Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Antisemitische Ausschreitungen in Amsterdam im November 2024
Antisemitische Ausschreitungen in Amsterdam im November 2024 ereigneten sich am 6. und 7. November in Amsterdam im Zusammenhang mit dem Fußballspiel der UEFA Europa League 2024/25 des israelischen Vereins Maccabi Tel Aviv und des niederländischen Vereins AFC Ajax.[1] Die Stimmung hatte sich aufgeheizt, nachdem am 6. und am 7. November vor dem Spiel Anhänger von Maccabi Tel Aviv anti-palästinensische und rassistische Parolen skandiert und Personen attackiert hatten.[2][3][4][5] In pro-palästinensischen Chatgruppen wurde daraufhin für gewaltsame Gegenaktionen plädiert. Nach dem Spiel am Abend des 7. November verübten gewaltbereite Fans von Maccabi Tel Aviv erneut Gewalttaten, während zeitgleich pro-palästinensische Akteure israelische Fans an verschiedenen Orten in der Stadt überfielen und angriffen.[1] Nach Polizeiangaben hatten die pro-palästinensischen Angreifer „gezielt nach israelischen Anhängern gesucht, um sie anzugreifen und zu verletzen“.[6]
Die Polizei nahm 62 Personen fest, darunter 49 in den Niederlanden wohnhafte Menschen und zehn Israelis.[1][5][7] Fünf Personen wurden im Krankenhaus behandelt und dann wieder entlassen.[8] 20 bis 30 weitere erlitten leichte Verletzungen.[9]
Die Amsterdamer Stadtverwaltung bewertete die Ausschreitungen rückblickend als „giftige Mischung aus Antisemitismus, Hooliganverhalten und Wut über den Krieg in Palästina, Israel und anderen Ländern im Nahen Osten“, wobei sie „die antisemitischen Motive“ der pro-palästinensischen Angreifer und das „provokative und gewalttätige Verhalten“ von israelischen Maccabi-Hooligans gleichermaßen hervorhob.[5]
Europäische und israelische Politiker und Medien sowie niederländische Behörden bewerten die Angriffe vom 7. November auf die israelischen Fans als „antisemitisch“ und bezeichneten sie vereinzelt als „Pogrom“. Die israelischen Fans kehrten teils mit Sonderflügen nach Israel zurück; in der Nacht zum 11. November kam es erneut zu Ausschreitungen durch pro-palästinensische Akteure.[10]
Hintergrund
Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und während des Kriegs in Israel und Gaza gab es einen signifikanten Anstieg antisemitischer Vorfälle weltweit, auch in den Niederlanden.[11] Einige Monate vor den Angriffen berichtete auch die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte von einem Anstieg antisemitischer Angriffe in Europa.[12]
Verlauf
Tage zuvor
Die Stadt Amsterdam bereitete sich mit rund 800 Polizisten auf mögliche Auseinandersetzungen rund um das Fußballspiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv vor.[13] Am Samstag, dem 2. November, wurde in Amsterdam ein pro-palästinensischer Demonstrant von Anhängern von Ajax Amsterdam zusammengeschlagen, als er gegen die Ankunft von Maccabi Tel Aviv demonstrierte.[13] Die Zeitung De Volkskrant berichtete von pro-palästinensischen Chatgruppen, in denen dazu aufgerufen wurde, wegen der „israelischen Hooligans“ in der Woche keine palästinensischen Erkennungszeichen zu tragen und lieber zu Hause zu bleiben.[13][2] „Seid ihr körperlich und geistig darauf vorbereitet, es mit einer Menge Hooligans aufzunehmen?“, hieß es in einem oft geteilten Eintrag.[2] Wer daheim bleibe, sei kein weniger guter Aktivist.[13][2] Eine propalästinensische Gruppe forderte, das Spiel abzusagen, da Maccabi Israels Sicherheitskräften nahestehe.[13][14]
Mittwoch, 6. November
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag versammelten sich dutzende Maccabi-Fans vor der Villa Mokum, einem besetzten Gebäude am Rokin, an dem mehrere palästinensische Flaggen hingen.[13][15] Aus der Gruppe wurden Steine auf die Fenster geworfen,[15] das Gebäude schließlich erklommen und die Fahnen heruntergerissen.[15] Ein Anwohner berichtete, dass die Fans versucht hätten, das Gebäude zu stürmen, gegen die Tür getreten hätten, Enthauptungsgesten gemacht hätten und „Wir werden euch töten und zurückkommen“ gerufen hätten.[15] Ein Video hielt fest, wie die Fahne heruntergerissen und von den Fans mit „Fuck you, Palestine“ quittiert wurde.[2] Ebenso wurde ein Taxi von den Fans angegriffen und zerstört.[2][16] Ein weiteres Video dokumentierte, wie ein Mann mit einer Eisenkette auf ein Auto einschlug, woraufhin der Fahrer auf Arabisch schimpfte und eilends davon fuhr; dabei soll es sich um den Übergriff auf ein Taxi handeln.[2]
Der Übergriff auf das Taxi führte zu einer ersten Eskalation[7][13][2] und einem Online-Aufruf.[7][17] Mehrere wohl arabische Autofahrer in der Umgebung verfolgten daraufhin Maccabi-Anhänger, die zum Holland-Casino liefen, wo sich insgesamt 400 Fans aufhielten.[7][2] Die Polizei eskortierte die Fans sicher aus dem Casino.[2] Bei einem gewaltsamen Zwischenfall wurde ein Maccabi-Fan in die Gracht gestoßen.[14] Um drei Uhr nachts in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sei dann Ruhe eingekehrt.[2]
Donnerstag, 7. November
Ausgangslage aus Sicht der Behörden
Nach Polizeiangaben war die Lage am Donnerstagmorgen in einigen Teilen des Stadtzentrums „unruhig“.[15] Beamte äußerten Bedenken „wegen der Aggressivität der Maccabi-Anhänger“.[7] Die Amsterdamer Stadtverwaltung erwog das Spiel am Donnerstagmorgen abzusagen,[7] entschied sich jedoch stattdessen das Stadion frühzeitig zu öffnen und die israelischen Fans dorthin zu lenken, anstatt sie im Stadtzentrum zu belassen.[7] In Erwartung von Zusammenstößen zwischen Fans untersagte Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema zunächst pro-palästinensische Demonstrationen im Stadtzentrum von Amsterdam.[18] Bürgermeisterin Femke Halsema erklärte am Donnerstagabend vor dem Spiel bei einer Pressekonferenz, sie habe sich „wochenlang“ auf dieses Spiel vorbereitet und den Nationalen Koordinator für Terrorismusbekämpfung und Sicherheit (NCTV) kontaktiert.[15] Laut Halsema sah er damals keine konkrete Bedrohung, riet jedoch zur Vorsorge.[15]
Pro-palästinensische Mobilisierung
Im Laufe des Tages wurden in pro-palästinensischen Chatgruppen widersprüchliche Meinungen zum bevorstehenden Spiel geteilt.[13] Manche Stimmen warnten eindringlich, zum Stadion zu gehen und vor Eskalation,[13] andere heizten die Stimmung an[13] und riefen offen zur Gewalt auf.[13][14] Laut der Zeitung De Telegraaf war in den Telegram-Chats auch von „Judenjagd“ die Rede.[19] Nach anderen Berichten wurde auf Telegram zu Attacken von „Kämpfern“ auf Israelis aufgerufen.[15] An „nicht-öffentlichen Orten“ würden zudem „Pläne geschmiedet“.[13] Die Polizei hielt später fest, dass die Täter in den sozialen Netzwerken mobilisiert wurden,.[7] wobei die Aufrufe zum gezielten Angriff auf israelische Maccabi-Anhänger und zur „Judenjagd“ erst nach dem Spiel stattgefunden hätten.[7]
Vor dem Stadion versammelten sich pro-palästinensische Aktivisten, die gegen das Spiel demonstrieren wollten.[20] Die Polizei verlegte wegen möglicher Zusammenstöße die Demo auf einen 1,5 Kilometer entfernten Ort.[20] Später versammelten sich unweit des Stadions rund einhundert schwarzgekleidete, teils mit Palästinenserschals vermummte jugendliche und junge erwachsene Männer.[13][14] Es sei ein anderes Publikum, als man es sonst bei pro-palästinensischen Demonstrationen antreffe, berichtete ein Fotojournalist.[13]
Angriffe pro-palästinensischer Akteure auf Maccabi-Fans nach dem Spiel
An anderen Orten in Amsterdam wurden Maccabi-Fans, die sich von der großen Hauptmenge der Fans getrennt hatten, und Menschen, die für diese gehalten wurden, von pro-palästinensischen Anhängern angegriffen.[15] Nach Angaben von Bürgermeisterin Halsema griffen die Täter nach dem Prinzip „Zuschlagen und Wegrennen“ an.[16] Auch hätten sie Feuerwerkskörper geworfen.[16] Teilweise fuhren die Täter auf Motorrollern durch die Stadt. Derartige Attacken sind laut der Amsterdamer Polizei schwierig zu verhindern.[14][21] An einem Restaurant, in das sich israelische Fans geflüchtet hatten, wurden Fensterscheiben eingeschlagen.[13]
Im Internet kursierende Videos dokumentierten, wie pro-palästinensische Angreifer einen Mann schlugen, der auf Knien Geld anbot und „I am not Jewish“ rief.[20] Die Angreifer riefen bei ihren Taten auch „Free Palestine“ oder „Jetzt wisst ihr, wie es sich anfühlt“. Auf Videos war zu sehen, dass manche Opfer auch gezwungen wurden, selbst „Free Palestine“ zu rufen.[22] Andere israelische Opfer berichteten von nach ihnen geworfenen Steinen.[20] Zwei britische Juden, die sich das Spiel angesehen hatten, beschrieben laut BBC, dass sie danach von einer Gruppe Männer gefragt worden seien, ob sie Juden seien; anschließend seien sie attackiert worden, da sie zuvor einem israelischen Gewaltopfer wieder auf die Beine geholfen hätten.[21]
Viele Israelis gaben an, dass keine niederländischen Sicherheitskräfte zu sehen gewesen seien,[7] als sie von maskierten Angreifern attackiert wurden, die pro-palästinensische und anti-israelische Parolen skandierten, während sie die Israelis jagten, schlugen und belästigten.[7] Der spätere Bericht an die Stadtversammlung hielt fest, die Polizei habe viele Vorfälle verhindert, jedoch Schwierigkeiten gehabt, Täter von „Hit-and-Run“-Angriffen zu verfolgen, weshalb sie um 1 Uhr morgens beschloss, Israelis zu Hotels zu bringen.[7] Die Polizei musste Maccabi-Fangruppen abschirmen und sie zu Hotels geleiten.[16][23] Einige israelische Fans wurden in eine Notunterkunft in Amstelveen gebracht, da sie sich nicht mehr in ihr Hotel trauten.[15] Israelischen Beamten zufolge verbarrikadierten sich hunderte Israels stundenlang in ihren Hotels aus Angst vor Angriffen.[7]
Die Angriffe lösten große Angst in Amsterdams jüdischer Gemeinde aus, doch es wurden anscheinend keine jüdischen Amsterdamer oder Einrichtungen wie Synagogen angegriffen. Die niederländischen Behörden glaubten, es sei zwischen jüdischen Amsterdamern und israelischen Fans unterschieden worden. Die meisten der an den Angriffen auf israelische Fans beteiligten Personen waren laut den Behörden Taxifahrer und Jugendliche auf Motorrollern gewesen, die die Maccabi-Fans ins Visier nahmen, weil sie meinten, es befänden sich Ex-Soldaten und Mossad-Agenten unter ihnen.[24][25]
Folgen der Auseinandersetzungen
Im Zuge der Auseinandersetzungen vom Donnerstag, dem 7. November, wurden nach Polizeiangaben 62 Personen wegen Gewalt, Vandalismus und Störung der öffentlichen Ordnung festgenommen,[2] davon 49 in den Niederlanden wohnhafte Personen und zehn Israelis.[1][5] Keine Festnahmen erfolgten während der Angriffe auf die israelischen Fans.[2] Nach Angaben des Polizeichefs wurden 20 bis 30 Israelis mit leichten Verletzungen ambulant versorgt.[2] Fünf Menschen wurden ins Krankenhaus gebracht und nach wenigen Stunden wieder entlassen.[2] Berichte, dass Menschen entführt worden seien, bestätigten sich nicht.[2]
Israelische Fluggesellschaften setzten Sonderflüge an, um etwa 3000 Maccabi-Anhänger nach Israel zurückzubringen. Dafür wurde auch die traditionelle jüdische Schabbatruhe, die von Freitag- bis Samstagabend dauert, außer Kraft gesetzt.[26] Nach Angaben der israelischen Botschaft flogen die meisten israelischen Fußballfans, die sich noch in den Niederlanden aufhielten, am Samstag zurück nach Israel.[15] Insgesamt wurden bis Sonntag vier israelische Sonderflüge eingesetzt.[2]
11. November
In der Nacht vom 11. auf den 12. November kam es im Westen von Amsterdam zu Ausschreitungen von dutzenden Jugendlichen und jungen Männern. Die Täter randalierten,[7][10] zündeten Feuerwerkskörper und warfen diese auf Autos[10] sowie auf eine Straßenbahn,[7] wodurch diese in Brand geriet,[7][10] während antisemitische Parolen skandiert wurden.[7] Auf einem Video von der Szene war zu hören, wie mindestens ein Teilnehmer „Krebs-Juden“ rief, was darauf hindeutete, dass die Gewalt eine Fortsetzung der Angriffe vom Donnerstag war. Ein weiteres Video zeigte eine palästinensische Flagge, die in der Nähe eines der Hauptpunkte der Zusammenstöße aufgehängt war.[7] Verletzte gab es nicht.[7] Die Polizei erklärte, es sei unklar, wer die Unruhen am Montagabend ausgelöst habe und ob diese mit den Ereignissen der letzten Woche zusammenhingen.[7]
Aufarbeitung und Folgen der Ereignisse vom 6. und 7. November
Behörden
Die Stadt Amsterdam erließ zunächst ein dreitägiges,[27] die Polizei später ein einwöchiges Protestverbot in der Stadt, was zur Festnahme mehrerer Personen führte, die das Verbot missachteten.[7] Eine Sondereinheit der Polizei wurde beauftragt existierendes Videomaterial zu sichten.[28]
Am 8. November, dem Tag nach den Ausschreitungen, informierte der Amsterdamer Polizeipräsident Peter Holla über die Gewaltereignisse in der vorherigen Nacht, wobei er darauf hinwies, dass diese im Kontext der gewaltsamen Übergriffen von Anhängern des Fußballclubs Maccabi Tel Aviv begannen.[2] Konkret wies Holla unter anderem auf das Herunterreißen einer palästinensischen Fahne am Haus am Rokin und die Zerstörung eines Taxis hin,[2] sowie auf die Verbrennung einer palästinensischen Fahne am Dam-Platz.[2]
Am 11. November bewertete die Amsterdamer Stadtverwaltung die Ausschreitungen rückblickend als „giftige Mischung aus Antisemitismus, Hooliganverhalten und Wut über den Krieg in Palästina, Israel und anderen Ländern im Nahen Osten“,[5] wobei sie "die antisemitischen Motive" der pro-palästinensischen Angreifer und das "provokative und gewalttätige Verhalten" von israelischen Maccabi-Hooligans gleichermaßen hervorhob.[5]
Bericht an die Stadtversammlung am 12. November
Am 12. November berichteten Bürgermeisterin Halsema, Polizechef bei einer Krisensitzung des Amsterdamer Stadtrats über die Ereignisse die Ausschreitungen.[7] Halsema verurteilte dabei die Gewalt pro-palästinensischer Gewalttäter gegen Israelis sowie die von Maccabi-Hooligans ausgehende Gewalt.
„Jüdische israelische Fans waren Gäste in unserer Stadt und wurden in den sozialen Medien und auf den Straßen durch antisemitische Rufe gesucht, gejagt und angegriffen“ [...] „Aber auch Amsterdamer wurden von Maccabi-Hooligans angegriffen, die rassistische und hasserfüllte Parolen in unserer Stadt riefen“.[7]
Der Bericht hielt ferner fest, dass Beamte „wegen der Aggressivität der Maccabi-Anhänger“[7] geäußert hatten und die Amsterdamer Stadtverwaltung erwogen hatte das Spiel am Donnerstagmorgen abzusagen,[7] sich jedoch stattdessen entschieden hatte, das Stadion frühzeitig zu öffnen und die israelischen Fans dorthin zu lenken, anstatt sie im Stadtzentrum zu belassen.[7] Die Polizei erklärte, die Lage nach dem Spiel in der Johan-Cruyff-Arena, südöstlich der Stadt, sei „unter Kontrolle gewesen, bis die ersten "Hit-and-Run-Vorfälle“ gegen Israelis geschahen.[7] „Dann entwickelte sich eine Situation, die die Polizei mit den vorhandenen Kräften nicht bewältigen konnte“, sagte Bürgermeisterin Halsema. Nach Angaben der Polizei wurden die pro-palästinensischen Täter in sozialen Netzwerken mobilisiert[7] und die Aufrufe zu Attacken auf Maccabi-Anhänger und zur "Judenjagd" begannen, nachdem bereits erste Angriffe auf Israelis gemeldet wurden.[7] Laut Bürgermeisterin Halsema waren jüdische Einrichtungen in der Stadt, einschließlich Synagogen, nicht angegriffen worden und die Angriffe hätten sich „ausschließlich gegen israelische Maccabi-Anhänger“ gerichtet.[7]
Die im Zuammenhang mit den Unruhen vom 7. November festgenommenen 62 Personen, wurden alle bis auf vier wieder freigelassen.[7] Von diesen vier - darunter zwei Minderjährigen, alle leben in den Niederlanden[7] - werden drei des Angriffs auf die Polizei und eine Person der „öffentlichen Gewalt“ beschuldigt.[7] Die Polizei identifizierte über 170 Zeugen identifiziert und sammelte forensische Beweise.[7]
Der Bericht stellte weiter fest, dass die Polizei weiterhin Festnahmen vornahm,[7] zudem wurde auch auf eine Zunahme anti-muslimischer Gewalt in der Stadt hingewiesen.[7]
Medienberichterstattung
Fehlerhafte Medienberichte
Nach anfänglichen Berichten in internationalen Medien, denen zufolge die pro-palästinensischen Gewalttäter ausschließlich auf friedliche Israelis losgegangen seien, wurde die Medienberichterstattung zunehmend kritischer unter dem Eindruck der Aussagen der Amsterdamer Polizei und Videos im Internet.[2] Zahlreiche Medien – darunter Tagesschau, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Deutsche Welle, die Bild-Zeitung, BBC, Channel 4 und Wall Street Journal[29] – zeigten Aufnahmen aus einem Video der Fotojournalistin Annet De Graaf, in dem rund einhundertfünfzig Maccabi-Fans andere Menschen angriffen, betitelten diese jedoch fälschlicherweise als Angriffe pro-palästinensischer Gewalttäter auf Israelis.[29][30][31] In den sozialen Netzwerken machten sowohl De Graaf als auch viele Nutzer auf die falsche Darstellung, die starke Kritik auf sich zog, aufmerksam.[29] Mehrere deutsche Medien korrigierten ihre Berichterstattung später.[29][30][32]
Einordnung der Ereignisse
Die in der Schweiz ansässige jüdische Wochenzeitung tachles verurteilte die Angriffe auf die Fans als antijüdischen Pogrom, gab den Maccabi-Fans, „die auch innerhalb der israelischen Fußball-Szene für ihre teils rechten, nationalistischen Tendenzen bekannt sind“ jedoch eine Mitschuld an den Ereignissen.[33]
Mehrfach war auf Videos zu sehen, wie Opfern zuvor die Frage gestellt wurde, woher sie kämen. Ein Mann zeigte dabei seinen ukrainischen Pass, worauf von ihm abgelassen wurde.[19] Diese „Passkontrollen“ legen laut der Jüdischen Allgemeinen nahe, dass es den Angreifern nicht ausschließlich um Fans von Maccabi Tel Aviv, sondern grundsätzlich um israelische Staatsbürger gegangen sei. Viele der in den Clips zu sehenden Opfer hätten keine Merkmale getragen, die sie als Anhänger des Vereins ausgewiesen hätten.[19]
Folgen
Nach den Ausschreitungen vom 7. November verlegte die UEFA das Europa-League-Spiel zwischen Beşiktaş Istanbul und Maccabi Tel Aviv – auch auf Drängen der türkischen Behörden – von Istanbul ins ungarische Debrecen; die ungarischen Behörden erklärten keine Zuschauer zuzulassen.[34]
Politische Reaktionen auf den 7. November
Niederlande
Politik
Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof reagierte mit Abscheu auf die Ausschreitungen und sprach von „unakzeptablen antisemitischen Angriffen“.[16][35] Er sagte wegen der Proteste auch seine Teilnahme an der Klimakonferenz COP29 in Aserbaidschan ab.[36] Am 11. November verurteilte er das Verhalten der Maccabi Tel Aviv-Fans, betonte jedoch, dass es keine Entschuldigung für das „gezielte Jagen von Juden“ gebe.[7] „Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Zerstören von Dingen und dem Jagen von Juden“, sagte Schoof.[7]
Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema zog Parallelen zu historischen Pogromen. Sie wird außerdem mit den Worten Unsere Stadt ist zutiefst geschädigt worden. Die jüdische Kultur ist zutiefst bedroht. Dies ist ein Ausbruch von Antisemitismus, den ich hoffentlich nie wieder erleben werde zitiert.[16]
Jazie Veldhuyzen, ein Amsterdamer Stadtrat, bewertete die Angriffe der Maccabi-Fans als Auslöser für die nachfolgende Gewalt: „Sie (die israelischen Fans) begannen, Häuser von Menschen in Amsterdam anzugreifen, die palästinensische Flaggen hatten, und das war tatsächlich der Auslöser für die Gewalt.“[37] Die Ausführungen des Amsterdamer Polizeichefs Peter Holla bestätigten diese Aussage.[16]
Der Rechtspopulist Geert Wilders, dessen Partei an der Regierung beteiligt ist, bekräftigte gegenüber Netanjahu, Juden zu schützen und „islamische Radikale zu stoppen und auszuweisen“. Tatsächlich waren die meisten Verdächtigten jedoch keine Ausländer, die man ausweisen könne, sondern Niederländer. Die Vorgeschichte, nämlich den Gewaltausbruch durch israelische Fußball-Fans, erwähnte er nicht. Die FAZ deutete dies dahingehend, dass Wilders die Vorfälle nutzte, um sich in seinem „Hass auf Muslime“ bestätigt zu sehen.[2]
Jüdische Gemeinde
In der niederländischen und Amsterdamer jüdischen Gemeinde fanden sich verschiedene Meinungen zur Bewertung der Ereignisse.
Der niederländische Oberrabbiner sprach von einem „Warnsignal“, aber von keinem „Pogrom“.[28] Chanan Hertzberger, Vorsitzender des Zentralrats der jüdischen Organisationen, beschrieb „antisemitische Banden, die unter dem Deckmantel des Anti-Zionismus versuchen, das Leben für Juden in den Niederlanden seit einiger Zeit unmöglich zu machen“.[16]
Jelle Zijlstra, ein jüdischer Gemeindeleiter in Amsterdam, kritisierte in einem Post, dass es mehrere Wahrheiten zu den Auseinandersetzungen gebe, und verwies auf die Gewalt der Maccabi-Fans. „Es gab definitiv Antisemitismus bei einigen der Ereignisse, die stattgefunden haben“, sagte Zijlstra in einem Interview. „Wurden Juden auf der Straße angegriffen? Ja, aber diese Juden waren auch gewalttätige Hooligans.“[38]
Asjer Waterman, Mitarbeiter der lokalen gemeinnützigen Jewish Social Network stellte fest, dass es zwar Beweise für „Judenjagd“ gebe, dass die Gewalt offenbar aber nur auf die israelischen Besucher abzielte und nicht auf niederländische Juden oder jüdische Einrichtungen.[38] Bürgermeisterin Halsema erklärte am 12. November, dass jüdische Einrichtungen in der Stadt, einschließlich Synagogen, nicht angegriffen worden waren und die Angriffe sich „ausschließlich gegen israelische Maccabi-Anhänger“ gerichtet hätten.[7]
Israel
Der israelische Präsident Jitzchak Herzog bezeichnete die Ereignisse als „Pogrom“.[28] Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stellte die Ausschreitungen in eine Linie mit den Verbrechen gegen Juden während der Novemberpogrome 1938.[16][35] Israel entsendete Flugzeuge, um die Fans von Amsterdam nach Israel auszufliegen.[39]
Andere Länder und Institutionen
Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte online, Antisemitismus habe „absolut keinen Platz in Europa“.[16][35] Der US-Präsident Joe Biden verurteilte die Angriffe als „abscheulich“, die ihn an „dunkelste Momente der Geschichte“ erinnerten.[27] António Guterres, der UNO-Generalsekretär, verurteilte die Angriffe.[27] Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, verurteilte die Angriffe ebenfalls und sprach von einer „Hatz auf Juden“, die über „Krawalle unter Fangruppen“ hinausgehe.[40]
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und die Außenministerin Annalena Baerbock sowie Deutschlands Botschafter in Israel Steffen Seibert reagierten mit Abscheu.[41][19]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Israeli soccer fans attacked in Amsterdam, in what Dutch authorities call antisemitic incidents (en) 8. November 2024.
- ↑ 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 2,12 2,13 2,14 2,15 2,16 2,17 2,18 2,19 2,20 2,21 Die „Judenjagd“ und ihre Vorgeschichte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 10. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ Chaos, Provocations and Violence: How Attacks on Israeli Soccer Fans Unfolded. In: The New York Times. 10. November 2024, abgerufen am 10. November 2024 (en-us).
- ↑ deutschlandfunk.de: Niederlande - Nach antisemitischen Angriffen in Amsterdam: Ministerpräsident Schoof sagt Teilnahme an UNO-Klimakonferenz ab. 11. November 2024, abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Amsterdam: rellen rond Maccabi-wedstrijd ’giftige cocktail’, stadsbestuur kreeg geen waarschuwing van NCTV. In: Telegraaf.nl. 12. November 2024, abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ Mike Corder: Attackers assaulted Israeli fans after a soccer match in Amsterdam, leaving 5 people hospitalized (en) 8. November 2024.
- ↑ 7,00 7,01 7,02 7,03 7,04 7,05 7,06 7,07 7,08 7,09 7,10 7,11 7,12 7,13 7,14 7,15 7,16 7,17 7,18 7,19 7,20 7,21 7,22 7,23 7,24 7,25 7,26 7,27 7,28 7,29 7,30 7,31 7,32 7,33 7,34 7,35 7,36 7,37 7,38 Amsterdam mayor condemns the ‘antisemitism, hooliganism’ behind attacks on Israelis. In: The Times of Israel. 12. November 2024, abgerufen am 13. November 2024 (english).
- ↑ Israeli soccer fans were attacked in Amsterdam. The violence was condemned as antisemitic. 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024 (english).
- ↑ "Boys on scooters" targeted Israeli football fans in Amsterdam; No confirmed abductions | NL Times (en)
- ↑ 10,0 10,1 10,2 10,3 Niederlande: Mehrere Festnahmen bei erneuten Ausschreitungen in Amsterdam | ZEIT ONLINE, 12. November 2024, abgerufen am 12. November 2024
- ↑ Amsterdam bans protests after "antisemitic squads" attack Israeli soccer fans (en). In: Reuters, 9. November 2024.
- ↑ Israeli fans attacked after soccer match in Amsterdam (en-us). , 8. November 2024.
- ↑ 13,00 13,01 13,02 13,03 13,04 13,05 13,06 13,07 13,08 13,09 13,10 13,11 13,12 13,13 13,14 Hoe de oorlog in het Midden-Oosten Amsterdam in geweld onderdompelde. In: de Volkskrant. 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ 14,0 14,1 14,2 14,3 14,4 Bei Ausschreitungen in Amsterdam „ist ein Tabu gefallen“. In: Frankfurter Rundschau. 10. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ 15,00 15,01 15,02 15,03 15,04 15,05 15,06 15,07 15,08 15,09 15,10 Beelden harde kern Maccabi schuren: ‘Ze trapten tegen onze deur en probeerden ons huis binnen te komen. In: Het Parool. 9. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ 16,0 16,1 16,2 16,3 16,4 16,5 16,6 16,7 16,8 16,9 Senay Boztas, Jason Burke, Jennifer Rankin: Amsterdam Police arrest more than 60 People after attacks on Israeli Football fans. In: theguardian.com, 8. November 2024.
- ↑ Amsterdam police arrest more than 60 people after attacks on Israeli football fans. In: The Guardian. 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ Amsterdam bans pro-Palestine protesters from rallying outside Ajax-Maccabi TLV match. In: Jerusalem Post. 7. November 2024, abgerufen am 9. November 2024 (english).
- ↑ 19,0 19,1 19,2 19,3 Joshua Schultheis: Was über die Gewaltszenen in Amsterdam bekannt ist. In: Jüdische Allgemeine. 11. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ 20,0 20,1 20,2 20,3 Amsterdam: Wie es zu der antisemitischen Hetzjagd nach dem Fußballspiel kommen konnte - DER SPIEGEL, 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ 21,0 21,1 ‚They shouted Jewish, IDF‘: Israeli football fans describe attack in Amsterdam www.bbc.com, 8. November 2024
- ↑ Patrick Martin, Cameron Nicholls, Mazoe Ford, Eric Tlozek: Israeli Soccer fans recount violent attacks in Amsterdam as city boosts police powers and bans protests after assaults www.abc.net.au, 8. November 2024
- ↑ Corky Siemaszko, Chantal Da Silva, Shira Pinson, Matthew Mulligan: Israeli soccer fans attacked in Amsterdam www.nbcnews.com, 8. November 2024
- ↑ Gitzwarte nacht in Amsterdam: ’Jodenjacht’ door scooterjongeren en taxichauffeurs al ruim van tevoren aangekondigd op Telegram | Binnenland | Telegraaf.nl. 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024 (nederlands).
- ↑ Arno Rosenfeld: Dutch Jews grapple with ‘weaponization’ of their fear following attack on Israelis. 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024 (english).
- ↑ Fans zurück in Israel – Debatte über Versäumnisse, tagesschau.de, 9. November 2024
- ↑ 27,0 27,1 27,2 Amsterdam bans protests after 'antisemitic squads' attack Israeli soccer fans | Reuters, 9. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ 28,0 28,1 28,2 Oberrabbiner spricht von Warnsignal, aber von keinem Pogrom in Amsterdam - derStandard.de, 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ 29,0 29,1 29,2 29,3 Faktencheck: Video zeigt nicht Angriff auf israelische Fans – DW – 11. November 2024, abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ 30,0 30,1 Footage shows Maccabi supporters attack Amsterdammers | NL Times. Abgerufen am 11. November 2024 (english).
- ↑ Gewaltattacken Amsterdam: Noch vier Menschen in Haft, Rheinische Post / dpa-Meldung, 10. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ tagesschau - Stand: 08.11.2024 20:37 Uhr, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ Das Fanal von Amsterdam und das Ende von Mokum | Tachles, 11. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ Antisemitismus: Uefa verlegt Spiel von Maccabi Tel Aviv von Istanbul nach Debrecen – DER SPIEGEL, 11. November 2024, abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ 35,0 35,1 35,2 Entsetzen über Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam. In: tagesschau.de. Abgerufen am 9. November 2024.
- ↑ Dutch prime minister to skip COP29 after Amsterdam football violence. 10. November 2024, abgerufen am 12. November 2024 (british English).
- ↑ Sky News deletes tweet about football fans from Israel chanting racist slurs | The National, 9. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ 38,0 38,1 Arno Rosenfeld: Dutch Jews grapple with ‘weaponization’ of their fear following attack on Israelis. 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024 (english).
- ↑ Israeli football supporters back home after Amsterdam violence. 8. November 2024, abgerufen am 12. November 2024 (english).
- ↑ Zentralrat der Juden kritisiert Ausschreitungen in Amsterdam. Abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ Herzog: Ein antisemitisches Pogrom gegen Fußballfans. In: faz.net. 9. November 2024, abgerufen am 9. November 2024.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Antisemitische Ausschreitungen in Amsterdam im November 2024 aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |