences and the Fabrication of Subimperial Subjects in Taiwan, 1. Auflage, Band 8, 167 Seiten
  2. Amphibiaweb.org
  3. Reptilien Taiwans in der The Reptile Database, Stand vom 17. Jan 2016
  4. Water Quality, www.sinica.edu.tw/, abgerufen am 7. November 2007
  5. CO2-Emissionen sollen bis 2025 auf das Niveau von 2000 reduziert werden, Radio Taiwan International, 21. Dezember 2007
  6. Gov't officially recognizes two more aboriginal tribes, The China Post, 27. Juni 2014
  7. Statistics show Aboriginal population increased by 33 percent in past 10 years, Taipei Times, 5. März 2011
  8. Taiwan: Theological Shamanism Lardenois (PDF; 113 kB).
  9. Japanisch beliebteste 2. Fremdsprache, Radio Taiwan International, 30. Oktober 2007
  10. Channel News Asia, 10. Juli 2014
  11. Museums of Taiwan: Chronological Landmarks, Letzter Zugriff am 19. Dezember 2007 (Englisch)

Weblinks

Wiktionary: Taiwan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: 台灣 – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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Dieser Artikel wurde am 16. Januar 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.
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