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Buch Judit

Aus Jewiki
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Falschschreibung Dieser Artikel orientiert sich in der Namensschreibweise an der Einheitsübersetzung gemäß Wikipedia:Namensgebung biblische Namen.
Geschichtsbücher
des Alten Testaments
Pentateuch
übrige Geschichtsbücher

Namen nach dem ÖVBE.
Eingeklammerte Namen folgen der Septuaginta.
Kursiviert: Deuterokanonische Schriften,
in protestantischen Bibeln Apokryphen

Judith und Dienerin mit dem Haupt des Holofernes – SixtinaMichelangelo

Das Buch Judit ist ein deuterokanonisches bzw. apokryphes Buch des christlichen Alten Testaments, nicht aber des Tanach. Es wurde wahrscheinlich um 100 v. Chr. auf Griechisch verfasst.[1] Die schöne und gottesfürchtige Witwe Judit geht unbewaffnet in das Heerlager des assyrischen Generals Holofernes und enthauptet ihn mit seinem eigenen Schwert. Judit übernimmt indirekt die Rolle des Mose und rettet das Volk Israel.

Judit

Das Buch gilt nicht als geschichtlicher Bericht sondern als lehrhafter, weisheitlicher Roman. Viele Angaben im Text sind unhistorisch und wären zeitgenössischen Lesern als solche aufgefallen. So war Nebukadnezar nicht wie im Buch geschildert König von Assyrien, sondern von Babylonien (2 Kön 24,1 EU, 2 Chr 36,6 EU). Auch eroberte er Judäa, wie im 2 Kön 24,1.11–17 EU; 25,1–10 EU, 2 Chr 36,6f.17 EU geschildert, während dies im Buch Judit scheitert.

In den jüdischen Kanon nahm man das Buch nicht auf, jedoch in die Septuaginta. Es wird von Katholiken und Orthodoxen, nicht aber von evangelischen Christen als Teil der Bibel angesehen. Das Buch ist in einer vermutlich nicht originalen hebräischen Fassung sowie in griechischen Fassungen, einer aramäischen und als lateinische Übersetzung überliefert. Bei letzterer ließ Hieronymus vom Originaltext nur die Hälfte übrig. Er hebt Judit als keusch hervor – im griechischen Text und in anderen lateinischen Übersetzungen kommt das Wort nicht vor. Im Ursprungstext handelt Judit ohne Gottes Hilfe - Hieronymus lässt Gott in die Handlung eingreifen.[2]

Die Geschichte

Die Belagerung

Verärgert wegen mangelnder Unterstützung in einem – siegreich beendeten – Krieg sendet der assyrische König Nebukadnezar seinen Oberbefehlshaber Holofernes mit einem gewaltigen Heer gegen alle Länder des Westens. Sie sollten erobert und bestraft werden; alle, die Widerstand leisten, sollten schonungslos dem Tod und der Plünderung preisgegeben werden. Holofernes zog verheerend durch einen Teil von Kleinasien und Syrien und kam so auch an die Nordgrenze von Palästina (Kap. 1–3EU).

Die Israeliten trafen nach Anweisung ihres Hohenpriesters sogleich Verteidigungsmaßnahmen und sperrten die Bergpässe, wandten sich aber auch mit Buße und Gebet an Gott den Herrn, Kap. 4 EU. Demgemäß sah sich Holofernes vor der kleinen Bergfestung Betulia, die den Schlüssel zum nördlichen Palästina bildete, aufgehalten. Voll Grimm darüber erkundigte er sich bei den moabitischen und ammonitischen Fürsten in seinem Heer, welches Volk es sei, das ihm so zu widerstehen wage. Die Antwort gab ihm der Ammoniterfürst Achior in einem vollständigen Abriss der jüdischen Geschichte, als deren Resultat er hinstellte, dass die Israeliten unüberwindlich seien, solange sie ihren Gott den Einzigen nicht beleidigten, Kap. 5 EU. Hiermit zog Achior sich den Unwillen aller assyrischen Großen zu, besonders auch deswegen, weil der assyrische König auf die höchste göttliche Verehrung Anspruch erhob und jede fremde Religion vertilgen wollte. Demzufolge ließ Holofernes den Ammoniterfürsten gebunden nach Betulia führen, damit er sich bei der Einnahme der Feste von der Torheit seiner Behauptung und der Allgewalt der Assyrer überzeuge und dann elend mit den Juden zu Grunde gehe.

Von den Israeliten aufgenommen, erregte er durch seine Erzählung großen Schrecken; doch fassten die Israeliten sich wieder im Vertrauen auf den allmächtigen Gott, Kap. 6 EU. Als aber Holofernes Betulia mit 182.000 Mann einschloss und die Wasserleitung abschnitt, sank den Belagerten der Mut. Als sich die Wasservorräte zu Ende neigten, forderten die Belagerten am 34. Tag der Belagerung den Stadtobersten Usija auf, die Festung zu übergeben. Usija versprach, ihnen nachzugeben, wenn in fünf Tagen keine Rettung komme, Kap. 7 EU.

Judit rettet das Gottesvolk

Judith enthauptet Holofernes – Artemisia Gentileschi

Von diesem Abkommen hörte die fromme Witwe Judit, die Tochter Meraris von Betulia. Manasse, ihr Mann, starb schon vor 3 Jahren zur Zeit der Gerstenernte an einem Hitzschlag. Sie wird mit folgenden Worten im Buch Judit beschrieben:

„Sie hatte eine schöne Gestalt und ein blühendes Aussehen. Ihr Gatte Manasse hatte ihr Gold und Silber, Knechte und Mägde, Vieh und Felder hinterlassen, die sie in ihrem Besitz hielt. Niemand konnte ihr etwas Böses nachsagen, denn sie war sehr gottesfürchtig.“

Judit 8,7–8

Sie war ganz anderer Ansicht, machte den Ältesten der Stadt Vorhaltungen wegen ihres Mangels an Gottvertrauen und begehrte für sich und ihre Magd freie Passage durch das Stadttor, Kap. 8 EU. Nachdem ihr diese zugesagt worden war, warf sie sich in inbrünstigem Gebet vor Gott nieder, um dessen Segen zu ihrem kühnen Plan zu erflehen, Kap. 9 EU, schmückte sich dann aufs herrlichste und ging mit ihrer Magd ins assyrische Lager. Hier angekommen erregte sie durch ihre Schönheit großes Aufsehen und wurde sogleich zu Holofernes geführt, Kap. 10 EU. Es gelang ihr, durch kluge Reden ihn zu berücken, Kap. 11 EU, so dass sie Freiheit erhielt, im assyrischen Lager aus- und einzugehen. Bei einem Mahl dann am 40. Tag der Belagerung, welches ihr zu Ehren gegeben wurde, wurde Holofernes so sehr betrunken, Kap. 12 EU, dass Judit, welche mit ihm allein gelassen worden war, ihm mit seinem eigenen Schwert das Haupt abschlagen konnte. Letzteres brachte sie mit sich zurück nach Betulia zum freudigen Erschrecken aller dort Befindlichen, Kap. 13 EU.

Auf Achior machte dies solchen Eindruck, dass er sich zur jüdischen Religion bekannte. Nach Judits Rat aber machten nun die Belagerten einen Ausfall, und so wurde den Assyrern bekannt, was geschehen war, Kap. 14 EU. Voll Schrecken darüber suchten sie in wilder Flucht ihr Heil, und das ganze Lager wurde eine Beute der Hebräer. Darüber hoch gefeiert, Kap. 15 EU, gab Judit in herrlichem Loblied ihrer Dankbarkeit gegen Gott Ausdruck und zog sich dann wieder in die Stille des Witwenlebens zurück. Solange Judit lebte, und noch lange nach ihrem Tod, war niemand mehr, der Israel erschreckte, Kap. 16 EU.

Zur Wirkungsgeschichte in Kunst, Musik und Literatur

Judith – August Riedel

Die Szene der Enthauptung des Holofernes war ein sehr beliebtes Thema in der abendländischen Kunst und wurde – um nur die bekanntesten Beispiele zu nennen – unter anderen von Donatello, Caravaggio, Botticelli, Lucas Cranach, Paolo Veronese, Bartolomeo Manfredi, Peter Paul Rubens und Gustav Klimt dargestellt. Eine ganz besonders wichtige Rolle spielt sie im Werk von Artemisia Gentileschi.

Die Gestalt der Judit erscheint auch in bildlichen Darstellungen der Neun Guten Heldinnen, sie ist in dieser ikonografischen Reihe eine Vertreterin des Judentums.

In die Bildende Kunst des 20. Jahrhunderts fand Judit ebenfalls Eingang. Ihre Rolle in der Geschichte der Frauen machte die feministische Künstlerin Judy Chicago deutlich: Sie widmete ihr in der Arbeit The Dinner Party (1974–1979) eines der 39 Gedecke am Tisch[3].

Die erste filmische Bearbeitung des Stoffes realisierte David Wark Griffith 1914 mit Judith von Bethulien.

Der jüdische Künstler Moran Haynal setzte im Jahr 2011 in einer seiner Arbeiten das gesamte Buch Judit als zeitgenössische Kalligraphie um.

Dramatisch wurde das Thema unter anderen von Friedrich Hebbel verarbeitet, dessen Drama Judith wiederum von Johann Nestroy als Judith und Holofernes parodiert wurde.

Der Barockkomponist Alessandro Scarlatti gestaltete den durchaus operngerechten Stoff zweimal als Oratorium (La Giuditta) in seiner römischen Zeit, als dort gemäß päpstlichem Erlass Opern verboten waren. Antonio Vivaldi vertonte den Stoff in lateinischer Sprache zu seinem Oratorium Juditha triumphans. Pietro Metastasio verarbeitete das Thema in seinem Oratorienlibretto La Betulia liberata, das von ungefähr 50 Komponisten vertont wurde, darunter auch Wolfgang Amadeus Mozart (→ La Betulia liberata).

Anmerkungen

  1. Für eine Abfassung in griechischer Sprache und wohl in Alexandria plädieren u. a. Jan Joosten: The Original Language and Historical Milieu of the Book of Judith. In: Meghillot V–VI (2007), *159–*176 und Barbara Schmitz/Helmut Engel: Judit (HThK AT). Freiburg i.Br./Basel/Wien 2014, S. 42-43; 61-63.
  2. Lange, Lydia: Die Juditfigur in der Vulgata. Eine theologische Studie zur lateinischen Bibel. Verlag De Gruyter, 2016. 456 Seiten, ISBN 978-3-11-048823-4
  3. Seite des Brooklyn Museums zum Kunstwerk, abgerufen am 15. April 2014.

Literatur

  • Benedikt Eckhardt: Reclaiming Tradition: The Book of Judith and Hasmonean Politics, JSP 18 2000, S. 243-263.
  • Robert Hanhart: Text und Textgeschichte des Buches Judith. Mitteilungen des Septuaginta-Unternehmens XIV. Göttingen 1979. ISBN 3-525-82392-4
  • Barbara Schmitz: Geschichte Israels (utb 3547). Paderborn 2014. 2.Auflage. ISBN 3-8252-4358-3
  • Barbara Schmitz: Trickster, Schriftgelehrte oder femme fatale? Die Juditfigur zwischen biblischer Erzählung und kunstgeschichtlicher Rezeption. In: Biblisches Forum 2004 (Auszug als PDF)
  • Barbara Schmitz/Helmut Engel: Judit (HThK AT). Freiburg i.Br./Basel/Wien 2014. ISBN 3-451-26820-5
  • Bettina Uppenkamp: Judith und Holofernes in der italienischen Malerei des Barock. Berlin 2004. ISBN 3-496-01304-4
  • Erich Zenger: Das Buch Judit. Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit I,6. Gütersloh 1981. ISBN 3-579-03916-4

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Book of Judith – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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