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Amor als Sieger
Amor als Sieger |
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Caravaggio, 1602 |
Öl auf Leinwand, 156 cm × 113 cm |
Staatliche Museen zu Berlin
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Amor als Sieger ist ein Gemälde des italienischen Barockmalers Caravaggio. Das 156 x 113 cm messende Ölbild auf Leinwand entstand 1602 und befindet sich seit 1815 in den Staatlichen Museen zu Berlin. Ein lateinischer Alternativtitel ist Amor vincit omnia.
Inhalt und Technik
Ein nackter, dunkel geflügelter Amor in Gestalt eines halbwüchsigen Jünglings sitzt auf einem, von einem Tischtuch größtenteils verhüllten, Himmelsglobus. Rechts und links, sowie ihm zu Füßen, liegen Musikinstrumente und ein Notenheft, Zirkel und Winkel, ein Kronreif, ein Stab, eine purpurne Draperie, ein Buch mit Federkiel, ein Lorbeerkranz und Teile einer Rüstung. In der rechten Hand hält er einen Bogen und zwei Pfeile: einen roten (eigentlich goldenen), der die Liebe hervorruft und einen schwarzen (bleiernen), der sie zum Erlöschen bringt.[1] Sein Kopf ist nach links geneigt. Die Pose wirkt instabil: Er stützt die Zehenspitzen des rechten Fußes auf den Boden, während er sein linkes Bein auf den hüfthohen Tisch anwinkelt. Die Beine sind so weit gespreizt, dass sogar der Schritt sichtbar wird. Die linke Hand ist auf den Rücken gedreht – die schmutzigen Zehennägel sind dagegen ein typisches realistisches Detail.
Der Künstler verwendet gebündeltes Licht und kontrastreiches Helldunkel und lässt so sein Motiv besonders plastisch erscheinen. Es dominieren halbbunte Farben wie Braun, Oliv und Caput mortuum (violettstichiges Rot) mit Verbindungen zu Rot, Gelb und Blau.[1]
Deutung und Geschichte
Die Darstellung des siegreichen Amors hat ihren Ursprung im Triumph des Eros über den Pan. Der Name Pan steht in überlieferter Deutung für „All“, „alles“. Liebe besiegt also alles, wie auch der Alternativtitel Amor vincit omnia sagt. Die Sehne des Bogens ist gerissen – die Waffe hat ihren Zweck erfüllt. Der überwundene Pan wird durch die Symbole der weltlichen Macht, der Kunst und der Wissenschaft vertreten. Dadurch wird die Botschaft der Allmacht der Liebe zeitloser und leichter verständlich. Amors Sitz ist ein Himmelsglobus – sein Sieg reicht also über das Irdische hinaus. Die provozierende Nacktheit ist jedoch nicht göttlich, sondern bleibt rein auf das Modell bezogen. Auch dies ist eine Verdinglichung, ebenso wie die Gegenstände die Pan ersetzen.[1]
Joachim von Sandrart beschrieb das Bild 1675 in seiner Teutschen Academie. Von ihm stammt die Einschätzung des Alters auf ungefähr zwölf Jahre. Sandrart berichtet, dass das Bild auf seinen Rat hin bei einer Gemäldeschau mit grünem Samt verhüllt und erst am Ende, als alle anderen Gemälde betrachtet waren, freigegeben wurde: … weil es sonsten alle andere Raritäten unansehentlich gemacht/ so daß es mit guten Fug eine Verfinsterung aller Gemälden mag genennet werden [...][2]
Der lateinische Titel geht auf eine Ekloge des Vergil zurück: Omnia vincit amor: et nos cedamus Amori. Nach der Übersetzung Michael von Albrechts: Alles besiegt Amor; so wollen denn auch wir uns Amor fügen! (Eclogen 10,69, Bucolica)[3]
Auftraggeber war Vincenzo (Marchese) Giustiniani.[4] Das Bild gelangte 1815 nach der Auflösung der Sammlung Giustiniani nach Berlin.[1]
Reaktionen
„Himmlischer Amor“ von Giovanni Baglione
In einem Gegenstück von Giovanni Baglione ertappt der „himmlische Amor“, den „irdischen Amor“ mit einem Dämon. Der gerüstete Angreifer erscheint wie ein Erzengel und hält in der rechten Hand ein rot glühendes Strahlenbündel. Der irdische Amor hält in der linken Hand zerbrochene Pfeile und fasst mit der rechten Hand seinen Bogen. Er wendet sein Gesäß zum Betrachter und hält in dessen Nähe die Pfeile. Dies weist auf Homosexualität.[5]
Debatte im 21. Jahrhundert
Im Zuge der durch die Edathy-Affäre angestoßenen Diskussion über Kinderpornographie geriet das Gemälde in die Kritik. In einem Offenen Brief an die Berliner Gemäldegalerie wurde die Darstellung des Knaben aufgrund der Obszönität der Szene und dem Alter des Modells als anstößig verurteilt und die Forderung laut, dem Bild seine öffentlichkeitswirksame Position zu entziehen.[6] Museumsdirektor Prof. Bernd Lindemann wies die Vorwürfe unter Berufung auf die Kunstfreiheit entschieden zurück und bezeichnete die angemeldeten Forderungen als absurd.[7] In einem Kommentar für das Online-Magazin Telepolis betrachtete Bettina Hammer die Forderungen wiederum als eine logische Konsequenz aus der aktuellen Debatte.[8]
Siehe auch
- Omnia vincit amor (lateinischer Wahlspruch)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Andreas Prater: Licht und Farbe bei Caravaggio. Studien zur Aesthetik und Ikonologie des Helldunkels. Franz Steiner Verlag 1992 ISBN 978-3-515-05441-6 S. 149 ff.
- ↑ Sandrart.net: Die Teutsche Academie im Volltext. S. 404 (aufgerufen am 6. März 2014)
- ↑ P: Vergilius Maro: Bucolica – Hirtengedichte. Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2008. Lateinisch/Deutsch, Übersetzung von Michael von Albrecht S. 89 ISBN 978-3-15-018133-1. Zum Vergleich die Übersetzung von Johann Heinrich Voß: Liebe besinget die Welt; auch uns laßt weichen der Liebe! (Vers 69, Projekt Gutenberg)
- ↑ SMB-digital. Online-Datenbank der Sammlungen aufgerufen am 6. März 2014
- ↑ Victoria von Flemming: Der Sieg der Knaben oder von freiwilliger und unfreiwilliger Knechtschaft in: Mechthild Fend und Marianne Koos (Hg.) Männlichkeit im Blick. Visuelle Inszenierungen in der Kunst seit der Frühen Neuzeit, Böhlau Verlag ISBN 978-3-412-07204-9 S. 114
- ↑ Caravaggios "Amor als Sieger" soll ins Depot (Artikel Berliner Zeitung vom 28. Februar 2014) Angesehen am 3. März 2014
- ↑ Zu aufreizend für Berlins Sittenwächter (Kommentar Berliner Zeitung vom 3. März 2014) Angesehen am 4. März 2014
- ↑ Amor, Amor, Amor... soll nicht nackt und jung sein (Kommentar Telepolis-Magazin vom 5. März 2014) Angesehen am 11. März 2014
Weblinks
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Amor als Sieger aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |