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Cremer & Wolffenstein
Das Architekturbüro Cremer & Wolffenstein wurde 1882 von Wilhelm Cremer und Richard Wolffenstein gegründet und bestand bis zum Tod der beiden Gründer 1919. Im aufstrebenden Berlin der Gründerjahre spezialisierte sich das Büro auf Bauten für Handel und Verkehr und errichtete zahlreiche Geschäfts- und gehobene Wohnhäuser neben Hotels und Villen. Massenwohn- und Schulbauten fehlen dagegen gänzlich im Werk der beiden Privatarchitekten.
Eine Spezialität des Büros war der Bau von Synagogen, vielleicht begünstigt durch die jüdische Herkunft Wolffensteins. Die beiden Architekten gelten als wichtigste Vertreter des Synagogenbaus in der Gründerzeit. Sie orientierten sich an der Dresdner Synagoge, Gottfried Sempers einziger ausgeführter Sakralbau, mit ihrer einfachen, quadratischen Grundform und würfelförmigen Anordnung der Baumassen. Für die Fassaden verwendeten sie neben Sempers neuromanischen Formen andere Stile des eklektizistischen Historismus. Den üblicherweise im Synagogenbau der Zeit vorherrschenden maurisch-orientalischen Formen, etwa bei der Neuen Synagoge in Berlin, standen sie eher ablehnend gegenüber. Alle acht ausgeführten von elf geplanten Synagogen wurden in der Reichspogromnacht 1938 zerstört und erlitten damit das gleiche Schicksal wie das Vorbild in Dresden.
Das Architekturbüro war bekannt für einfache und funktionale Grundrisse. Anfänglich bevorzugten die beiden Architekten die Neurenaissance, verwendeten später aber alle Stile des Historismus. Die Wohn- und Geschäftshäuser für den Durchbruch der Kaiser-Wilhelm-Straße zählten zu den ersten neobarocken Bauten Berlins. In späteren Werken finden sich bereits Jugendstilanklänge.
Bauten und Entwürfe von Cremer & Wolffenstein (Auswahl)
- 1884: Entwurf zur Bebauung eines Grundstücks an der Peter-Paul-Passage[1] in Liegnitz[2]
- 1886–1887: Wohnhaus an der Ecke Wilhelmstraße / Behrenstraße in Berlin (zerstört)
- 1885–1887: Eckhaus-Paar an der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Karl-Liebknecht-Straße) / Burgstraße (Hausnummern 1–3, 47–49), mit „Feenpalast“ (zwischen Burgstraße und Heilig-Geist-Straße) (zerstört)
- Die beiden Gebäude befanden sich unmittelbar gegenüber von Berliner Dom und Stadtschloss auf der anderen Seite der heutigen Liebknechtbrücke als städtebaulich hervorgehobener Eingang der Kaiser-Wilhelm-Straße.
- 1887: Haus des Geselligen Vereins der Gesellschaft der Freunde in Berlin, Potsdamer Straße 23a (zerstört)
- 1888–1890: Elektrizitätszentrale und Verwaltungsgebäude der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) in Berlin, Schiffbauerdamm 22 (zerstört)
- 1889: Synagoge Charlottenburg in (Berlin-) Charlottenburg (zerstört)
- 1889–1891: Westminsterhotel und Lindengalerie in Berlin (zerstört)
- 1889–1891: Synagoge Lindenstraße in Berlin, Lindenstraße 48-50 (zerstört; an der Ostseite der heutigen Axel-Springer-Straße; Diese wurde im Zuge der Novemberpogrome 1938 stark beschädigt. Beim Angriff am 3. Februar 1945 wurde der Komplex zerstört und die Ruinen 1956 abgetragen. Das Mahnmal Blatt erinnert seit 1997 an die Synagoge.)
- 1892: Propsteigebäude St. Hedwig in Berlin, Französische Straße 34 (zerstört)
- 1893–1894: Wohnhäuser Matthäikirchstraße 32 und 33 in Berlin (zerstört; gemeinsam mit dem Architekturbüro Kayser & von Großheim)
- 1893–1896: Neue Synagoge in Königsberg (Preußen) (zerstört)
- 1894: Um- und Ausbau der Alten Synagoge in Magdeburg (zerstört)
- 1894–1895: Spandauer Vereinssynagoge in (Berlin-) Spandau, Lindenufer 12 / Kammerstraße (zerstört)
- 1895–1896: Wohnhaus Fromberg in (Berlin-) Schöneberg, Kurfürstenstraße 132
- 1895: Geschäftshaus Levin in Berlin, Oberwallstraße 9 / Hausvogteiplatz (zerstört)
- 1896: Synagoge Lützowstraße in Berlin (zerstört)
- 1898–1899: Landhaus Imelmann in Berlin-Grunewald, Furtwänglerstraße 15 (unter Denkmalschutz)
- 1899: Geschäftshaus mit Hotel für Hermann Hoffmann in Berlin, Friedrichstraße / Schützenstraße (zerstört)
- 1900: Saalbau der Brauerei Königstadt in Berlin, Schönhauser Allee 10 / Senefelderplatz (zerstört)
- 1900–1902: Hochbahnhof Nollendorfplatz in Berlin (zerstört)
- Über dem 1955 neu erbauten Hochbahnhof wurde zum hundertjährigen Jubiläum der BVG im Jahr 2002 eine rein dekorative Stahlkonstruktion errichtet, die sich an den Formen der ursprünglichen Kuppel von Cremer & Wolffenstein orientiert.
- 1901–1903: Verlagshaus Rudolf Mosse in Berlin, Schützenstraße 18–25 / Jerusalemer (ältester Bauteil des Mossehauses)
- 1910–1911 erweitert entlang der Schützenstraße, 1921–1923 umgebaut und erweitert von Erich Mendelsohn, 1992/1993 nach Kriegsschäden rekonstruierend instand gesetzt
- 1902–1904: Gutshaus Kaltenhausen in Kloster Zinna bei Jüterbog
- 1903–1910: Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen in Berlin, Invalidenstraße 48–49 (heute Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie)
- 1903−1904: Handelskammer Berlin
- 1904−1906: Handelshochschule in Berlin, Spandauer Straße 1 (heute: Institut für Wirtschaftswissenschaften)
- 1904–1911: Warenhaus Tietz am Alexanderplatz in Berlin (zerstört)
- 1906–1907: Synagoge in Posen (zerstört)
- 1907: Synagoge in Dessau (zerstört)
- 1907–1908: Palais Gontard in Berlin, Stauffenbergstraße 41 (heute Sitz der Generaldirektion der Staatlichen Museen zu Berlin)
- 1911–1912: Warenhaus Tietz in Hamburg, Jungfernstieg (heutiges Alsterhaus)
- 1912: Warenhaus Tietz am Dönhoffplatz in Berlin (zerstört)
- 1912–1913: Landhaus Prieger in (Berlin-) Grunewald, Lassenstraße 32/34
- 1913: Erweiterungsbau des Wäschekaufhauses Heinrich Jordan in Berlin-Kreuzberg, Enckestraße 1/2 / Lindenstraße (kriegszerstört)[3]
- 1913: Geschäftshaus in Berlin, Oranienplatz 17 / Oranienstraße 40–41
- 1913–1914: Verwaltungsgebäude der Schienenfahrzeugfabrik Orenstein & Koppel (heute Arthur Koppel AG) in Berlin, Tempelhofer Ufer 23/24
- 1914: Villa für Emil Georg von Stauß in Berlin-Dahlem, Pacelliallee 14/16 (nach 1945 Residenz des US-amerikanischen Stadtkommandanten, heute Gästehaus des Außenministeriums)
- Geschäftshaus der Brüder Simon in Berlin, Neue Friedrichstraße / Klosterstraße (zerstört)
- Bankgebäude der Preußischen Hypotheken-Actienbank in Berlin, Mohrenstraße (zerstört)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Erich Stübinger: Liegnitz einst und jetzt. (PDF-Datei; 4,34 MB), abgerufen am 30. Dezember 2012
- ↑ Centralblatt der Bauverwaltung, Nr. 26 (vom 28. Juni 1884) (online als PDF-Datei; 677 KB)
- ↑ Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VIII: Bauten für Handel und Gewerbe, Band A: Handel. Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1978, ISBN 3-433-00824-8, S. 108 und S. 136.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Cremer & Wolffenstein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |