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Ba’al
Baal (auch Ba’al, hebr. בַּעַל / Baʕal, akkad. Bēlu(m), Bēl, ugarit., phöniz.-pun. und amurr. Ba‘lu(m), Bal, samaritan. Bāl, aram. Be‘lu, ab der 19. Dynastie ägypt. B‘r, griech. Βηλος, in der Septuaginta und bei Josephus Βααλ, lat. Belus, bei Hieronymus Baal, arab. Ba‘lu, altsüdarab. B‘L, äthiop. Bā‘el[1]) ist im Altertum eine Bezeichnung für verschiedene Gottheiten im syrischen und levantinischen Raum und bedeutet: Herr, Meister, Besitzer, Ehemann, König oder Gott. Baal war ein Titel, der für jeden Gott verwendet werden konnte.[2]
Als Baal wird gewöhnlich der oberste Gott des örtlichen Pantheons bezeichnet. Er ist meist ein Berg-, Wetter- und Fruchtbarkeitsgott. Mit Baal gleichgesetzt wurde oft der babylonische Wettergott Adad.
Baal in Syrien-Palästina
Die Auswertung der Schrifttafeln aus Ebla ergab etwa 500 Gottheiten. Teilweise wurden sumerische und hurritische Götternamen übernommen. Jahrhunderte später sind noch etwa 50 herausragende Gottheiten in Syrien belegt. Dagon als Herr (bel) der Götter hat dabei eine führende Aufgabe.
Ugarit
Den tiefsten Einblick in die Götterwelt Kanaans geben die praktisch komplett aufgefundenen Keilschriftarchive der um 1200 v. Chr. zerstörten Stadt Ugarit, Hauptstadt des gleichnamigen bronzezeitlichen Stadtstaates.[3] Die Tafeln hielten unter anderem Epen, Mythen, Gebete, Götter- und Opferlisten, zeremoniellen Texte und Vorschriften fest.
Der längste Mythenzyklus aus Ugarit beschäftigt sich mit Baal.[4] Baal war ein Wettergott, der Wind, Wolken und Regen beherrscht. Indem er die Dürre beendet, ist er Spender der Fruchtbarkeit.
Als Gewittergott, der über die Wolken eilt, der die Wolken „wie Kälber vor sich hertreibt“ und über Donner und Blitz verfügt, ist er dynamisch, mächtig und kampfkräftig. Dargestellt wird er mit einem erhobenen Arm einherschreitend, mit dem er die Donnerkeule hält, während er in der linken Hand den Blitzspeer trägt. Die Zuordnung von Figuren des „Schreitenden Gottes“ an bestimmte Gottheiten ist allerdings meist nicht möglich.[5]
Der für Wasser, Brot, Wein, Öl, Kräuter (Nahrung für das Vieh) und ihr Gedeihen verantwortliche Gott ist in einer bäuerlichen Kultur von besonderer Bedeutung. Die Motive des zitierten Hymnus finden sich in Psalm 65 der Bibel auch für JHWH. (Ps 65,7-13 LUT)
In den Ugarit-Texten wird Baal als Zabul (Fürst), Herr der Erde und als Wolkenreiter bezeichnet.
Allgemeine Verehrung des Baal
In Ugarit wurde eine Entwicklung aus Ebla übernommen und stellte eine auf Ugarit bezogene Einzigartigkeit dar: Die verstorbenen Könige werden vergöttlicht und bekommen einen eigenen Kult. Damit erreichten sie den gleichen Rang wie der Gott Baal selbst.
Nach S. Moscati wurde in jeder phönizischen Stadt eine Trias aus Mann, Ehefrau und jugendlichem Sohn verehrt. Sie haben lokal unterschiedliche Namen. Die Göttin Aschtoret/Astarte/Tanit (rabat) galt als Gattin des Baal. Auch hier gibt es unterschiedliche lokalen Namen: Astarte von Sidon, Astarte des Libanon, Baʿalat-Gebal, Baʿalat von Tyros
In Palmyra wurde Bel überwiegend als Trias zusammen mit dem Mondgott Aglibol und dem Sonnengott Jarchibol verehrt.
Namensformen
An die Namen Baal wurden oft Zusätze (z. B. Stadt oder Name) angehängt. Einige Beispiele:
- Stadt oder Region
- Baal-Gad – Baal-Hazor – Baal-Peor – Baal-Gebal – Baalbek – Baal Ugarit
- Berge
- Baal-Libanon – Baal-Zaphon – Baal Karmel – Baal-Qarnaim
- Stadtgötter
- Baal Eschmun von Sidon – Baal Melkart von Tyros
- Beinamen
- Adon (Herr) – ha Melech (der König)
- Andere Namenszusätze
- Baal-Berit (Herr des Bundes) in Sichem – Baal-Sebub (Herr der Fliegen) in Ekron – Baal Hammon (Herr der Räucheraltäre) – Baal des Amanos – Baal Zebul (erhabener Herr)
Baal in Ägypten
Baal in Hieroglyphen | |
---|---|
oder |
<hiero>b-a:r-E20</hiero> |
oder |
<hiero>b-a:r-w</hiero> |
oder mit Determinativ |
<hiero>b-a:r-w</hiero><hiero>C7</hiero> |
Transkription | Bˁr |
Baal wird erstmals im Neuen Reich unter Amenophis II. genannt. Ein Heiligtum hatte er in Memphis und trug dort den Beinamen Safon.
In der Ramessidenzeit drang Baal als kriegerischer, mächtiger Gott in die ägyptische Königsideologie ein; dem König wurden seitdem Epitheta wie „starkmütig wie Baal“, „groß an Schrecken wie Baal“, „Baal in Person“, „Gebrüll wie das des Baal im Himmel“, „wie Baal, der Macht hat über seine Feinde“ zugeordnet.
Baals Funktionen und Darstellungen wurden in Ägypten also völlig verändert: Er wurde mit Seth gleichgestellt: Seth als Baal und Baal als Seth. Typisch asiatische Merkmale der ägyptischen Darstellung sind: konische Mütze, Stierhörner und ein typischer Schurz. Die Attribute wie Götterbart, Lebenszeichen und Zepter wurden an die ägyptische Umgebung angepasst.
Lediglich seine Eigenschaft als Wettergott blieb erhalten.
Baal in der Bibel
In der Bibel wird der Ausdruck Baal synonym als Name für eine Reihe von Lokalgottheiten verwendet; das Wort Baal erscheint jedoch auch öfter in seiner nichtreligiösen Bedeutung. Manchmal scheint auch JHWH selbst als „Baal“ (im Sinne von „Meister“) angeredet zu werden, weswegen entscheidend ist, welcher Name hinter dem Wort für Herr, Gebieter oder Gott genannt wird.
In der Erzählung über Abraham liest man beiläufig vom Baalskult (z. B. 1 Mos 14,5 EU). Am Berg Sinai bei der Gesetzgebung für das Volk Israel wird bereits ein aktiver Affront gegen den Baalskult geboten (Exodus 34,12–14 EU). Außerdem waren die angeblichen Kindsopfer ein Anlass, diesen Kult nicht zu dulden. Wie aus der Bibel hervorgeht, wurden manche Israeliten vom Baalskult beeinflusst.
Baal wurde besonders in Nordisrael über hunderte Jahre verehrt, was sich u.a. durch die Kritik der biblischen Propheten an dieser Praktik belegen lässt.
Die antiken Berichte über die Kindsopfer für Baal sind äußerst umstritten. Auch die Römer bezichtigten die Karthager des Kindsmordes im Molochkult. Heute geht man eher von einer römischen Propaganda gegen Karthago aus.
Bibelstellen zu Baal:
- Mose und Geschichtsbücher: 4 Mos 25,3+5 EU, 5 Mos 4,3 EU, Ri 2,13 EU, 6,31–33 EU, 1 Kön 16,31–32 EU, 18,19–26 EU, 19,18 EU, 22,54 EU, 2 Kön 1,2–6 EU, 1,16 EU, 10,18–28 EU, 17,16 EU, 21,3 EU, 23,4–5 EU
- Jeremia: Jer 2,8 EU, 7,9 EU, 11,13 EU, 11,17 EU, 12,16 EU, 19,5 EU, 23,13 EU, 23,27 EU, 32,29 EU, 32,35 EU, 46,1 EU, 50,2 EU, 51,44 EU
- Sonstige Propheten: Dan 14,1-22 EU, Hos 2,10 EU, 2,18 EU, 13,1 EU, Bar 6,41 EU
- Neues Testament: Röm 11,4 EU.
In christlicher Zeit wurde aus dem Gott Baal der Dämon Baal.
Weiterleben
Der Name Baal lebt in Balthasar und Hannibal (phönizisch für „Baal ist gnädig“) fort. Auch das Wort Beelzebub oder Baal-Sebub („Herr der Fliegen“) geht auf Baal zurück und stellt im Neuen Testament eine Bezeichnung für den Teufel dar. Im Jahr 218 n. Chr. wurde versucht, den Baal von Emesa, Elagabal, als Reichsgott des Imperium Romanum einzuführen; der Gottheit wurde in Rom ein großer Tempel, das Elagaballium, errichtet, doch nach der Ermordung des Kaisers Marcus Aurelius Antoninus im Jahr 222 wurde das Vorhaben, das bei der stadtrömischen Bevölkerung auf Unverständnis gestoßen war, abgebrochen.
Baal findet sich auch als Bestandteil von Ortsnamen, z. B.:
- 'Ain-Baal (Auge Baals, Libanon)
- Baalbek (بعلبك)
- Baalshmay (Herr des Himmels, Libanon) بعل شمي
- Onu-Ba (heute Huelva, Spanien)
Siehe auch
Anmerkungen
- ↑ Vgl. Rudolf Meyer, Herbert Donner (Hrsg.): Wilhelm Gesenius, Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. 18. Auflage, Springer, Berlin u. a. 1987, ISBN 3-540-18206-3 (Lieferung 1), S. 162.; Ludwig Köhler, Walter Baumgartner (Hrsg.): Lexicon in Veteris Testamenti Libros. Brill, Leiden 1953, S. 137; G. Johannes Botterweck, Helmer Ringgren (Hrsg.): Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament. Band I: ’b – glh. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1973, Sp. 706 ff.
- ↑ Ephraim Stern: Archaeology of the Land of the Bible. Band 2, New York 2001, ISBN 0-385-42450-7, S. 76.
- ↑ André Caquot: An den Wurzeln der Bibel. In: Welt und Umwelt der Bibel. Heft 1: Ugarit – Stadt des Mythos. Katholisches Bibelwerk e.V., 2002, S. 37–42.
- ↑ Thomas Staubli: Der Baal-Mythos. In: Welt und Umwelt der Bibel. Heft 1 Ugarit – Stadt des Mythos. Katholisches Bibelwerk e.V., 2002, S. 43–48.
- ↑ Martin Klingbeil: Yahweh Fighting from Heaven. God as Warrior and as God of Heaven in the Hebrew Psalter and Ancient Near Eastern Iconography (= Orbis Biblicus et Orientalis. Band 169). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1999.
Quellensammlungen
- Leiden und Triumph Bêl-Marduks. In: Hugo Gressmann (Hrsg.): Altorientalische Texte und Bilder zum Alten Testament. Walter de Gruyter, Berlin u. a. 1926, S. 320–322. (babylon.)
- Baal-Zyklus, Baal, der Wasserspender und Keret-Epos. In: Otto Kaiser (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Alte Folge, Band III: Weisheitstexte, Mythen und Epen. Lieferung 6: Mythen und Epen IV. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1997, ISBN 3-579-00083-7, S. 1091–1253. (ugarit.)
- Lieder und Gebete an Baal und Marduk. In: Otto Kaiser (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Alte Folge, Band II: Religiöse Texte, Lieferung 6: Lieder und Gebete II. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1991, ISBN 3-579-00071-3, S. 819–823. (ugarit.)
- Poems about Baal and Anat. In: James B. Pritchard (Hrsg.): Ancient Near Eastern Texts relating to the Old Testament. Princeton University Press, Princeton 1992, ISBN 0-691-03503-2, S. 129–142. (ugarit.)
- Opfermahl zu Ehren von Sapan und Ba‘al. In: Otto Kaiser (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Alte Folge, Band II: Religiöse Texte, Lieferung 3: Rituale und Beschwörungen II. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1988, ISBN 3-579-00068-3, S. 321–322. (ugarit.)
- Baal als Gewittergott. In: Walter Beyerlin (Hrsg.): Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-51659-2, S. 238–239. (ugarit.)
- Sparagmos und Omophagie. Manfried Dietrich, Oswald Loretz: Studien zu den ugaritischen Texten I: Mythos und Ritual in KTU 1.12, 1.24, 1.96, 1.100 und 1.114. Ugarit-Verlag, Münster 2000, ISBN 3-927120-84-7, S. 234. (ugarit.; Anat verzehrt Baals Fleisch und Blut)
- Die Karatepe-Inschriften. In: Walter Beyerlin (Hrsg.): Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-51659-2, S. 257–260. (zweisprachige hieroglyphen-luwische Bauinschrift auf einer Baalstatue)
- Erstes und zweites Amulett aus Arslan Tasch. In: Walter Beyerlin (Hrsg.): Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-51659-2, S. 264–266. (Beschwörungstexte in einem aram.-phöniz. Mischdialekt)
- The Egyptians and the Gods of Asia. In: James B. Pritchard (Hrsg.): Ancient Near Eastern Texts relating to the Old Testament. Princeton University Press, Princeton 1992, ISBN 0-691-03503-2, S. 249–250. (ägypt.)
- Kosmogonie des Berosus und Kosmogonie des Damascius. In: Hugo Gressmann (Hrsg.): Altorientalische Texte und Bilder zum Alten Testament. Walter de Gruyter, Berlin u. a. 1926, S. 137–138. (griech.)
Literatur
- Emma Brunner-Traut: Die großen Religionen des Alten Orients und der Antike. W. Kohlhammer, Stuttgart 1992, ISBN 3-17-011976-1.
- Hartmut Gese: Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer (= Die Religionen der Menschheit. Band 10,2). W. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1970.
- Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Vorderen Orient (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. 253–264.
- Dirk Kinet: „Baal ließ seine Heilige Stimme erschallen...“ Der theologische Ertrag der religiösen Texte aus Ugarit. In: Welt und Umwelt der Bibel. Katholisches Bibelwerk e.V.
- Kay Kohlmeyer u. a.: Land des Baal. Syrien – Forum der Völker und Kulturen. Philipp von Zabern, Mainz am Rhein 1982, ISBN 3-8053-0576-1 (Ausstellungskatalog).
- Herbert Niehr: Ba‘alšamem. Studien zur Herkunft, Geschichte und Rezeptionsgeschichte eines phönizischen Gottes. Peeters, Leuven 2003, ISBN 90-429-1273-1.
- Herbert Niehr: Religionen in Israels Umwelt (= Die neue Echter-Bibel. Ergänzungsband 5). Echter, Würzburg 1998.
- Daniel Schwemer: Die Wettergottgestalten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen. Materialien und Studien nach den schriftlichen Quellen. Harrassowitz, Wiesbaden 2001, ISBN 3-447-04456-X.
Weblinks
- Angabe des/der Autoren fehlt (Hilfe). In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
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