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Clown

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Clown (Begriffsklärung) aufgeführt.
Oleg Popow, bekannt schon in den 1960er-Jahren, 2009 mit dem Russischen Staatszirkus in Worms, Deutschland
Andrej Nikolajev, hier 2008, gehörte zu den Clowns des Russischen Staatszirkus und ist heute Professor an der Theaterakademie in Moskau

Ein Clown ist ein Artist, dessen primäre Kunst es ist, Menschen zum Lachen zu bringen. Der Begriff Clown kommt von engl. „Tölpel“ (und damit entweder von lat. colonus für „Bauerntölpel“ oder von altnordisch klunni in der gleichen Bedeutung).

Geschichte

Paul Cézanne: Mardi Gras (Fastnacht), 1888

Eine erste frühe Erwähnung finden Clowns in der irischen Mythologie: Vom Meeresgott Manannan wird erzählt, dass er sich in Bel-atha Senaig als Clown verkleidete: „And while they were talking, they saw a clown coming towards them, old striped clothes he had, and puddle water splashing in his shoes ...“.[1]

Ab Beginn des 16. Jahrhunderts traten Clowns in den Pausen englischer Bühnenstücke auf, um die Zuschauer zu unterhalten. Im 16. Jahrhundert erschienen auch Arlecchino (später Harlekin, Hanswurst), Pedrolino (später Pierrot) und Pulcinella im italienischen Stegreiftheater (Commedia dell'arte). Bedeutende Weiterentwicklungen der Figur des Clowns gab es dann im 17. Jahrhundert durch Molière und Mitte des 18. Jahrhunderts durch Carlo Goldoni.

Entwicklung des Zirkusclowns

Neben dem Varieté bildet vor allem die Zirkusmanege die Heimat des modernen Clowns. Begonnen hat alles in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einem mit Sägemehl übersäten Spielzirkel, der durch Philip Astley zum Schauplatz des Clowns wurde. Genutzt wurde dieser vorerst für komische Artistik auf dem Pferderücken (deswegen auch die Kreisform). Hieraus entwickelte sich im Folgenden der Komiker mit dem Pferd, wie beispielsweise bei „scènes de manège“ oder „Two Englishmen on horseback“. Mit der Entstehung fester Spielorte (Cirque Olympique, Medrano, Cirque d’hiver) veränderte sich auch die Darbietung der Clowns. Der Clown trat vornehmlich als Pantomime auf, der tölpelhaft in der Manege herumstolperte, stürzte und sich in Interaktion mit andern Clowns Fußtritte und ähnliches einfing. Hier zeigt sich schon die Ähnlichkeit mit unserem heutigen Zirkusclown, der ein Sammelsurium von gebündelter Sinnlosigkeit aufzeigt, indem er partout durch Türen treten will, auf denen „Gefahr“ steht, neugierig in Gewehrläufe schaut oder aus Hunger auch mal Kerzen aufisst. Mit all diesen Gebärden überschreitet der Clown verbotene Grenzen der Gesellschaft und wird damit zum Spötter der Realität. Der Zirkus mit seinen Clowns bildet so ein verkleinertes Modell der Gesamtheit einer Kultur mit all ihrer Irrationalität und Ironie ab. [2]

Weißclown und dummer August: Les Rossyann

Der moderne Clown

Die ersten großen Vorläufer der heutigen Clowns waren die Pantomime-Künstler Jean-Gaspard Deburau mit seiner Nummer „Der Arzt“ und Joseph Grimaldi, der den modernen Clown mit dem geschminkten Gesicht Anfang des 19. Jahrhunderts in London entwickelte, der aber noch nicht im Zusammenhang mit dem Zirkus, sondern mit der englischen Pantomime stand.

Im Zirkus Renz entwickelte Tom Belling die Typologie des dummen Augusts, der anfangs das Geschehene karikierte, später aber fast nur mehr gemeinsam mit einem Weißclown im klassischen Clowns-Entrée auftrat.

Wesen und Symbolik des Clowns werden ganz besonders deutlich in der Unterscheidung zwischen den fast immer gemeinsam auftretenden Figuren Weißclown und dummer August. Zum Teil wird auch noch die Figur des Ansagers (Sprechstallmeister oder Ringmaster) in diese Differenzierung aufgenommen, wobei diese und besonders der Direktor als Vorgesetzter auch als Objekt der Veralberung dienen können.

Erscheinungsbild

Clown

Die Verkleidung des typischen (Zirkus-)Clowns besteht aus verschiedenen Elementen. Er trägt oft zu große, bunte Kleidung, eine Perücke und eine rote Nase. Häufig wird durch Größenkontraste, wie zu große Schuhe und Miniaturinstrumente eine komische Unangemessenheit herausgestellt. Besonders ist auch das geschminkte Gesicht, das je nach Typ variiert.

  • Das Kostüm: Durch das Kostüm werden die Figur und die Situation des Clowns charakterisiert. Durch besonders ausgestaltete Kostüme zum Beispiel in Bezug auf die Größe, können so Figur und Spielhandlung vergrößert werden. Außerdem rufen bestimmte Kostüme bestimmte Assoziationen hervor, weswegen durch den Erwartungen entgegengestelltes Handeln eine Diskrepanz entsteht. So entwickelt sich eine wirkungsvolle Gestaltungsmöglichkeit der Groteske.
  • Die Schuhe: Durch Schuhe lässt sich eine Verfremdung der Bewegung erzielen, die wiederum interessante Effekte haben kann.
  • Die Maske: Mit einer Maske lässt sich der Charakter vergrößern. Man unterscheidet zwischen Vollmaske und Halbmaske. Die Vollmaske bedeckt das gesamte Gesicht und hat meist noch Haarteile angefügt. Durch die Bedeckung des Gesichts geht die Mimik verloren, weshalb bei Vollmaske eine überzogene Gestik gefordert ist. Die Halbmaske lässt Mund und Unterkiefer frei, womit das Sprechen möglich ist. Zur Maskierung gehört auch die rote Clownsnase, die einen wichtigen Bezugspunkt bildet, da sie den Charakter festlegt. Schminke ist vor allem bei Pantomime wichtig, um eine bessere Wahrnehmung der Mimik zu erzielen. Farbkontraste wie weißer Grund, schwarz umrandete Augen und roter Mund erleichtern dies. Durch die Vergrößerung oder Verkleinerung verschiedener Gesichtsteile mit Schminke, verändern sich die Gesichtsproportionen, was wiederum Einfluss auf die Mimik hat.
Das Clownsduo Angela und Vincenzo

Weitere Elemente, wie Brillen, Bärte, Hüte etc. werden je nach Situation und Absicht benutzt.[3]

Organisationen

Clowns ohne Grenzen

„Clowns ohne Grenzen“ ist – analog zu Médecins sans frontières (Ärzte ohne Grenzen) – eine international tätige Organisation von Clowns, die ehrenamtlich in Krisengebiete reisen, um dort für die Menschen zu spielen und Workshops zu geben.[4] Als Krisengebiete wird ein Umfeld verstanden, in dem z. B. Krieg, Naturkatastrophen oder Armut herrschen. Die Idee der „Clowns without borders“ stammt aus Spanien, von wo seit 1993 Clowns in alle Welt reisen. Binnen kurzer Zeit übernahmen Clowns aus Frankreich und Schweden die Idee und mittlerweile (2012) zählen neun nationale Organisationen dazu.

Klinikclowns

Clowns halten immer mehr Einzug in Krankenhäuser und in Kinderheime, wo sie als Clowndoktoren oder „CliniClowns“ mittels Improvisation arbeiten und meistens von Kind zu Kind gehen, um sie zum Lachen zu bringen. Beispiele dafür sind etwa die „Rote Nasen Clowndoctors“ in Österreich, die „Hôpiclowns“ in Frankreich, die Stiftung Theodora in der Schweiz oder der Verein „Dr Placebo“ in Bulgarien.

Coulrophobie

Clowns von einer 13-jährigen Schülerin auf den Färöern gezeichnet (Briefmarke von 2002)
Hauptartikel: Coulrophobie

Die krankhafte Angst vor Clowns wird als Coulrophobie bezeichnet. Die Universität im englischen Sheffield befragte 250 Kinder im Alter zwischen vier und 16 Jahren über Clowns. Keines gab an, Clownsbilder, die im Krankenhaus an den Wänden hingen, lustig zu finden, einige fürchteten sich vor ihnen. Auffallend viele Kinder hatten ein Unbehagen beim Anblick von Clownsbildern.[5][6]

Negative Clown-Charaktere

Der Serienmörder John Wayne Gacy trat als „Pogo der Clown“ auf. Ein Beispiel für einen negativen Clown-Charakter aus der Literatur ist die Gestalt des Pennywise in Stephen Kings Roman Es. Gleiches gilt für die Figur des Captain J. T. Spaulding im Horrorfilm Haus der 1000 Leichen und dem Sequel The Devil’s Rejects.

Im DC-Universum von DC Comics existiert die Schurkenfigur des Joker, der als Antagonist des Helden Batman auftritt.

In der Fernsehserie Die Simpsons ist Krusty der Clown ein Superstar für Kinder mit äußerst zweifelhafter Moral. Rauchen, Alkohol, Drogen, Sex und Glücksspiel gehören zu seinen Lebensgewohnheiten und nehmen immer wieder Einfluss auf seine Show sowie seine Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit. Außerdem sind seine Merchandise-Artikel oft leicht entflammbar, giftig oder scharfkantig. Krusty wird häufig auch als vom Leben gezeichnete, tragische Figur dargestellt.

Literatur

  • Constantin von Barloewen: Clown: Zur Phänomenologie des Stolperns. Athenäum, Königstein 1981, und Ullstein, Frankfurt am Main 1984.
  • Dieter Bartels: Das Clowntheater-1-x-1. Zehn große Schritte Richtung Schauspiel und Komik. Impuls-Theater-Verlag, Planegg 2010, ISBN 978-3-7660-9109-3.
  • Peter L. Berger: Erlösendes Lachen. Das Komische in der menschlichen Erfahrung. Walter de Gruyter, Berlin und New York 1998.
  • Roswitha von dem Borne: Der Clown: Geschichte einer Gestalt. Urachhaus, Stuttgart 1993, ISBN 3-87838-969-8.
  • Jürgen Engel: „Bewegter Clown. Wege theatraler Interventionen“ in: Christian Hoffstadt u. a. (Hrsg.): Was bewegt uns? Menschen im Spannungsfeld zwischen Mobilität und Beschleunigung. Projekt, Bochum/Freiburg 2010, S. 313–331, ISBN 978-3-89733-225-6.
  • Annette Fried und Joachim Keller: Faszination Clown. Patmos, Düsseldorf 1996, ISBN 3-491-69067-6.
  • Johannes Galli: Clown: Die Lust am Scheitern. Galli Verlag, Freiburg im Breisgau 1999, ISBN 3-926032-02-2.
  • Johannes Galli: Entdecke den Clown in dir: Heitere Gelassenheit finden. Herder, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-451-05058-7.
  • David Gilmore: Der Clown in uns: Humor und die Kraft des Lachens. Kösel, München 2007 ISBN 978-3-466-30757-9.
  • Hanspeter Gschwend: Dimitri: Der Clown in mir. Autobiographie mit fremder Feder. Benteli Verlag, Bern 2003, ISBN 3-7165-1318-0.
  • Karl Hoche, Toni Meissner, Bartel F. Sinhuber: Die grossen Clowns. Athenäum, Königstein im Taunus 1982, ISBN 3-7610-8237-1.
  • Birgit Holzer und Kerstin Hensel: Der Blick durch die Clownskleider auf die Knochen. Kerstin Hensel: „Ein Interview“ in: Verbalträume 2005, S. 337–351.
  • Gardi Hutter: Die Clownerin. Panorama Verlag, Altstätten und München 1985, ISBN 3-907506-85-5.
  • Fritz Karwath: Ich war ein Clown. Henschelverlag, Berlin 1989, ISBN 3-362-00371-0.
  • Hans-Peter Krüger: Zwischen Lachen und Weinen. Band I: Das Spektrum menschlicher Phänomene. Akademie Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-05-003414-9.
  • Hartmut Meesmann (Hrsg.): Entdecke den Clown in dir: Chancen für ein lebendiges Leben. Publik-Forum Extra 2/2004, Publik-Forum-Verlags-Gesellschaft, Oberursel, ISBN 3-88095-133-0.
  • Oliver M. Meyer: Grock – Seltsamer als die Wahrheit. Bildbiografie, ArtsEdition Zürich 2006, ISBN 978-3-9522638-1-5 (Sonderausgabe mit DVD-Beilage).
  • John Plant: Heyoka: Die Contraries und Clowns der Plainsindianer. Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr 1994, ISBN 3-89510-011-0.
  • Tristan Rémy: Clownnummern. Henschelverlag, Berlin 1989. ISBN 3-362-00259-5.
  • Natalia Rumjanzewa: Clown und Zeit. Henschelverlag, Berlin 1989 (Aus dem Russischen von Hans-Joachim Grimm), ISBN 3-362-00369-9. Leitfaden der Studie sind die berühmten sowjetischen Clowns Karandasch (M. N. Rumanzjew), Oleg Popow, Juri Nikulin und Leonid Jengibarow.
  • Cindy Sherman: Clowns. Schirmer/Mosel, München 2004 in Zusammenarbeit mit Kestnergesellschaft Hannover, ISBN 3-8296-0168-9.
  • Georg Spillner: Clown NUK – Die Maske hat mich frei gemacht. Löhne/Westfalen 1995, ISBN 3-929793-29-6.
  • Mario Turra: Das Lachen des Clowns. Henschelverlag, Berlin 1972, 1975.
  • Mario Turra (Hrsg.): Zeitgenössische Clown-Nummern. Henschelverlag, Berlin 1977.

Der Clown in der Literatur

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Clown – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Clown – Zitate
Wiktionary: Clown – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Manannan at Play bei The Temple of Manannan Mac Lir (englisch)
  2. Vgl. Barloewen, Konstantin von: Clown. Zur Phänomenologie des Stolperns. Frankfurt am Main: Ullstein Sachbuch,1984.
  3. Vgl. Kramer Michael: Pantomime und Clownerie. Geschichte der Clownerie von der Commedia dell’Arte bis zu den Festivals of Fools. Burckhardthaus-Leatare Verlag, Offenbach 1986.
  4. Siehe die offizielle Internetpräsenz von Clowns ohne Grenzen
  5. Tagesschau.de: „Der absolute Kinderhorror“ (nicht mehr online verfügbar)
  6. Sheffield Telegraph: „Kids frightened by hospital clowns“ (englisch)
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