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Cap Arcona (Schiff, 1927)
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Die Cap Arcona war ein Luxusdampfer und das Flaggschiff der Hamburg-Südamerika-Linie. Er wurde nach dem Kap Arkona auf der Insel Rügen benannt. Das Schiff wurde am 3. Mai 1945 kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs durch britische Flugzeuge versenkt, wobei die meisten der an Bord befindlichen ca. 4.600 KZ-Häftlinge ums Leben kamen.
Schiffsgeschichte bis 1945
Die Cap Arcona lief am 14. Mai 1927 vom Stapel und galt als eines der schönsten Schiffe ihrer Zeit. Sie verließ am 19. November 1927 den Hamburger Hafen zu ihrer Jungfernfahrt nach Argentinien. Der Dampfer beförderte sowohl Luxusreisende als auch Auswanderer, vorwiegend nach Südamerika. Die Strecke Hamburg–Buenos Aires legte das Schiff in nur 15 Tagen zurück. Es wurde im Liniendienst zwischen Hamburg–Madeira–Rio de Janeiro und Buenos Aires eingesetzt. Vom November 1927 bis zum August 1939 wurden mehr als 200.000 Passagiere auf 91 durchgeführten Reisen transportiert. Ein berühmter Passagier war 1928 der Luftfahrt-Pionier Alberto Santos-Dumont. Am 25. August 1939 legte die Cap Arcona unter dem Kommando von Kommodore Richard Niejahr das letzte Mal von Südamerika kommend in Hamburg an. Am selben Tag erfuhr Niejahr durch einen verschlüsselten Funkspruch vom bevorstehenden Krieg.
Ab 1940 wurde die Cap Arcona von der deutschen Kriegsmarine verwendet und verblieb in der Ostsee. In dieser Zeit war sie auch Kulisse für eine Verfilmung des Titanic-Untergangs. Der Film entstand 1943, wurde aber nicht mehr in Deutschland gezeigt. Ab Ende 1944 wurde das Schiff zum Transport von Flüchtlingen aus Ostpreußen nach Westen eingesetzt, danach von der Kriegsmarine aufgegeben. Ab dem 14. April 1945 lag es wegen eines Maschinenschadens manövrierunfähig vor Neustadt.[1] Es wurde ausgemustert und dem Hamburger Gauleiter Karl Kaufmann unterstellt, der zugleich „Reichskommissar für die Seeschiffahrt“ war.
Versenkung der Cap Arcona
Vor den anrückenden britischen Truppen wurden die verbliebenen KZ-Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme Ende April nach Lübeck transportiert. Mehr als 9.000 kamen von dort auf Schiffe.[2]
Am 20. April 1945 trafen mehr als 4.000 Gefangene des KZ Neuengamme im Lübecker Industriehafen ein und wurden mit ihrer Bewachung auf zwei kleinere beschädigte Schiffe gebracht, die Thielbek und die Athen. Am 26. April 1945 kamen weitere 2.500 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme sowie Überlebende des Todesmarsches vom KZ Fürstengrube und anderen schlesischen Lagern an und wurden auf der Cap Arcona eingeschifft. Zeitweilig war die Cap Arcona mit 7.500 Häftlingen an Bord völlig überfüllt. Mangelhafte Ernährung und unzureichende hygienische Zustände führten zu einem Massensterben.
Am 30. April 1945 wurden alle KZ-Häftlinge französischer Nationalität und einige Belgier und Niederländer von den Schiffen ans Ufer gebracht und mit den „Weißen Bussen“ des schwedischen Roten Kreuzes zu zwei Dampfern transportiert, die sie nach Trelleborg übersetzten.[3] Schließlich wurde ein Teil der Häftlinge auf die anderen beiden Schiffe gebracht, so dass sich Anfang Mai etwa 4.600 Häftlinge und 500 Seeleute, Flakmatrosen und Bewacher auf der Cap Arcona befanden. Die Zahl der Menschen auf der Cap Arcona schwankt in verschiedenen Beschreibungen zwischen 4.500 und 6.000.[4][5][6][7][8] Die Zahl der Juden auf Cap Arcona und Thielbek betrug etwa 100 Personen.[9]
Am 3. Mai 1945 lagen die Cap Arcona und die Deutschland in der Lübecker Bucht zwischen Neustadt und Scharbeutz. Die Deutschland wurde in einer ersten Angriffswelle vom 184. Squadron angegriffen. Daraufhin verließen 80 Personen der Rumpfbesatzung das Schiff. Auf dem Schiff waren keine KZ-Häftlinge. Bei der zweiten Angriffswelle durch das 197. Squadron wurde die Deutschland gegen 16:08 GMT versenkt.[10]
Die Athen blieb in Neustadt im Marinehafen, die Thielbek brachte Häftlinge auf die Cap Arcona. Da die Schiffe nicht besonders gekennzeichnet und mit Bordwaffen ausgestattet waren, wurden sie von alliierten Fliegern vom Militärflugplatz Plantlünne/Wesel[11] für Truppentransporter gehalten. Der Großangriff von 200 Flugzeugen der Royal Air Force galt zahlreichen Schiffen, die in der Kieler und Lübecker Bucht lagen und sollte die vermutete Absetzbewegung deutscher Truppen über die Ostsee verhindern. Dabei wurden 23 Schiffe versenkt und 115 Schiffe beschädigt.[12]
Die Cap Arcona wurde in vier Angriffswellen von Jagdbombern der britischen Luftwaffe angegriffen und in Brand geschossen. Die Angriffe des 198. Squadron brachten Cap Arcona und Thielbek gegen 15:00 GMT außer Kontrolle. Die Thielbek versank nach 15 Minuten.[13] Die Cap Arcona legte sich auf die Seite; versank aber aufgrund der geringen Wassertiefe nicht. Augenzeugen berichteten, dass die brennenden Schiffe bis nach Timmendorfer Strand gesehen werden konnten. Da die Wassertemperatur an dem Tag nur 8 °C betrug, konnten die meisten Häftlinge sich nicht schwimmend ans Ufer retten. Die Schiffbrüchigen wurden von den britischen Flugzeugen mit Bordwaffen beschossen. Wirkungsvolle Rettungsmaßnahmen liefen verspätet an. Nur ein geringer Teil der Häftlinge wurde von Booten aufgenommen, die sich vorrangig um die Rettung von Marineangehörigen bemühten. Aus anderen Booten schoss man auf die im Wasser um ihr Leben kämpfenden Häftlinge. Rund 6.400 der etwa 7.000 KZ-Insassen auf der Cap Arcona und der Thielbek verbrannten, ertranken oder wurden erschossen.
Die Versenkung gehört mit denen der Wilhelm Gustloff und der Goya (ebenfalls 1945 in der Ostsee) sowie der japanischen Truppen- und Gefangenentransporter Junyo Maru (5.620 Tote), Toyama Maru (5.500 Tote) und Ryusei Maru (4.998 Tote) 1944 zu den verlustreichsten Schiffsuntergängen.
Überlebende
Zu den insgesamt 400 Überlebenden gehörten unter anderem Erwin Geschonneck, der später zu den erfolgreichsten Schauspielern in der DDR zählte, und Ernst Goldenbaum, ein späterer DDR-Bauernfunktionär und -politiker, sowie der Komponist des Moorsoldaten-Liedes Rudi Goguel, der tschechische Komponist Emil František Burian, ebenso wie Heinz Lord, Mitglied der Hamburger Widerstandsgruppe Candidates of Humanity, der 1960 Generalsekretär des Weltärztebundes wurde. Auch der ursprünglich aus Będzin (Polen) stammende Autor Sam Pivnik überlebte den Untergang der Cap Arcona. In seinem Buch Survivor - Auschwitz, The Death March and My Fight for Freedom berichtet er ausführlich von den Geschehnissen auf dem Schiff, das er am Ende des Todesmarsches aus dem KZ Fürstengrube erreichte.[14]
Wim J. Alosery wurde aus den Niederlanden zur Zwangsarbeit nach Deutschland gebracht. Es gelang ihm, bei Beginn des Angriffs über ein Tau am Achterdeck der Cap Arcona in die Ostsee zu gelangen, in einem Rettungsboot Land zu erreichen, in einer Soldatenbaracke zu bleiben und nach einigen Tagen in die Niederlande zurückzukehren.[15]
Unterschiedliche Deutungen
Himmlers Politik war seit Ende 1944 widersprüchlich und wechselhaft.[16] Die Quellenlage macht eine Rekonstruktion der Konzepte, Planungen und Absichten der Entscheidungsträger schwierig.[17] Die Frage, was mit den KZ-Häftlingen auf den Schiffen geschehen sollte, lässt daher Raum für verschiedene Interpretationen.
1. Deutung: Geplante Massentötung
Die Häftlinge selbst äußerten den Verdacht, dass die SS die feste Absicht hatte, die Schiffe mit allen Gefangenen an Bord in der Ostsee zu versenken. Auch die Medien greifen oft auf diese Deutung zurück und stellen dar, dass die nationalsozialistischen Bewacher von Anfang an planten, die Häftlinge umzubringen.[18]
Untermauert wird diese Interpretation unter anderem in den Veröffentlichungen von Wilhelm Lange[19] und Rudi Goguel.[20] In der Literatur werden mehrere Indizien dazu angeführt: Während die ersten Häftlinge auf der Cap Arcona ankamen, deinstallierte die SS alle Fluchtmöglichkeiten und blockierte die Rettungsboote. Die automatischen Schotten wurden zerstört und das Schiff mit einer geringen Treibstoffmenge betankt, die jedoch als Brandbeschleuniger ausreichte.
Eine Variante dieser Interpretation findet sich in den neuesten Veröffentlichungen von Wilhelm Lange: Danach „stellten die Nationalsozialisten den Alliierten letztendlich eine Falle zur Vernichtung der Häftlinge“, indem sie die Gefangenenschiffe nicht mit weißen Fahnen kennzeichneten und damit einen todbringenden Angriff provozierten, um die geplante Vernichtung ohne eigenes Zutun und scheinbar schuldlos erreichen zu können.[21] Lange weist allerdings selbst darauf hin, dass das Hissen weißer Flaggen streng verboten und mit härtesten Kollektivstrafen bedroht war.
Oft wird auch ein Befehl Heinrich Himmlers vom 18. April 1945[22] angeführt, die KZ-Häftlinge keinesfalls lebend in die Hände der alliierten Streitkräfte fallen zu lassen. Ein zentraler Befehl Himmlers zur Tötung aller KZ-Häftlinge ist damit nach Überzeugung der Historiker Herbert Diercks und Michael Grill nicht gegeben worden.[23] Vielmehr werde im Befehl an das KZ Flossenbürg vorrangig die Evakuierung angeordnet. Nur dann, wenn die Räumung nicht mehr möglich sei, sollten die Häftlinge getötet werden, damit die Zivilbevölkerung vor Ausschreitungen geschützt werde.
2. Deutung: Ausweichquartier
Eine zweite These, die unter anderen von der Historikerin Karin Orth[24] und dem Autor Heinz Schön[25] vertreten wird, verneint die Vernichtungsabsicht. Vielmehr sei das Bemühen erkennbar, die Häftlinge weiterhin in der Gewalt zu behalten. Als Notunterkunft boten sich die manövrierunfähigen Schiffe an.
Manche der vorgebrachten Indizien, die von den Vertretern der ersten Deutung vorgebracht werden, lassen sich anders erklären. So sei die geringe Treibstoffmenge zum Betrieb der Notaggregate zur Stromversorgung nötig. Erklärungsbedürftig sei vielmehr, warum bis zum 30. April 1945 französische KZ-Häftlinge an Bord untergebracht und einer Gefährdung ausgesetzt worden seien, wenn sie doch entlassen werden sollten. Ferner sei darauf hinzuweisen, dass am 3. Mai außer den Häftlingen annähernd 500 Mann als Besatzung, als Bewachung sowie zur Flugabwehr an Bord waren.
Der Historiker Herbert Diercks und der Autor Michael Grill stellen fest, dass die Schiffe nur als provisorisches Konzentrationslager genutzt wurden: „Weitergehende Absichten sind nicht nachweisbar.“[26] Karin Orth untersuchte den Gesamtkomplex der Räumung von Konzentrationslagern und stellt als übereinstimmendes Merkmal das „faktische Bemühen“ heraus, die KZ-Häftlinge in der Gewalt zu behalten. „Zu welchem Zweck auch immer: als Arbeitssklaven, die eine uneinnehmbare Festung einrichten sollten, als Geiseln für die angestrebten Verhandlungen mit den Westmächten oder als Verfügungsmasse […]“[27]
3. Deutung: Zwischenstation
Eine dritte Interpretation geht auf die Aussagen nationalsozialistischer Tatverantwortlicher zurück. Im Zuge von Ermittlungsverfahren behaupteten der SS-Obersturmbannführer Paul Werner Hoppe, Lagerkommandant von KZ Stutthof und KZ Wöbbelin, sowie Gauleiter Karl Kaufmann, dass die Häftlinge nach Schweden gebracht werden sollten. Karin Orth hält diese Behauptung zwar für unbelegbar, schließt diese Version aber als „denkbar“ nicht gänzlich aus.[28] Diercks/Grill bezeichnen diese Deutung hingegen als offenkundige „Schutzbehauptung“, da die Schiffe wegen technischer Defekte zu solcher Fahrt außerstande waren.[29]
Exkurs: Die Erschießung der Stutthof-Häftlinge
Oft wird in Zusammenhang mit der Cap Arcona-Katastrophe auch die Ermordung der Stutthof-Häftlinge erwähnt. Hierbei handelte es sich um Häftlinge aus dem KZ Stutthof bei Danzig, welche die SS mit Lastkähnen über die Ostsee transportieren ließ, überwiegend Juden, aber auch einige finnische Soldaten. Sie sollten ursprünglich ebenfalls auf die Cap Arcona verschifft werden, wurden jedoch wegen Überfüllung der Schiffe abgewiesen. Angesichts der militärischen Lage und des Vorrückens britischer Vorauskommandos verließen die SS-Wachmannschaften die Lastkähne. Die Schiffe trieben ans Ufer, wo sich die Häftlinge am frühen Morgen des 3. Mai auf die Suche nach Nahrungsmittel im Raum Neustadt machten. Aufgeschreckte Neustädter Bürger, Angehörige der Kriegsmarine sowie einer Versehrteneinheit und des Volkssturms trieben daraufhin in der sogenannten „Sammelaktion“ die Häftlinge zusammen und erschossen fast 300 von ihnen, darunter Frauen und Kinder. Die Übrigen wurden auf die Athen gebracht, die am Marinehafenkai lag, wo etliche von ihnen den Luftangriffen zum Opfer fielen. Der britische Stadtkommandant gab nach Kenntnisnahme des Massakers Neustadt zur Plünderung frei – wohl auch, um die Versorgung der überlebenden Häftlinge der Cap Arcona, der Thielbek und der Athen auf diese Weise nicht selber organisieren zu müssen.
Fälschlicherweise werden in manchen Berichten die Erschießungen mit Überlebenden von der Cap Arcona in Verbindung gebracht. Tatsächlich erreichten die Überlebenden des Luftangriffs den Strand vor Neustadt erst unmittelbar vor bzw. gleichzeitig mit dem Eintreffen der Briten in der Stadt, während die Erschießungen schon in den frühen Morgenstunden noch vor dem Luftangriff stattfanden.[30]
Noch heute ermittelt die Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Lübeck gegen Unbekannt in Zusammenhang mit der Ermordung der Stutthof-Häftlinge.
Erinnerungskultur
Aufarbeitung
Bis heute wurde die Verantwortlichkeit deutscher und britischer Beteiligter an der Versenkung der KZ-Schiffe nicht gerichtlich aufgearbeitet. Wahrscheinlich erhielten die britischen Streitkräfte am Abend des 2. Mai von einer Rot-Kreuz-Delegation in Lübeck die Information, dass sich auf dem Schiff Häftlinge befanden; dieser Hinweis erreichte offenbar nicht die eingesetzten Flugstaffeln.[31] Bis heute ist umstritten, ob die Bombardierung vermeintlicher Truppentransporter zu diesem Zeitpunkt notwendig und gerechtfertigt war, um den Krieg zu verkürzen.[32] Die Royal Air Force selbst hält sich zu dem Vorfall bedeckt und verweist nur ganz allgemein auf die Zielsetzung, mit dem als „big shipping strike“ bezeichneten Angriff auf mehrere Schiffe in der Lübecker Bucht die Absetzbewegung von Wehrmachts- und SS-Stäben in das – von alliierten Truppen noch unbesetzte – Norwegen zu verhindern.
Die ausgebrannten Wracks der Cap Arcona und der Deutschland lagen nach dem Krieg noch jahrelang in der Lübecker Bucht. Erst ab 1950 begannen Taucher mit der Zerlegung der Schiffskörper; die Stahlteile wurden anschließend verschrottet. Da die Cap Arcona gekentert war, waren die meisten Toten noch im Schiffsinneren. Dies machte die Entsorgung der Schiffe sehr schwierig. Nur die Thielbek wurde geborgen und wieder instand gesetzt. Bis in die späten 1960er Jahre wurden von Strandurlaubern noch Knochenteile der Opfer im Sand gefunden.
Friedhöfe rund um die Lübecker Bucht
Insgesamt starben bei dem Untergang der Schiffe Cap Arcona und Thielbek nach einem Angriff der Royal Air Force in der Neustädter Bucht etwa 7.000 Menschen – fast nur KZ-Häftlinge.[33] Die Toten wurden an das Ufer der Lübecker Bucht angeschwemmt. An den ehemaligen Ankerplätzen der Cap Arcona und Thielebeck befinden sich in 18 Meter Tiefe immer noch Skelettteile. In der Ostsee ruhen 3.000 nicht bestattete Opfer. Die Friedhöfe an der Lübecker Bucht mit Opfern der Katastrophe werden entgegen dem Uhrzeigersinn nachfolgend angegeben.[34]
Schleswig-Holstein
Auf dem Friedhof von Grube (Holstein) befindet sich ein Massengrab für 31 namenlose KZ-Häftlinge der Cap-Arcona-Katastrophe. Der Friedhof liegt am Ortsrand direkt an der B 501 und ist von ihr durch hohe grüne Hecken getrennt. Ein Findling mit Aufschrift kennzeichnet das Gräberfeld, das rechts seitlich von der Friedhofskapelle liegt.
In Grömitz sind 91 Opfer der Cap-Arcona-Katastrophe auf dem Friedhof hinter der St. Nicolaikirche beigesetzt. Ein Gedenkstein erinnert an sie. Die Nicolaikirche steht landeinwärts im alten Ortskern in der Nähe des Rathauses.
Nahe beim Untergangsort befindet sich an der Strandpromenade von Neustadt in Holstein Richtung Pelzerhaken der Ehrenfriedhof Cap Arcona. Die kleine Straße Kiebitzberg geht bis zum Strandweg. Von dort führt der Stutthofweg zum Friedhof. Im eingefriedeten Massengrab ruhen 621 Opfer. Ein Gedenkstein in der Mitte des Friedhofs erinnert an alle 7.000 Opfer aus 24 Herkunftsländern. Zwischen Promenade und Strand wird auf zwei Stelen der Hergang der Katastrophe und die damalige Position der Schiffe dokumentiert. Jährlich am 3. Mai findet eine Gedenkveranstaltung statt.
In Neustadt befinden sich weitere Friedhöfe mit Opfern der Cap-Arcona-Bombardierung.[35]
Eine größere Gedenkstätte für 1.128 Opfer ist der Ehrenfriedhof für die Toten der Cap Arcona- und Thielbek-Katastrophe bei Haffkrug (in Schleswig-Holstein). Sie liegt nahe dem Bahnhof Haffkrug an der Autostraße von Haffkrug zur Autobahnauffahrt Eutin in einem Wäldchen kurz hinter der Autobahnauffahrt.
Weiter südlich sind im Waldfriedhof der Gemeinde Timmendorfer Strand 810 Häftlinge beerdigt worden. Der Waldfriedhof liegt an der B76 zwischen Timmendorfer Strand und Ostseetherme Scharbeutz. Innerhalb des Friedhofs gegenüber der Alten Friedhofskapelle befindet sich ein anonymes Massengrab, das mit grünem Rasen bedeckt ist. Innerhalb der Rasenfläche sind 16 runde Flächen mit Rosenstöcken eingefügt, die an die 16 Nationen, aus denen die Cap-Arcona-Opfer stammen, erinnern. Am Kopfende des Gräberfeldes befindet sich eine Gedenkmauer mit Hochkreuz und Gedenktafel. Am Jahrestag der Bombardierung, dem 3. Mai, werden zum Gedenken Kränze des Landes Schleswig-Holstein, des Kreises Ostholstein und der Gemeinde Timmendorfer Strand niedergelegt. In der alten Friedhofskapelle erinnern Infotafeln an das Geschehen. In einer Vitrine sind Bücher und Fundstücke von Tauchern, ein Häftlingsschuh und eine Kohlenschaufel, ausgestellt.
Auf dem Gemeindefriedhof von Niendorf, einem Ortsteil von Timmendorfer Strand, sind 113 Opfer bestattet. Der Friedhof liegt am Ortsende an der Landstraße von Niendorf nach Häven (Ratekau). Das anonyme Massengrab befindet sich am Weg zwischen Friedhofseingang und Friedhofskapelle und ist in zwei Gräberfelder aufgeteilt, die mit grünem Rasen bedeckt sind. Am Kopfende der Gräberfelder wird auf einem Findling an die toten „politischen Gefangenen“ erinnert.
Auf dem Vorwerker Friedhof in Lübeck gibt es ein Gräberfeld für 183 Opfer, die bei der Einschiffung im Lübecker Industriehafen starben. Auf dem Moislinger Friedhof in Lübeck-Moisling erinnern eine Gedenktafel und Grabsteine an 38 unbekannte Juden, die im Zusammenhang mit der Bombardierung der Cap Arcona starben.[36]
Mecklenburg-Vorpommern
Viele Leichen wurden über die Ostsee bis an die Strände der Insel Poel (Wismarer Bucht in Mecklenburg-Vorpommern) getrieben.
407 Leichen wurden zunächst bei Groß Schwansee (Kreis Grevesmühlen) bestattet.
Wegen des Grenzausbaus mit Sperrgebiet wurde die provisorische Gedenkstätte entfernt, die Toten 1955 nach Grevesmühlen umgebettet und später dort eine Gedenkstätte auf dem Tannenberg errichtet.[37] Diese wurde die zentrale Erinnerungsstätte innerhalb der DDR. Der Friedhof/die Gedenkstätte Cap Arcona (Grevesmühlen) ist als runder Hain im Wald angelegt. Der Friedhof liegt südlich der Bahnstation. Vom Parkplatz in Höhe der Tannenbergstraße 27 führt ein Trampelpfad zum Friedhof im Wald.
Im Jahre 2006 wurde in Groß Schwansee erneut eine Gedenkanlage errichtet, an der auch der nicht beigesetzten Opfer der Katastrophe gedacht werden kann.[38] Jährlich um den 3. Mai wird der Opfer durch eine Gedenktour von rund 150 Radlern von Grevesmühlen zum ehemaligen Massengrab bei Groß Schwansee gedacht.[39] Eine direkte Straße führt von Kalkhorst zu einem Parkplatz in Strandnähe. Von dort führt ein Weg zum Fuß-/Fahrradweg, der längs der Ostsee verläuft. Zwei Kilometer westwärts liegt die Gedenkstätte.
Auf dem Alten Friedhof (beim Kindergarten) in Klütz sind 16 Tote des Untergangs der Cap Arcona beigesetzt. Massengrab und Denkmal befinden sich in der Mitte des Hauptweges des Alten Friedhofs (nicht des Neuen Friedhofs), dann seitlich.
Auf dem Inselfriedhof Kirchdorf auf Poel sind 28 Opfer begraben. Heute befindet sich im Gemeindeteil Schwarzer Busch nahe dem Strand eine kleine Gedenkstätte, die knapp über den Untergang der Schiffe informiert.
Museen
In Neustadt in Holstein gibt es das Museum Cap Arcona als Teil des Museums der Stadt Neustadt in Holstein in der Kremper Straße am Kremper Tor. Im Städtischen Museum Grevesmühlen am Kirchplatz befindet sich die Dauerausstellung Cap Arcona (Luxusliner, Katastrophe und Gedenken). Im Heimatmuseum der Insel Poel wird ebenfalls der Cap-Arcona-Katastrophe gedacht.[34]
Bilder von Zeitzeugen
- Berl Friedler: Der Untergang der Häftlingsflotte vor Neustadt. Zeichnung.[40]
Darstellung im Film
- 1981/82 produzierte das DDR-Fernsehen den Film „Der Mann von der Cap Arcona“, der die Geschichte Erwin Geschonnecks beim Untergang der Cap Arcona thematisierte.[41]
- 1995 koproduzierte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) einen dokumentarischen Film über die Geschehnisse des 3. Mai 1945 unter dem Titel „Der Fall Cap Arcona“ (Absolut Medien).
Siehe auch
Literatur
- Rudi Goguel: Cap Arcona – Report über den Untergang der Häftlingsflotte in der Lübecker Bucht am 3. Mai 1945. Röderberg-Verlag, Frankfurt 1972. In: Bibliothek des Widerstands.
- Wilhelm Lange: Cap Arcona, Struves Buchdruckerei u. Verlag, Eutin 1988, ISBN 3-923457-08-1
- Günther Schwarberg: Angriffsziel „Cap Arcona“, Steidl Verlag, Göttingen 1998, ISBN 3-88243-590-9
- Claus Rothe: Deutsche Ozean-Passagierschiffe 1919–1985, VEB Verlag für Verkehrswesen Berlin 1987 transpress
- Karin Orth: Planungen und Befehle der SS Führung zur Räumung des KZ-Systems. In: Detlef Garbe: Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager durch die SS im Frühjahr 1945. Bremen 2005, ISBN 3-86108-799-5, S. 33 - 44
- Herbert Diercks, Michael Grill: Die Evakuierung des KZ Neuengamme und die Katastrophe am 3. Mai 1945 in der Lübecker Bucht. Eine Sammelrezension. In: Kriegsende und Befreiung. Bremen 1995 ISBN 3-86108-266-7 (Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 2 /1995) S. 175-183
- Wilhelm Lange: Neueste Erkenntnisse zur Bombardierung der KZ Schiffe in der Neustädter Bucht am 3. Mai 1945: Vorgeschichte, Verlauf und Verantwortlichkeiten. In: Detlef Garbe: Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager durch die SS im Frühjahr 1945. Bremen 2005, ISBN 3-86108-799-5, S. 217 - 232
- Sven Schiffner: Cap-Arcona-Gedenken in der DDR: Gedenken, Volkssport, Propaganda. In: Detlef Garbe, Carmen Lange (Hrsg.): Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Bremen 2005
- Sam Pivnik: Survivor. Auschwitz, The Death March and My Fight for Freedom. Hodde & Stougthon Ltd., London 2012, ISBN 978-1444758382.
Weblinks
Bilder
- (en) Website zum Film Der Fall Cap Arcona, mit Tondokumenten
- (nl) Stichting Vriendenkring Neuengamme Foto album Cap Arcona (Stiftung Freundeskreis Neuengamme)
- (nl) slideboom.com, De ondergang van de Cap Arcona (15. Januar 2011)
- Die Tragödie in der Neustädter Bucht
Einzelnachweise
- ↑ Dokumentation der Gedenkstätten zum Unglück der Cap Arcona in: Gedenkstättenrundbrief 137, S. 3-13, abgerufen am 13. Mai 2013
- ↑ KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.): Ein KZ wird geräumt. Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Bremen 2000, ISBN 3-86108-764-2, S. 55
- ↑ Borgan Suchowiak: Mai 1945: Die Tragödie der Häftlinge von Neuengamme. Reinbek/Hamburg 1985, ISBN 3-499-15537-0, S. 138
- ↑ Dudszus, Alfred; Köpcke, Alfred: Das große Buch der Schiffstypen. Lizenzausgabe von transpress, Berlin Auflage. Weltbild Verlag, Augsburg 1995, ISBN 3-89350-831-7 (S. 68 (5100)).
- ↑ Völker, Thies: Lexikon berühmter Schiffe. Spektakuläre Abenteuer von der Arche Noah bis zur Titanic. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-8218-1625-2 (S. 92 (4500)).
- ↑ Seiler, Otto J.: Kurs Südamerika. Verlag E.S. Mittler & Sohn, Hamburg, Berlin, Bonn 1996, ISBN 3-8132-0523-1 (S.67 (4600)).
- ↑ Rothe, Claus: Deutsche Ozean-Passagierschiffe. 1919 bis 1985. 1. Auflage. transpress Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-341-00805-5 (S. 107 (6000)).
- ↑ Witthöft, Hans Jürgen: Die Deutsche Handelsflotte 1939 - 1945. Band 2: Handelsschiffe, Blockadebrecher, Hilfskriegsschiffe. Muster-Schmidt Verlagsgesellschaft, Göttingen 1971 (S. 203 (5000)).
- ↑ Wilhelm Lange: Mythos und Wirklichkeit. In: Schiff und Zeit/Panorama maritim, Nr. 52, Herbst 2000, S. 30.
- ↑ Wilhelm Lange: Mythos und Wirklichkeit. In: Schiff und Zeit/Panorama maritim, Nr. 52, Herbst 2000, S. 28.
- ↑ http://www.relikte.com/plantluenne/index.htm
- ↑ Detlef Garbe: 'Cap-Arcona'-Gedenken. In: KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.): Hilfe oder Handel? Rettungsbemühungen für NS-Verfolgte. Bremen 2007, ISBN 978-3-86108-874-5, S.169
- ↑ Wilhelm Lange: Mythos und Wirklichkeit. In: Schiff und Zeit/Panorama maritim, Nr. 52, Herbst 2000, S. 28.
- ↑ www.sampivnik.org
- ↑ Zeitzeuge erinnert sich an Cap-Arcona-Tragödie. In: Lübecker Nachrichten vom 4. Mai 2013, S. 15.
- ↑ Daniel Blatmann: Die Todesmärsche – Entscheidungsträger, Mörder und Opfer. In: Ulrich Herbert u.a. (Hrsg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. ISBN 3-596-15516-9, Bd. 2, S. 1069
- ↑ Karin Orth: Planungen und Befehle der SS Führung zur Räumung des KZ-Systems. In: Detlef Garbe: Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager durch die SS im Frühjahr 1945. Bremen 2005, ISBN 3-86108-799-5, S. 33
- ↑ vergl. Kriegsende-ARD und HH Abendblatt
- ↑ zuletzt 2005, siehe Abschnitt Literatur
- ↑ Rudi Goguel: Cap Arcona. Report über den Untergang der Häftlingsflotte in der Lübecker Bucht am 3. Mai 1945. Frankfurt/M 1972, ISBN 3-87682-756-6
- ↑ Wilhelm Lange: Neueste Erkenntnisse zur Bombardierung der KZ Schiffe in der Neustädter Bucht am 3. Mai 1945: Vorgeschichte, Verlauf und Verantwortlichkeiten. In: Detlef Garbe: Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager durch die SS im Frühjahr 1945. Bremen 2005, ISBN 3-86108-799-5, S. 226
- ↑ Oftmals fälschlich auf den 14. April datiert. Vergl: Stanislaw Zamecnik: Kein Häftling darf lebend in die Hände des Feindes fallen. Zur Existenz des Himmler-Befehls vom 14./18. April 1945. In: Dachauer Hefte 1 (1985) S. 219-231
- ↑ Herbert Diercks, Michael Grill: Die Evakuierung des KZ Neuengamme und die Katastrophe am 3. Mai 1945 in der Lübecker Bucht. Eine Sammelrezension. In: Kriegsende und Befreiung. Bremen 1995, ISBN 3-86108-266-7, S. 175f
- ↑ Karin Orth: Planungen... In: Detlef Garbe: Häftlinge... ISBN 3-86108-799-5, S. 33–44.
- ↑ Heinz Schön: Die Cap Arcona-Katastrophe. Stuttgart 1989
- ↑ Herbert Diercks, Michael Grill: Die Evakuierung ... in: ISBN 3-86108-266-7, S. 177.
- ↑ Karin Orth: Planungen… In: Detlef Garbe: Häftlinge... ISBN 3-86108-799-5, S. 43
- ↑ Karin Orth: Planungen... In: Detlef Garbe: Häftlinge... ISBN 3-86108-799-5, S. 44
- ↑ Herbert Diercks, Michael Grill: Die Evakuierung ... in: ISBN 3-86108-266-7, S. 175f
- ↑ Wilhelm Lange: Cap Arcona. Eutin 1988, S. 82 ff
- ↑ vergl. Cap Arcona-Gedenken. In: Hilfe oder Handel. Rettungsversuche für NS-Verfolgte. Bremen 2007, ISBN 3-86108-874-6, S. 170
- ↑ vergl. Herbert Diercks, Michael Grill: Die Evakuierung..., In: ISBN 3-86108-266-7, S. 178
- ↑ Übersicht über die Friedhöfe mit Opfern der Cap-Arcona-Katastrophe bei volksbund.de
- ↑ 34,0 34,1 34,2 34,3 Förderkreis Cap-Arcona-Gedenken, Politische Memoriale e. V. Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Cap Arcona 3. Mai 1945. Gedenkstätten, Museen, Friedhöfe. Faltblatt von ca. 2012.
- ↑ Friedhöfe mit Opfern des 3. Mai 1945 in Neustadt
- ↑ Stelltafel im Schöffengerichtssaal des Kulturforums Burgkloster in Lübeck. Bild aus dem Archiv Schreiber.
- ↑ Dokumentation der Gedenkstätten zum Unglück der Cap Arcona in: Gedenkstättenrundbrief 137, S. 3-13, abgerufen am 13. Mai 2013
- ↑ Quelle u. a.: Freundeskreis Aktuell. Mitteilungen des Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuengamme e. V.
- ↑ Erinnerung an "Cap Arcona"-Opfer: Gedenktour mit 150 Radlern. In: Lübecker Nachrichten vom 5. Mai 2013, S. 17"
- ↑ Der Bürgermeister der Gemeinde Sierksdorf, c/o Amt Holstein-Mitte (Hrsg.): Sierksdorfer Wegsteine sind Denkmäler für 7.000 KZ-Opfer der Cap-Arcona-Katastrophe vom 3. Mai 1945. Ca. 2012.
- ↑ Der Mann von der Cap Arcona in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
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