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Kontaktlinse
Kontaktlinsen (auch Haftlinsen, Haftschalen oder Haftgläser; nicht zu verwechseln mit Kontaktgläsern) sind optische Hilfsmittel, gehören zu den Sehhilfen und stellen als solche eine Alternative zur Brille dar. Kontaktlinsen liegen nicht direkt auf der Hornhaut des Auges auf, sondern schwimmen auf einem feinen Tränenfilm. Man unterscheidet zwischen formstabilen (harten) und weichen Kontaktlinsen. Mit ihnen lassen sich die meisten optischen Fehlsichtigkeiten (Ametropien) wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Astigmatismus oder Presbyopie korrigieren. Besonders komplizierte Formen von Fehlsichtigkeiten wie Keratokonus, Keratoglobus oder sehr unterschiedliche Brechungsverhältnisse (Anisometropie) lassen sich mit Kontaktlinsen gut korrigieren, meist besser als mit einer Brille. Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland tragen nur in bestimmten Fällen die Kosten für diese Form der Sehhilfen.[1]
Geschichte
Die älteste Idee einer Modifikation der Brechungseigenschaften des Auges durch einen Eingriff direkt an der Hornhaut lässt sich bei Leonardo da Vinci in einer Schrift von 1508 nachweisen, der ein Eintauchen des Auges in ein wassergefülltes Glasgefäß vorschlug.[2] René Descartes hatte 1636 die Idee einer mit Flüssigkeit gefüllten Glasröhre, die zur Korrektur einer Fehlsichtigkeit direkt auf das Auge gesetzt wird. John Herschel beschrieb 1823 eine „mit tierischer Gallerte gefüllte sphärische Kapsel, die auf die Oberfläche des Auges aufgebracht wird“ und kam damit den heutigen Kontaktlinsen schon nahe.[3]
In den 1880er Jahren arbeiteten mindestens zwei Erfinder daran, das Konzept der Kontaktlinse erstmals in die Realität umzusetzen: Adolf Eugen Fick und August Müller entwickelten unabhängig voneinander Glasschalen, die den größten Teil der Augenoberfläche bedeckten.[3] August Müller selbst, der stark kurzsichtig war, konnte diese Art von Linsen lediglich für maximal eine halbe Stunde tragen.[4] Der Optiker William Feinbloom führte 1936 den Kunststoff PMMA erstmals als Kontaktlinsenmaterial an Stelle von Glas ein. Bereits in den 1930er Jahren experimentierte Heinrich Wöhlk in Kiel mit Skleralschalen aus Plexiglas. Ihm gelang es als Erstem, die heutige moderne Form der lange tragbaren Kontaktlinse herzustellen. Er benutzte ein Verfahren zum präzisen Abguss der Hornhaut des Auges, was erst die Herstellung einer individuell passgenauen Kontaktlinse ermöglichte. Wöhlk kann somit als Erfinder der modernen harten Kontaktlinse gewertet werden. [5] Tatsächlich fehlte ihm aber das Kapital und so konnte er seine Erfindung nicht zum Patent anmelden.[6] 1948 wurde von Kevin Tuohy die erste vollständig aus PMMA hergestellte Linse zum Patent angemeldet, die nur noch die Hornhaut bedeckte und nicht mehr die gesamte Sclera.[3] Ein weiterer wichtiger Durchbruch gelang 1959 Otto Wichterle, der das Hydrogel HEMA zur Herstellung von weichen Kontaktlinsen erfand.[7] Die sogenannten Wichterle-Linsen waren noch leicht zerbrechlich und im Gebrauch empfindlich. In den folgenden Jahren entwickelte Jacqueline Urbach ein sehr viel dünneres, weit stabileres Material für weiche Linsen, das 1974 patentiert wurde (Hydrophilic Contactlens Material; Patent Nummer 3'985'697). 1975 stellte sie in Amsterdam die ersten in Europa serienmäßig hergestellten weichen Linsen unter dem Namen "Urosoft" vor und erhielt 1977 von der FDA in den USA die Bewilligung, eine der ersten weichen Linsen überhaupt zu vertreiben.
Linsentypen
RGP-Kontaktlinsen (formstabile)
1976 kamen die ersten sauerstoffdurchlässigen, formstabilen Kontaktlinsen auf den Markt. Heutige oft abgekürzt mit RGP für rigid gas permeable. Der Durchmesser liegt üblicherweise zwischen acht und zehn Millimetern. Sie schwimmen beweglich auf einem Tränenfilm. Durch Weiterentwicklung der Kunststoffe weisen heutige formstabile Kontaktlinsen Sauerstoffdurchlässigkeiten im Bereich von 30 bis 100 Dk auf.[8] Ein großer Teil des Sauerstofftransports zur Hornhaut verläuft so durch das Linsenmaterial hindurch. Ein leichter Astigmatismus kann durch die Formstabilität in Verbindung mit dem unter der Linse liegenden Tränenfilm ausgeglichen werden. Optimierte Messmethoden und günstigere Formgestaltung der Kontaktlinsen sowie komfortablere Materialien konnten die Verträglichkeit gegenüber den ersten formstabilen Kontaktlinsen verbessern. Alterungsprozesse können die Linse verformen und die Hornhaut schädigen. Beim Wechseln der Kontaktlinsen mit einem Linsensauger können bei zu großem Druck auf die Hornhaut leichte Verletzungen und in deren Folge Infektionen ausgelöst werden.
Weiche Kontaktlinsen
Weiche Kontaktlinsen sind flexibel und passen sich der Form der Hornhaut an. Der Durchmesser liegt üblicherweise zwischen 12 und 16 mm, der Linsenrand liegt daher bei geöffnetem Auge unter dem Lidrand. Die Tragedauer von weichen Kontaktlinsen variiert von Tages-, über 14 Tages- und Monats- bis zu Jahreslinsen.
Hydrogellinsen
Hydrogellinsen bestehen aus einem hydrophilen Polymer und Wasser, je nach Linse in einem Massenverhältnis von etwa 1:1. Solche Polymere sind z. B. Ocufilcon oder Omafilcon, eine ganze Reihe weiterer, ähnlicher Materialien sind von der FDA zugelassen. Das Polymer dieser Kontaktlinsen ist nicht sauerstoffdurchlässig. Der Sauerstofftransport erfolgt vielmehr per Diffusion durch das in der Linse enthaltene Wasser. Deshalb ist die Sauerstoffdurchlässigkeit dieser Kontaktlinsen im Allgemeinen umso höher, je größer der Wasseranteil ist. Auf diese Weise können Sauerstoffdurchlässigkeiten von bis zu 30 Dk erreicht werden.[9]
Silikonhydrogellinsen
Für mehrtägiges ununterbrochenes Tragen sind höhere Sauerstoffdurchlässigkeiten nötig, um eine Schwellung der Hornhaut (insbesondere über Nacht) zu verhindern. Aus diesem Grund wurde 1999 die erste Linse aus einem sog. Silikonhydrogel eingeführt (Balafilcon), die bis zu einem Monat ununterbrochen getragen werden kann. Dabei handelt es sich um die Mischung aus einem hydrophilen sauerstoffundurchlässigen Polymer, einem hydrophoben hochsauerstoffdurchlässigen Silikonpolymer, und Wasser.[10] Durch die Silikonpolymere können Sauerstoffdurchlässigkeitswerte von deutlich über 100 Dk erzielt werden.
Allerdings hat die hydrophobe Oberfläche dieser Materialien den Nachteil, dass die Linsenoberfläche im Auge schlechter benetzbar ist, was zum Teil durch zusätzliche Oberflächenbehandlungen ausgeglichen werden muss. Ein weiterer Nachteil, der für die höhere Sauerstoffdurchlässigkeit in Kauf genommen werden muss, ist die höhere Steifigkeit von Silikonhydrogellinsen im Vergleich zu Hydrogellinsen. Dadurch können unter Umständen leichter mechanische Reizungen des Auges auftreten. Die Kontaktlinsenhersteller arbeiten stetig an neuen Materialien, um die genannten Probleme zu reduzieren. So sind inzwischen Silikonhydrogele erhältlich, die auch ohne Oberflächenbehandlung eine relativ gute Benetzbarkeit aufweisen (z. B. Comfilcon).[11]
Hybridkontaktlinsen
Um die Vorteile formstabiler Kontaktlinsen und den Tragekomfort weicher Kontaktlinsen zu kombinieren, werden seit 2001 sogenannte Hybridlinsen entwickelt, die mittlerweile von einigen Herstellern angeboten werden. Sie weisen den sauerstoffdurchlässigen Kern einer formstabilen Kontaktlinse und eine weiche Ummantelung auf. 2005 wurden sie für den amerikanischen Markt zugelassen. Besonders Patienten, die an Keratokonus leiden und bisher formstabile Kontaktlinsen benötigten, können so in den Genuss des Tragekomforts einer weichen Kontaktlinse kommen.[12]
RGP-Kontaktlinsen gegenüber weichen Kontaktlinsen
Die Wahl zwischen RGP-Kontaktlinsen (rigid gas permeable; formstabile sauerstoffdurchlässige) oder weichen Kontaktlinsen ist abhängig von den Gewohnheiten des Trägers, kann aber auch durch medizinische Aspekte beeinflusst werden (manche Hornhautverkrümmungen können besser durch formstabile Linsen korrigiert werden). Formstabile Kontaktlinsen weisen den Vorteil auf, nicht austrocknen zu können. Ein weiterer Aspekt ist die Häufigkeit des Tragens: Bei gelegentlichem Tragen, z. B. bei sportlichen Aktivitäten, sind die weichen Kontaktlinsen in der Regel kostengünstiger. Bei täglichem Tragen weisen formstabile Kontaktlinsen trotz der höheren Kauf- und Anpassungskosten einen Kostenvorteil auf, da sie bei guter Pflege seltener erneuert werden müssen. Ändert sich die Sehstärke des Trägers relativ schnell, z. B. in jungen Jahren, kann es sinnvoller sein, weiche Kontaktlinsen zu verwenden, um nicht häufig die relativ teuren formstabilen Kontaktlinsen nachkaufen zu müssen. Bei starkem Wind oder staubiger Umgebung besteht bei formstabilen Kontaktlinsen das Risiko, dass zu Schmerzen führende Fremdkörper unter eine formstabile Kontaktlinse gelangen. Durch die fast direkte Haftung weicher Kontaktlinsen auf der Augenoberfläche und ihre Ausdehnung bis unter den Lidrand sitzen weiche Kontaktlinsen fester im Auge als formstabile, was auch das Verlustrisiko reduziert. Das Risiko für Infektionen der Hornhaut ist bei weichen Kontaktlinsen größer als bei formstabilen Kontaktlinsen (3,5 gegenüber 1,1 Fällen auf 10.000 Träger).[13]
Die Eingewöhnungszeit von formstabilen Kontaktlinsen ist länger als die von weichen. Während weiche Kontaktlinsen in der Regel bereits beim ersten Einsetzen nur noch in geringem Maß als Fremdkörper im Auge wahrgenommen werden, benötigen formstabile Kontaktlinsen eine Eingewöhnungszeit von drei bis sechs Wochen.[14] Danach ist bei formstabilen Kontaktlinsen kontinuierliches Tragen erforderlich, um den Gewöhnungseffekt nicht zu verlieren. Viele Träger empfinden aber auch nach dieser Eingewöhnungszeit mit formstabilen Kontaktlinsen ein stärkeres Fremdkörpergefühl als mit weichen Kontaktlinsen.
Linsenfunktionen
Kontaktlinsen zur Korrektur von Kurz- oder Weitsichtigkeit
Die gebräuchlichsten Kontaktlinsen werden zur Korrektur von Kurz- oder Weitsichtigkeit verwendet. Dabei werden sphärische Linsenformen, asphärische Linsenformen, oder sphärische Linsenformen mit asphärischem Randbereich eingesetzt.
Torische Kontaktlinsen
Mit torischen Kontaktlinsen wird eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) korrigiert. Neben dem Dioptrienwert müssen bei der Herstellung auch die Werte für Achse und Zylinder des Astigmatismus berücksichtigt werden. Die Hornhautverkrümmung wird durch zylindrische Parameter ausgeglichen. Die Linse muss dazu in einer definierten Position sitzen. Das wird durch verschiedene Methoden erreicht, die eine sorgfältige Anpassung erfordern.
Kontaktlinsen zur Korrektur von Alterssichtigkeit
In der vierten Lebensdekade verliert das menschliche Auge allmählich die Fähigkeit, sich auf nahe Entfernungen einzustellen. Diese Erscheinung bezeichnet man als Alterssichtigkeit oder Presbyopie. In seltenen Fällen kann durch krankhafte Veränderungen oder Verletzungen des Auges bereits früher eine Nahkorrektion erforderlich sein. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kontaktlinsen, mit denen immer nur das Sehen in der Ferne oder Nähe korrigiert werden kann, bieten seit 1982 Multifokallinsen die Möglichkeit des deutlichen Sehens in unterschiedlichen Entfernungen. Multifokallinsen werden in segmentförmige Bifokallinsen oder konzentrische Multifokallinsen eingeteilt. Eine Sonderform stellt die Monovisionstechnik dar. Welcher Linsentyp verwendet wird, ist abhängig von den physiologischen Gegebenheiten und von der Art der Anwendung. Multifokallinsen werden sowohl als formstabile Kontaktlinsen als auch als weiche Kontaktlinsen hergestellt.
Segmentförmige Bifokallinsen
Dieses Herstellungsprinzip, das man auch als alternierendes (abwechselndes) System bezeichnet, besteht in der Regel aus zwei segmentförmigen optischen Zonen unterschiedlicher Wirkung. Beim Blick in die Ferne sieht das Auge durch die obere – für die Ferne korrigierende – optische Zone. Beim Blick in die Nähe wird das Auge nach unten gedreht, die Kontaktlinse wird jedoch durch den Einfluss des Unterlides nach oben geschoben und man sieht durch die Nahzone.
Konzentrische Multifokallinsen
Bei diesem Linsentyp werden zwei oder mehrere ringförmige Sehzonen konzentrisch angeordnet. Bei modernen Kontaktlinsen gehen die Bereiche mittlerweile fließend ineinander über. Der Benutzer kann gleichzeitig verschiedene optische Zonen nutzen, daher auch die zusätzliche Bezeichnung als „simultanes System“. Die Grundlagen wurden bereits in den 1950er Jahren von Collins und de Carle[15] beschrieben. Dem Auge wird gleichzeitig das Bild der Ferne und der Nähe angeboten, und es wählt (unbewusst) das gewünschte Bild aus.
Monovisionstechnik
Hier werden keine Mehrstärkenkontaktlinsen verwendet, um die Presbyopie zu korrigieren, sondern man gleicht ein Auge für die Ferne aus, das zweite Auge für die Nähe. Bei Anwendung dieser Technik kommt es jedoch zu Einschränkungen des beidäugigen stereoskopischen Sehens.
Nachtlinsen
Eine weitere Form von Kontaktlinsen sind orthokeratologische Nachtlinsen. Diese werden vor dem Schlafen eingesetzt und über Nacht in den Augen belassen. Während der Tragzeit korrigieren sie die Form der Hornhaut des Auges. Diese Verformung ist nicht dauerhaft, bleibt jedoch über einen Zeitraum von ein bis drei Tagen erhalten, in dem scharfes Sehen ohne Sehhilfe möglich ist.
Verbandlinsen
Verbandlinsen werden vom Augenarzt bei Verletzungen der Hornhaut eingesetzt und können bis zu vier Wochen dort verbleiben.
Kosmetische Kontaktlinsen
Farbige oder bemalte Kontaktlinsen (auch Motivlinsen genannt) dienen überwiegend ästhetischen oder kosmetischen Zwecken. Eine medizinische Indikation für farbige Kontaktlinsen (Irislinsen) liegt bei Lichtempfindlichkeit vor. Ihre optischen Funktionen sind schlechter als die konventioneller Kontaktlinsen. Es gibt sie in allen gängigen Farben und Motiven, so zum Beispiel mit Reptil- oder Manga-Motiven, die zu Karneval, Halloween und Mottopartys vermehrt an Beliebtheit gewinnen. Die Ausführung „Sclera-Lens“ (deutsch „Vollschalen-Kontaktlinse“) kann das ganze Auge bedecken. Solche Kontaktlinsen dürfen laut Hersteller unter Verwendung von Augentropfen maximal sechs Stunden getragen werden und sind in Deutschland für Privatpersonen nicht käuflich. Aufgrund ihrer Größe ist das Einsetzen einer Vollschalen-Kontaktlinse schwieriger als das einer normalen weichen Kontaktlinse.
Korrektureigenschaften im Vergleich zu Brillen
Kontaktlinsen zur Korrektur von Kurzsichtigkeit sind physikalisch bedingt am Rand dicker als in der Mitte und daher bei hohen Stärken gewöhnungsbedürftiger als solche zur Korrektur von Weitsichtigkeit, die zum Rand hin dünner werden. Bei starker Kurzsichtigkeit bieten Kontaktlinsen jedoch den Vorteil, dass das Gesehene aufgrund des direkten Sitzes auf dem Auge, anders als bei einer Brille, nicht verkleinert wird. Dadurch wird mit einer Kontaktlinse im Allgemeinen eine bessere Korrektur des Sehfehlers erzielt. Im Gegenzug wird bei starker Weitsichtigkeit das Gesehene nicht vergrößert, gegenüber einem Normalsichtigen also das Gesichtsfeld nicht reduziert. In allen Fällen entfällt die Beschränkung des Sehfelds durch den Brillenrand und die Augen können den natürlichen Bewegungsmustern folgen. Oft haben Kontaktlinsen eine leichte Tönung, um die Handhabung zu erleichtern.
Anpassung und Pflege
Kontaktlinsen, die nicht gut und sachgemäß angepasst sind, können das Auge schädigen. Deshalb sollte die Anpassung (Kontaktologie) von einem entsprechend geschulten Fachmann vorgenommen werden, in der Regel von einem Augenarzt, einem Augenoptiker oder einem Optometrist. Dieser sichert ein bestmögliches Resultat zu und haftet bei Problemen im gesetzlichen vorgegebenen Rahmen. Der Anpasser berücksichtigt die individuelle Form des Auges genauso wie die Kraft der Augenlider beim Zwinkern. Besondere Aufmerksamkeit kommt dem Tränenfilm zu, dessen Eigenschaften das jeweilige Linsenmaterial mitbestimmen.
Auch auf die Tragedauer der Kontaktlinsen ist zu achten. Tageslinsen stellen einen Sonderfall dar, da sie nur für bestimmte Situationen genutzt werden (Sport, Arbeit, wenn aus Sicherheitsgründen keine Brille getragen werden kann etc.). Die Tageslinsen werden nach wenigen Stunden, spätestens aber nach zwölf Stunden, aus dem Auge genommen und entsorgt. Weiche Kontaktlinsen sollten regelmäßig getauscht werden. Die Hersteller bieten dem Kunden mehrere Varianten zur Auswahl. Hier sind Zeiträume von ein bis zwei Wochen bis hin zu zwölf Monaten möglich. Das Altern der Kontaktlinsen reduziert den Tragekomfort. Häufigster Nutzungsfehler ist die zu lange Tragedauer von Austauschlinsen. Nach Ablauf der Nutzungszeit wird das Auge erheblich schlechter mit Nährstoffen versorgt, wodurch die unten genannten Risiken entstehen. Daher sollte die Dauer des Tragens der Kontaktlinsen immer in Absprache mit dem Augenarzt und Augenoptiker erfolgen.
Der Kontaktlinsenträger sollte regelmäßig die Nachkontrolltermine wahrnehmen, um Risiken zu vermeiden. Auf gute Hygiene muss geachtet werden, indem die Kontaktlinsen-Pflegemittel passend zum Linsenmaterial ausgewählt und die Flüssigkeiten regelmäßig gewechselt werden. Kontaktlinsen altern und können dann Gebrauchsspuren, Ablagerungen und Beschädigungen aufweisen.
Risiken und Nebenwirkungen
Die wichtigsten Nebenwirkungen von Kontaktlinsen sind Hyperämie in Bindehaut oder Limbus, Neovaskularisation und Bindehautentzündungen, vor allem Keratoconjunktivitis sicca und Riesenpapillenkonjunktivitis.[16]
Die Wahrscheinlichkeit von Bindehautentzündungen kann durch Einhaltung von Hygienevorschriften bei der Handhabung von Kontaktlinsen reduziert werden. Das Risiko aller genannten Nebenwirkungen steigt im Allgemeinen mit der Tragezeit. Da Chlor die Funktion von Kontaktlinsen beeinträchtigen kann, wird beim Schwimmen die Verwendung von Tageslinsen oder Schwimmbrillen empfohlen.[17]
Einschränkungen beim Tragen
Sauna
Durch die trockene Luft und den regelmäßigen Saunaaufguss können die Augen gereizt werden. Weiterhin bilden sich Ablagerungen auf der Linse. Es empfiehlt sich deshalb, bei Saunabesuchen Kontaktlinsen zu nutzen, die sehr sauerstoffdurchlässig sind, was in vielen Online-Shops über den "DK-Wert" angegeben wird.
Schwimmen
Kontaktlinsen gehen während des Schwimmens oft verloren. Bei formstabilen Linsen ist das noch wahrscheinlicher als bei weichen Kontaktlinsen, da sich weiche Linsen stärker an der Hornhaut festsaugen. Auch kann das Material der Kontaktlinsen durch Chlor und Salzwasser verformt werden, was dem Auge schaden würde.
Sporttauchen
Die Benutzung von weichen Tageslinsen wird empfohlen. Beim Verlieren der Linsen ist der finanzielle Verlust im Gegensatz zu Monats- oder Jahreslinsen oder insbesondere zu Tauchmasken mit optischen Gläsern gering. Auch sind Tageslinsen in der Regel insgesamt auch über einen längeren Zeitraum erheblich preiswerter als z. B. Tauchmasken mit optischen Gläsern. Wenn nach einem längeren Zeitraum eine Veränderung der optischen Eigenschaften des Auges eingetreten ist, ist keine neue (teure) Tauchmaske erforderlich, sondern es sind lediglich neue Tageslinsen mit den geänderten Dioptrien-Werten zu beschaffen, die bisherige Tauchmaske ohne Korrektur kann weiterhin verwendet werden.
Weiche Tageslinsen sind derzeit (August 2012) im Fachhandel zu Preisen ab ca. 40 Cent pro Stück erhältlich. Das ergibt für 10 Tauchgänge an verschiedenen Tagen einen Preis von ca. 8 Euro.
Der hohe Wasserdruck kann beim schnellen Auftauchen bei formstabilen Kontaktlinsen zu einer schlechten Sicht führen, da sich aus der Hornhaut austretende Luftbläschen unter der Linse sammeln. Aus medizinischer Sicht stellt das aber kein Gesundheitsrisiko dar. Beim Tauchen mit weichen Kontaktlinsen wurden noch keine negativen oder schädlichen Effekte festgestellt.
Das schnelle Auftauchen sollte aber aus Gesundheitsgründen generell vermieden werden, da es erhebliche Risiken beinhaltet.
Berufe
In den meisten Berufen stellt das Tragen von Kontaktlinsen keine Nachteile gegenüber einer Brille dar. In Räumen mit niedriger Luftfeuchte oder Klimaanlagen gestaltet sich das Tragen von Kontaktlinsen insgesamt problematisch, da es schnell zu trockenen Augen und damit einer Reizung der Hornhaut kommen kann. Welche Berufszweige langfristig zu Problemen beim Tragen von Kontaktlinsen führen können, sollte im Gespräch beim Augenarzt oder Optiker geprüft werden.
Schwangerschaft
Durch hormonell bedingte Veränderungen während einer Schwangerschaft kann sich die Menge der Tränenflüssigkeit reduzieren und somit zu trockenen Augen führen. Während der Entbindung steigt der Innendruck des Auges und der Tränenfluss nimmt zu. Somit kann das Tragen von Kontaktlinsen während der Geburt schnell unangenehm werden.
Hersteller
Weblinks
- Rainer Billert: Praxisnahe Kontaktlinsenanpassung: Teil 1 (PDF; 9,2 MB) / Teil 2 (PDF; 6,1 MB)
- Historisches über Wöhlk
Einzelnachweise
- ↑ Bundesministeriums für Gesundheit: Ratgeber zur gesetzlichen Krankenversicherung. (PDF; 1,4 MB).
- ↑ R. F. Heitz, J. M. Enoch: Leonardo da Vinci: An assessment on his discourses on image formation in the eye. In: Adrianna Fiorentini, David L. Guyton, Irwin M. Siegel: Advances in Diagnostic Visual Optics. Proceedings of the Third International Symposium, Tirrenia, Italy, May 1–4, 1986. Springer, Berlin u. a. 1987, ISBN 3-540-17585-7, S. 19–26.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Jack Schaeffer, Jan Beiting: The early history of contact lenses. (PDF; 1,6 MB).
- ↑ Richard M. Pearson, Nathan Efron: Hundredth anniversary of August Müller's inaugural dissertation on contact lenses. In: Survey of Ophthalmology. Bd. 34, Nr. 2, September 1989, ISSN 0039-6257, S. 133–141.
- ↑ Siehe »www.fogis.de/«
- ↑ Siehe »www.ndr.de/geschichte/«
- ↑ O. Wichterle, D. Lim: Hydrophilic gels for biological use. In Nature. Bd. 185, January 1960, S. 117–118, doi:10.1038/185117a0
- ↑ Beispielübersicht über formstabile Kontaktlinsen bei einem ungarischen Kontaktlinsenhändler.
- ↑ Patrick H. Benz: Hydrogel vs Silicone Hydrogel Materials. (PDF; 209 KB).
- ↑ Loretta Szczotka-Flynn: Improving Ocular Health and Comfort With Silicone Hydrogel Contact Lenses. In: Contact Lens Spectrum. June 2007, ISSN 1085-2395, eingesehen am 11. Juni 2013.
- ↑ Brian Chou: The Evolution of Silicone Hydrogel Lenses. In: Contact Lens Spectrum. June 2006, eingesehen am 11. Juni 2013.
- ↑ SynergEyes, Inc. Launches New Hybrid Lens Design for Keratoconus Patients (PDF; 79 kB), Pressemitteilung Synergeyes, 14. Juli 2009, Carlsberg
- ↑ Kam H. Cheng, Siu L. Leung, Hans W. Hoekman, W. Houdijn Beekhuis, Paul G. H. Mulder, Annette J. M. Geerards, Aize Kijlstra: Incidence of contact-lens-associated microbial keratitis and its related morbidity. In: The Lancet. Bd. 354, Nr. 9174, July 1999, ISSN 0140-6736, S. 181–185, ISSN 10.1016/S0140-6736(98)09385-4(?!?!) .
- ↑ Gesundheit heute: Kontaktlinsen
- ↑ J. W. de Carle: The De Carle bifocal contact lens. In: Contacto. Bd. 3, 1959, ISSN 0045-8317, S. 5–9.
- ↑ Siehe »www.clspectrum.com«
- ↑ Kontaktlinsen und Wassersport auf optiker.at
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