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Bellinzona

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Bellinzona (Begriffsklärung) aufgeführt.
Bellinzona
Wappen von Bellinzona
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton TessinKanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bellinzonaw
Kreis: Bellinzona
BFS-Nr.: 5002i1f3f4
Postleitzahl: 6500
UN/LOCODE: CH BZA
Koordinaten: (721800 / 117729)46.1999969.016659227Koordinaten: 46° 12′ 0″ N, 9° 1′ 0″ O; CH1903: (721800 / 117729)
Höhe: 227 m ü. M.
Höhenbereich: 200–2725 m ü. M.[1]
Fläche: 164,20 km²[2]
Einwohner: i18'131 (31. Dezember 2014)[3]
Einwohnerdichte: 110 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
25,4 % (31. Dezember 2020)[4]
Gemeindepräsident: Mario Branda (SP)
Website: www.bellinzona.ch
Bellinzona

Bellinzona

Lage der Gemeinde
Vorlage:Imagemap Bezirk Bellinzonaw

Bellinzona (deutsch veraltet Bellenz; französisch Bellinzone, früher auch Bellence; lateinisch Bilitio) ist eine politische Gemeinde und Hauptort des italienischsprachigen Kantons Tessin in der Schweiz. Mit seinen rund 17'000 Einwohnern ist Bellinzona nach Lugano die zweitgrösste Stadt des Kantons.

In Bellinzona hat das Bundesstrafgericht (BStGer) seinen Sitz.

Geographie

Bellinzona liegt in der Talebene östlich des Flusses Tessin am Fuss des Gotthardmassivs nahe der Grenze von Sopraceneri (nördliches Tessin) und Sottoceneri (Südtessin). Aus der mit der Magadinoebene direkt verbundenen Ebene ragen Felsen heraus, die in der letzten Eiszeit geformt wurden.

Geschichte

Bellinzona wird erstmals 590 als Belitio oder Belintiona erwähnt, danach als Berinzona, Beliciona, Birrinzona und 1168 Birizona. Der Ort war als Schlüssel zu den Pässen St. Gotthard, Lukmanier und San Bernardino von grosser strategischer Bedeutung. Die Stadt Como verkaufte ihn 1242 an Mailand. Nach verschiedenen Besitzerwechseln trat der französische König Ludwig XII. Bellinzona 1503 im Vertrag von Arona an Uri, Schwyz und Unterwalden ab.[5]

Archäologen vermuten, dass die Stadt seit 4‘000 Jahren bewohnt wird. Die Siedlungen aus der Jungsteinzeit, so wird vermutet, befanden sich auf dem Hang, auf welchem sich heute das Castel Grande befindet. Dieser Ort war leicht zu verteidigen und gesichert vor Hochwasser der Ticino. Bis zum ersten Jahrhundert nach Christus gehörte der Ort den Römern. Diese bauten die Festung auf dem Hang weiter aus. Im fünften Jahrhundert nach Christus kamen die Langobarden aus dem Süden in die Stadt und bauten auf dem Hang des heutigen Castel Grande eine erste, grössere Befestigungsanlage. 590 wurde die Stadt von den Franken angegriffen, und erstmals schriftlich erwähnt. Im elften und zwölften Jahrhundert wurden die vermutlichen Holzpalisaden durch Steinmauern ersetzt. 1340 belagerte Mailand die Stadt zwei Monate lang. Die Bewohner gaben auf, und die Stadt fiel in die Hände der Mailänder und war von da an italienisch. Die Stadt war schon damals ein wichtiger Handelsort, dank dem Gotthard. 1291 gründete sich die Eidgenossenschaft, und diese wurde immer mächtiger. Mailand wollte die Stadt nicht verlieren und rüstete deshalb stark auf. So entstanden die drei bekannten Burgen. 1499 griff Ludwig XII. mit seinen französischen Truppen Bellinzona an und nahm die Stadt in seinen Besitz. Die Einwohner aber verkauften die Stadt heimlich an die Eidgenossen. 1503, im Vertrag von Ascona, gab Frankreich die Stadt an die Schweizer ab. Nach diesem Vertrag versuchte Frankreich aber immer wieder, die Stadt zurückzukaufen, was die Eidgenossen aber ablehnten. 1803, mit der Gründung des Kantons Tessin, gingen die drei gut bewaffneten Burgen um Bellinzona in den Besitz des Kantons über.

Bevölkerung

Beim letzten Zensus (Volkszählung) im Jahr 2000 hatte die Stadt 16'463 Einwohner. Davon sprachen 14'392 Italienisch, gefolgt von 590 Deutschsprechenden. 30,6 % waren 2000 ausländischer Herkunft, die meisten davon kamen aus Italien.

Die Agglomeration von Bellinzona hat 48'300 Einwohner in 16 Gemeinden (Stand 2005). Bellinzona und seine Agglomeration sind Teil der Metropolregion Tessin, zu der unter anderem auch Lugano und Locarno gehören. Diese hat ca. 325'000 Einwohner.

Verkehr

Bellinzona ist ein Verkehrsknotenpunkt. Von hier aus gelangt man zu den Alpenpässen Sankt Gotthard, Lukmanier, San Bernardino und Nufenen.

Die Stadt liegt an der Autobahn A2 (Basel–Gotthard–Bellinzona–Lugano–Chiasso). Die Autobahn A13 (St. MargrethenChur–San Bernardino–Bellinzona) endet in Bellinzona. Die Hauptstrassen 2 und 13 kreuzen sich in Bellinzona.

Die Gotthardbahn von Luzern bzw. Zürich führt über Bahnhof Bellinzona nach Chiasso. In Bellinzona zweigt sodann die Bahnlinie nach Locarno ab.

Wirtschaft

Die lokale Industrie basiert vor allem auf dem Maschinenbau. Die Società Bancaria Ticinese hat ihren Sitz in Bellinzona. Hauptarbeitgeber sind die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB).

Sehenswürdigkeiten

In Bellinzona stehen mittelalterliche Bauten, welche seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen. Dazu gehören die Wehrmauer Murata und die Burgen von Bellinzona: Castelgrande, Castello di Montebello, Castello di Sasso Corbaro.

Das 1847 erbaute Teatro Sociale ist ein Beispiel für die Architektur des Klassizismus.

Im Ortsteil Ravecchia steht die romanische Kirche San Biagio mit Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert.

Kultur

Seit 1989 findet jeweils im Juli das Piazza Blues Festival statt. Dieses hat sich mit jährlich rund 30'000 Besuchern und zahlreichen namhaften internationalen Musikern zu einem bedeutenden europäischen Blues-Festival entwickelt.

Bellinzona ist auch für seinen Karneval, 150 Jahre alt, genannt Rabadan bekannt. Er zieht alljährlich Tausende von Menschen aus dem ganzen Kanton, der Schweiz und den Binnengrenzen an; die Stadt bleibt für sechs Tage des Feierns in den Händen des Königs. Laut Tradition ist die Geburt des Karnevals in Bellinzona im Jahre 1862 erfolgt, der Begriff Rabadan (aus dem Piemontesischen «Lärm», aber auch «Mann in schlechtem Zustand») tauchte jedoch erst 1874 auf. Ebenfalls in Bellinzona, im Jahre 1958, wurde die erste Tessiner Guggenmusik gegründet: die Ciod Stonaa. Eine Guggen ist eine Kapelle, die während des Karnevals auftritt und deren Musiker (oft improvisiert) maskiert sind. Diese Tradition stammt aus dem Süden Deutschlands und aus der deutschsprachigen Schweiz.

Das Teatro Sociale wurde 1847 eingeweiht.[6]

Sport

Der Eishockeyclub GDT Bellinzona spielt seit 2012 in der drittklassigen 1. Liga und trägt seine Heimspiele im Centro Sportivo di Bellinzona aus.

Persönlichkeiten

In Bellinzona geboren

In Bellinzona gestorben

Galerie

Literatur

  • Alessandra Campagna: Schweizerische Kunstführer, Band 649: La chiesa di San Biagio a Ravecchia-Bellinzona, Bern 1998, ISBN 3-85782-649-5
  • Werner Meyer: Schweizerische Kunstführer GSK, Band 551/552: Die Burgen von Bellinzona, Bern 1994, ISBN 3-85782-551-0
  • Simona Martinoli: Schweizerische Kunstführer GSK, Band 624: Il teatro Sociale di Bellinzona, Bern 1997, ISBN 3-85782-624-X
  • Migros-Genossenschafts-Bund (Hrsg.): Feste im Alpenraum. Migros-Presse, Zürich, 1997. ISBN 3-9521210-0-2, Seite 93 Rabadan

Weblinks

 Commons: Bellinzona – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020 ([1])
  3. Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach institutionellen Gliederungen, Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Alter (Ständige Wohnbevölkerung)
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Charles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Herausgeber): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 1: Aa – Emmengruppe. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg 1902, S. 184–187, Stichwort Bellinzona  (Scan der Lexikon-Seite).
  6. Simona Maspoli: Teatro Sociale, Bellinzona TI. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz – Dizionario Teatrale Svizzero. Band 3. Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1823 f. (italienisch)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Bellinzona aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.