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Wiglaf Droste

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Wiglaf Droste auf der lit.Cologne 2008

Wiglaf Droste (* 27. Juni 1961 in Herford; † 15. Mai 2019 in Pottenstein) war ein deutscher Autor und Sänger, der vor allem als Satiriker bekannt wurde.

Leben

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Wiglaf Droste in Potsdam (2006) vor einem Gemälde von Johannes Grützke

Wiglaf Droste ging nach dem Besuch des Gymnasiums 1983 von Westfalen nach Berlin. Ein Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaften brach er nach fünf Wochen ab und arbeitete bis 1985 in diversen Aushilfsjobs. Anschließend schrieb er Beiträge für das Spandauer Volksblatt, das Berliner Stadtmagazin tip und die taz. 1987 arbeitete er für kurze Zeit in einer Düsseldorfer Werbeagentur. Wieder zurück in Berlin war er bis Mitte 1988 als Redakteur der taz-Medienseite tätig, ab den 1990ern bis 2006 dann als freier Mitarbeiter für deren Satire-Seite die Wahrheit.

1989 trat Droste mit Kommunikaze erstmals als Buchautor in Erscheinung. Zudem verfasste er Beiträge für den WDR, unter anderem im Kritischen Tagebuch und für das Digitale Logbuch im Deutschlandfunk.[1] Von 1989 bis 1991 war er Redakteur des Satiremagazins Titanic, er gründete 1989 die Höhnende Wochenschau sowie 1991, zusammen mit Michael Stein, das „Benno-Ohnesorg-Theater“.

Ab 1989 unternahm er Lesereisen und wurde dabei mehrfach von der Thüringer Punk-Rock-Band „Geile Götter“ begleitet. Ab 2000 (CD für immer) trat er als Sänger mit der Chanson-Jazz-Band Spardosen-Terzett auf. Ab 1994 schrieb er Beiträge für die Tageszeitung junge Welt, ab Januar 2011 hatte er dort eine tägliche Kolumne.[2] Von 2000 bis 2009 schrieb er auch für den Berliner Tagesspiegel.[3]

Von 1999 bis 2013 gab Droste mit seinem Freund Vincent Klink die kulinarische Vierteljahreszeitschrift Häuptling Eigener Herd heraus.[4] Mit Klink und dem Zeichner Nikolaus Heidelbach verfasste er 2006 ein humoristisches Buch zum Thema Wurst. Es folgten gemeinsame Werke zu den Themen Weihnachten (2007) und Wein (2008). Darüber hinaus übernahm er bei Heidelbachs Ausstellungen zu diesem Thema Wurst, Wein, Weihnachten Bild – ein buntes Gemüse die Rolle als Vorleser, so zum Beispiel im Caricatura Museum in Frankfurt.[5]

Droste gab nur selten Interviews. 2002 wünschte er sich, dass über ihn „nichts in der Zeitung steht“ und er „irgendwann nicht mehr als öffentliche Figur auftaucht“.[6] Im Frühjahr 2009 erhielt Droste das fünfmonatige Stipendium Stadtschreiber zu Rheinsberg und übernahm dessen Wohnung und Amt ebendort.[7][8]

Ab 2006 lebte er vorwiegend in Leipzig, bevor er ins ländliche Oberfranken umzog.[7] Wiglaf Droste starb am 15. Mai 2019 im Alter von 57 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in Pottenstein (Franken).[9][2]

Rezeption und Kritik

Droste verstand sich als satirischer Polemiker, was häufig zu Konflikten führte. So wurde ihm als taz-Redakteur die Verantwortlichkeit für die Medienseite entzogen, nachdem in der Ausgabe zum Frauentag am 8. März 1988 ein groß aufgemachter Beitrag (Der Fotofix-Fick) auf der Seite erschienen war, der mit einer in eine Vagina gestopften Banane illustriert war. Droste beendete bald darauf seine Tätigkeit als fester Mitarbeiter der taz, war ihr jedoch später wieder als freier Mitarbeiter verbunden. So schrieb er ab Anfang der 1990er eine freitägliche Kolumne auf deren Satire-Seite »die Wahrheit«.

Ende 2006 trennte sich Droste dann von der taz wegen eines Artikels über die Gesellschaft für deutsche Sprache,[10] der von Redakteur Michael Ringel abgelehnt wurde.[11] Ringel sah darin taz-Interna angedeutet und empfahl ihm nachträglich einen Psychiater.[11] Seit dem Ausscheiden als freier Mitarbeiter veröffentlichte Droste regelmäßig in der jungen Welt.

In seinem gemeinsam mit Gerhard Henschel verfassten satirischen Krimi Der Barbier von Bebra (1996) ließ er sich über die ehemaligen DDR-Bürgerrechtler und den Umgang mit religiösen Gefühlen aus. Die Satire wurde in der taz als Fortsetzungsroman vorabgedruckt. Darin fallen unter anderem auch Wolfgang Thierse, Rainer Eppelmann und Jürgen Fuchs einem Serienmörder zum Opfer. Es kam zu einem Eklat, als die Politiker Konrad Weiß und Vera Lengsfeld Droste „literarische Anleitungen zum Mord an Andersdenkenden“ unterstellten[12][13] und in der Wochenzeitung Welt am Sonntag zum Boykott der Zeitung aufriefen.[13][14] Die taz unterstützte Droste und fand Sympathie unter anderem bei der Berliner Zeitung.[15]

Drostes Lesungen wurden Mitte der 1990er aufgrund von Sexismusvorwürfen von Feministinnen und Autonomen gestört. Er hatte sich in verschiedenen Beiträgen, z. B. der Kurzgeschichte Der Schokoladenonkel bei der Arbeit, über Aktivistinnen von Projekten zum Thema sexueller Missbrauch von Kindern lustig gemacht (siehe Montessori-Prozess).

Seine Kritiker gestanden ihm selbst einen „formvollendeten“ Wortwitz zu, der ihm zur satirischen Zuspitzung und Polarisierung seiner Themen diente. Der SZ-Essayist Willi Winkler ging sogar so weit, Wiglaf Droste wegen seines „Garantiert-ins-Schwarze“-Treffens als „den Tucholsky unserer Tage“ auszumachen.[16]

Auszeichnungen

Im September 2013 wurde Wiglaf Droste mit dem „Nieheimer Schuhu“, dem Peter-Hille-Literaturpreis, ausgezeichnet, einem regionalen Literaturpreis, der von der Peter-Hille-Gesellschaft im Turnus von drei Jahren an Autoren verliehen wird, deren Werk einen besonderen Bezug zu dem Schriftsteller Peter Hille und Westfalen aufweist.

Werke

Schriften

Herausgeber

Tonträger

  • Grönemeyer kann nicht tanzen, (zusammen mit Bela B.) Weserlabel 1989, 7″-Vinylsingle
  • Wiglaf Droste – seine schönsten Erfolge. Bremen 1993 (CD)
  • Die schweren Jahre ab Dreiunddreißig. als Gast: Funny van Dannen 1995 (CD)
  • Wieso heißen plötzlich alle Oliver? 1996 (CD)
  • Mariscos y maricones. Zürich 1999 (CD)
  • für immer. München 2000 (CD)
  • Das Paradies ist keine evangelische Autobahnkirche. 2001 (2 CDs)
  • Voltaire: Candide. München 2002 (3 CDs)
  • Wolken ziehn. Bochum 2002 (CD)
  • Das große IchundDu. München 2003 (CD)
  • Ich schulde einem Lokführer eine Geburt. 2003 (CD)
  • Der Bär auf dem Försterball. Hacks und Anverwandtes. Mit Bernstein, Droste, Wieland und Musik von Petrowsky, 2004 (CD)
  • Westfalian Alien. 2005 (CD)
  • Wiglaf Droste und das Spardosen-Terzett: Peter Hacks: Seit du da bist auf der Welt – Liebeslieder. Kein & Aber Records, Zürich 2008, ISBN 978-3-0369-1406-0.
  • Am Nebentisch belauscht. Kunstmann, München 2009 (CD)
  • Im Sparadies der Friseure. WortArt, Köln 2010.
  • Meine ostdeutschen Adoptiveltern und ihr missratener Sohn aus dem Westen. Mit Uschi Brüning und Ernst-Ludwig Petrowsky, Buschfunk, Berlin 2011.
  • Wiglaf Droste, Renate Kampmann: Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv, WortArt, Köln, 2014, ISBN 978-3-8371-2541-2

Literatur

Filme

Weblinks

 Commons: Wiglaf Droste – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Siehe z. B. Der infrarote Korsar. In: Forschung Aktuell, 2004: „Ich konnte es noch nie ausstehen, wenn Männer sich in der Öffentlichkeit in den Schritt fassen und dort herumzuppeln oder -kratzen. Der Griff ans Gemächt ist unzivilisiert und ein echter Abschiebegrund für Aus- wie Inländer.“
  2. 2,0 2,1 Schriftsteller und Sänger Wiglaf Droste im Alter von 57 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in Pottenstein (Franken) verstorben junge Welt, Presseerklärung vom 16. Mai 2019, abgerufen am 16. Mai 2019
  3. Zum Tod des Autors – Wiglaf Droste über Berliner Straßenköter, tagesspiegel.de, erschienen und abgerufen am 16. Mai 2019 (Nachdruck eines Texts von Droste vom 11. November 2011).
  4. „Häuptling eigener Herd“ (Memento vom 7. März 2008 im Internet Archive)
  5. Wiglaf Droste und buntes Gemüse. frankfurter-blog.de, 9. Juli 2012
  6. Frank Lorentz: Bodenständiger Alien. In: Die Welt. 22. Juni 2003, Interview mit Droste
  7. 7,0 7,1 „Ich habe vieles zum ersten Mal getan“ Der Satiriker über seine Erlebnisse als Stadtschreiber in Rheinsberg. Deutschlandradio Kultur vom 16. Juli 2009
  8. Stephanie Gerlich: Wiglaf Droste: „Wenn dich wer fragt nach Soll und Sinn / dann hörst du besser gar nicht hin.“ (Memento vom 23. Dezember 2009 im Internet Archive) unser-luebeck.de (Stadtmagazin), 12. Dezember 2009
  9. D. T. S. Nachrichtenagentur: Autor und Sänger Wiglaf Droste gestorben. 16. Mai 2019, abgerufen am 16. Mai 2019.
  10. Wiglaf Droste: Trittbrettficker. Gegen das Ausweichgerede: Das Wort des Jahres. (Memento vom 25. Februar 2007 im Internet Archive) In: junge Welt. 27. Dezember 2006.
  11. 11,0 11,1 Jörg Schröder, Barbara Kalender: Wiglaf Droste zum Zweiten. In: taz. 13. Februar 2007.
  12. Liane von Billerbeck: Der Barbier von Bebra – Vera Lengsfeld contra taz. In: Berliner Zeitung. 16. August 1996, S. 3.
  13. 13,0 13,1 Jörg Lau: Aufruf zum Boykott der taz. Was darf der „Barbier von Bebra“? In: Die tageszeitung, 15. August 1996, S. 3
    „Soll den Helden des taz-Sommerromans das Morden verboten werden? Zwei BürgerrechtlerInnen sehen die Serie als ‚literarische Anleitung zum Mord an Andersdenkenden‘.“
  14. Burkhard Scherer: Die müden Arnold-Hau-Degen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 13. März 2001
  15. Peter Laudenbach: Die Mordlust ist überparteilich. In: Berliner Zeitung, 28. August 1996, S. 34.
  16. Wiglaf Droste „der Tucholsky unserer Tage“, zitiert nach Buchbeschreibung in der SZ-Mediathek (Memento vom 27. Februar 2007 im Internet Archive)
  17. Komische Gedichte als Waffe. Deutschlandradio, 15. Juli 2005
  18. goettinger-tageblatt.de: „Göttinger Elch“ für Knorr und Droste
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