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Colm Tóibín
Colm Tóibín [ˈkɔl̪ˠəmˠ t̪ˠoːˈbʲiːnʲ] (* 30. Mai 1955 in Enniscorthy, County Wexford) ist ein irischer Schriftsteller, Journalist und Literaturkritiker.
Leben
Colm Tóibín ging am St Peter’s College in Wexford zur Schule. Nach dem Besuch des University College Dublin machte er dort 1975 seinen B.A. Danach wechselte er seinen Wohnsitz und zog nach Barcelona. Tóibíns erster Roman The South wurde von seiner Zeit in Barcelona inspiriert; ebenso sein Werk Homage to Barcelona aus dem Jahr 1990.
1978 kehrte Tóibín nach Irland zurück, wo er ein Masterstudium begann. Er brach dieses ab und begann eine berufliche Karriere als Journalist. Von Anfang der 1980er-Jahre bis 1985 arbeitete Tóibín für die Zeitschrift Magill.
Nach seinem ersten Roman The South Anfang der 1990er schrieb Tóibín 1992 als zweiten Roman The Heather Blazing. Danach folgten 1996 der Roman The Story of the Night und 1999 der Roman The Blackwater Lightship. Der fünfte Roman von Tóibín The Master aus dem Jahr 2004 behandelt eine Phase im Leben des Schriftstellers Henry James. 2006 veröffentlichte Tóibín eine erste Sammlung von Erzählungen unter dem Titel Mothers and Sons (dt. 2009: Mütter und Söhne).[1]
Tóibín ist des Weiteren der Autor mehrerer Sachbücher, darunter Bad Blood: A Walk Along the Irish Border und The Sign of the Cross: Travels in Catholic Europe. Er schrieb das Bühnenstück Beauty in a Broken Place, das 2004 in Dublin uraufgeführt wurde. In der Essay-Sammlung New Ways to Kill Your Mother: Writers and Their Families (2012) analysierte er u. a. die Biografien von James Baldwin, John Millington Synge und William Butler Yeats.[2]
Als Journalist war Tóibín im Hauptberuf – neben seiner schriftstellerischen Arbeit – fortwährend in Irland tätig. Außerdem veröffentlicht er auch Literaturkritiken. Er edierte das Buch von Paul Durcan The Kilfenora Teaboy von 1997 und The Penguin Book of Irish Fiction von 1999. Toíbín schrieb gemeinsam mit Carmen Calil 1999 The Modern Library: The 200 Best Novels in English since 1950. Tóibín veröffentlichte 2002 eine Kollektion von Essays Love in A Dark Time: Gay lives from Wilde to Almodóvar und 2002 mit Lady Gregory’s Toothbrush eine Studie über Lady Gregory.
Als Drehbuchautor verfasste er gemeinsam mit Volker Schlöndorff das Skript zu dem Spielfilm Rückkehr nach Montauk (2017), der von Max Frischs Erzählung Montauk inspiriert wurde.
Tóibín ist Mitglied von Aosdána und hatte Lehraufträge der Stanford University und der The University of Texas at Austin. Er hielt zudem Vorträge an mehreren Universitäten, etwa am Boston College und an der New York University. 2014 wurde er zum Mitglied der American Academy of Arts and Letters[3] und 2016 der American Academy of Arts and Sciences gewählt.[4]
Literaturpreise (Auswahl)
- Der Roman The Blackwater Lightship wurde für den Booker Prize 1999 und für den International IMPAC Dublin Literary Award 2001 nominiert.
- Für den Roman The Master erhielt Tóibín den Stonewall Book Award, den Lambda Literary Award und den International IMPAC Dublin Literary Award 2006; außerdem gelistet von der New York Times unter den zehn bedeutendsten Büchern des Erscheinungsjahrs 2004 und in der Shortlist für den Booker Prize 2004.
- Mit Brooklyn (2009) wurde 2009 erneut ein Roman Tóibíns für den Booker Prize nominiert.[5] Das Buch erhielt den Costa Book Award 2009 in der Kategorie „Bester Roman“.
- The Empty Family (2010) wurde 2012 mit dem Lambda Literary Award in der Kategorie „Gay Fiction“ ausgezeichnet.
- The Testament of Mary (2012) wurde 2013 ebenfalls für den Booker Prize nominiert.[6]
- 2015 wurde der Roman Nora Webster mit dem Hawthornden-Preis ausgezeichnet.
- 2017: Holbrooke Award for Lifetime Achievement des Dayton Literary Peace Prize
- 2018: Runciman Award für House of Names
- 2019: Bob Hughes Lifetime Achievement Award
- 2019: Premio Malaparte
- 2021: David Cohen Prize
- 2022: Rathbones Folio Prize für The Magician[7]
- 2023: Bodley Medal[8][9]
- 2024: Würth-Preis für Europäische Literatur[10]
Werke auf Deutsch
- Huldigung an Barcelona. Aufbau, Berlin / Weimar 1992, ISBN 3-351-02077-5.
- Der Süden. Aufbau, Berlin / Weimar 1992, ISBN 3-351-02219-0.
- Flammende Heide. Roman. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1996, ISBN 3-498-06510-6.
- Die Geschichte der Nacht. Roman. Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini. Hanser, München / Wien 1999, ISBN 3-446-19786-9.
- Das Feuerschiff von Blackwater. Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini. Hanser, München / Wien 2001, ISBN 3-446-20061-4.
- Porträt des Meisters in mittleren Jahren. Roman. Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini. Hanser, München / Wien 2005, ISBN 3-446-20664-7.
- Mütter und Söhne. Erzählungen. Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini. Hanser, München 2009, ISBN 978-3-446-23063-7.
- Brooklyn. Roman. Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini. Hanser, München 2010, ISBN 978-3-446-23566-3.
- Das Buch wurde 2014 verfilmt, der Film kam im Januar 2016 in Deutschland unter dem Titel Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten in die Kinos.
- Marias Testament. Roman. Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini. Hanser, München 2014, ISBN 978-3-446-24484-9.
- Dramatisiert von Elmar Goerden, inszeniert 2018 an den Hamburger Kammerspielen mit Nicole Heesters[11]
- Nora Webster. Roman. Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini. Hanser, München 2016, ISBN 978-3-446-25063-5.
- Haus der Namen. Roman. Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini. Hanser, München 2020, ISBN 978-3-446-26181-5.
- Der Zauberer. Roman. Aus dem Englischen von Giovanni Bandini. Hanser, München 2021, ISBN 978-3-446-27162-3.[12]
- Long Island. Roman. Aus dem Englischen von Ditte Bandini und Giovanni Bandini. Hanser, München 2024, ISBN 978-3-446-27947-6.
Essays
- John Stanislaus Joyce: Aus dem Gesicht geschnitten – Porträt des Vaters als verlassener Mann. In: Lettre International. Nr. 123, Berlin 2018.
- Tàpies in Katalonien: Spuren, Narben und Läsionen – Notizen aus dem Land der Toten. In: Lettre International. Nr. 105, Berlin 2014.
- Der Papst trägt Prada – Katholische Kirche, sexueller Mißbrauch und Homosexualität. In: Lettre International. Nr. 90, Berlin 2010
- Nordirische Grenzgänge. In: Neue Zürcher Zeitung. 27. Juni 2016. (Essay über die nordirische Grenze nach dem Brexit.)
Literatur
- Colm Tóibín, in: Internationales Biographisches Archiv 47/2010 vom 23. November 2010, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Kathleen Costello-Sullivan: Mother/Country. Politics of the personal in the fiction of Colm Tóibín. Lang, Oxford (u. a.) 2012, ISBN 978-3-03-430753-6.
Weblinks
- Literatur von und über Colm Tóibín im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Colm Tóibín in der Internet Movie Database (englisch)
- Offizielle Webpräsenz von Toíbín
- British Council’s Contemporary Autoren
- The Guardian links of online work
- “An Irishman in America”, Interview in der Irish Times vom 25. April 2009
Einzelnachweise
- ↑ Antje Strubel: Der moderne Ödipus. „Buch der Woche“ im Deutschlandfunk, 10. Mai 2009 (umfangreiche Rezension von Mütter und Söhne).
- ↑ New Ways to Kill Your Mother by Colm Tóibín – review. In: The Guardian vom 22. Februar 2012
- ↑ Honorary Members: Colm Tóibín. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 24. März 2019.
- ↑ American Academy of Arts and Sciences: Newly Elected Fellows. In: amacad.org. Abgerufen am 22. April 2016.
- ↑ The Irish Times: Three Irish authors on Booker longlist, 28. Juli 2009 (englisch)
- ↑ Man Booker Prize for Fiction: Longlist 2013 announced (Memento vom 11. März 2016 im Internet Archive), 23. Juli 2013 (englisch)
- ↑ Porter Anderson: Colm Tóibín Wins the £30,000 Rathbones Folio Prize for ‘The Magician’, publishingperspectives.com, 22. März 2022, abgerufen am 23. März 2022.
- ↑ Martin Doyle: …; Colm Tóibín awarded Bodley Medal, irishtimes.com, 1. Dezember 2022, abgerufen am 2. Dezember 2022.
- ↑ Celebrated Irish novelist Colm Tóibín to be awarded the Bodley Medal in 2023, bodleian.ox.ac.uk, 24. November 2022, abgerufen am 2. Dezember 2022.
- ↑ Würth-Preis für irischen Autor Colm Tóibín, wdr.de, veröffentlicht und abgerufen am 1. Dezember 2023.
- ↑ Monika Nellissen: Die etwas andere Marienlegende, welt.de, 19. Februar 2018, abgerufen am 28. August 2020
- ↑ Catrin Lorch: Colm Tóibíns Roman über Thomas Mann: "Der Zauberer". Rezension. Abgerufen am 14. Dezember 2021.
Personendaten | |
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NAME | Tóibín, Colm |
KURZBESCHREIBUNG | irischer Schriftsteller, Journalist und Literaturkritiker |
GEBURTSDATUM | 30. Mai 1955 |
GEBURTSORT | Enniscorthy, County Wexford |
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- Autor
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (21. Jahrhundert)
- Literatur (Englisch)
- Literatur (Irland)
- Roman, Epik
- Erzählung
- Kurzgeschichte
- Drama
- Essay
- Sachliteratur
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- Mitglied der American Academy of Arts and Letters
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