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Büstenhalter

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Der Büstenhalter (abgekürzt und umgangssprachlich BH, früher auch als Büha oder Brusthalter bezeichnet) ist ein Wäschestück, das die weibliche Brust stützen und formen soll. Neben diesen Funktionen dienen BHs auch ästhetischen Zwecken.

Push-up-BH um 1975

Aufbau

Ein Büstenhalter besteht aus zwei geformten, miteinander verbundenen Körbchen („Cups“) zur Aufnahme der Brüste, zwei über beide Schultern führende Träger zur vertikalen Stabilisierung und einem am Rücken verschließbaren Band zur horizontalen und eigentlichen Stabilisierung. Handelsübliche Büstenhalter haben meistens einen rückwärtigen Verschluss, der aber auch vorderseitig zwischen den Körbchen liegen kann (französischer Verschluss). Erhältlich sind auch Kombinationen der Grundtypen sowie Sonderformen mit Reißverschlüssen oder Knöpfen.

Sowohl die beiden Schulterträger als auch das Rückenteil lassen sich zur Feinanpassung verstellen, z. B. ist der Rückenverschluss zur Weitenregulierung meist in zwei oder drei verschieden weit entfernte Ösen einhakbar. Weder Schulterträger noch Rückenband sollen beim Tragen in die Haut einschneiden, unter dem Rückenband sollten noch zwei Finger Platz haben. Sitzt es nicht waagerecht, sondern ist nach oben verschoben, so ist entweder ein kleineres Unterbrustmaß oder ein größeres Körbchen zu wählen.

BH-Formen

Allgemeine BH-Formen:

  • Ballkleid-BH (strapless): ohne Schulterträger, mit besonders tief sitzendem Rückenteil, zum Tragen unter rückenfreien Kleidern oder Tops
  • Bandeau-BH: Oberteil in Form eines abgewandelten breiten Bandes, oft trägerlos
  • Bügel-BH: älteste Form des Büstenhalters, mit Draht oder Plastik verstärkt, stabilisiert die Brust stärker, deshalb besonders für größere Cups geeignet
  • Bügelloser BH: durch den flexibleren Aufbau verbesserter Tragekomfort
  • Haftschalen: bis zum Aufkommen der Kontaktlinsen übliche Bezeichnung für Nur-Cup-BHs
  • Nackenträger-BH: ohne Trägerband um den Rücken, Vorderverschluss, z. B. um Rücken frei zu halten
  • Nur-Cup-BH
  • Stick-On-BH: selbsthaftende Silikon-Cups bzw. unter die Brüste klebbare Einweg-Cups, z. B. um Rücken und Dekolleté frei zu halten, auch unter dem Badeanzug tragbar

Modellierende BH:

  • Minimizer-BH: zur optischen Verkleinerung größerer Brüste, bzw. zum Erreichen einer weniger weiblich wirkenden Silhouette bei normaler Brustgröße
  • Push-up-BH: zur optischen Vergrößerung kleinerer Brüste oder zur Modellierung des Dekolletés

BH zu Sportzwecken:

  • Bikini: Badebekleidung, einzige öffentlich getragene BH-Form
  • Sport-BH: besonders stützend, oft aus Funktionsfasern, auch mit integrierter Herzfrequenzmessung

Medizinische BH:

Still-BH zum Aufklappen (1878)
  • Arthritis-BH: bei Bewegungseinschränkungen, mit leicht zu öffnendem Verschluss zwischen den Cups
  • Epithesen-BH
  • Kompressions-BH: nach Brustoperationen, wie Vergrößerung, Verkleinerung oder Rekonstruktion zur Ruhigstellung der Brust und besseren Wundheilung
  • Still-BH: Cups zum Stillen einzeln aufklappbar

Sonstige Wäsche-Stücke mit BH-Funktion:

  • Body: enganliegende, einteilige Unterkleidung in Form eines Badeanzugs
  • Büstenhebe: Cups, die nur unterhalb der Brüste stützen, sie aber nicht bedecken
  • Bustier: nicht ganz bis zur Taille reichendes Oberteil
  • Corsage
  • Entlastungs-BH: spezieller BH mit funktioneller Form
  • Korselett: leichtes Korsett in Form eines Bodysuit

Material und Pflege

Büstenhalter bestehen meist aus einem Mix von zwei oder mehr Materialien:

Bei Maschinenwäsche empfiehlt sich das Waschen in kleinen textilen Wäschesäckchen, da die in Bügel-BH eingenähten Plastikteile durch Reibung an der Metalltrommel freigelegt werden und zu Schäden an der Waschmaschine führen können. BH mit aufwändigen Spitzenverzierungen sind schonender per Handwäsche oder im Wollprogramm waschbar.

BH-Größen

Die Größe eines BH wird in allen Ländern durch zwei Maße – eine Zahl und einen Buchstaben – gekennzeichnet. Die Zahl gibt die Unterbrustbandgröße an und sagt aus, bei welchem Unterbrustumfang der BH passt. Der Buchstabe gibt die Körbchengröße an und sagt aus, bei welcher Brustgröße der BH passt. In verschiedenen Ländern gibt es unterschiedliche Größensysteme, die teilweise in offiziellen Normen festgeschrieben werden. Trotz dieser Normierung passen BHs in den offiziellen Größen oft nicht (siehe Abschnitt BH-Anpassung).

Körpermaße

Die BH-Größen stützen sich auf zwei Messwerte:

  • Brustumfang ist der maximale horizontale Umfang, gemessen bei normaler Atmung und aufrechter Haltung. Das Maßband läuft dabei horizontal unter den Achseln und auf der Brusterhebung. Bevorzugt wird mit mäßiger Spannung über einen BH gemessen, der die Brust nicht in unnatürlicher Weise deformiert und nicht ihr Volumen verschiebt (EN 13402).
  • Unterbrustumfang ist der horizontale Körperumfang direkt unterhalb der Brüste.

Jedoch ist die Anatomie des weiblichen Körpers nur bedingt normierbar, und allein die Messung von Brust- und Unterbrustumfang ist oft nicht ausreichend, um eine passende BH-Größe zu finden. Selbst die Messung ist zu wenig standardisiert. Bei Messung des Brustumfangs reichen die Empfehlungen vom Messen im Liegen, über das Messen bei hängenden Brüsten bis hin zur Messung bei angehobenen Brüsten oder Messung in einem gut passenden BH. Erschwerend bei der Wahl der richtigen BH-Größe können neben unterschiedlich großen (asymmetrischen) Brüsten auch zeitlich begrenzte Schwankungen in der Brustgröße sein. Es ist meist nicht angegeben, ob mit einem locker anliegenden oder einem gespannten Maßband gemessen werden soll. Zusätzlich ist der Atemzustand nicht standardisiert. Nach dem Einatmen wird ein deutlich größerer Umfang gemessen als nach dem Ausatmen. BH-Größen, die nach unterschiedlichen Messmethoden und bei unterschiedlicher Füllung der Lunge mit Luft ermittelt werden, variieren bis zu mehreren Größen des Unterbrustbandes und noch deutlicher in der Körbchengröße.[1]

Alternative Körpermaße

Eine Methode zur Bestimmung der Körbchengröße beruht auf der Messung des Halbbrustumfangs[2] und umgeht somit die Schwierigkeiten bei der Differenz zwischen den beiden unabhängigen Messungen von Brustumfang und Unterbrustumfang.

Da bei der üblichen Messmethode an zwei verschiedenen Höhen des Rumpfes gemessen wird, der Umfang des Rumpfes zu den Schultern hin im Normalfall aber zunimmt, entsteht ein systematischer Fehler. Athletische Frauen mit ausgeprägt V-förmigem Oberkörper können so bei der traditionellen Bestimmung der BH-Größe einen zu großen Cup erhalten. Einige Messmethoden verwenden daher die Differenz zwischen Brustumfang und Brustkorbumfang (maximaler horizontaler Umfang gemessen bei normaler Atmung und aufrechter Haltung, das Bandmaß über die Schulterblätter, unter den Achseln und über die Brust) zur Ermittlung der Körbchengröße. Im britischen System wird auch der Brustkorbumfang als direktes Maß für die Unterbrustbandgröße verwendet.

Gebräuchliche Größensysteme

Im Folgenden werden die offiziellen Größensysteme verschiedener Länder dargestellt. Diese Methoden zur Berechnung der BH-Größe führen allerdings in der Regel nicht zu optimal passenden BHs. Viele Hersteller haben außerdem eigene Größensysteme, und auch Modelle desselben Herstellers können trotz gleicher Größe unterschiedlich ausfallen.

Europäisches Größensystem

Unterbrustbandgröße
Unter­brust­umfang Brust­band­größe Unter­brust­band­größe
cm FR/BE/ES EU IT
62–66 75 60 0
67–71 80 65 1 I
72–76 85 70 2 II
76–81 90 75 3 III
81–86 95 80 4 IV, IIII
86–91 100 85 5 V
92–96 105 90 6 VI
97–101 110 95 7 VII
102–106 115 100 8 VIII
107–111 120 105 9 IX, VIIII
112–116 125 110 10 X
117–121 130 115 11 XI
122–126 135 120 12 XII
127–131 140 125 13 XIII
132–136 145 130 14 XIIII
Körbchengröße
Differenz [cm] Körbchen
13 A
15 B
17 C
19 D
21 E
23 F
25 G
27 H
29 I
31 J
33 K
35 L
37 M
39 N
41 O
43 P
45 Q
47 R

Die Größenangabe der Büstenhalter ist innerhalb Europas in der Norm EN 13402 (Größenbezeichnung von Bekleidung) festgelegt.[3] Die Unterbrustbandgröße (g) entspricht dem auf 5 cm gerundeten Unterbrustumfang (u). Die Körbchengröße (c) ergibt sich aus der Differenz zwischen Brustumfang (b) und Unterbrustumfang, die Bezeichnungen sind prinzipiell alphabetisch beliebig erweiterbar.

Die europäischen bzw. deutschen Kleidergrößen (k) beruhen ebenfalls auf dem Brustumfang, indem 6 vom gerundeten und halbierten Messwert abgezogen wird. Dementsprechend sollte theoretisch einer Frau mit der Kleidergröße 38 abhängig von ihrem Unterbrustumfang ein BH der Größen 60G–J, 65D–H, 70B–E oder 75A–C passen, umgekehrt sollte eine Frau mit der BH-Größe 75B gut in Kleider der Konfektionsgröße 38 oder 40 passen.

Das europäische System hat gegenüber verschiedenen anderen Systemen einige Vorteile.

  • Der gemessene Unterbrustumfang entspricht (gerundet) direkt dem ersten Teil der BH-Bezeichnung.
  • Die Körbchenbezeichnungen sind streng alphabetisch geordnet.
  • Die Körbchengrößen sind etwas feiner abgestuft (2 cm statt Zoll, entsprechend 2,54 cm) als im angloamerikanischen Raum.

Japan

Die japanische Größe entspricht der europäischen Größe, nur dass die Cup-Bezeichnung an erster Stelle steht, d. h. B75 japanisch entspricht 75B europäisch.

Frankreich

Das französische Größensystem, das auch in Spanien und Belgien verbreitet ist, verwendet dieselben Maße wie das europäische, unterscheidet sich aber in der Bezeichnung. Die Zahlenangabe der französischen BH-Größe entspricht nicht dem Unterbrustumfang bzw. der Unterbrustbandgröße, sondern dem Brustumfang bei einem entsprechenden B-Körbchen. Daher müssen zur europäischen Unterbrustbandgröße 15 cm addiert werden. Beispielsweise entspricht somit die europäische Größe 75B der französischen Größe 90B.

Italien

Italienische Körbchengröße
Differenz [cm] Körbchen
12,5 AA
15,0 A
17,5 B
20,0 C
22,5 D
25,0 DD = E
27,5 F
30,0 FF
32,5 G
35,0 GG

Im italienischen Größensystem werden die Unterbrustbandgrößen durch Ordnungszahlen 1–12 in arabischen oder römischen Ziffern bezeichnet. Die Körbchengrößen werden in Schritten von 2,5 cm eingeteilt und kommen dem amerikanischen System nahe, das mit 2,54 cm-Schritten arbeitet.

Britisches Größensystem

Englische Körbchengrößen
Differenz Körbchen­größe
Zoll UK US
−1 AA
0 A
1 B
2 C
3 D
4 DD DD, E
5 E DDD, F
6 F DDDD, G
7 FF H
8 G I
9 GG J
10 H K
11 HH L
12 J M
13 JJ N
14 K O
15 KK P
16 L Q
17 LL R
18 M S
19 MM T
20 N U
Vergleich der Körbchengrößen im britischen und europäischen System
Vergleich der Körbchengröße

Das britische System verwendet die Maßeinheit Zoll (2,54 cm). Die Unterbrustbandgröße (g) wird aus dem Unterbrustumfang (u) berechnet. Handelt es sich um eine gerade Zahl, werden 4 Zoll addiert, bei einer ungeraden Zahl 5 Zoll. Die so ermittelte (gerade) Zahl gibt die Unterbrustbandgröße an. Die Körbchengröße (c) wird im Gegensatz zum europäischen System nicht als Differenz zum Unterbrustumfang (u), sondern zur Unterbrustbandgröße (g) bestimmt. Ein Zoll Unterschied entspricht einem A-Körbchen, zwei Zoll einem B-Körbchen.

Die Körbchenfolge ist nicht streng alphabetisch wie im europäischen System, sondern enthält eine Fülle von Doppelbuchstaben, die jedoch eigenständige Größen kennzeichnen. Durch die unterschiedliche Differenzbestimmung kann rechnerisch bspw. eine europäische 75B einer englischen 34A–C oder 36A entsprechen und umgekehrt eine 34C einer 70D–E oder 75B–E.

Vereinigte Staaten

Das amerikanische Größensystem geht auf die 1930er Jahre zurück und ist damit historisch am ältesten. Bei der Unterbrustbandgröße entspricht es dem britischen System, bei den Körbchengrößen über D gibt es jedoch Unterschiede: Sie erhalten keine eigene Buchstabenbezeichnung sondern werden als DD (E), DDD = 3D (F), DDDD = 4D (G) bezeichnet.

Australien und Neuseeland

Das ozeanische System verwendet die englischen Grundsätze. Den Unterbrustbandgrößen 30 bis 52 werden, ebenfalls in Zweierschritten, die Größen 8 bis 30 zugeordnet. Diese Differenz von jeweils 22 entspricht in etwa den britischen Konfektionsgrößen für Kleider, wobei diese i.d.R. eher nach dem Brustumfang als nach dem Unterbrustumfang geschneidert werden.

Weiteres

  • Doppelbuchstaben sind im Größensystem eigentlich nicht vergeben. So bezeichnet AA eine Körbchengröße, die kleiner ist als die Körbchengröße A, wohingegen alle anderen Doppelbuchstaben die nächstgrößere Körbchengröße kennzeichnen. Die oft mit einer sehr üppigen Brust assoziierte Körbchengröße DD existiert im europäischen Größensystem nicht. Im amerikanischen Größensystem ist sie identisch zur Körbchengröße E. Im britischen Größensystem ist DD jedoch eine eigenständige Körbchengröße, die zwischen den Größen D und E liegt.
  • Bei den britischen Doppelbuchstaben handelt es sich nicht um Zwischengrößen. Zwar liegt die britische Körbchengröße DD zwischen den britischen Körbchengrößen D und E, jedoch ist zwischen allen drei Körbchengrößen ein voller Schritt von einem Zoll Umfangsdifferenz, und kein halber Schritt. Die britische Körbchengröße E ist somit eine Stufe größer als die europäische Körbchengröße E, da es im europäischen System keine Doppelbuchstaben (außer AA) gibt.
  • Kreuzgrößen bezeichnen beispielsweise die BH-Größen 75D und 80C. Sie fassen etwa dasselbe Brustvolumen, unterscheiden sich aber in der Länge des Unterbrustbandes. Wenn 80C von der Körbchengröße her passt, der BH vom Unterbrustband her aber zu wenig Halt gibt, ist 75D die richtige Alternative.

Medizinische Aspekte

Medizinisch ist das Tragen eines stützenden Büstenhalters bei Bewegungsabläufen mit andauernden, starken und ruckartigen Belastungen, wie sie beim Joggen oder vielen Ballsportarten auftreten können, generell empfehlenswert. Die Stützung soll eine dauerhafte Dehnung der Cooper-Ligamente vermeiden, was zu einer irreversiblen Absenkung der Brust führen kann. Ein spezieller Sport-BH kann die Belastung des Brustgewebes auf etwa 25 % reduzieren, während beim Tragen eines T-Shirt-BHs die Belastung noch 62 % beträgt.[4]

Mit zunehmendem Alter und damit nachlassender Elastizität des Bindegewebes „hängen“ insbesondere größere Brüste mehr. Es gilt als möglich, dass dieser Effekt beim Tragen eines BH durch die ständige Entlastung von Bindehaut und Muskulatur verstärkt wird.[5][6]

Bei hängenden Brüsten, die vom BH nicht angehoben werden, kann sich die Haut in der Brustfalte entzünden.[7]

Wenn durch einen schlecht angepassten BH zu viel Gewicht auf die Schultern übertragen wird, kann dies zu orthopädischen Problemen führen, die bis auf die Wirbelsäule ausstrahlen können.[8]

Männer mit einer ausgeprägten Gynäkomastie können durch das Tragen eines Büstenhalters eine Schmerzlinderung erreichen, die Belastung des Brustgewebes kann dadurch stark vermindert werden.

BH-Anpassung durch Anprobieren

Ein BH soll die Brust zum einen ästhetisch formen und ein der Mode entsprechendes gefälliges Aussehen verschaffen, zum anderen hat der BH vor allem durch seine Halte- und Stützfunktion auch medizinisch relevanten Einfluss auf den Körper. Neben der Berechnung der BH-Größe aus den Brustmaßen ist es möglich, die BH-Größe durch Anprobieren herauszufinden. Dabei sollte zuerst die Unterbrustbandgröße und dann die Körbchengröße bestimmt werden.

Unterbrustband

Das Unterbrustband sollte den Großteil des Brustgewichts tragen. Entgegen einer häufigen Ansicht ist das nicht Aufgabe der Schulterträger, die die Brust nur zusätzlich etwas anheben sollen und verhindern, dass der BH am Körper nach unten rutscht. Um diese Aufgabe zu erfüllen, muss das Unterbrustband relativ fest sitzen und darf auch bei Bewegung (Heben der Arme oder Zug auf die Schulterträger) nicht verrutschen; es sollte sich nur wenige Zentimeter vom Körper weg ziehen lassen. Ein zu weites Unterbrustband rutscht meist im Rücken nach oben. Ein passendes Unterbrustband sollte waagrecht um den Körper laufen und im Rücken nicht höher sitzen als auf der Vorderseite. Allerdings ist ein waagrechtes Unterbrustband alleine noch kein Zeichen für eine korrekte Größe, weil sich das Hochrutschen auch durch überlang eingestellte Schulterträger verhindern lässt.

Meist muss die Unterbrustbandgröße ein bis zwei Stufen kleiner als der gemessene Unterbrustumfang gewählt werden, weil die meisten BHs im Unterbrustband größer geschnitten und dehnbarer sind, als die Etikettengröße vermuten lässt. BH-Größen 60, 65 und 70 sind im deutschen Handel kaum erhältlich, obwohl viele durchschnittlich schlanke Frauen diese Größen benötigen. Da auch ein zu kleines Körbchen mit einem zu großen Unterbrustband das Gefühl eingeschnürt zu sein erzeugen kann, lohnt es, den BH mit den Körbchen am Rücken (oder verkehrt herum) anzuprobieren. So kann die Unterbrustbandgröße unabhängig von der Körbchengröße überprüft werden.

Ein neuer BH sollte, auf dem weitesten Häkchen geschlossen, stabil sitzen und ausreichend Stützfunktion entwickeln. Somit kann der BH, wenn er älter wird und sich dehnt, später am mittleren und engsten Häkchen geschlossen werden, so dass sich seine Lebensdauer erhöht.

Körbchen

Um zu prüfen, ob das Körbchen die richtige Größe hat, ist es zunächst wichtig, die Brust vollständig in das Körbchen zu legen. Eine Möglichkeit besteht darin, sich beim Anziehen des BHs nach vorne zu beugen und die Körbchen etwas hin- und her zu rütteln, so dass die Brust durch die Schwerkraft in die Körbchen fällt. Grundsätzlich lässt sich die Größe bei einem ungepolsterten BH mit Bügeln leichter bestimmen. Die Bügel sollen zwischen den Brüsten flach auf dem Brustbein aufliegen und direkt unter der Brust verlaufen. An den Seiten dürfen die Bügel nicht auf dem Brustgewebe aufliegen, sondern sollen hinter dem Brustgewebe und flach auf den Rippen aufliegen. Das Bügelende sollte zur Mitte der Achseln zeigen.

Ein zu kleines Körbchen erkennt man oft daran, dass die Bügel zwischen den Brüsten abstehen, anstatt auf dem Brustbein aufzuliegen. Zu schmale Bügel, die unter den Armen in das empfindliche Brustgewebe drücken, können an einer zu kleinen Körbchengröße, aber auch an einem BH-Modell mit zu schmalen Bügeln liegen. Der Stoff des Körbchens sollte nicht in das Brustgewebe einschneiden. Stofffalten an der Brustspitze sind oft ein Zeichen eines zu kleinen Körbchens, das auf der Brust aufliegt und zu klein und schmal ist, um die Brust vollständig zu umfassen. Falten am Körbchenrand können ein zu großes Körbchen kennzeichnen, aber auch einen BH-Schnitt, der für Brüste mit mehr Volumen im oberen Brustbereich gedacht ist.

Geschichte

Mosaik in der Villa Romana del Casale auf Sizilien (3. Jahrhundert n. Chr.)

In griechischen Stadtstaaten wie Sparta sollen sich Frauen bei der Teilnahme an Sportveranstaltungen die Brüste abgebunden haben, um männlicher zu erscheinen. In der Antike und dem Mittelalter trugen Frauen Binden aus Leinen über den Brüsten, um diese zu bedecken und zu stützen (siehe Fascia pectoralis).

Im Jahre 2008 wurden bei Umbauarbeiten in der Decke zwischen dem ersten und dem zweiten Obergeschoss im Osttiroler Schloss Lengberg (Österreich) über 2700 Textilfragmente entdeckt. Darunter vier Büstenhalter mit deutlich erkennbaren Körbchen, die aufgrund ihrer Radiocarbondatierung aus der Zeit zwischen 1440 bis 1485 stammen. Zwei der Funde sahen wie heutige Büstenhalter aus, die beiden anderen wie ärmellose Hemden mit eingebauten Körbchen. Ein Büstenhalter bestand aus feinem Leinen mit wertvoller Nadelspitze.[9][10][11]

Anfang des 19. Jahrhunderts waren einfache „Brustleibchen“ üblich. Da sich darunter die Brustwarzen abzeichneten, was damals als „unziemlich“ galt, kamen wattierte „Brustverbesserer“ auf, die einem BH schon sehr ähnlich sahen und auch später über dem Korsett getragen wurden. Der erste moderne Büstenhalter wurde von der Dresdnerin Christine Hardt am 5. September 1899 patentiert.[12] Er bestand aus zusammengeknüpften Taschentüchern und Männerhosenträgern und war verstellbar. Die Französin Herminie Cadolle meldete im selben Jahr ein Patent auf einen Büstenhalter an.[13] Hugo Schindler aus Mariaschein in Böhmen meldete bereits 1893 einen „Büstenhalter“ beim "Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum" zum Patent an.[14] Dieser hatte zwei an einem Gürtel befestigte Kappen, die oben mit Bändern befestigt wurden. Der schwäbische Korsettmacher Wilhelm Meyer-Ilschen aus Cannstatt (heute ein Stadtteil von Stuttgart) entwickelte 1904 seine „Bruststütze ohne Unterteil“ (erst später patentiert). Sein Schwiegervater Sigmund Lindauer, auch aus Cannstatt, ließ 1912 in seiner Firma S. Lindauer & Co den ersten Büstenhalter in Serienfertigung gehen (Marke Prima Donna); er hatte ein kaiserliches Patent auf den ersten BH ohne Längs- und Querstützen aus Bein und Knochen. Lindauers „Hautana“ machte rund um den Globus Karriere. Weltweit folgte eine Vielzahl weiterer Patentierungen.

Etwa gleichzeitig mit Hugo Schindler erfand in den USA Mary Phelps-Jacob einen Ersatz für das Mieder: Aus zwei Tüchern und einigen Bändern fertigte sie ein Wäschestück, um ihre Brüste zu bedecken. 1914 ließ sie diese Erfindung patentieren und verkaufte das Patent anschließend für 1500 $ an die Warner Brothers Corset Company. Offiziell gilt sie als Erfinderin des BH, was vermutlich auf ihren guten Geschäftssinn zurückzuführen ist. Mit dem Beginn der industriellen Fertigung war der Siegeszug des Büstenhalters nicht mehr aufzuhalten.

Seit den 1910er Jahren löste der Büstenhalter vielerorts endgültig das als unbequem empfundene Korsett ab. Die ersten Modelle bestanden aus Leinen. Ab den 1920er Jahren wurden sie auch aus Seide, Musselin oder Batist hergestellt. Als der BH das Mieder zu verdrängen begann, kamen parallel dazu auch Hüfthalter und Strapse auf. Während der 1930er Jahre kamen Mieder erneut in Mode. Ebenfalls zu Beginn der 1930er wurden in den USA erstmals die noch heute bekannten Standardgrößen (A-, B- und C-Körbchen) eingeführt. Erst 1947, mit dem so genannten New Look, verdrängte der Büstenhalter endgültig das Mieder. Es gab fortan BH mit verstärkten Körbchen (mit Fischbein-, später Metallbügel unterhalb der Schalen), wattierte und verstärkte BH, Push-ups, BH ohne Verschluss, Verschluss hinten oder vorne.

Ebenso wie andere Kleidungsstücke durchlief der BH eine Vielzahl von Moden: knabenhaft in den 1920er Jahren, rund in den 1930ern und spitz in den 1950er Jahren. Ab 1994, mit der Einführung des „Wonderbra“ oder „Push-Up“ und neuer Materialien, kam es zu einem neuen BH- und Lingerie-Boom. Der teuerste jemals produzierte BH ist der Fantasy Bra aus dem Jahr 2000, der mit einem Kaufpreis von 15 Mio. Dollar im Guinness Buch der Rekorde eingetragen wurde.

Film

  • Martina Treuter: Der Büstenhalter des Herrn Lindauer. Dokumentation zur Geschichte. Deutschland, 2008, IMDb.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Büstenhalter – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary: BH – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Büstenhalter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur über Büstenhalter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Einzelnachweise

  1. Deirde E. McGhee, Julie R. Steele: How do respiratory state and measurement method affect bra size calculation. In: Br. J. Sports Med.. 40, 2006, S. 970–974. doi:10.1136/bjsm.2005.025171.
  2. E. A. Pechter: A new method for determining bra size and predicting post augmentation breast size. (pdf) In: Plast Reconstr Surg. 102, 1998, S. 1259–65.
  3. DIN EN 13402. Größenbezeichnung von Bekleidung (2001).
  4. J. Scurr: Bouncing breasts; a credible area of scientific research. (pdf) In: The Sports and Excercise Scientist. 13, 2007.
  5. K. Ashizawa, A. Sugane, T. Gunji: Breast form changes resulting from a certain brassière. In: J Hum Ergol (Tokyo). 19(1), 1990, S. 53–62. PMID 2092072.
  6. L. Pierrot: Evolution du sein après l’arrêt du port du soutien gorge, étude préliminaire longitudinale sur 33 sportives volontaires, Thèse présentée le 19 décembre 2003 devant la Faculté de Médecine et de Pharmacie de Besançon.
  7. C. L. Kerrigan, E. D. Collins, D. Striplin, H. M Kim, E. Wilkins, B. Cunningham, J. Lowery: The health burden of breast hypertrophy. In: Plastic and Reconstructive Surgery. 108(5), 2001, S. 1591–1599. PMID 11711933.
  8. E. L. Ryan: Pectoral girdle myalgia in women: a 5-year study in a clinical setting. In: Clin J Pain. 16(4), 2000, S. 298–303.
  9. Dalya Alberge: Discovered in a castle vault, the scraps of lace that show lingerie was all the rage 500 years ago. dailymail.co.uk, 16. Juli 2012.
  10. Sensation: 532 Jahre alter BH gefunden. tirol.orf.at, 18. Juli 2012.
  11. Büstenhalter aus dem Mittelalter – Der Sonder-Bra. Spiegel Online, 19. Juli 2012, abgerufen 5. Dezember 2012
  12. Patentschrift des Kaiserlichen Patentamtes Nr. 110888 für ein „Frauenleibchen als Brustträger“. (pdf online) beim DPMA
  13. Patent GB189816955 (A) vom 15. Juli 1899 (online)
  14. Schweizer Patentschrift Nr. 6264, Klasse 24, 6. Februar 1893, 6 Uhr, p. „Büstenhalter“ (pdf online beim DPMA)
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