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Brigitte Reimann
Brigitte Reimann (* 21. Juli 1933 in Burg (bei Magdeburg); † 20. Februar 1973 in Ost-Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin.
Leben
Brigitte Reimann wurde am 21. Juli 1933 in Burg (bei Magdeburg) geboren. Nach dem Abitur arbeitete sie zunächst als Lehrerin, 1955 begann sie zu schreiben. Als Schriftstellerin war sie in ihrem Frühwerk dem Bitterfelder Weg verpflichtet, nach dessen Leitlinien Autoren versuchen sollten, durch die Arbeit in industriellen Betrieben einen engeren Kontakt zum Volk herzustellen. Auch der vom DDR-Regime propagierten Stilrichtung des Sozialistischen Realismus stand Reimann anfangs positiv gegenüber, und Walter Ulbricht berief die Autorin in die Jugendkommission beim Zentralkomitee der SED.[1] Mit der Zeit veränderte sich jedoch nicht nur ihre politische Haltung, sondern auch der literarische Anspruch Brigitte Reimanns, die insbesondere in ihrem postum veröffentlichten umfangreichen Romanfragment Franziska Linkerhand (1974) verstärkt mit Formen des assoziativen und subjektiven Erzählens experimentierte.
1960 zog sie nach Hoyerswerda, wo sie bis 1968 wohnte. Während der Jahre in Hoyerswerda arbeitete sie im Kombinat Schwarze Pumpe. Aus dieser Tätigkeit heraus schrieb sie 1961 den Kurzroman Ankunft im Alltag, der sich mit den Erlebnissen dreier Abiturienten in einer Arbeiterbrigade beschäftigt. Das Buch hatte großen Erfolg und gab der so genannten Ankunftsliteratur den Namen. Reimann war in dieser Zeit (1959 bis 1964) in zweiter Ehe mit dem Schriftsteller Siegfried Pitschmann verheiratet, mit dem sie mehrere gemeinsame Werke schuf.[2] Für ihre Erzählung Die Geschwister (1963), die sich mit dem Thema der Flucht in den Westen beschäftigt, erhielt Reimann 1965 den renommierten Heinrich-Mann-Preis. Ab 1968 wohnte sie in Neubrandenburg und arbeitete dort an ihrem Hauptwerk Franziska Linkerhand, obwohl sie in ihren letzten Lebensjahren stark durch eine Krebserkrankung beeinträchtigt war, an der sie im Februar 1973 schließlich starb. Matthias Biskupek charakterisierte die Autorin, die insgesamt viermal verheiratet war, wie folgt: „Reimann war eine liebende Frau, die mit viel Sprachverstand, Phantasie und Selbstzweifeln gesegnet war, die nicht halb so emanzipiert war, wie Feministen wünschen, die von der Sowjetunion schwärmte und dem jeweiligen Liebhaber, die nicht sonderlich mit Geld umgehen konnte und das kleine Glück in der DDR durchaus zu schätzen wusste: gute Beziehungen, reichlich Alkohol, eingeweihte Freundeskreise.“[3]
Postume Ehrungen
Brigitte Reimann erfuhr postum zahlreiche Ehrungen anlässlich ihres 70. Geburtstags im Jahr 2003. Unter anderem wurde in Hoyerswerda die Stadtbibliothek nach ihr benannt und in Neubrandenburg eine Brigitte-Reimann-Gedenkstätte eingerichtet. Die Stadtbibliothek ihrer Geburtsstadt Burg trägt seit dem 20. Februar 1986 ihren Namen. 2004 wurde Reimanns Leben in der Fernsehproduktion Hunger auf Leben mit Martina Gedeck in der Hauptrolle verfilmt. Am 21. Februar 2013 begann in Burg das Brigitte-Reimann-Jahr, im Zuge dessen auch die Skulptur „Die große Liegende“ für sie geschaffen und am 21. Juli 2013 anlässlich ihres 80. Geburtstags im Hoyerswerdaer Zentralpark eingeweiht wurde.[4][5]
Auszeichnungen
- 1961 Kunstpreis des FDGB für Literatur (zusammen mit Siegfried Pitschmann für die Hörspiele Einer steht vor der Tür und Sieben Scheffel Salz)
- 1962 Kunstpreis des FDGB für Ankunft im Alltag[6]
- 1965 Heinrich-Mann-Preis für Die Geschwister[7]
Werke
Veröffentlichungen zu Lebzeiten
- 1953: Katja. Eine Liebesgeschichte aus unseren Tagen
- 1955: Der Tod der schönen Helena (Erzählung)
- 1956: Die Frau am Pranger (Erzählung), Kinder von Hellas (Erzählung)
- 1957: Wenn die Stunde ist, zu sprechen und Joe und das Mädchen auf der Lotosblume (unvollendete Romanfragmente)
- 1960: Das Geständnis (Erzählung), Ein Mann steht vor der Tür[8] und Sieben Scheffel Salz[9] (Hörspiele, Co-Autor Siegfried Pitschmann)
- 1961: Ankunft im Alltag (Erzählung)
- 1963: Die Geschwister (Erzählung)
- 1965: Das grüne Licht der Steppen (Tagebuch einer Sibirienreise)
Postum veröffentlicht
- 1974: Franziska Linkerhand (Roman, unvollendet)
- 1983: Brigitte Reimann in ihren Tagebüchern und Briefen (Auswahl, hrsg. von Elisabeth Elten-Krause und Walter Lewerenz)
- 1993: Sei gegrüßt und lebe (Briefwechsel 1964 bis 1973 mit Christa Wolf) ISBN 3-351-02226-3
- 1997: Ich bedaure nichts (Tagebücher 1955 bis 1963) ISBN 3-351-02835-0
- 1998: Alles schmeckt nach Abschied (Tagebücher 1964 bis 1970) ISBN 3-351-02836-9
- 1998: Franziska Linkerhand (Roman, vollständige Ausgabe nach dem überlieferten Typoskript mit einem Nachwort von Withold Bonner und einem Beitrag von Angela Drescher) ISBN 3-351-02852-0
- 1999: Aber wir schaffen es, verlaß Dich drauf! (Briefe an eine Freundin im Westen) ISBN 3-7466-1531-3, bereits 1995 bei Elefanten Press ISBN 3-88520-545-9
- 1999: Eine winzige Chance. Blätter, Bilder und Briefe. ISBN 3-926433-16-7
- 2001: Mit Respekt und Vergnügen (Briefwechsel mit Hermann Henselmann, hrsg. v. Ingrid Kirschey-Feix) ISBN 3-7466-1539-9
- 2003: Grüß Amsterdam (Briefwechsel 1956 bis 1973 mit Irmgard Weinhofen) ISBN 3-7466-1937-8
- 2004: Hunger auf Leben (Tagebücher und Briefe 1955 bis 1970) ISBN 3-7466-2036-8
- 2008: Jede Sorte von Glück. Briefe an die Eltern. ISBN 978-3-351-03247-0
- 2013: Wär schön gewesen! Der Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann, hrsg. von Kristina Stella. Bielefeld: Aisthesis. ISBN 978-3-89528-975-0[10]
Der Roman Franziska Linkerhand
Den Roman Franziska Linkerhand hinterließ Brigitte Reimann unvollendet.[11] Einige Literaturwissenschaftler hegten den Verdacht, dass dieses Werk vor der Veröffentlichung 1974 im Auftrag von SED-Funktionären teilweise verändert und einzelne Teile gestrichen worden waren. Dabei wird allerdings verschwiegen, dass im Nachsatz der DDR-Ausgabe auf einige vorsichtige Kürzungen[12] hingewiesen wurde. Im Jahre 1981 wurde der DEFA-Film Unser kurzes Leben nach Motiven des Romans gedreht und aufgeführt. Eine nach dem überlieferten Typoskript herausgegebene vollständige Ausgabe des Buches erschien 1998. Das Nachwort von Withold Bonner beschäftigt sich detailliert mit den Abweichungen zwischen dem Typoskript und der Ausgabe von 1974. Tatsächlich waren etwa 4 % des Gesamttextes gestrichen worden, darunter viele Passagen, die sich kritisch mit der DDR auseinandersetzten.
Hörbücher
- 1999: „Und trotzdem haben wir immerzu geträumt davon“: Siegfried Pitschmann über Leben, Lieben und Arbeiten mit Brigitte Reimann Feature von Sabine Ranzinger, Hörbuch-CD, MDR/ Der Audio Verlag, ISBN 9783898130141
- 2000: Ich bedaure nichts - Tagebücher 1955–1963, gelesen von Jutta Hoffmann, 2 Audio-CDs, MDR/ Der Audio Verlag, ISBN 9783898130660.[13]
- 2000: Alles schmeckt nach Abschied – Tagebücher 1964–1970, gelesen von Jutta Hoffmann, 2 Audio-CDs, MDR/ Der Audio Verlag, ISBN 9783898131100.
- 2004: Tagebücher 1955–1970, gelesen von Jutta Hoffmann, 4 Audio-CDs, MDR/ Der Audio Verlag, ISBN 9783898133623.
- 2004: Ich bin so gierig nach Leben – akustisches Porträt. (Tagebuchauszüge und Passagen aus Franziska Linkerhand.)
- 2006: Franziska Linkerhand. (Gelesen von Johanna Wokalek)
Verfilmungen
- 1981: Unser kurzes Leben. Nach Motiven des Romans Franziska Linkerhand. Regie: Lothar Warneke, mit Simone Frost als Franziska Linkerhand.
- 1990: Erster Verlust. Nach Motiven der Erzählung Die Frau am Pranger.
- 2004: Hunger auf Leben basierend auf den Tagebüchern von Brigitte Reimann. Regie: Markus Imboden, mit Martina Gedeck als Brigitte Reimann.
Hörspiel-Bearbeitung
- 1985: Franziska Linkerhand, Architektin oder Szenen aus einem Frauenleben Eine zweiteilige Folge (55 Min. u. 48 Min.), Hörspielbearbeitung: Hans Bräunlich, Regie: Walter Niklaus (Rundfunk der DDR)
Vertonungen
- 2009: Linkerhand. Oper nach Motiven des Romans Franziska Linkerhand. Von Andrea Heuser (Libretto) und Moritz Eggert (Musik). UA Hoyerswerda/Görlitz (Regie: Sebastian Ritschel), Mai 2009.
Literatur
- Margrid Bircken und Heide Hampel (Hrsg.): Brigitte Reimann – Eine Biographie in Bildern. Berlin 2004.
- Heide Hampel: Reimann, Brigitte. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 334 f. (Onlinefassung).
- Heide Hampel (Hrsg.): Wer schrieb Franziska Linkerhand? – Brigitte Reimann 1933–1973 – Fragen zu Person und Werk. Literaturzentrum Neubrandenburg e. V., Neubrandenburg 1998.
- Dorothea von Törne: Brigitte Reimann – Einfach wirklich leben. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-7466-1652-2.
- Sabine Ranzinger: Und trotzdem haben wir immerzu geträumt davon. Siegfried Pitschmann über Leben, Lieben und Arbeiten mit Brigitte Reimann. Hörbuch. 1998.
- Kunstverein Hoyerswerda: Brigitte Reimann – Spaziergang durch Hoyerswerda. 2003, ISBN 3-9808957-1-8.
- Matthias Braun: Bücher waren ihr Alltag, Schreiben war ihr Leben. Brigitte Reimann im Spiegel der Stasi-Akten. In: Deutschland-Archiv, Bd. 38, 2005, 4, S. 625–633, ISSN 0012-1428, Deutschland-Archiv online
- Hunger auf Leben – Das Leben der Brigitte Reimann. Fernsehfilm. MDR 2003. (Regie: Markus Imboden, mit Martina Gedeck als Brigitte Reimann.)
- Barbara Wiesener: Von der bleichen Prinzessin, die ein purpurrotes Pferd über den Himmel entführte – das Utopische im Werk Brigitte Reimanns. Univ. Diss. Dr. phil., Potsdam 2003.
- Helene und Martin Schmidt: Brigitte Reimann – Begegnungen und Erinnerungen. 2006.
- Kunstverein Hoyerswerda, Helene und Martin Schmidt: Was ich auf dem Herzen habe – Begegnungen mit Brigitte Reimann – Zeitzeugen berichten. 2008, ISBN 978-3-9808957-2-9.
- Christina Müller: Der Schritt durch den Rahmen. Bild und Weiblichkeitsmythos im Werk Brigitte Reimanns. Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89528-920-0.
- Leonore Krenzlin, Bernd-Rainer Barth: Reimann, Brigitte. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 2.
- Christina Onnasch und Angelika Fischer: Lebenswege der Brigitte Reimann. Edition A. B. Fischer, Berlin 2012, ISBN 978-3-937434-48-3.
- Kristina Stella (Hrsg.): „Wär’ schön gewesen!“ Der Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann. Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2. Auflage 2013, ISBN 978-3-89528-975-0.
- Kristina Stella: Brigitte Reimann. Kommentierte Bibliografie und Werkverzeichnis. Zwei Bände. Teil A: Primärliteratur ( = Bibliographie zur deutschen Literaturgeschichte, Band 22). Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8498-1080-1.[14]
Weblinks
- Literatur von und über Brigitte Reimann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur über Brigitte Reimann in der Landesbibliographie MV
- www.brigittereimann.de – Website der Brigitte-Reimann-Gesellschaft
- Biografie, Literatur & Quellen zu Brigitte Reimann auf FemBio.org des Instituts für Frauen-Biographieforschung
- Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Angela Drescher in der Neuausgabe 1998 der Franziska Linkerhand, S. 633, 15. Z.v.o.
- ↑ siehe dazu: Wär schön gewesen. Der Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann, hg.v. K. Stella, Bielefeld 2013
- ↑ Matthias Biskupek: Von Annies, Nannys und anderen Familien-Verhältnissen, Rezensionen u. a. zum Briefband Jede Sorte von Glück. In: Eulenspiegel, 55./63. Jg., Nr. 9/08, ISSN 0423-5975, S. 60.
- ↑ Volksstimme Burg
- ↑ Brigitte-Reimann-Zeichen in Hoyerswerda enthüllt. In: sz-online.de. 21. Juli 2013, abgerufen am 22. September 2014.
- ↑ Wiesener, S. 117, 15. Z.v.o.
- ↑ Wiesener, S. 128, 6. Z.v.u.
- ↑ Ursendung: 3. August 1960, Radio DDR I; Abdruck in: Die Reihe, Nr. 50; 60 Seiten, Aufbau-Verlag Berlin 1960
- ↑ Ursendung: 17. November 1960, Berliner Rundfunk; Abdruck in: hörspieljahrbuch 1, Henschel-Verlag Berlin 1960, S. 65-93
- ↑ Leben, schreiben, streiten, lieben in FAZ vom 19. Juli 2013, Seite 36
- ↑ Inhaltsangabe bei Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet (zum)
- ↑ Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand Verlag Neues Berlin 1974, 7. Auflage 1981, o.pag. (S. 584)
- ↑ Jochen Hieber: Ausflüge in die Anarchie. Hörbuch des Monats April: Brigitte Reimanns Tagebücher, FAZ vom 10. April 2000, S. 57
- ↑ Christel Berger: Sehnsüchte, Enttäuschungen. (Rezension) In: neues deutschland vom 15. Januar 2015, S. 16
Personendaten | |
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NAME | Reimann, Brigitte |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 21. Juli 1933 |
GEBURTSORT | Burg (bei Magdeburg) |
STERBEDATUM | 20. Februar 1973 |
STERBEORT | Ost-Berlin |
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