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Brockhaus Enzyklopädie

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Die Brockhaus Enzyklopädie ist ein mehrbändiges Nachschlagewerk in deutscher Sprache des zum Bertelsmann-Konzern gehörenden Wissen Media Verlages. Bis Anfang 2009 wurde das Lexikon durch F. A. Brockhaus bzw. vom Mannheimer Verlag Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG herausgegeben. Seine ersten Vorläufer erschienen im 18. Jahrhundert bei Löbel und Franke als Conversations-Lexikon. Später war es unter dem Namen Der Große Brockhaus bekannt. Ihren heutigen Namen trägt die Enzyklopädie seit der 20. Auflage 1996.

Am 11. Juni 2013 wurde bekannt, dass sich Bertelsmann von dem Verlag trennen will und die Brockhaus Enzyklopädie zunächst nur noch als Onlineausgabe erscheinen soll.[1][2]

Die Brockhaus Enzyklopädie

Zielsetzung des Werkes

Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. Conversations-Lexikon, Titelblatt der 9. Auflage 1843

In der Vorrede der Redaktion und Verlagshandlung zum 15. Band der 11. Auflage des Brockhaus von 1868 wird die Zielsetzung des Werkes beschrieben:

„Das Conversations-Lexikon [hat] die Flüssigmachung und Popularisierung der wissenschaftlichen, künstlerischen und technischen Ergebnisse, nicht für die geschäftliche Praxis, sondern für die Befriedigung und Förderung der allgemeinen Bildung zur Aufgabe. […] Denn jene allgemeine Bildung ist nichts Geringeres als die humane Bildung, welche das Individuum innerhalb des Culturlebens seiner Zeit erlangt, die für ihren Ausgangspunkt die Berufsbildung voraussetzt und, wie den intellectuellen so den moralischen Menschen umfassend, als der Quellpunkt socialer und nationaler Kraft und Entwicklung betrachtet werden muß.[…] Den Kreis der Ideen und Thatsachen, wie er sich für den einzelnen unabsehbar in Geist, Geschichte und Natur auseinanderlegt, in begrenztem Rahmen, gleichsam als Mikrokosmos, zur Anschauung zu bringen, nicht zur Lösung eines wissenschaftlichen Problems oder zur Uebung einer Kunstfertigkeit, sondern um den Menschen als solchen mit der Welt, die über seinen alltäglichen Horizont hinausliegt, bekannt zu machen, indem ihm die Einsicht in den Begriff und den organischen Zusammenhang der Dinge, sowie die Uebersicht über das Ganze, wenn nicht erschlossen, so doch erleichtert wird.“

Chronik der Ausgaben

Vorgänger-Lexikon von Löbel und Franke und die Anfänge des Brockhaus ab 1808

Ein Conversations-LexikonConversations-Lexicon oder kurzgefasstes Handwörterbuch für die in der gesellschaftlichen Unterhaltung aus den Wissenschaften und Künsten vorkommenden Gegenstände mit beständiger Rücksicht auf die Ereignisse der älteren und neueren Zeit war von dem Gelehrten Renatus Gotthelf Löbel und dem Juristen Christian Wilhelm Franke begründet worden; zwischen 1796 und 1808 erschienen nach und nach sechs Bände.

Friedrich Arnold Brockhaus (1772–1823), der 1805 mit seiner Verlagstätigkeit in Amsterdam begonnen hatte, erwarb am 25. Oktober 1808 auf der Leipziger Buchmesse das Verlagsrecht und die Vorräte des Werks „Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten“, indem er von dem Buchdrucker Friedrich Richter die Verlagsbuchhandlung der Begründer des Lexikons, die sie eigens für seinen Vertrieb gegründet hatten, für 1.800 Taler kaufte. Sie war nach dem Tod Löbels 1799 von Franke an den Leipziger Verleger Friedrich August Leupold, von diesem 1806 an Johann Karl Werther, 1808 dann weiter an Johann Gottfried Herzog und schließlich im selben Jahr an Richter veräußert worden. Ab 1809 nahm Brockhaus noch unter seiner damaligen Firma Kunst- und Industrie-Comptoir von Amsterdam die weitere Auslieferung des nun vollständig vorliegenden Lexikons vor, ließ jedoch vom Mitbegründer Franke zwei Nachtragsbände erarbeiten, die zur Aktualisierung des Stoffs vor allem aufgrund der Französischen Revolution mit ihren Folgeereignissen dringend geboten waren. Sie erschienen 1810 und 1811 und stellten das Käufervertrauen in die Zuverlässigkeit des Lexikons wieder her, das durch die laufenden Verlegerwechsel bei dem Projekt bereits deutlich geschwunden war. Dadurch gelang es Brockhaus, die 2.000 Exemplare der ersten Auflage des Konversationslexikons bis Anfang 1811 fast vollständig zu verkaufen.[3]

Conversations-Lexicon …, Titelblatt des 4. Bands, G und H (Hysterie), der 3. Auflage von 1815
Conversations-Lexicon oder Hand-Wörterbuch für gebildeten Stände, F. A. Brockhaus, Titelblatt des 1. Bands, A bis Comparativ, der 2. Auflage von 1812

Die 2. bis 5. Auflage (1812 bis 1820)

Die Originalausgaben von Brockhaus

Der erste Band der 2. Auflage, die vollständig von Friedrich Arnold Brockhaus erarbeitet und ausweislich des Titelblatts des 1. Bands zunächst nur achtbändig konzipiert worden war, erschien zur Ostermesse 1812 unter dem Titel Conversations-Lexicon oder enzyklopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände …[4] noch mit der Impressumsangabe Zweite, ganz umgearbeitete Auflage. Leipzig 1812. Im Verlage des Kunst- und Industrie- Comptoirs von Amsterdam. Sie sollte den Grundstock für den großen Erfolg des Brockhaus legen. Dem ersten Band folgten im gleichen Jahr der zweite und im Folgejahr der dritte und vierte Band. Da die vier Bände bereits im Herbst 1813 vergriffen waren, wurden sie ab 1814 in umgearbeiteter, aktualisierter Fassung nachgedruckt – die 3. Auflage war damit auf dem Buchmarkt. Ihr Titel lautete nur noch Conversations-Lexicon oder enzyklopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände, als Verlag und Verlagsorte waren nun F. A. Brockhaus bzw. Leipzig und Altenburg angegeben. Brockhaus hatte dieses Werk dem österreichischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Fürst Metternich, gewidmet, wie aus einem Dedikationstext zu entnehmen ist, der dem Vorwort des ersten Bandes vorangestellt wurde.[5] Bis 1816 folgten dann der fünfte bis siebte Band, sie reichten bis zum Buchstaben „O“. Mit ihnen wurden sowohl die 2. als auch die 3. Auflage fortgeführt.

Erst in den Jahren 1817 bis 1819 folgten die letzten drei Bände für beide Auflagen, die nunmehr zehnbändig ausgelegt waren. Gleichzeitig waren diese aber auch schon die abschließenden Bände der 4. Auflage, die 1817 begonnen werden musste, um den Nachdruck der Stuttgarter Firma A. F. Macklot abzuwehren (siehe dazu die folgenden gesonderten Ausführungen). Somit hatten die 2. bis 4. Auflage drei gemeinsame abschließende Bände. Erst sechs Jahre nach dem Beginn der zweiten Brockhaus-Lexikonausgabe lag also das vollständige Werk für die Benutzer vor. Durch die Lieferung von verschiedenen Titelblättern konnten die, wie damals üblich, erst von den Lexikonkäufern mit der Einbindung beauftragten Buchbinder die Bände mit jeweils auflagenidentischen Titelblättern ausstatten.

1818 folgte auch noch ein Supplementband, der die Bände eins bis sieben der 1. bis 3. Auflage auf den Stand der 4. Auflage brachte. Nachdem Brockhaus die notwendigen Umarbeitungen und Aktualisierungen von Artikeln zunächst noch eigenhändig vorgenommen hatte, konnte er dafür schließlich Wissenschaftler der Universitäten Leipzig, Wittenberg und Halle gewinnen, wobei die Redaktion der Bände unter Mitarbeit von Ludwig Hain und Georg Ludwig Peter Sievers erfolgte. Um die an einem möglichst aktuellen Lexikon interessierten Nutzer, die seit Beginn der 2. Auflage so lange auf den Abschluss des Nachschlagewerks warten mussten, nicht sofort wieder mit den Kosten für die wiederum überarbeitete 5. Auflage zu belasten – auch sie erschien in zehn Bänden in den Jahren 1819 und 1820 –, wurden parallel zu ihrer Auslieferung für die vier vorangegangenen Auflagen zwei Supplementbände erarbeitet, die in vier Abteilungen die wesentlichen Verbesserungen und die neuen Artikel der 5. Auflage enthielten.

Die Bände der 2. Auflage kosteten bei Gesamtabnahme insgesamt 12 Taler 12 Groschen sächsisch (22 Gulden rheinisch 30 Kreuzer).[6][7]

Conversations-Lexicon oder encyklopädisches Handwörterbuch für die gebildeten Stände, (F. A. Brockhaus) Nachdruck von A. F. Macklot, Titelblatt des 4. Bands, G bis Hysterie, von 1817

Die Nachdrucke von A. F. Macklot (1816 und 1817)

Für die Qualität bereits der frühen Ausgabe der Enzyklopädie sprechen wohl auch zwei sog. Raubdrucke, die von dem Stuttgarter Verleger Carl Erhard mit seinem Verlag A. F. Macklot unternommen wurden. Er druckte zunächst die 1814 begonnene 3. Auflage des Conversationslexikons ohne Genehmigung des Hauses Brockhaus nach. Möglich war diese Praxis durch die damals in Deutschland herrschende Zersplitterung des Rechts, dem es an einem einheitlichen, für die deutschen Bundesländer übergreifenden Urheberrecht mangelte. In Württemberg waren Nachdrucke für „ausländische“ Druckerzeugnisse nicht verboten. Ohne irgendwelche Honorare an wissenschaftliche Mitarbeiter des Lexikons zahlen zu müssen, konnte der Verlag A. F. Macklot „mit Königl. württembergischer allergnädigster Genehmigung“ (Titelblatteindruck) ab 1816 eine preiswertere Ausgabe des Brockhaus’schen Lexikons insbesondere für den süddeutschen Raum anbieten. So kostete jeder der sogar separat angebotenen Nachdruck-Bände 2 Gulden[8], wohingegen ein Band des Originalwerks bei Abnahme des Gesamtwerkes 1 Taler 6 Groschen sächsisch, was etwa 2 1/2 Gulden entsprach, und im „ordinären Ladenpreise“ (Angabe auf dem Vorsatzblatt) sogar 2 Taler 12 Groschen kostete. Ein Einzelband war damit bei Brockhaus mehr als doppelt so teuer.

Interessanterweise kündigte der Verlag A. F. Macklot in der Vorrede zum ersten Band an, dass seine Ausgabe sogar aktueller als die Brockhaus'sche Ausgabe von 1814 sei, da er die im Ergebnis der Befreiungskriege eingetretenen gesellschaftlichen Veränderungen schon berücksichtigt habe, und macht dies zum Beispiel an den Artikeln „Alexander I.“, „August Friedrich (König von Sachsen)“ oder „la belle Alliance“ fest. Tatsächlich weisen diese Einträge Ergänzungen auf. Allerdings wurden auch Kürzungen bei einzelnen Artikeln vorgenommen, auf die die Käufer jedoch nicht hingewiesen wurden: Berichtet der Brockhaus im Band 4 (G und H) beim StichwortHumboldt (Friedrich Alexander von)“ noch auf über 5 1/2 Seiten[9] ausführlich über seine Südamerikareise von 1799–1804 (S. 838 ff.), meint die Macklotsche Ausgabe dazu (S. 829 ff.), dass „eine ausführliche Beschreibung dieser Reise (…) schwerlich jemand hier erwarten“ kann und handelt diese unter Angabe der Jahreszahlen ihres Beginns und Endes sowie des Namens von Humboldts Begleiter Bonpland auf drei Zeilen ab.

Im sechsten Band (M und N) der Macklotschen Ausgabe äußert sich der Verlag mit einer den Stichworten vorangestellten „Nothgedrungene(n) Erklärung zur Sicherung Rechts und Gerechtigkeit“ zur Frage seiner Nachdruck-Politik. Dabei kritisierte er die von Brockhaus im Ergebnis des Nachdrucks aufgelegte überarbeitete 4. Auflage als ein Werk ohne tatsächliche „sogenannte Vermehrungen und Verbesserungen“, die Brockhaus für die neue Ausgabe angegeben hatte. Erhard glaubte ernstlich, für die im Vergleichswege an Brockhaus gezahlte „Geldaufopferung“ von 1 500 Gulden seine Verlagspolitik der Nachahmung fortsetzen zu können, ohne dass Brockhaus sich zumindest für die Zukunft wappnete, nachdem er durch die ungünstige Rechtssituation mit Unterlassungsansprüchen bei der laufenden Ausgabe gerichtlich nicht durchdringen konnte.

Der Verlag A. F. Macklot hatte auch die 4., wiederum in zehn Bänden ab 1817 erschienene Auflage von Brockhaus kopiert, wobei seine Ausgabe aber nur siebenbändig erschien.

Die von Brockhaus für seine vier vorangegangenen Auflagen vorgelegten zwei Supplementbände von 1819/20 hatte Macklot weitestgehend inhaltsgleich als Aktualisierungen für seine beiden Nachdruckausgaben übernommen, nachdem er Brockhaus' Supplementband von 1818 für die Bände eins bis sieben der 1. bis 3. Brockhaus-Auflage nur unter merklicher Überarbeitung oder Weglassung von Artikeln nachgedruckt hatte; darauf wies er im Vorwort unter Angabe seiner Gründe ausdrücklich hin.[10]

Da sich inzwischen die öffentliche Meinung in dem Rechtsstreit hinter Brockhaus gestellt hatte und der Absatz seines Lexikons beachtlich angestiegen war, musste Erhard die 2. Auflage seines Nachdrucks zum größten Teil makulieren. Damit war diese, die geschäftliche Entwicklung des Lexikonprojekts auf Dauer ernstlich gefährdende Nachdruck-Episode ausgestanden. Zu weiteren Nachdrucken kam es nicht mehr, und die Enzyklopädie konnte ihren Siegeszug auf dem deutschen Buchmarkt antreten (siehe hierzu auch die Ausführungen bei: F. A. Brockhaus).

Die 13. und 14. Auflage (1882 bis 1908)

Mit der in den Jahren 1882 bis 1887 erschienenen 13. Auflage des Conversations-Lexikons wurde der erstmals zweispaltig gesetzte Text auch mit 411 Tafeln und 102 Karten sowie 12 Situationsplänen versehen, nachdem die früheren Auflagen nur reine Textbände umfasst hatten. Vor allem bei den Tafeln, die zumeist in dem damals aus Kostengründen sehr verbreiteten Holzstich, teilweise aber auch als Chromolithographie, ausgeführt waren, konnte auf den seit 1849 als Ergänzung zu den Lexika-Ausgaben separat erschienenen, mehrbändigen Bilder-Atlas zum Conversations-Lexikon zurückgegriffen werden, dessen 2. Auflage seit 1874 vorlag. Aber es bestanden beim Verlag auch schon anderweitig Erfahrungen mit illustrierten Nachschlagewerken. So waren bereits 1837 bis 1841 ein vierbändiges Bilder-Conversations-Lexikon und von 1860 bis 1865 ein Illustriertes Haus- und Familien-Lexikon in sieben Bänden erschienen. Die Redaktion des Textes des auf 16 Bände mit circa 15.000 Seiten angewachsenen Textes lag in den Händen von Gustav Stockmann, die des Illustrationsteils bei Bernhard Siegfried. Dem auf dem Buchmarkt mit 91.000 verkauften Exemplaren sehr erfolgreichen Hauptwerk folgte ein Supplementband mit Text- und Abbildungsergänzungen sowie mehreren Registern. Der Einband war in Halbleder gehalten, wobei der Buchrücken zeittypisch überreichlich mit Goldverzierungen versehen war. Die Bände kosteten etwa 15 Mark.[11][12]

Die wiederum in 16 Bänden vorgelegte 14. Auflage (1891–1895) folgte bereits vier Jahre nach Abschluss der vorangegangenen. Wiederum gab es einen Supplementband, der im Sommer 1897 erschien. Neu war bei dieser Auflage die Einbindung von 4.000 Abbildungen direkt in den Text. Von den über 1.000 Tafeln waren nun 134 als Chromolithographien ausgeführt, und zum letzten Mal bei einem Brockhaus-Konversationslexikon waren die Karten im aufwendigen Steindruckverfahren angefertigt worden. Bereits 1898 wurde diese Auflage überarbeitet als Revidierte Jubiläums-Ausgabe ausgeliefert, gefolgt von der zwischen 1901 und 1904 erschienenen Neuen revidierten Jubiläumsausgabe und der vierten Ausgabe von 1908 bis 1910. Schließlich wurde 1920 noch ein Neudruck der Ausgabe von 1908 veranstaltet. Die Ausgaben ab 1901 waren in der damals neuen deutschen Rechtschreibung gesetzt worden. Aufgrund der zwischenzeitlich gestiegenen Kosten für Buchbinder und Illustrator wurde bei im Vergleich zur 13. Auflage konstant gehaltenen Verkaufspreisen von 10 Mark für einen Ganzleinen- und 15 Mark für einen Halblederband mit Goldschnitt nur ein geringer Gewinn erzielt. Der Verkauf des Lexikons wurde zu mehr als 80 % über den Reisebuchhandel und nur zu 1/5 über den Sortimentsbuchhandel abgewickelt. Bis 1913 waren 300.000 Exemplare des Lexikons verkauft; im Deutschen Kaiserreich hatte ein Konversationslexikon einen hohen gesellschaftlichen Status, so dass sein Besitz in weiten Kreisen der Bevölkerung angestrebt wurde.[13]

Die 15. Auflage (1928 bis 1939)

Nachdem seit der zuvor erschienenen 14. Auflage mehr als 30 Jahre vergangen waren – ursprünglich war die Ausgabe bereits für 1912 geplant[14] –, erschien von 1928 bis 1935 zunächst das Grundwerk der 15. Auflage des Brockhaus' unter dem Titel Der Große Brockhaus (Untertitel: Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden) in 20 Bänden; es folgten 1935 ein Ergänzungsband und 1937 ein Atlasband. Es wurden verlagsseitig eine Halbleder-, eine Ganzleinen- und eine Werkstoff-Ausgabe geliefert. Aufgrund seiner Entstehungszeit wird er mitunter auch als „Weimarer Brockhaus“ bezeichnet. Eine zweite Ausgabe, die ab 1939 erscheinen und in der die nationalsozialistische Ideologie umfassend Berücksichtigung finden sollte, kam aufgrund der Kriegsereignisse über den ersten Band von „A–AST“ nicht hinaus. Die Enzyklopädie beschreibt geopolitisch den Zustand der Erde, wie er sich nach den Veränderungen im Ergebnis des Ersten Weltkriegs ergeben hat. Berücksichtigung fand insbesondere auch der bis Mitte der 1930er Jahre erreichte beachtliche Stand von Wissenschaft und Technik, der sich insbesondere in einer rasanten Entwicklung der Verkehrsmittel (Eisenbahn, Kraftfahrzeug sowie Luftschiff und Flugzeug) widerspiegelte. Aber auch die vielfältigen sonstigen technischen Neuerungen, wie z. B. der Beginn der Rundfunk- und Fernsehtechnik oder das Elektronenmikroskop, fanden Berücksichtigung. An den letzten, nach 1932 erschienenen Bänden und dem Ergänzungsband ist auch schon die gesellschaftliche Entwicklung im nationalsozialistischen Deutschland deutlich ablesbar, indem ausführlich die neugeschaffenen Machtstrukturen des NS-Staates und seine handelnden Organe sowie die Auswirkungen der NS-Unterdrückungspolitik (z. B. Aberkennungen von Staatsbürgerschaften für berühmte und nun verfemte deutsche Künstler und Wissenschaftler) dargestellt werden.

Zeitgenössische Ausgaben

„Brockhaus – Die Enzyklopädie“ 20. Auflage

  • Brockhaus. Die Enzyklopädie in 24 Bänden, Band 1 bis 24, 1996 bis 1999, ISBN 3-7653-3100-7. Die 20. Auflage des Brockhaus umfasst rund 260.000 Stichwörter auf 17.000 Seiten, die durch circa 35.000 Abbildungen, Karten und Tabellen ergänzt werden.
  • Brockhaus. Die Enzyklopädie. Ergänzungsbände 25 bis 30:
Audioinstallation zur Vorstellung der 21. Auflage des Brockhaus im Innenhof der Frankfurter Buchmesse 2005

„Brockhaus – Die Enzyklopädie“ 21. Auflage

  • 21. Auflage 2005–2006 „Brockhaus. Enzyklopädie in 30 Bänden“, 30 Bände und zwei DVDs (seit Herbst 2005 im Handel) und erstmals auch in eigenständiger digitaler Form (auf USB-Stick).
    • Auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2005 erschienen die ersten sechs Bände.
    • Ende 2006 lagen alle Bände vor.

Diese Auflage umfasst 30 Bände in Leder und Leinen mit Kopfgoldschnitt mit rund 300.000 Stichwörtern und 40.000 Bildern. Insgesamt sind es 24.500 Seiten zu einem Gesamtpreis von 2.820 Euro (bei Komplettabnahme). Dem Verlag zufolge wiegen die Bände zusammen siebzig Kilogramm und nehmen 1,70 Regalmeter ein. Daran gearbeitet haben „70 Fach-, Bild- und Schlussredakteure“ der Redaktion in Leipzig sowie tausend weitere Autoren, im Wesentlichen freie Mitarbeiter.[15]

Wie bei früheren Auflagen gibt es auch bei der 21. Auflage neben der Standardedition eine Sonderausgabe, die sich durch eine absichtlich geringe Auflagenhöhe, eine abweichende Einbandgestaltung[16] und einen höheren Preis von der Standardedition unterscheidet.

Gesamtübersicht 1. bis 21. Auflage

„Brockhaus’ Konversations-Lexikon, 14. Auflage von 1896
Brockhaus, 1894
„Brockhaus’ Konversations-Lexikon, 14. Auflage, Neue revidierte Jubiläums-Ausgabe“, etwa 1910
  • 1. Auflage 1796–1808 „Conversationslexicon mit vorzüglicher…“ 6 Bände
  • 1. Auflage 1810–1811 2 Supplementbände
  • 2. Auflage 1809–1811 „Conversations-Lexikon…“, 6 Bände + 2 Supplementbände (1809 und 1811)
  • 2. Auflage 1812–1819 „Conversations-Lexikon…“, umgearbeitete Auflage, 10 Bände
  • 3. Auflage 1814–1819 „Conversations-Lexicon“, 10 Bände
    • zur 1.-3. Auflage 1818: Supplementband (von A-O, für die Bände 1-7)
  • 4. Auflage 1817–1819 „Hand-Enzyclopädie“, 10 Bände
    • zur 1.-4. Auflage 1819–1820: 2 Supplementbände mit 4 Abtheilungen (von A-Z, mit den wichtigsten neuen Artikeln und Verbesserungen der 5. Auflage)
  • 5. Auflage 1819–1820 „Real-Encyclopädie“, 10 Bände
  • 6. Auflage 1824 „Real-Encyclopädie“, 10 Bände
  • 7. Auflage 1827 „Real-Encyklopädie“, 12 Bände
  • 8. Auflage 1833–1837 „Real-Encyklopädie“, 12 Bände
  • 9. Auflage 1843–1848 „Real-Encyklopädie“, 15 Bände
  • 10. Auflage 1851–1855 „Real-Encyklopädie“, 15 Bände
  • 11. Auflage 1864–1868 „Real-Encyklopädie“, 15 Bände, Supplement 1 (Aachen–Honved 1872), Supplement 2 (Horst–Zündnadelgewehr 1873)
  • 12. Auflage 1875–1879 „Conversations-Lexikon“, 15 Bände
  • 13. Auflage 1882–1887 „Conversations-Lexikon“, 16 Bände
  • 14. Auflage 1893–1897 „Konversations-Lexikon“, 16 Bände, 1 Ergänzungsband A-Z
  • 15. Auflage 1928–1935 „Der Große Brockhaus“, 20 Bände + 1 Ergänzungsband A–Z 1935 + 1 Atlasband 1937
+ 1 Band in der 2. Ausgabe der 15. Auflage (1939) [von 20 geplanten + mit 1 Atlasband]
  • 16. Auflage 1952–1957 „Der Große Brockhaus“, 12 Bände + 2 Ergänzungsbände A–Z + Atlasband
  • 17. Auflage 1966–1974 „Brockhaus Enzyklopädie“, 20 Bände + 5 Ergänzungsbände
  • 18. Auflage 1977–1981 „Der Große Brockhaus“, 12 Bände + 9 Ergänzungsbände
  • 19. Auflage 1986–1994 „Brockhaus“, 24 Bände + Personenregister (Band 25, 1994)
+ Deutsches Wörterbuch (Band 26 bis 28)
+ Wörterbuch Deutsch-Englisch/Englisch-Deutsch (Band 29, 1995)
+ 1 Ergänzungsband (Band 30, 1996) + 31. Band + 32. Band + Atlasband
  • 20. Auflage 1996–1999 „Brockhaus. Die Enzyklopädie in 24 Bänden“, 24 Bände
  • 21. Auflage 2005–2006 „Brockhaus. Enzyklopädie in 30 Bänden“ und DVD,
auch in eigenständiger digitaler Form (auf USB-Stick).


Kleinere Brockhauslexikon-Ausgaben

Der Neue Brockhaus

Der Neue Brockhaus, Allbuch in vier Bänden, 1936–1938
Der neue Brockhaus, 1958
Der neue Brockhaus, 1973

Zwischen 1936 und 1938 veröffentlichte die inzwischen „arisierte“ Brockhaus-Redaktion eine im Geiste des Nationalsozialismus ideologisch gleichgeschaltete Neuauflage. Dem neuen Zeitgeist entsprechend wurde diese vierbändige Ausgabe „Der Neue Brockhaus“ genannt und nicht mehr als Enzyklopädie oder Konversationslexikon, sondern als Allbuch bezeichnet, um die fremden Lehnswörter durch eine deutschsprachige Wort(neu)schöpfung zu ersetzen. Die Titel „Der Neue Brockhaus“ wurde auch bei späteren Ausgaben nach 1945 verwendet, um eine Unterscheidung zur großen Gesamtausgabe zu ermöglichen.

„Die kleinen Schwestern“

dtv-Brockhaus im Taschenbuchformat 1982

In der Folgezeit wurden im Festeinband oder als broschiertes Taschenbuch mehrere „kleinere“ Ausgaben verschiedenen Umfangs verlegt, die meistens auf dem Daten- und Wissensbestand der Hauptausgabe basieren:

  • 15 – Der Brockhaus in fünfzehn Bänden. Mit rund 140.000 Stichwörtern. Brockhaus, Mannheim. 2002 – 2. Auflage. 7.200 Seiten. ISBN 3-7653-2801-4 (auch mit buntem, von James Rizzi gestaltetem Einband ISBN 3-7653-2350-0 sowie in einer Version mit Einbandsgestaltung von Andy Warhol ISBN 3-7653-1380-7)
  • 10 – Brockhaus in zehn Bänden. Rund 150.000 Stichwörter. Brockhaus, Mannheim. 1. Auflage. 2004. 7360 Seiten. ISBN 3-7653-2450-7
  •  5 – Der Brockhaus in fünf Bänden. Rund 125.000 Stichwörter. Brockhaus, Mannheim. 5. Auflage 1973–1975, 10. Auflage 2003, zuletzt 5472 Seiten.
  •  3 – Der Brockhaus in drei Bänden. Mit 80.000 Stichwörtern. Bibliographisches Institut, Mannheim. 4. Auflage. 2006. 2592 Seiten. ISBN 3-7653-1504-4
  •  2 – Der kleine Brockhaus in zwei Bänden. Bibliographisches Institut, Mannheim. 1. Auflage, 1949–1950. 1400 Seiten.

Auch die Digitale Enzyklopädie wurde durch kleinere Ausgaben auf DVD ergänzt:

  • „Brockhaus multimedial“ (die Ausgabe 2007 läuft nicht unter Mac OS X 10.5 oder 10.6; zahlreiche Artikel sind anderen Nachschlagewerken entlehnt; so entstammen beispielsweise Artikel aus dem Bereich der populären Musik dem „Handbuch der populärem Musik“, erschienen im Schott-Verlag 1997, ohne dass dies im Brockhaus ersichtlich ist)
  • Brockhaus multimedial (die Ausgabe 2008 vom 15. September 2007 umfasst 11 Millionen Wörter, ISBN 978-3-411-06618-6) und
  • Brockhaus multimedial premium (die aktuelle Ausgabe 2010 umfasst ohne Online-Aktualisierungen 265.000 Artikel, 340.000 Stichwörter und 20 Millionen Wörter, ferner einen 3-D-Weltatlas mit 2 Millionen Einträgen und ein deutsch-englisches Wörterbuch sowie ein Planetarium, ISBN 978-3-577-07766-8). Alle Artikel lassen sich als Dateien im MP3-Format exportieren. Die Software wird für Windows, Mac OS X und Linux angeboten.

Zu den historischen Vorgängern der kleineren Ausgaben zählen:

  • Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon für das deutsche Volk. 4 Bände, 1837–1841
  • Kleineres Brockhaus'sches Conversations-Lexikon für den Hausgebrauch. 4 Bände, 1854
  • Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. 2 Bände, zahlreiche Auflagen

„Brockhaus – Stadtlexikon“ als Sonderausgaben

  • Brockhaus Mannheim. Im Oktober 2006 erschien der „Brockhaus Mannheim“, das erste Stadtlexikon des Verlags zum 400. Geburtstag der Stadt im Jahr 2007. Der Reinerlös geht an soziale Projekte vor Ort.

Digitale Ausgaben

Brockhaus-Enzyklopädie Digital

Am 4. November 2002 erschien die Enzyklopädie erstmals digital. Sie umfasste zwei CDs und eine DVD als Multimedia-Ergänzung. Sie enthielt 260.000 Artikel mit 330.000 Stichwörtern, etwa 26 Millionen Wörtern und 14.500 Abbildungen. Die Ausgabe kostete weit über 1.000 Euro.

Seit 2004 ist der digitale Brockhaus für verschiedene mobile Plattformen lieferbar, Windows Mobile, Symbian, Palm OS und seit März 2010 auch als App für das iPhone. Teile der digitalen Enzyklopädie stehen im Brockhaus Lehrerportal online zur Verfügung[17].

Die Brockhaus-Enzyklopädie Digital auf Basis der 21. Auflage mit 30 Bänden erschien am 15. November 2005 auf zwei DVD-ROMs und einem USB-Stick. Sie enthält die komplette Textsubstanz plus umfangreicher Zusatz- und Quellentexte. Zum Umfang zählen 25.000 Bilder, 280 Videos, 140 Animationen und 3.000 Audiodateien. Sie wird online laufend aktualisiert (zugesichert bis 2010).

Für acht Jahre ab 2008 steht ein Mitarbeiter des Verlags dem Arbeitskreis Elektronisches Publizieren (AEKP) im Börsenverein des Deutschen Buchhandels vor.

Ergänzende digitale Brockhausausgaben

Zusätzliche digitale Angebote sind ein Atlas der 3-D-Anatomie, Schülerlexika und ein 3-D-Atlas. Viele Recherchemöglichkeiten einschließlich natürlichsprachlicher Suchhilfe und mehrerer Millionen Querverweise. Durch den USB-Stick ist das Lexikon standortunabhängig (portabel=tragbar) und kann auf mehreren Rechnern sofort eingesetzt werden. Gleichzeitig dient er als Kopierschutz. Der Preis im Buchhandel beträgt etwa 1.500 Euro (ISBN 3-7653-4131-2).

Historische Auflagen des Brockhaus in digitaler Form

Mehrere historische Auflagen des Brockhaus liegen in digitaler Umsetzung vor. Die 1. Auflage in der Version von 1809–1811 des Verlages Directmedia ist im Handel erhältlich, aber auch in einer nichtkommerziellen Variante. Weiter sind digital erhältlich die vierbändige illustrierte Ausgabe von 1837–1843, der Brockhaus von 1906 und ein zweibändiger Brockhaus von 1911. Einige Ausgaben sind über das Internet zugänglich (siehe Weblinks). Für die Nutzung über das Internet wird seit 2007 auch die 14. Auflage des Brockhaus Konversations-Lexikons von 1892–1897 in einem freien Projekt digitalisiert und aufbereitet. Über 17.000 Seiten sind bereits als Bildscan einsehbar und stehen als digitaler Volltext zur Verfügung, allerdings sind die Texte bisher nur zu einem geringen Teil korrigiert.

Gestaltung

Für ein auf häufige Nutzung über lange Zeit angelegtes Druckerzeugnis spielt die innere und äußere Gestaltung (Layout, Einband) als Qualitätsmerkmal eine wesentliche Rolle. Benutzerfreundlichkeit oder übersichtliche Gestaltung sind wichtige Verkaufsargumente. Bereits 1824 wurde der noch heute genutzte Zweispaltensatz eingeführt, der die Zeilen leichter überblickbar macht. Neu ist die Nutzung des Randes für Grafiken und Abbildungen. Da das Hauptwerk oft über mehr als 10 Jahre unverändert blieb, führte der Verlag ab 1824 jeweils aktualisierende Supplementbände ein. Separate Atlanten und Wörterbücher ergänzen diese einfach zu aktualisierenden Lexikonteile inzwischen.

Die Buchbindung ist überwiegend in der strapazierfähigen Fadenheftung ausgeführt, jedoch gibt es auch Ausgaben mit Drahtheftung. Die Gestaltung der Buchrücken hat zwei Funktionen: Als Logo oder Design-Objekt soll sie die Wiedererkennung des Produkts und als Kurzindex die Benutzung erleichtern. Bei der Vorzugsausgabe der 20. Auflage (auch „Millenniumsausgabe“ genannt) wurde deshalb mit André Hellers Gestaltung ein Experiment gewagt: in die Buchdeckel wurden kleine Acrylschaukästen mit von außen sichtbaren Objekten eingelassen, die jeweils ein Stichwort des Bandes verkörpern. Die Objekte wechseln, andere sind in ihrer Anzahl begrenzt, so dass auf diese Weise jedes Buch gestalterisch ein Unikat darstellt.[18]

Vertrieb

Die Enzyklopädien von Brockhaus werden sowohl vom Sortimentsbuchhandel als auch vom Reisebuchhandel per Haustürgeschäft vertrieben.[19] Der direkte Kontakt zum Endabnehmer liegt seit 2002 bei der inmediaONE] GmbH, einer Tochtergesellschaft der Bertelsmann SE & Co. KGaA[20]. Mit der Alldirekt Telemarketing GmbH, im Jahr 2002 von inmediaONE] gekauft, werden die Enzyklopädien von Brockhaus zusätzlich per Telefonverkauf von Salzburg aus vertrieben. Am 17. Dezember 2008 wurde die Brockhaus Enzyklopädie an die Bertelsmann Dienstleistungstochter Arvato AG verkauft.[21]

Weitere Entwicklung

Laut einer Ankündigung des Unternehmens vom 11. Februar 2008 sollte die 21. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie von 2006 die letzte gedruckte Ausgabe sein. „Die Zeit, in der man sich eine hervorragende Enzyklopädie von anderthalb Meter Umfang ins Regal stellt, um sich dort herauszusuchen, was man wissen will, scheint vorbei zu sein“, sagte hierzu der Verlagssprecher Klaus Holoch.[22] Der Verkauf dieser Auflage sei so schlecht verlaufen, dass Brockhaus mit einem Verlust „in der Größenordnung von mehreren Millionen Euro“ habe abschließen müssen.[23] Marktanalysen hätten gezeigt, dass die Kunden künftig Sachinformationen in erster Linie online nachschlagen würden. Der Brockhaus-Inhalt sollte deshalb im Internet in einem werbefinanzierten Onlineportal kostenlos angeboten werden; die klassischen Buchkunden wollte der Verlag außerdem mit Lexika und der Enzyklopädie bedienen.[24][25] Die für den 15. April 2008 angekündigte Lancierung des kostenlosen Onlineportals wurde dann aber auf unbestimmte Zeit verschoben und später ganz abgesagt.

Die Brockhaus-Enzyklopädie wurde in der Folge rückwirkend zum 1. Februar 2009 durch die Bertelsmann Tochter Arvato/wissenmedia GmbH übernommen. Nach Aussagen des Verlages sollte es eine neue Auflage in Buchform geben. Allerdings hieß es schon damals, der wachsende Erfolg von Wikipedia stelle eine ernstzunehmende Konkurrenz dar.[26][27]

Diese Pläne wurden 2013 wegen der Marktdominanz der Online-Enzyklopädie Wikipedia aufgegeben.[28] Der Direktvertrieb aller Verlagsprodukte – vor allem der 21. Auflage der „Brockhaus Enzyklopädie“ – soll bis Mitte 2014 beendet werden, und die Bertelsmann-Lexika können ohne diese Säule nicht mehr erfolgreich vermarktet werden. Die Marke Brockhaus soll danach in neuer Form, etwa als Lizenz, genutzt werden.[29][30] Online-Aktualisierungen der Lexika soll es dann nur noch bis 2020 geben.[31]

Der Brockhaus als Vorbild ausländischer Lexikonprojekte

Der Brockhaus war als Universalenzyklopädie Vorbild für viele ausländische Lexikonprojekte, z. B. das niederländische Großlexikon Winkler Prins Geïllustreerde Encyclopaedie (1870–1882), das 43-bändige russische Enziklopeditscheski Slowar Brokgausa i Efrona (russ. Энциклопедический Словарь Брокгауза и Ефрона, 1890–1906), das vierbändige schwedische Svenskt Konversations-Lexicon (1845–1851), das 12-bändige ungarische Lexikon „Közhasznu Esmeretek Tará“ (1831–1834) und die 13-bändige amerikanische Encyclopaedia Americana (1829–1833). Die bereits ab 1768 von Adam und Charles Black im schottischen Edinburgh verlegte Encyclopædia Britannica war dagegen ein Produkt der schottischen Aufklärung.

Literatur

  • Heinrich Eduard Brockhaus: Die Firma F. A. Brockhaus von der Begründung bis zum hundertjährigen Jubiläum. 1805–1905. F.A. Brockhaus, Leipzig 1905
  • Thomas Keiderling (Hrsg.): F. A. Brockhaus 1905–2005. Brockhaus, Leipzig 2005. ISBN 3-7653-0084-5.
  • Thomas Keiderling: Von der Querstraße zum Johannisfriedhof. Bibliographisches Institut und F. A. Brockhaus in Leipzig werden zu Grabe getragen. in: Leipziger Blätter 54/2009, Leipzig, S. 76–77,
  • Hermann Heckmann: Ein gedruckter Großangriff in den Zeiten des Internets. In: Buchreport. Juni 2005.
  • Anja zum Hingst: Die Geschichte des Großen Brockhaus. Vom Conversationslexikon zur Enzyklopädie. Magisterarbeit Universität Erlangen. Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München. 53. Harrassowitz, Wiesbaden 1995, ISBN 3-447-03740-7.
  • Karl-Heinz Kalhöfer (Hrsg.): 125 Jahr Meyers Lexikon. 1839–1964. Leipzig 1964.
  • Heinz Sarkowski (Hrsg.): Das Bibliographische Institut. Verlagsgeschichte und Bibliographie 1826–1976. Mannheim 1976, ISBN 3-411-01368-0.
  • Otmar Seemann (Martin Peche [Bearb.], Hugo Wetscherek [Hrsg.]): Bibliotheca Lexicorum. Kommentiertes Verzeichnis der Sammlung Otmar Seemann. Antiquariat Inlibris, Wien 2001
  • Gert A. Zischka: Index lexicorum. Bibliographie der lexikalischen Nachschlagewerke. Verlag Brüder Hollinek, Wien 1959

Weblinks

 Commons: Brockhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Ende einer Ära: Brockhaus-Lexika droht das Aus. spiegel-online vom 11.06.2013 [1]
  2. Einstellung der gedruckten Auflage. Brockhaus. in: FAZ 12. Juni 2013 (Feuilleton) Brockhaus
  3. Heinrich Eduard Brockhaus: Die Firma F. A. Brockhaus …, a.a.O., S. 23 ff.
  4. Der genaue Titel lautete: 'Conversations-Lexicon oder enzyklopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände über die in der gesellschaftlichen Unterhaltung und bei der Lectüre vorkommenden Gegenstände, Namen und Begriffe, in Beziehung auf Völker- und Menschengeschichte, Politik und Diplomatik, Mythologie und Archäologie, Erd-, Natur-, Gewerb- und Handlungs-Kunde, die schönen Künste und Wissenschaften: mit Einschluß der in die Umgangssprache übergegangenen ausländischen Wörter und mit besonderer Rücksicht auf die älteren und neuesten merkwürdigen Zeitereignisse.
  5. Conversations-Lexicon oder enzyklopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Dritte Auflage des ersten bis vierten Bandes. Erster Band. Anton bis Boyle. F. A. Brockhaus, Leipzig und Altenburg 1814, S. VII [o.P.] ff.)
  6. Conversations-Lexicon oder enzyklopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Zweite, ganz umgearbeitete Auflage. Neunter Band. Seetz bis Tiz. F. A. Brockhaus, Leipzig und Altenburg 1817, Schmutztitelrückseite „ Nachricht“).
  7. Vergleiche insgesamt zur 2. bis 5. Auflage: Die Firma F. A. Brockhaus von der Begründung bis zum hundertjährigen Jubiläum. 1805–1905. Heinrich Eduard Brockhaus, Friedrich. Anton. Brockhaus, Leipzig 1905, S. 23 ff.
  8. vgl. die Frontispiz-Seite zu: Conversations-Lexikon oder enzyklopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Erster Band. A bis Boyle. Stuttgart, bei A. F. Macklot 1816
  9. Vgl. die Frontispiz-Seite zu: Conversations-Lexikon oder enzyklopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Vierter Band. G und H. Leipzig und Altenburg: F. A. Brockhaus 1815.
  10. Supplementband zum Conversations-Lexikon für die Stuttgarter Ausgabe. Stuttgart, bei A. F. Macklot 1818, Vorrede.
  11. Heinrich Eduard Brockhaus: Die Firma F. A. Brockhaus von der Begründung bis zum hundertjährigen Jubiläum. 1805–1905. F. A. Brockhaus, Leipzig 1905, S. 304
  12. Thomas Keiderling: F. A. Brockhaus 1905–2005, a.a.O., S. 29
  13. Thomas Keiderling: F. A. Brockhaus 1905–2005, a.a.O., S. 28, 29
  14. Thomas Keiderling: a.a.O., S. 30
  15. http://www.brockhaus.de/presse/detail.php?nid=12&id=61 (Memento vom 8. März 2009 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  16. Die Einbandgestaltung der Sonderausgabe der 21. Auflage erfolgte durch den Schauspieler Armin Mueller-Stahl.
  17. Brockhaus – Der Schulpartner
  18. Heller ließ dazu insbesondere auch Objekte von Prominenten einarbeiten, z.B. kleine Abschnitte der Tennissaiten abgelegter Tennisschläger von Boris Becker.
  19. Bertelsmann macht Jagd auf Schülerdaten, das.erste.de, 21. Mai 2013
  20. Webpräsenz der inmediaONE GmbH – Übersicht der aktuellen Brockhaus Enzyklopädien
  21. DPA-AFX Pressemitteilung vom 17. Dezember 2008, 17:16
  22. „Brockhaus: ‚Wir werden der Wissensnavigator im Netz sein‘“ (Welt online, 12. Februar 2008)
  23. „Brockhaus kapituliert vor dem Internet“ (FTD, 12. Februar 2008)
  24. Strategische Neuausrichtung bei Brockhaus (Memento vom 15. Februar 2008 im Internet Archive)
  25. Interview mit Klaus Holoch (Deutschlandfunk, 12. Februar 2008)
  26. Brockhaus sattelt um. boersenblatt.net, 25. September 2008, abgerufen am 25. September 2008.
  27. Kampf um Informationen. Welt Online, 17. Dezember 2008, abgerufen am 17. Dezember 2008.
  28. Ende einer Ära: Brockhaus-Lexika droht das Aus. In: Spiegel online. 11. Juni 2013. Abgerufen am 3. August 2013.
  29. heise.de: Aus für Brockhaus: Bertelsmann gibt Lexikonsparte auf, 11. Juni 2013.
  30. Alexander Kühn, Spiegel 25/2013, Seite 72,73.
  31. Ende einer Lexikontradition . In: Börsenblatt. 12. Juni 2013. Abgerufen am 3. August 2013.
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