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Carpentras

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Dieser Artikel behandelt die Stadt in Frankreich. Zu dem gleichnamigen Renaissance-Komponisten siehe Carpentras (Komponist).
Carpentras
Wappen von Carpentras
Carpentras (Frankreich)
Carpentras
Region Provence-Alpes-Côte d’Azur
Département Vaucluse
Arrondissement Carpentras
Kanton Carpentras
Gemeindeverband Ventoux-Comtat-Venaissin.
Koordinaten 44° 3′ N, 5° 3′ O44.0555.0480555555555Koordinaten: 44° 3′ N, 5° 3′ O
Höhe 56–212 m
Fläche 37,92 km²
Einwohner 28.699 (1. Jan. 2015)
Bevölkerungsdichte 757 Einw./km²
Postleitzahl 84200
INSEE-Code
Website http://www.carpentras.fr/

Carpentras
.

Carpentras (okz. Carpentràs) ist eine südfranzösische, provenzalische Kleinstadt mit 28.699 Einwohnern (Stand 1. Januar 2015) im Département Vaucluse in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Sie ist Sitz des Arrondissements Carpentras und des Kantons Carpentras.

Vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1801 war Carpentras Sitz eines gleichnamigen Bistums, der sich vom 7. Jahrhundert bis etwa ins 11. Jahrhundert zeitweise in Venasque befand.

Geschichte

Carpentras ist seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. als Marktplatz übermittelt. Es geht auf eine keltische Siedlung vom Stamm der Meminien zurück, die von phönizischen und griechischen Händlern als Handelsplatz besucht wurde, um Weizen, Honig, Ziegen, Schafe und Häute zu kaufen. In gallo-römischer Zeit war Carpentras – damals Carpentorate oder auch Carpentoracte – ebenfalls besiedelt, wovon ein eindrucksvoller römischer Ehrenbogen zeugt. Aus dieser Zeit wurde eine Weiheinschrift für den gallo-römischen Lokalgott Mars Nabelcus aufgefunden.

Seit 1274 gehörte Carpentras zum päpstlichen Herrschaftsgebiet Comtat Venaissin. Zwischen 1309 und 1314 machte Papst Clemens V. Carpentras – neben Avignon – zu seiner Residenz. In der Amtszeit von Papst Innozenz VI. (1352–1362) wurde Carpentras von einer Stadtmauer mit 32 Türmen und vier Toren gegen die plündernden Söldnertruppen (Grandes Compagnies) umgeben. Die Tore waren nach den vier ausfallenden Landstraßen benannt: Mazaner Tor (Porte de Mazan, Osten), Perneser Tor (Porte de Pernes, Süden), Monteuxer Tor (Porte Monteux, Südwesten) und Oranger Tor (Porte d'Orange, Nordwesten), das allein überlebt hat. Ab 1320 war Carpentras Hauptstadt des Comtat Venaissin, der provenzalischen Grafschaft des Papstes, und blieb dies bis zur Französischen Revolution, als das Comtat nach einem Plebiszit von der Französischen Republik annektiert wurde.

Dank der Asylpolitik der päpstlichen Kurie war Carpentras neben Cavaillon, Avignon und L’Isle-sur-la-Sorgue ein wichtiges Zentrum und Fluchtpunkt des französischen Judentums vor der Verfolgung unter Philipp IV. dem Schönen. Juden bewohnten ein Ghetto, ein Judenviertel (carrière), dessen Tore jeden Abend verschlossen wurden. Die Synagoge von 1367 ist die älteste ganz Frankreichs, die 1743 durch eine neue ersetzt wurde. In ihr werden noch heute Gottesdienste abgehalten. Sehenswert ist die Mikwe der ersten Synagoge von 1367.

Carpentras ist eine jener provenzalischen Kommunen, in denen der Front National großen Einfluss besitzt, die rechtsextreme Partei erreicht hier etwa 15 % der Stimmen. 1990 wurde der jüdische Friedhof Carpentras’ geschändet, eine Tat, die über ähnliche Vorfälle in anderen Städten hinausging. Im Herbst 2005 kam es hier während des Freitagsgebets zum Brandanschlag auf eine Moschee, es entstand jedoch nur leichter Sachschaden.

Politik

Wappen

Blasonierung: „In Rot zwei silberne Passionsnägel mit auswärts gestellter Öse, verbunden mit einer Kette im Gefüge einer Trense.“

Städtepartnerschaften

Carpentras pflegt Städtepartnerschaften mit:

Sehenswürdigkeiten

Das Oranger Tor – Porte d'Orange

Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Carpentras

Der römische Ehrenbogen, Arc de Carpentras genannt, befindet sich auf der Rückseite des Justizpalastes. Auf seiner Ostseite zeigt er zwei Gefangene, der eine in Fell (möglicherweise ein Germane), der andere in einer Tunika gekleidet. Es wird aufgrund der für das südliche Gallien exotischen Kleidung angenommen, dass es sich dabei um einen Mann aus dem Orient handelt.

Das 27 m hohe Oranger Tor (um 1360) mit Zinnenkranz ist das einzige verbliebene Stadttor und als Dreimauertorturm (Halbschalenturm) stadtseitig offen. Es verfügt über zwei Bohlenstockwerke, eines über der gemauerten Durchfahrt (Tonnengewölbe) und die Verteidigungsplattform hinter den Zinnen.

Die ehemalige Kathedrale St. Siffrein (dem 4. Bischof der Stadt, dem heiligen Suffredus (frz. St. Siffrein) geweiht) wurde von Gegenpapst Benedikt XIII. 1404 in Auftrag gegeben und 1519 fertiggestellt, auch wenn sie im 17. Jahrhundert eine Barockfassade bekam. Sie wurde in die Stadtmauer hineingebaut. Der Bischof konnte an der Messe von einer kleinen Loggia, die über die Empore im Hauptschiff erreichbar ist, teilnehmen.

Das spätgotische Südportal wird traditionell als Porte Juive (Judenportal) bezeichnet, weil zum Christentum konvertierte Juden durch dieses Portal zur Taufe geführt wurden. Im Giebelfeld des Wimpergs ist eine steinerne Halbkugel dargestellt, die von Ratten angenagt wird. Diese Darstellung ist keine, wie häufig behauptet, Anspielung auf den Schwarzen Tod, da zum Zeitpunkt der Fertigstellung die Hintergründe der Krankheitsübertragung unbekannt waren. So könnte es sich um eine mittelalterliche Dämonendarstellung oder eine erniedrigende Darstellung der Konvertiten handeln.

1669 wurde die Charité (Hospice de Charité) errichtet, um den Bedürftigen zu helfen. Sie wird heute als Ausstellungsgebäude genutzt. Im 18. Jahrhundert wurde auf Veranlassung des Bischofs Joseph-Dominique d'Inguimbert ein Krankenhaus, das Hôtel-Dieu, errichtet, dessen Apotheke mit einer bedeutenden Sammlung von Moustiers-Fayencen und einer prächtigen Bibliothek mit 100.000 Bänden aufwarten kann.

Im Nordosten Carpentras findet man das Aquädukt, das nicht antiken Ursprungs wie der Pont du Gard ist, sondern von Antoine d’Allemand entworfen wurde. 1745 wurde es eingeweiht und überspannt mit 48 Bögen 631 m und sollte Carpentras bis 1893 mit Wasser versorgen.

Berühmt ist auch der Wochenmarkt, der jeden Freitagvormittag in der gesamten Innenstadt stattfindet.

Carpentras besitzt eine Städtepartnerschaft mit Vevey und mit Seesen am Harz.

Wirtschaft

Seit 1768 wird in der Umgebung von Carpentras Färberkrapp (Rubia tinctorum) in großem Umfang angebaut und eingesetzt. Damit stieg Carpentras erneut zur Marktstadt auf. Mit dem Bau einer Kanalabzweigung (Canal de Carpentras) 1860 konnte das Wasser der Durance die trockenen Felder der steppenähnlichen Garigue zu einem fruchtbaren Garten umgestalten. Damit steigerte sich der Anbau von Gemüse und Obst, wie zum Beispiel Trauben, Kirschen und Erdbeeren, das auf dem Markt vor der Saison verkauft wurde.

Verkehr

Die Stadt ist seit 25. April 2015 mit einer Bahnlinie im Stundentakt mit Avignon und dem dortigen TGV-Bahnhof verbunden. Die 16 km lange Bahnstrecke vom Abzweigbahnhof in Sorgues bis Carpentras war vorher seit 1938 nicht mehr mit Personenzüge befahren worden.[1]

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Musikfest: Im Juli und August veranstaltet Carpentras ein Musikfest, das insbesondere dem Komponisten Jacques Offenbach gewidmet ist.
  • Carpentras war bereits mehrfach Ziel einer Etappe des internationalen Radrennens Tour de France.

Söhne und Töchter der Stadt

Weblinks

 Commons: Carpentras – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Siehe auch

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Carpentras aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.