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Cilly Levitus-Peiser

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Cilly Levitus-Peiser (geboren als Cäcilie Levitus 19. Oktober 1925 in Frankfurt am Main; gestorben 3. November 2010 in Langen) war eine tschechoslowakisch-israelisch-deutsche Sozialpädagogin und Holocaustüberlebende.

Leben

Cilly Levitus[1] war das zweite von vier Kindern des Ignatz Levitus und der Regina, geborene Lesegeld, die aus Österreich-Ungarn stammten und seit 1918 die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit besaßen.[2] Die Eltern hatten in Karlsbad ein kleines, koscheres Hotel betrieben, lebten und arbeiteten dann in Frankfurt am Main, in Straßburg und wieder Frankfurt. Der Vater starb bereits 1931, und der Mutter gelang es, die Kinder in der israelitischen Waisenanstalt am Röderbergweg unterzubringen, in welchem sie selbst eine Anstellung als Haushälterin fand. Cilly erlebte nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten auf dem Schulweg in die jüdische Samson-Raphael-Hirsch-Schule die zunehmende gesellschaftliche Diskriminierung der Juden. Während der Polenaktion 1938 sollte die Familie aus dem Deutschen Reich ausgewiesen werden. Dem Heimleiter gelang es nach der Reichspogromnacht, für Cilly und ihre jüngere Schwester Jutta[3] einen Platz in einem Kindertransport mit 24 Kindern am 22. November 1938 in die Niederlande zu finden, wo sie in das Nederlands Israëlitisch Meisjesweeshuis in Amsterdam aufgenommen wurden. Die ältere Schwester Hanna konnte 1940 mit einem Kindertransport mit dem Schiff von Genua nach Palästina emigrieren. Der jüngere Bruder Josef blieb bei der Mutter in Frankfurt und wurde 1942 mit ihr in die Gegend von Lublin im von den Deutschen okkupierten Polen deportiert, wo sie Opfer des Holocaust wurden.

Stolperstein der Mutter in Frankfurt
Ein Autogramm für eine Leserin

Cilly machte nach dem Volksschulabschluss eine Ausbildung zur Wirtschafterin und begann ab 1941 eine Ausbildung zur Säuglingsschwester. Sie erhielt daher eine Arbeitsgenehmigung, die sie „unabkömmlich“ stellte, als die deutschen Besatzer im Mai 1942 begannen, die niederländischen Juden im Durchgangslager Westerbork zusammenzupferchen, um sie in den Osten zu deportieren. Es gelang ihr mehrfach, ihre Schwester vor der Deportation zu bewahren. Schließlich folgte sie dem Rat des fünfzehnjährigen Heinz Landwirth (alias Jakov Lind) unterzutauchen. Sie und ihre Schwester hielten sich ab 1943 an getrennten und immer wieder wechselnden Orten mit gefälschten Papieren auf. Sie überlebten die Judenverfolgung dank der Hilfe von Niederländern, die sie gleichwohl nicht immer gut behandelten. Einmal half ihr auch der SS-Unterscharführer Alfons Zündler.[4]

Nach Kriegsende heiratete sie 1946 einen Soldaten der Jüdische Brigade und ging mit ihm und ihrer Schwester auf illegalem Weg in das britisch verwaltete Palästina. Dort bekam sie die Tochter Rinah und arbeitete im Staat Israel als Sozialpädagogin. In dritter Ehe heiratete sie 1956 den Funk-Offizier Hans Peiser. Mit dem 1957 geborenen Sohn Benny ging die Familie wegen der besseren Arbeitsmöglichkeiten 1957 nach Frankfurt. Ab 1970 machte sie eine Ausbildung zur Sonderpädagogin und arbeitete im Hessischen Schuldienst, bis sie 1986 eine eigene Praxis als Logopädin eröffnete.

Sie wirkte 2000 bei der Gründung der Selbsthilfegruppe „Child Survivors Deutschland“ mit, deren erste Vorsitzende sie wurde. Der Autor Lutz van Dijk erarbeitete mit ihr eine autobiografische Erzählung, die 2002 erschien, aus der sie in der Folge als Zeitzeugin in Schulen vorlas.

Schriften

  • Lutz van Dijk: Zu keinem ein Wort! : überleben im Versteck ; die Geschichte der Cilly Levitus-Peiser. München : Elefantenpress, 2002 ISBN 978-3-570-14627-9
  • Memories of Survival in the Netherlands, in: Andrea Hammel, Silke Hassler und Edward Timms (Hrsg.): Writing after Hitler. The work of Jakov Lind. Cardiff : University of Wales Press, 2001, ISBN 0-7083-1615-8, S. 193–198

Literatur

  • Jakov Lind: Selbstporträt. Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen von Günther Danehl. Frankfurt am Main : S. Fischer, 1970.
  • Helga Krohn: Vor den Nazis gerettet : eine Hilfsaktion für Frankfurter Kinder 1939/40. Jüdisches Museum, Stadt Frankfurt am Main. Sigmaringen : Thorbecke, 1995 ISBN 978-3-7995-2318-9, S. 46–51.
  • Das Nadelöhr. Filmreportage über Cilly Peiser, die an die Orte aus ihrem Leben vor dem Krieg zurückkehrt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Cilly Levitus-Peiser. Stationen eines Lebens, bei Lutz van Dijk, 2005, S. 205–210.
  2. Lebensdaten der Eltern auch bei: Stolpersteine für Regina Levitus und Jossel Levitus, bei: Stadt Frankfurt am Main
  3. Jutta Rosen-Levitus
  4. Zeitgeschichte. In: Der Spiegel. Nr. 14, 1994 (online).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Cilly Levitus-Peiser aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.