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Berlin-Grunewald
Grunewald | |
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Koordinaten | 52° 29′ 0″ N, 13° 16′ 0″ O52.48333333333313.266666666667Koordinaten: 52° 29′ 0″ N, 13° 16′ 0″ O |
Fläche | 22,3 km² |
Einwohner | 12.050 (31. Dez. 2014) |
Bevölkerungsdichte | 539,6 Einwohner/km² |
Postleitzahl | 14193 |
Ortsteilnummer | 0404 |
Verwaltungsbezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Grunewald ist ein Ortsteil im Westen des Berliner Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf und wurde nach dem gleichnamigen Forst Grunewald benannt.
Geschichte
In den 1880er Jahren verkaufte der Preußische Staat nach persönlicher Intervention von Reichskanzler Otto von Bismarck 234 Hektar des Forstes Grunewald an ein Bankenkonsortium, das sich zum Ziel gesetzt hatte, nach dem Muster der überaus erfolgreichen Villenkolonien Alsen und Lichterfelde ein noch aufwändiger angelegtes Wohnviertel zu errichten. Es entstand die spätere „Millionärskolonie Grunewald“. In diesem Zusammenhang wurde auch der Kurfürstendamm ausgebaut und so entstand seit 1889 an seinem westlichen Ende ein neues nobles Wohnviertel, die Villenkolonie Grunewald.
Aufgrund baulicher Vorgaben waren große Grundstücke erforderlich, die nur zu einem geringen Teil bebaut sein durften. So entwickelte sich Grunewald zu einer der wohlhabendsten Wohngegenden Berlins, obwohl die Villen stilistisch sehr heterogen sind. Um 1870 wurden die künstlichen Seen innerhalb der zur Glazialen Rinne der Grunewaldseenkette Seen Hubertussee (vorher Torffenn), Herthasee (Rundes Fenn), Koenigssee (Langes Fenn) und Dianasee (Diebsloch) ausgehoben und über artesische Brunnen mit Wasser gefüllt. Sie wurden entlang des ehemals sumpfigen Geländes angelegt. Man erreichte damit gleichzeitig zwei Dinge: Zum einen beseitigte man damit Moorgebiete (Fenns), die man als Infektionsherde fürchtete, zum anderen legte man gleichzeitig Attraktionen für die potenziellen Bewohner an, da sich die Villen um die Seen gruppierten und die Seeufer sowie die Hangbereiche frei von jeder Bebauung blieben und zu privaten Garten- und Parkanlagen wurden. In großer Zahl wählten Unternehmer, Bankiers, Akademiker und Künstler, oft jüdischer Religion, das inzwischen attraktive Gelände zum Wohngebiet.
Bei der Eingemeindung nach Groß-Berlin 1920 wurden 6449 Einwohner in Berlin-Grunewald Landgemeinde und 507 Einwohner in Berlin-Grunewald Forstgutsbezirk gezählt.
Durch Bomben im Zweiten Weltkrieg gerissene Lücken wurden teilweise mit Nachkriegsvillen oder größeren Einfamilienhäusern gefüllt, teilweise aber auch mit profaner Mietarchitektur. Berlin-Grunewald ist bis heute das teuerste Viertel des Berliner Villenbogens, der sich im Südwesten der Stadt von Lichterfelde-West im Süden, über Dahlem und Grunewald bis nach Westend erstreckt.
Über den Bahnhof Grunewald besteht ein direkter Anschluss zur S-Bahn-Linie S7; von dort geht es in die Berliner Innenstadt bzw. stadtauswärts nach Potsdam.
Von diesem Bahnhof aus erfolgte während des Zweiten Weltkriegs seit Oktober 1941 die Deportation der Berliner Juden vorwiegend in östlich gelegene Konzentrations- und Vernichtungslager. Hieran erinnert seit 1998 das „Mahnmal Gleis 17“.
Gebäude und Denkmäler
- Schildhorndenkmal
- Grunewaldturm
- St.-Michaels-Heim (ehemals Palais Mendelssohn)
- Schlosshotel im Grunewald (ehemals Palais Pannwitz)
- Villa Harteneck und Villa Konschewski
- Wissenschaftskolleg zu Berlin (ehemals Villa Linde)
Öffentliche Einrichtungen
Kirchen und Glaubensgemeinschaften
- Katholische St. Karl-Borromäus-Kirche
- Evangelische Grunewaldkirche
Schulen
- Grunewald-Grundschule
- Hildegard-Wegscheider-Oberschule (Gymnasium)
- Walther-Rathenau-Schule (Gymnasium)
Diplomatische Vertretungen
Botschaften
In Grunewald befinden sich die Botschaften der Länder
- Afghanistan
- Aserbaidschan
- Elfenbeinküste
- Katar
- Kuwait
- Laos
- Luxemburg
- Mazedonien
- Polen (vorübergehend)
- Saudi-Arabien
- Serbien
- Vereinigte Arabische Emirate
Residenzen
Daneben haben folgende Länder im Ortsteil Grunewald die Residenzen ihrer Botschafter:
- Residenz des Botschafters von Großbritannien
- Residenz des Botschafters von Island
- Residenz des Botschafters von Neuseeland
- Residenz des Botschafters der Türkei
- Residenz des Botschafters der Volksrepublik China
- Residenz des Botschafters von Irland
- Residenz des Botschafters von Australien
- Residenz des Botschafters der Tschechischen Republik
Prominente Bewohner des Ortsteils
Die Grunewalder leben sprachlich korrekt in (nicht im) Grunewald.
Dieser Ortsteil hatte und hat viele berühmte Bewohner aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft:
- Berthold Auerbach, wohnte ab 1859 in der später nach ihm benannten Auerbachstraße; 1938 änderte die nationalsozialistische Bezirksverwaltung diesen Straßennamen wegen der jüdischen Abkunft Auerbachs nach dem vogtländischen Ort Auerbach in Auerbacher Straße.
- Ingeborg Bachmann, Hasensprung 2 und Koenigsallee 35[1]
- Hugo Egon Balder, Winkler Straße 21
- Michael Ballhaus, Wangenheimstraße 20
- Vicki Baum, Koenigsallee 43–45
- Walter Benjamin, 1913–1928, Delbrückstraße 23
- Jack O. Bennett, 1974–2001, Trabener Straße 68a
- Jeanette Biedermann, Koenigsallee
- Siegmund Bodenheimer, Richard-Strauss-Straße 29–33
- Dietrich Bonhoeffer, Wangenheimstraße 14
- Artur Brauner, Koenigsallee
- Arno Breker, 1940, Koenigsallee 65 (vormals Walther Rathenau, siehe unten)
- Emil Bücherl, bis 2001, Wangenheimstraße
- Sarah Connor, seit 2010
- Emma Cotta, Auguste-Viktoria-Straße 4, danach 1945–1957 Caspar-Theyß-Straße 14
- Isadora Duncan, Trabener Straße 16
- Gisela Fackeldey, Schauspielerin
- Lyonel Feininger, 1908–1913, Königstraße 32
- Lion Feuchtwanger, 1930–1933, Regerstraße 8
- Joschka Fischer, Politiker
- Samuel Fischer, Erdener Straße 8
- Carl Fürstenberg, Koenigsallee 53
- Maximilian Harden, 1894–1923, Wernerstraße 16
- Gerhart Hauptmann, Trabener Straße und Hubertusallee
- Johannes Heesters, 1936–1943 und 1946–[?], Hubertusbader Straße 16
- Heinrich Himmler, Hagenstraße 22
- Christian Kraft zu Hohenlohe-Öhringen, Humboldtstraße 22
- Engelbert Humperdinck, 1901–1912, Trabener Straße 16
- Harald Juhnke, 1929–2005, Richard-Strauss-Straße 26, Lassenstraße 1
- Helmut Käutner, Koenigsallee 18g
- Alfred Kerr, 1910–1933, Gneiststraße 9, Höhmannstraße 6 und Douglasstraße 10
- Julia Kerr, 1920–1933, Gneiststraße 9, Höhmannstraße 6 und Douglasstraße 10
- Michael Kerr, 1921–1933, Gneiststraße 9, Höhmannstraße 6 und Douglasstraße 10
- Judith Kerr, 1923–1933, Höhmannstraße 6 und Douglasstraße 10
- Harry Graf Kessler, 1925–1930, Höhmannstraße 6
- Hildegard Knef, Bettinastraße 12, Brahmsstraße 12
- Felix Koenigs, Bankier und Kunstmäzen, in der nach ihm benannten Koenigsallee 1
- Helmut Kohl, Caspar Theyß-Straße 20
- Else Lasker-Schüler, 1913, Humboldtstraße 13
- Rolf Lauckner, 1931–1954, Bettinastraße 3
- Brigitte Mira, bis 2005, Koenigsallee 83
- Ernst Noelle, 1901–1922, Winkler Straße 10
- Max Pechstein, 1945–1955
- Max Planck, 1905–1944, Wangenheimstraße 21
- Arthur Pohl, 1958–1970, Koenigsallee 30–32
- Walther Rathenau, 1910–1922, Koenigsallee 65
- Max Reinhardt, 1902–1905, Fontanestraße 8
- Ferdinand Sauerbruch, 1939–1951, Herthastraße 11
- Ulrich Schamoni, 1967–1998, Furtwänglerstraße 19
- Romy Schneider, Winkler Straße 22
- Nicolaus Sombart, Humboldtstraße 35a
- Werner Sombart, Humboldtstraße 35a
- Hermann Sudermann, 1910–1928, Bettinastraße 3
- Hans Ullstein, Bettinastraße 4
- Grethe Weiser, Herthastraße 17a
- Bernhard Wieck, 1891–1913, Herthastraße 4, Erster Amts- und Gemeindevorsteher Grunewalds
- Paul Wittig, 1899–1943, Menzelstraße 26–28, Dachsberg 9, Knausstraße 4–6
Siehe auch
Literatur
- Helga Gläser, Karl-Heinz Metzger u. a., Bezirksamt Wilmersdorf (Hrsg.): 100 Jahre Villenkolonie Grunewald 1889–1989. 1988.
- Reinhard Milferstädt: Die Villenkolonie Grunewald. Entstehung und Entwicklung eines großbürgerlichen Wohnquartiers im 19. Jahrhundert. TU Braunschweig.
- Herbert Siebert: Berlin-Grunewald: Ein Heimatbuch. Berlin 1930.
- Maria Berning, Michael Braum, Engelbert Lütke Daldrup, Klaus-Dieter Schulz: Berliner Wohnquartiere: Ein Führer durch 60 Siedlungen in Ost und West. Reimer Verlag, Berlin 2003, ISBN 978-3-496-01260-3.
- Peter-Alexander Bösel: Berlin-Grunewald in historischen Ansichten. Sutton Verlag, Erfurt 2005, ISBN 3-89702-853-0.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ingeborg Bachmann, Hans Werner Henze, und Hans Höller: Briefe einer Freundschaft: mit 8 Faksimiles. 2. Ausgabe. Piper, 2006, ISBN 3-492-04608-8, S. 509.
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