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Diakritisches Zeichen
Diakritische Zeichen (auch Diakritikum mit Pl. Diakritika, aus griech. διακρίνειν „unterscheiden“) sind an Buchstaben angebrachte kleine Zeichen wie Punkte, Striche, Häkchen oder Kreise, die eine vom unmarkierten Buchstaben abweichende Aussprache oder Betonung anzeigen und die dem Buchstaben über- oder untergesetzt sind, in einigen Fällen auch durch den Buchstaben gehen. Das so abgeänderte Zeichen gilt manchmal als derselbe, manchmal als eigenständiger Buchstabe. Die diakritischen Zeichen erlauben die Erweiterung eines Alphabets, ohne dass neue Buchstabenzeichen erfunden werden müssen. Die Verwendung bestimmter diakritischer Zeichen ist oft auf einzelne oder verwandte Sprachen beschränkt, wodurch sie als Erkennungsmerkmal dieser Sprachen dienen können.
Vor allem in den vielen Varianten des lateinischen Alphabets sind diakritische Zeichen zu finden, aber auch in der arabischen und hebräischen Schrift und in den indischen Schriften zur Angabe der Vokalisierung, in wissenschaftlichen Transliterationssystemen sowie im Internationalen Phonetischen Alphabet.
Ein und dasselbe diakritische Zeichen kann in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Funktion haben. Auch variiert mitunter das Aussehen der diakritischen Zeichen. So kann im Altgriechischen der Zirkumflex, die Perispomene, auch ~ geschrieben werden.
Nicht alle Schriften verwenden zur Erweiterung des Alphabets diakritische Zeichen. So gibt es z. B. im kyrillischen Alphabet eigenständige Buchstaben für viele Laute, die in Sprachen mit Lateinschrift durch diakritische Zeichen wiedergegeben werden, etwa ш für den Laut [ʃ] und ж für den Laut [ʒ], in anderen Sprachen š bzw. ž geschrieben.
Von den diakritischen Zeichen zu unterscheiden sind die Ligaturen, beispielsweise das deutsche ß, die eine Verschmelzung zweier Buchstaben zu einem neuen darstellen. Zum Teil sind diakritische Zeichen aus Ligaturen entstanden, wobei der untergeordnete Buchstabe im Laufe der Zeit zu einem diakritischen Zeichen umgebildet wurde. Die deutschen Umlautpunkte etwa entstanden aus einem über a, o oder u geschriebenen kleinen e.
Namen
Die Namen beziehen sich meist auf die Form des Zeichens, zum Teil aber auch auf eine Funktion des Zeichens, die es in einer Sprache haben kann. Dieser Name wird auch dann verwendet, wenn es in einer anderen Sprache eine andere Funktion hat.
Beispiele:
- Akut (eigentlich „scharfer, steigender Akzent“, z. B. in der Pīnyīn-Umschrift des Chinesischen; im Französischen aber für einen geschlossenen Vokal, im Portugiesischen und im Niederländischen für einen offenen Vokal, im Tschechischen, Ungarischen und Irischen für einen langen Vokal).
- Das Trema bezeichnete ursprünglich die getrennte Aussprache zweier Vokale, wie im Griechischen, Französischen und Niederländischen (Beispiel: Alëuten, Citroën). Im Schwedischen, Türkischen und anderen Sprachen ordnet es einem Vokalbuchstaben eine andere, hellere Aussprache zu. Der Name Trema bezeichnet nur die Form. Er bedeutet im Griechischen „Punkt“.
„Diakritisches Zeichen“ ist bei sprachübergreifender Verwendung des Begriffs also ein Phänomen auf materieller, nicht auf funktioneller Ebene, so wie Phon im Gegensatz zu Phonem und Graph im Gegensatz zu Graphem.
Diakritische Zeichen im Deutschen
In der neuhochdeutschen Rechtschreibung gibt es (außer in Fremdwörtern) als diakritische Zeichen lediglich die Umlaut-Punkte (Trema in ä, ö, ü). Sie sind nicht zu verwechseln mit dem Trema etwa auf ë und ï.
Da die Umlautzeichen eine von den Basisbuchstaben abweichende Lautung anzeigen und damit bedeutungsunterscheidende Grapheme sind – Beispiel: Kühle/Kuhle –, werden die Umlaute im Deutschen als eigenständige Buchstaben aufgefasst und haben eigene Namen: Ä [ɛː], Ö [øː], Ü [yː]. Sie haben aber keinen eigenen Platz im Alphabet und werden dort unterschiedlich eingeordnet:
- wie A, O und U in Lexika und Wörterbüchern
- wie Ae, Oe und Ue in Namenslisten (zum Beispiel Telefonbüchern) in Deutschland
- nach Az, Oz, Uz in Namenslisten in Österreich.
Näheres siehe Alphabetische Sortierung.
Diakritische Zeichen des lateinischen Alphabets
- Akut (wie in é, Óó)
- Breve (Halbkreis, wie in ă; runde Form)
- Breve darunter (wie in ḫ)
- Cédille (Zedille, Cedilla [span.: „kleines z“], wie in ç)
- übergesetzte Cédille (übergesetztes Komma, der Form nach wie ein übergesetztes einfaches schließendes deutsches Anführungszeichen!, im Lettischen eine allografische Variante der Cédille, wie in ģ)
- Doppelakut (wie in ő) und Doppelgravis (wie in ȁ)
- Gravis (wie in è)
- Haken, (vietnamesisch: dấu hỏi, wie in ả, ủ, ỷ)
- Hatschek (Háček, Mäkkčeň, Caron, Häkchen, wie in č, ř, š, ž; spitze Form; im Tschechischen/Slowakischen bei Kleinbuchstaben mit Oberlänge allografisch wie Apostroph: ď, ť )
- Horn (wie in ơ)
- untergesetztes Komma (rumänisch, nicht identisch mit der Cédille: wie in Ș, ș, Ț, ț)
- Kroužek (Ring, Kringel, Kreisakzent, wie in tschechisch ů und dänisch/norwegisch/schwedisch Åå)
- Makron (Macron, Querstrich, Balken, Längestrich, kurzer Überstrich, wie in ā)
- Unterstrich (Makron darunter wie in a)
- Mittelpunkt (wie in l·l)
- Ogonek (Nasalhaken, Krummhaken, wie in ę)
- Punkt darunter (wie in ḍ, ṭ)
- Punkt darüber (wie in ż)
- Schrägstrich (wie in Øø, Łł)
- Tilde (wie in ñ)
- Trema (Diärese, Umlautzeichen, wie in ë, ü)
- Zirkumflex (wie in â, ê, î)
Diakritische Zeichen in der Datenverarbeitung
Eingabe
Auf Schreibmaschinen verursachen diakritische Zeichen keinen Zeichenvorschub, der Wagen bleibt stehen, dann wird der Basisbuchstabe eingegeben. Diese Eingabefolge ist darin begründet, dass die umgekehrte mit unverhältnismäßigem mechanischem Aufwand verbunden wäre.
Dies wurde bei Computertastaturen für die in der jeweiligen Sprache gebräuchlichen diakritischen Zeichen meist beibehalten, um den Umstieg von der Schreibmaschine auf den Computer zu erleichtern. Da beim Anschlag von Akzenttasten (wie z. B. ^, ¨, °, ~, `, ´) zunächst keine Anzeige erfolgt, werden diese bisweilen als „Tottasten, tote Tasten“ oder deadkeys (englisch) bezeichnet. Für die Ausgabe alleinstehender diakritischer Zeichen empfiehlt der Unicode-Standard als vorangestelltes Basiszeichen das geschützte Leerzeichen (Unicode U+00A0), z. B. ´ (freistehender Akut), dargestellt durch U+00A0 U+00B4
.
Viele Sonderzeichen können auch über Alt+<dreistellige Zahl auf der Zifferntastatur> eingegeben werden. Die dreistellige Dezimalzahl entspricht der Nummer der ISO 8859-1-Zeichen; gleiches ist mit vierstelligen Unicode-Zahlen möglich. Die Verfügbarkeit hängt jedoch von der Software ab, etwa dem Betriebssystem, Tastaturtreiber, Programmen zur Eingabehilfe; siehe Eingabemethode.
Eine andere Eingabemethode verwendet eine Kompositionstaste (engl.: compose, multi-key), so kann beispielsweise auf einer englischen Tastatur ein ä durch die aufeinander folgende Betätigung der Tasten Comp " a erzeugt werden.
Unicode
Der Unicode-Standard schreibt die folgende Reihenfolge vor: zuerst der Basisbuchstabe, dann das diakritische Zeichen.
In vielen Sprachen und mehr noch in sprachwissenschaftlichen Texten ist das „Stapeln“ von diakritischen Zeichen üblich. Der Unicode-Standard sieht vor, dass mehrere diakritische Zeichen in der Reihenfolge ihrer Nennung von innen, d. h. direkt am Basiszeichen, nach außen, vom Basiszeichen weg, an das Basiszeichen angefügt werden.[1]
Konkrete Unicode-Schriften und -Software unterstützen das Stapeln beliebiger Diakritika in unterschiedlichem Umfang. Es bedarf hierzu fortgeschrittener Schrifttechniken wie OpenType, AAT oder Graphite.
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Rose Hartmann: Duden. Satz und Korrektur. Herausgegeben von Brigitte Witzer. Dudenverlag, Mannheim 2003, ISBN 3-411-70551-5, S. 341.
- Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4. Auflage. Verlag Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-45204-7.
Einzelnachweise
- ↑ Unicode 5, Kapitel 2 (PDF, englisch; 1,22 MB) Seite 43ff.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Diakritisches Zeichen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |