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Anrufung

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Unter Anrufung wird eine Bitte um Hilfe an eine höhergestellte, heilige oder göttliche Person verstanden. Appelle im erstgenannten Sinn waren von der Antike bis in die frühe Neuzeit häufig und richteten sich z.B. an Herrscher, Statthalter oder die Gerichtsbarkeit. Am Anfang epischer und hymnischer Gedichte steht oft eine Anrufung der Muse.

Im Christentum war das Anrufen von Heiligen schon in den ersten Jahrhunderten üblich, wurde aber deutlich vom Gebet unterschieden, das sich nur an Gott selbst richten kann. Der Unterschied zwischen der Verehrung von Heiligen (als Vorbilder für gelungenes Leben) und ihrer Anrufung zu Fürsprechern vor Gott kann in manchen Fällen verschwimmen und wird in den einzelnen Konfessionen differenziert gesehen. Die römisch-katholische und anglikanische Tradition kennt beide Aspekte, während Protestanten die Heiligen zwar als Vorbild schätzen, aber ihre Anrufung skeptisch betrachten.

Als eigentliches Gebet oder als religiöse Meditation ist jedoch die Anrufung göttlicher Namen zu sehen, die eine Vergegenwärtigung Gottes, seine Anbetung oder die spirituelle Annäherung an eine Gottheit zum Ziel hat. Im Christentum ist hier das Namensgebet - insbesondere das Jesusgebet zu nennen, in östlichen Religionen das Rezitieren von Mantren oder die Gebetsübung des Nianfo.

In manchen früheren Kulturen waren auch Anrufungen des Geistes von Verstorbenen üblich, etwa bei Ahnenkulten und in Kriegs- oder Notzeiten, bei Begräbnissen oder in der Trauerzeit. Auch in der Erinnerungskultur konnte (und kann) sie ihren Platz haben, etwa beim Gedenken an Gefallene, die nicht in der Heimat bestatten werden konnten, oder bei der Errichtung eines Ehrenmals oder eines Kenotaphs.

In der marxistischen Theorie des französischen Philosophen Louis Althusser, insbesondere in seinem Essay Ideologie und ideologische Staatsapparate, ist die Anrufung der Mechanismus, über den Ideologien ihre Funktionen ausüben.

Siehe auch

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