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Empathie

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Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen. Zur Empathie gehört auch die Reaktion auf die Gefühle Anderer wie zum Beispiel Mitleid, Trauer, Schmerz oder Hilfsimpuls.[1]

Empathie spielt in vielen Wissenschaften eine fundamentale Rolle, von der Kriminalistik[2] über die Politikwissenschaft, Psychotherapie, Psychologie, Physiologie, Pädagogik, Philosophie, Sprachwissenschaft, Medizin und Psychiatrie bis hin zum Management oder Marketing.

Entstehung und Entwicklung des Begriffs

Das altgriechische Wort ἐμπάθεια (empátheia) basiert auf der Wurzel path-, dt. „leiden, fühlen“ (das Verb dazu lautet πάσχειν [páskhein]). Es bedeutet allerdings „intensive Gefühlsregung, Leidenschaft“ und entwickelt auf dem Weg zum Neugriechischen die Bedeutungen „Voreingenommenheit, Feindseligkeit, Gehässigkeit“.[3] Von diesem griechischen Wort liegt also nur der Ausdruck, nicht aber der Inhalt dem modernen Terminus Empathie zugrunde.

Das griechische συμπάθεια (sympátheia) „Sympathie“ ist wie das deutsche Mitgefühl gebildet, nämlich aus syn „mit“ und path- „leiden, fühlen“ plus Wortbildungssuffix zusammengesetzt. Analog dazu wurden im 19. Jahrhundert aus griech. en „(dr)in“ und path- als Lehnübersetzung von dt. Einfühlung die griechisch-basierten Termini dt. Empathie und engl. empathy neugebildet, um internationale Fachtermini zu schaffen.[4]

Die Geschichte dieser Termini ist noch ungeklärt. Der deutsche Philosoph Rudolf Hermann Lotze (1817–1881) verwendete den Ausdruck Empathie erstmals 1848.[5] Edward B. Titchener verwendete 1912 erstmals den Ausdruck empathy, als er den „wahren“ Sinn des Wortes Einfühlungsvermögen in Werken von Theodor Lipps richtig übersetzen wollte. Das gleiche geschah noch einmal, als das Ehepaar Alix und James Strachey (1887–1967) den Ausdruck Einfühlung in den Werken von Sigmund Freud ins Englische zu übersetzen hatte.[6] Das deutsche Empathie kann dann – mit oder ohne Kenntnis von Lotzes Verwendung – als Entsprechung zu engl. empathy gebildet worden sein.[7]

Aktuelle Definitionen

Nach Paul Ekman handelt es sich weder bei Empathie (Mitgefühl) noch bei Mitleid um Emotionen, sondern um Reaktionen auf die Emotion eines anderen Menschen.[8] Ferner unterscheidet Ekman zwischen kognitiver und emotionaler Empathie: „Kognitive Empathie lässt uns erkennen, was ein anderer fühlt. Emotionale Empathie lässt uns fühlen, was der andere fühlt, und das Mitleiden bringt uns dazu, dass wir dem anderen helfen wollen ...“.[9]

Ähnlich wie Joachim Bauer 2005 die Funktion der Spiegelneurone beschrieb,[10] entwarf schon Lipps 1902 eine Theorie über Empathie (damals noch als „Einfühlung“ bezeichnet) als „intrapsychischen Prozess“. Er verfolgte die These von einem menschlichen Zwang zu motorischer Nachahmung.[11]

Arthur Ciaramicoli unterscheidet zwischen authentischer Empathie und funktionaler Empathie. Letztere hat manipulative bzw. ausbeuterische Ziele von Werbung bis hin zu Sadismus, z. B. Missbrauch, Folter usw.[12]

Leonardo Badea bezeichnet Empathie als eine Fähigkeit, die in nahezu allen Lebensbereichen entscheidend für den Erfolg ist. Menschen und vor allem Führungskräfte mit besonders ausgeprägten empathischen Fähigkeiten haben bessere persönliche Beziehungen, können sich selbst und andere stärker motivieren; sie lernen schneller und genießen ein größeres Vertrauen.[13]

Anwendung der Empathie in verschiedenen Lebensbereichen

  • In der Psychotherapie bezeichnet der Empathie eine Strategie der Stimmungsübertragung vom Patienten auf den Therapeuten. Dadurch ist es dem Therapeuten möglich, die Emotionen und die Stimmung des Patienten bei sich selbst zu erleben und somit besser zu verstehen. Es ist ein aktiver Prozess des einfühlenden Verstehens. Dieser ist notwendig, weil Patienten belastende Emotionen in der Regel leugnen, ablehnen, bekämpfen oder vermeiden. Der Therapeut muss daher eine korrigierende, akzeptierende und wertschätzende Haltung einnehmen, damit er die belastenden Emotionen besser nachvollziehen und geeignete therapeutische Maßnahmen effektiver einleiten kann.[14]
  • Im Management und insbesondere bei der direkten Führung von Mitarbeitern spielen die Motivation, das Engagement und die Leistungsbereitschaft von Mitarbeitern eine zentrale Rolle. Die Motive und Beweggründe der Mitarbeiter, die ihrem Verhalten zugrunde liegen, kann man nicht unmittelbar beobachten; sie lassen sich im Wesentlichen nur durch Empathie erschließen. Außerdem sind viele Motive den Betroffenen gar nicht bewusst und können sich je nach Situation verändern. Grundsätzlich kann man andere Menschen nur dann motivieren (oder Demotivation vermeiden), wenn man sie nicht nur rational, sondern vor allem nachempfindend versteht.[15] Aus diesen Gründen gilt die Empathie als wesentlicher Bestandteil der Führungskompetenz.[16]
  • Im Marketing, insbesondere beim persönlichen Verkauf und bei der Vermarktung wissens- und technologieintensiver Produkte und Dienstleistungen, kommt es darauf an, dass die betreffenden Mitarbeiter sich sehr gut in die Gedanken- und Gefühlswelt des Kunden hineinversetzen und das Angebot möglichst passend auf seine – oft unausgesprochenen – Motive und Wünsche ausrichten können. Empathie ist somit eine wesentliche Voraussetzung für die effiziente Gestaltung des Vertriebsprozesses und besonders wichtig bei der Entwicklung der Vertriebskompetenzen.[17]
  • Als Beispiel aus der Psychologie sei das Konzept der „Sozialen Intelligenz“, dem Ausgangspunkt der Forschung zum Thema Emotionale Intelligenz von David Wechsler angeführt, das eine Schlüsselstellung sowohl in dieser Disziplin als auch in der Managementlehre einnimmt und heute unter den Stichworten Selbstregulation oder Volition weiterentwickelt wurde.[18]
Empathiefähigkeit als Schlüsselkompetenz: Definition und Messung

Operationalisierung und Messung der Empathie

Die große Bedeutung der Empathie für die Bewältigung praktischer Aufgaben in verschiedenen Lebensbereichen scheint in den meisten Wissenschaften unbestritten zu sein. Ein Problem ist die unüberschaubare Vielzahl von (mehrdeutigen) Definitionen und (subjektiven) Interpretationen dieses Begriffes. Nur durch eine Operationalisierung dieses Konstruktes ist es möglich, reliable und valide Modelle zu entwickeln, um daraus seriöse Handlungsempfehlungen ableiten zu können.[19] Zur Operationalisierung und Messung der Empathie wurden verschiedene physiologische Verfahren und psychologische Tests entwickelt. Ein Beispiel ist der 'Interpersonal Reactivity Index' von Mark Davis.[20] Dieser Index besteht aus vier Skalen:

  1. Fantasy Scale zur Erfassung der Fähigkeit, sich als Akteur in fiktive Geschichten hineinzuversetzen und entsprechend zu handeln,
  2. Perspective Thinking zur Erfassung der Fähigkeit, den Standpunkt eines anderen Menschen zu verstehen, also die Welt mit seinen Augen zu sehen (kognitive Empathie),
  3. Empathic Concern zur Erfassung der Sympathie für andere und der Fähigkeit, deren Gefühle nachzuvollziehen (emotionale Empathie),
  4. Personal distress zur Erfassung der persönlichen Betroffenheit, wenn andere Menschen in emotional belastende Situationen oder Nöte geraten.

Judith Hall und Co-Autoren schrieben 2001, dass sich dieser Test und zahlreiche Modifikationen davon in der Praxis bewährt haben: „... they have been used with considerable success with adults and adolescents“.[21]

In einer neueren Studie haben Nathan Spreng und Co-Autoren aus rund 20 Instrumenten zur Messung der Empathie den „Toronto Empathy Questionnaire“ (Fragenkatalog; Fragebogen) als Synthese entwickelt und mithilfe von drei empirischen Erhebungen mit 200, 79 und 64 Probanden validiert.[22] Das Besondere an diesem Test (Fragebogen) ist die Operationalisierung der Empathie als Fähigkeit mit konkreten Verhaltensbeschreibungen. Dies ist der erste Schritt zu einer Definition der Empathie als erlernbare bzw. trainierbare Kompetenz (Empathiefähigkeit). Demnach lässt sich die Empathie mithilfe der nachfolgenden fünf Dimensionen oder Skalen messen:

  1. Korrektes Entschlüsseln nonverbaler Botschaften
  2. Die gleichen Emotionen wie andere empfinden (Mitgefühl)
  3. Ähnliche Gedanken und Erinnerungen erleben
  4. Auslösen gleicher physiologischer Reaktionen (Herzschlag, Beklemmung, „feuchte Hände“ etc.)
  5. Auslösen helfender oder unterstützender Handlungsimpulse.

Die nebenstehende Grafik fasst die Kerngedanken dieses Konzeptes zusammen und zeigt Beispiele für Test-Items.

Missbrauch der Empathie für manipulative Zwecke

Immanuel Kant gehört zu den ersten Gelehrten, die auf den möglichen Missbrauch der Empathie durch Politiker in einer Volksherrschaft (Demokratie) hingewiesen haben. Macht über das Volk werde in Zukunft nicht mehr der Herr des Schwertes, sondern der Meister des Wortes haben. Wolf Schneider hat dazu einige Zitate zusammengetragen, die zeigen, dass ein Nachempfinden der Gedanken- und Gefühlswelt der Menschen durch Politiker oder Massenmedien bzw. Journalisten eine wichtige Voraussetzung für wirksame Manipulation ist:[23]

  • Die Sprache sei volkstümlich und simpel. Joseph Goebbels: „Weil wir die Sprache des Volkes sprachen, haben wir das Volk erobert“.
  • Reizwörter sind unermüdlich zu wiederholen, weil das bloße Wiederholen eines Reizes genügt, um Sympathie auszulösen. Heinrich von Kleist: „Was man dem Volk dreimal sagt, hält das Volk für wahr“; Goebbels: „Das Volk will nicht immer neue Eindrücke, sondern es will die alten Eindrücke in immer verfeinerter Form“.
  • Man ziele aufs Gefühl: Hitler: „Das Volk ist in seiner überwiegenden Mehrheit so feminin veranlagt und eingestellt, daß weniger nüchterne Überlegung als vielmehr gefühlsmäßige Empfindung sein Denken und Handeln bestimmt“. Es gelte, „das Instinktmäßige zu wecken und aufzupeitschen“.
  • Was ist der kürzeste Weg ins Herz? Die am weitesten verbreiteten Instinkte und Leidenschaften, die man aufstacheln muss, sind nach William Gerard Hamilton (1729–1796) Neid, Angst, Wünsche, Hoffnungen und Hass.

Heute betreiben sowohl Politiker als auch Intellektuelle und (kommerzielle) Massenmedien dieses „Geschäft“ mit Gefühlen (Stichwort Einschaltquoten). Das erzeuge, so Joseph Schumpeter, eine feindselige, für den Kapitalismus in seiner Existenz bedrohliche soziale Atmosphäre.[24] Der Grund: Nach Ansicht von Schumpeter entwickelt die Masse des Volkes nie aus eigener Initiative heraus feste Ansichten. Vielmehr bedarf es Gruppen, in deren Interesse es ist, den Groll zu steigern, zu organisieren, zu hegen und zu pflegen. Das Entfalten von Revolten durch das Auslösen der besonders wirksamen, negativen Emotionen wie Angst, Neid, Wut, Frustration oder Ohnmacht sei ein Geschäft, das sich bei Erfolg auszahle (verkaufte Auflage, Popularität etc.). Eine entscheidende Rolle spielt dabei der Berufsstand der Intellektuellen, wozu insbesondere Journalisten zählen. Diese Personengruppe beherrscht den Umgang mit dem gesprochenen oder geschriebenen Wort – allerdings trägt sie keine Verantwortung für praktische Dinge (oder für die Folgen ihrer Handlungen). Ferner fehlen ihr Informationen aus erster Hand, wie man sie nur durch tatsächliche Erfahrung erwerben kann. Schumpeter stellt abschließend die rhetorische Frage, ob es sich um Leute handle, „… die über alles reden, weil sie nichts verstehen?“[25]

Empathie in der Psychiatrie

In der klassischen deutschen Psychiatrie galt die Einfühlbarkeit als Kriterium der Unterscheidung zwischen Neurose und Psychose. Die Psychose bzw. die Geisteskrankheit wurde insbesondere als uneinfühlbare und dazu auch unverständliche seelische Manifestation angesehen.[26]

Empathie in der Psychoanalyse

In der Psychoanalyse deckt sich der Begriff der Empathie mit dem Begriff Einfühlung. Dieser wurde von Theodor Lipps als wissenschaftliche Methode (der Hermeneutik) aus der Romantik in die Psychologie eingeführt (Theorie der Empathie). Sigmund Freud hat diese Methode übernommen, allerdings nicht im Sinne der Hermeneutik, sondern im Sinne des Positivismus, d. h. in Anlehnung an die in anderen Wissenschaften übliche Erkenntnisgewinnung durch systematische Beobachtung.[27] Die folgenden Anmerkungen, die irrtümlich Freud zugeschrieben wurden, betreffen lediglich die psychotherapeutische Behandlungspraxis, besonders die Darstellung von Mitgefühl ist damit nur aus dieser Perspektive zu verstehen. Hier sei auf die englischen Artikel zu Compassion (als Äquivalent zu Mitgefühl) und Empathy verwiesen.

„Die spezifische ‚Einfühlung‘ ist kein Sich-Gleichmachen mit dem Patienten, sondern ein Erschließen des immer unerkennbar bleibenden Realen. Statt sich mit dem Analysanden zu identifizieren (Ich empfinde, was Du meinst), sorgt der Psychoanalytiker für genügend Fremdheit, die jenem erst die Begegnung mit dem eigenen unbewussten Begehren ermöglicht.“

Anmerkung: Dieses ist kein Zitat von Freud, wie auch in Fachbüchern leider oft behauptet, sondern eine Zusammenfassung von Claus-Dieter Rath der folgenden Seite aus: Abriß der Psychoanalyse, Kapitel VIII, in: Gesammelte Werke, 17. Band, S. 127.[28]

Bitte Belege für diesen Artikel bzw. den nachfolgenden Abschnitt nachreichen!

Empathie ermöglicht also schon gemäß Freud und Lipps, von außen unter Beachtung der Grenzen eine andere Person ganzheitlich – also auch unter Einbeziehung ihrer Emotionalität – zu erfassen, diese im eigenen Bewusstsein als „Alter Ego“ (mit begrenzter Kontingenz) zu konstruieren und mit dieser zu kommunizieren.[29]

Veraltet ist die Auffassung, dass Empathie es ermöglicht, Gefühle zu teilen oder gar „in den Anderen einzudringen“. Dieser Vorgang wird mit Gefühlsansteckung (engl.: Emotional Contagion) oder auch „Mitgefühl“ bezeichnet (für Therapeuten schwierig, aber nicht immer vermeidbar) oder ist sogar eine Grenzverletzung (sollten Therapeuten unbedingt vermeiden).

Da Gefühlsansteckung und Empathie oft miteinander verflochten auftreten und das Eine mit dem Anderen dann gleichgesetzt wird, ist eine begriffliche Trennung nicht nur für Therapeuten, sondern auch im Alltag von großer Bedeutung. Gefühlsansteckung (und auch „Mitgefühl“) ist immer eine Überschreitung der persönlichen Grenzen, was das Wort „Ansteckung“ ja auch aussagt. Sie kann als positiv oder negativ empfunden, als Hilfe oder Therapie eingesetzt werden oder eher belastend wirken. Gefühlsansteckung geschieht oft unwillentlich; sie kann nur kognitiv beendet werden.

Im Gegensatz dazu bedingt Empathie ganz ausdrücklich den Ausschluss jeglicher Überschreitung oder Vermischung beiderseitiger persönlicher Grenzen. Es ist ausschließlich die Fähigkeit, eine Person (unter strikter Respektierung der Individualität) von außen ganzheitlich wahrzunehmen.

Theodor Lipps unterscheidet drei Stufen der Empathie:

  • Die erste Ebene beinhaltet generelle Empathie, wenn die Form eines Objekts eine Aktivität hervorruft.
  • Auf der zweiten Ebene vollzieht sich natürliche Empathie. Auf dieser ruft ein Objekt eine Aktivität hervor, die versucht, es in einen realen Kontext bzw. einen kausalen Zusammenhang einzuordnen. Auf dieser Ebene geschieht es, dass Objekte „vermenschlicht“ werden.
  • Auf der dritten, der höchsten Ebene der Empathie, reagieren wir auf echten menschlichen Ausdruck wie Gesten, Gesichtsausdrücke und Stimmlagen.

Siehe auch: Jean Decety: Beiträge zur Empathieforschung.

Perspektivenübernahme

Erkenntnistheorie

Die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme (engl. perspective taking) zeichnet Menschen, Menschenaffen und wahrscheinlich einige andere höhere Spezies aus (siehe Theory of Mind). Aus Sicht der Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie ist dann ein Wechsel der Perspektiven verlangt, wenn grundlegend verschiedene Theorien bestehen oder wenn unterschiedliche Betrachtungsweisen und Bezugssysteme notwendig sind, um die ganze Wirklichkeit zu erfassen, beispielsweise Bewusstsein und Hirnvorgänge (Leib-Seele-Problem). Diese Perspektivität des Denkens hat direkte Folgen für die Methoden der Forschung.

Differenzielle Psychologie und Diagnostik

In der Differenziellen Psychologie und in der psychologischen Diagnostik stellt sich die Frage, ob sich Menschen in ihrer Fähigkeit, die psychischen Zustände und Motive einer anderen Person zu erkennen, unterscheiden. Offensichtlich fällt dieser Blickwechsel vielen Menschen außerordentlich schwer, sich zumindest näherungsweise in einen anderen Menschen hinein zu versetzen. Andere behaupten von sich, dass sie das gut könnten. Dieses Einfühlungsvermögen (Empathie) ist nicht nur im Zusammenleben der Menschen, sondern auch für die Ausbildung von Psychologen und Psychotherapeuten wichtig.

Eine Forschungsübersicht von Funder (1999) zur Frage, ob es wirklich gute psychologische Beurteiler in dem Sinne gibt, dass sie im Alltag andere Menschen gut einzuschätzen verstehen (Hilfsbereitschaft, Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit, auch deren aktuelles Befinden), stellt fest, dass keine hinreichenden Belege für die Annahme einer besonderen Fähigkeit, ein „guter Beurteiler“ zu sein, vorliegen. Allerdings wären die Untersuchungen noch zu einfach angelegt, um solche Begabungen wirklich erfassen zu können.[30] Welche Maßstäbe sollen hier gelten? So wird in der psychologischen Forschung versucht, mehrere Aspekte zu unterscheiden: Erstens, was ein Anderer denkt, zweitens, was ein Anderer fühlt, und drittens, ob er mitfühlend auf die Lage des Anderen reagiert.[31]

Wenn Untersuchungsteilnehmer wiederholt das Befinden ihres Partners in verschiedenen Situationen einschätzten, zeigten sich Übereinstimmungen mit dem Selbstbericht des Partners in geringer bis mittlerer Größenordnung. Jeder Teilnehmer wurde außerdem nach der Selbsteinschätzung gefragt, ob er ein guter Beurteiler sei. Bei einer positiven Selbsteinschätzung konnte in dieser Studie das tatsächlich vom Partner eingestufte Befinden nicht treffender beurteilt werden.[32]

Die eigene Meinung, über eine ausgeprägte soziale Sensibilität zu verfügen, ist demnach sehr fragwürdig.

Sozialpsychologie und Psychotherapie

Perspektivenübernahme ist eine Technik bzw. Fähigkeit aus der Sozialpsychologie und dem Psychodrama, bei der man sich in die Rolle und Position eines anderen hineinversetzt und versucht, die Welt aus dessen Sicht zu sehen.

„in den Mokassins eines anderen gehen“ (Indianische Redensart, vollständig „Urteile nie über einen anderen, bevor Du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gegangen bist“ für: sich in seine Rolle, seine Perspektive einfühlen). Außerdem wird darunter die Fähigkeit verstanden, auf andere Werthaltungen und Normen einzugehen, um sie in die Person integrieren und neue soziale Rollen annehmen zu können (vgl. Tausch (Soziologie)).

Wesentlich dabei ist, dass der eigene Affektzustand dem Gefühlszustand einer anderen Person entspricht. Dies wird dadurch ausgelöst, dass man die Perspektive der anderen Person einnimmt – „in ihre Haut schlüpft“ – und so ihre emotionalen und anderen Reaktionen begreifen kann. Dies gelingt teilweise sogar in extremen Situationen. Beispielsweise wird in Anti-Aggressivitäts-Trainings die Fähigkeit von (potenziellen) Gewalttätern gefordert, sich empathisch in ihre Opfer hineinzuversetzen.

Roots of Empathy

Die von Mary Gordon gegründete „Roots of Empathy“-Initiative in der Kinder- und Schulpädagogik strebt eine mit sozialen Kompetenzen verbundene „emotionale Bildung“ an. [33] Durch eine von der Mutter und dem Lehrer überwachte, direkte soziale Interaktion mit einem Kleinkind können Schüler zusammen mit ihren Klassenmitgliedern den Perspektiven-Wechsel lernen, um dadurch Einfühlung und Sympathie zu entwickeln.

Gesellschaft

Die gemeinsame Übernahme einer Perspektive hängt in der Geschichte oft mit demokratischen Tendenzen beziehungsweise mit der Überbrückung von Standesgrenzen zusammen. Das Theater der griechischen Antike war eng mit der Idee der athenischen Demokratie verbunden. Aristoteles prägte in diesem Zusammenhang die Begriffe Mimesis und Katharsis. Diese öffentliche Einfühlung wurde im 18. Jahrhundert mit dem sogenannten Rührstück nachzuahmen versucht. Seit der französischen Revolution entwickelten sich Einfühlungstheorien. Die frühe Psychologie etwa von Sigmund Freud berief sich auf die Theatertheorie („Ödipuskomplex“).

Jakob Levy Moreno entwickelte vor allem zwischen 1914 und 1940 das Psychodrama. Die Gruppe steht im Mittelpunkt des therapeutischen Prozesses, nicht der Einzelne, wie bei Freud. Die Geschichte eines Mitglieds der Gruppe, des Protagonisten, wird in einer oder mehreren Szenen mit Hilfe eines ausgebildeten Leiters den anderen vorgestellt. Die Zuschauer helfen, wenn der Protagonist Darsteller für sein erlittenes Problem sucht. Diese Darsteller nehmen also für die Dauer der Szene und darüber hinaus die Perspektive dieser Menschen ein. Im abschließenden Sharing und Rollenfeedback helfen sie dem Protagonisten mit der Darstellung ihrer Perspektive.

Hirnforschung

Im Jahr 1995 entdeckte Giacomo Rizzolatti die Spiegelneurone in der Großhirnrinde von Rhesusaffen. Die Neurone haben die erstaunliche Eigenschaft, immer gleich zu reagieren, egal ob der Affe eine Handlung selber ausführt oder ob er diese Handlung bei anderen beobachtet.

Rizzolatti schrieb 2006 über seine Forschungen das „So Quel che fai – Il cervello che agisce e i neuroni specchi.“[34] Das Buch erschien 2008 in deutscher Übersetzung; Rizzolatti beschreibt (zusammen mit Corrado Sinigaglia) die weitreichenden Konsequenzen seiner Entdeckung, die vielen Bereiche unseres Denkens, Handelns und Empfindens, in denen das Spiegel-Prinzip eine Rolle spielt.[35]

Untersuchungen zu Spiegelneurone lassen zwischen dem Nachahmungsverhalten und der Fähigkeit zur Empathie einen Zusammenhang vermuten, beispielsweise beim Gähnen und beim ansteckenden Lachen. Dieses Phänomen wird jedoch als Gefühlsansteckung bezeichnet und keinesfalls als Empathie im oben beschriebenen Sinn (gemäß Freud und Theodor Lipps). Diese Vermischung oder Verwechselung findet sich recht häufig auch in wissenschaftlichen Texten.

Datei:Empathy Children.jpg
Kinder zeigen typische Hirnaktivitätsmuster, die bei Schmerzempfinden auftreten, wenn sie ein schmerzhaftes Ereignis einer anderen Person sehen.

In der aktuellen Hirnforschung (Manfred Spitzer) zeigt sich eine durch Hirnstrukturen beeinflusste Empathie gegenüber Personen in Abhängigkeit von deren fairem bzw. unfairem Verhalten. Dabei konnte eine unterschiedliche Ausprägung bei Frauen und Männern festgestellt werden. Besagte Hirnstrukturen reagieren bei Männern deutlicher und stärker auf äußere Einflüsse von Fairness oder Unfairness. Die empfundene Empathie wird bei Fairness-Erfahrung in den betroffenen Hirnregionen derart verstärkt, dass Männer z. B. ein größeres bzw. verstärktes Mitgefühl empfinden. Im umgekehrten Falle, also bei Unfairness-Erfahrung, reagieren die Hirnregionen bei Männern mit einem deutlicheren Bestrafungsempfinden.

Dagegen ist dieser Effekt bei Frauen sowohl im positiven als auch im negativen Sinne viel schwächer ausgeprägt. (Ob eine funktionell unterschiedliche Reaktion von Hirnstrukturen, die bei beiden Geschlechtern vorhanden sind, tatsächlich durch eine geschlechtsabhängig anatomisch-feingewebliche besondere Beschaffenheit dieser Hirnstrukturen bedingt oder durch andere Faktoren erst erworben oder antrainiert ist, ist durch diese Untersuchungen nicht geklärt – vergleiche z. B. frühkindliche Sehstörungen durch Sensorische Deprivation, wo ebenfalls kein anatomischer, sondern nur ein funktioneller Unterschied zu normal entwickelten, sehenden Kindern besteht.)

Auch hier ist zu beachten, dass Mitgefühl und vergleichbare Gefühle nicht synonym mit Empathie bezeichnet werden dürfen. Besonders dann, wenn Vieles gleichzeitig auftritt, besteht die Gefahr einer Überschreitung persönlicher Grenzen, die reine Empathie strikt vermeidet. Die Fähigkeit zur Empathie kann als Evolutionsvorteil gesehen werden, etwa durch das Ermöglichen des Erkennens von Vorwänden.[36]

Verhaltensforschung

Der Verhaltensforscher und Zoologe Frans de Waal sieht in der menschlichen Fähigkeit zur Empathie den Teil unseres evolutionären Erbes, auf dem die Voraussetzungen zu sozialem und moralischem Verhalten basieren.[37]

Studien legen nahe, dass außer dem Menschen viele Tiere empathisches motiviertes Verhalten zeigen. Dazu gehören – neben Primaten[38], bei denen derartiges Verhalten erwartet wurde – beispielsweise Raben[39], Mäuse[40] und Ratten.[41] Es wird außerdem vermutet, dass Hunde empathisches Verhalten sowohl untereinander als auch Menschen gegenüber zeigen.[42][43]

Determinierte und angeborene Fähigkeit zur Empathie

Die außerhalb rein wissenschaftlicher Texte heutzutage wohl häufigste Verwendung des Begriffs Empathie betrifft das eigentlich bei allen Säugetieren vorhandene natürliche Verständnis zwischen Mutter und Neugeborenem. Hier ist die Unterscheidung zwischen determinierter und angeborener Fähigkeit zur Empathie von großer Bedeutung.

Allgemein wird, unter anderem in der Kinderpsychologie, immer noch davon ausgegangen, dass sich Empathie bei Kleinkindern erst zum Ende des 2. Lebensjahres entwickelt, zum Beispiel ab der Selbsterkennung in Spiegeln. Es wird in der jüngsten Forschung jedoch immer deutlicher, dass diese Empathie nur in sozial determinierter Hinsicht gesucht und gefunden wird. Ein Sozialverhalten von Kleinstkindern vor dieser Entwicklungsstufe wird in den Wissenschaften zwar bereits wahrgenommen, oft jedoch lediglich als „Gefühlsansteckung“ interpretiert und bezeichnet.

Neuere Forschungen der Psychologie, Verhaltensforschung und Neurophysiologie beschreiben auch eine andere, nicht determinierte Existenz von Empathie hinter der Ebene der Gefühlsansteckung, die Kleinstkinder angeboren mitbringen und die sehr bald durch die determinierte Empathie ganz oder teilweise verdrängt wird.

Determinierte Empathie hat prinzipiell das Ziel, eine gruppenspezifische psychische Identität zu erreichen. Die angeborene Fähigkeit zur Empathie dagegen ermöglicht es Kleinstkindern, die Grenzen Anderer zu erkennen. In den dadurch erkannten eigenen Grenzen entwickelt sich die psychische Individualität.

Aus der bereits von Kleinstkindern gezeigten erheblichen Individualität schließen Psychologen wie Arno Gruen auf die Existenz einer angeborenen, nicht determinierten Empathiefähigkeit. Erste (sehr umstrittene) Versuche, Kleinstkindern schon sehr früh mittels der Gebärdensprache das Sprechen beizubringen oder gar Akkumulation von Wissen schon in diesem Alter zu beginnen, zeigen, dass Kleinstkinder lange vor dem Alter, in dem sie durch determinierte Empathie beeinflussbar sind, kommunikationsfähig und auch -bereit sind. Da Kommunikation jedoch gemäß Carl Rogers (1959) Empathie erfordert, sind offenbar also auch Kleinstkinder bereits empathiefähig.

Auch Rupert Lay weist frühkindliche Aktionen nach, die auf Empathie im Sinne von Kommunikation zwecks Grenzfindung (anderer und dann eigener Grenzen) schließen lassen.[44]

Nach den Ansichten moderner Erzieher und Psychologen geht diese natürliche, angeborene Fähigkeit zur Empathie durch kulturelle Einflüsse (Erziehung) in den ersten beiden Lebensjahren verloren und wird dann allenfalls durch kognitive Empathie ersetzt. Darüber hinaus werden den Kleinkindern so auch negative Emotionen durch die direkten Bezugspersonen vermittelt (Cierpka, s. u.). Arno Gruen sieht in der daraufhin fehlenden Möglichkeit zu einer individuellen Kommunikationsbereitschaft und der folgenden Erfolglosigkeit in den heutigen Industriegesellschaften die Hauptursache für individuelle Aggression, die verstärkt von Jugendlichen ausgeht.[45]

Manfred Cierpka (der allerdings prinzipiell Empathie ebenfalls deterministisch definiert) sieht bereits vor dem Erreichen einer determinierten Empathiefähigkeit die positive, aber auch die negative Einflussnahme von direkten Bezugspersonen auf Kleinstkinder lange vor dem zweiten Lebensjahr – die im Extremfall zu einer später auftretenden totalen Emotionsverweigerung führen kann.[46] Indirekt bestätigt auch Cierpka hiermit die Existenz der angeborenen Fähigkeit zur Empathie, da eine reine Gefühlsansteckung diese Folgen nicht haben dürfte – sie löst per Definition keine Kommunikation, also auch keine Bewusstseinsveränderung aus.

Die US-amerikanische Psychologin Carolyn Zahn-Waxler hat beobachtet, dass schon einjährige Kinder spielerisch die Bezugspersonen (Mutter) irritieren – zum Beispiel die Kooperation beim Anziehen bewusst verweigern. Diese Spiele sind erste Kommunikationsversuche im Sinne der soziologischen Systemtheorie nach Niklas Luhmann: Das Problem Doppelte Kontingenz wird von Seiten des Kindes durch Errichten eines Alter Ego aufgelöst, mit dem im Bewusstsein „diskutiert“ wird. Durch die Reaktion (Information) der Bezugsperson lernt das Kleinstkind die Grenzen Anderer erkennen und findet seine eigenen Grenzen, das Kind erweitert sein Bewusstsein, und zwischen der Bezugsperson und dem Kind bildet sich eine Emergente Ordnung. Wird dieser Kommunikationsversuch des Kindes jedoch nicht wahrgenommen und sogar mit negativen Emotionen (im Regelfall Ärger der Mutter über die Verweigerung) beantwortet, entstehen schon beim Kleinstkind Urängste.[47]

Die Unterscheidung und Trennung von entweder Gefühlsansteckung oder Empathie beiderseits (sowohl seitens des Kindes als auch seitens der Bezugspersonen) wird gerade bei Kleinstkindern für besonders bedeutsam gehalten, da Letztere vom Kind aus nonverbal ausgedrückt und deswegen – auch weil die angeborene Fähigkeit zur Empathie bei Kleinstkindern noch weitgehend unerforscht ist – oft nicht richtig wahrgenommen wird.[48]

Narrative Empathie

Auch Fritz Breithaupt erklärt (wie Ernest Mandel, s.o.) gesellschaftliche Empathie als die wichtigste Basis für ein humanes Soziales System. Die wahre Ursache für das Zustandekommen eines sozialen Systems sieht er jedoch in der Erweiterung der auch bei anderen Lebewesen zu beobachtenden reinen „Zweierszenen-Empathie“ (Mutter/Kind usw.) durch eine dritte Instanz. Dadurch entsteht eine „Dreierszenen-Empathie“. Als Beispiele nennt Breithaupt (u. a.) das „Stockholm-Syndrom“ (Geiseln sympathisieren mit Geiselnehmern gegen die Polizei als dritte Instanz) oder Empathie mit einem Bettler (erst dann entstehend, wenn dieser durch eine dritte Person zum Beispiel abwertend behandelt wird).

Da Empathie außerhalb von klassischen „Zweierszenarien“ nur bedingt durch vorhandene Ähnlichkeit oder gegenseitige Beobachtung der Beteiligten erklärbar ist, sieht er Literatur – vor Allem Duale Narration – als wichtigste Ursache für empathische Verständigung. Hier ist gemäß Breithaupt insbesondere die fiktionale Literatur jeder historischen Periode immer von hoher Bedeutung für das jeweilige soziale System gewesen. Bei eindimensionaler (introspektiver bzw. ich-bezogener) Literatur (oft Poesie, Lyrik, Musiktexte usw.) entsteht oft nur eine „Zweierszenen-Empathie“ zwischen dem Leser und dem Verfasser, die keine gesellschaftliche Empathie kreiert. Breithaupt folgend entsteht aber bei dem/der Leser/-in (bzw. Beobachter/-in oder Zuhörende/-r) einer Auseinandersetzung (mindestens) zweier Menschen dann eine dritte Instanz.

Empathie auf breiterer (sozialer) Basis bedarf also gemäß dieser Auffassung zunächst der kognitiv (bewusstseinsverändernd) wirkenden Erzählung oder Betrachtung einer Kommunikation mindestens zweier Parteien. Die dann entstehende Empathie bezeichnet Breithaupt als Narrative Empathie. In jedem offenen (nicht traditionell geprägten) sozialen System, das ja zwangsläufig immer auch von (kleinen oder großen) noch ungelösten Problemen begleitet ist, ist entstehende und sozial auch notwendige gesellschaftliche Empathie gemäß Breithaupt von der Entstehung einer dritten (möglichst unabhängig entstehenden) Instanz abhängig und sie entsteht nur durch kommunikativ geprägte Narration jeder Art (bewusst vorgetragen oder durch längere Beobachtung entstehend).

Empathie ist gemäß Breithaupt sogar in jedem humanen sozialen System zwangsläufig und ausschließlich als Produkt der „Parteinahme in einer Dreierszene“ zu bezeichnen, die nicht natürlich entsteht (wie in „Zweierszenen-Empathie“), sondern nur narrativ entstehen kann. Allerdings favorisiert Breithaupt diese Parteinahme als Mittel, Gruppenzusammenhalt zu erreichen, um andere Gruppen (er nennt z. B. Familien, aber auch andere Parteikonflikte) erfolgreich zu bekämpfen. Breithaupt definiert Empathie überwiegend als subjektiv wirksame Fähigkeit (Filter für das „Rauschen des Mitleids“). In der Einordnung von Empathie für Andere, insbesondere wechselnde Empathie in Dreierszenarien mit dem Ziel, eventuell Konflikte Anderer zu lösen, ist er widersprüchlich. Dass gesellschaftliche Empathie hohes Konfliktvermeidungspotential hat, wird hier von Breithaupt zwar positiv bestätigt, er sieht dieses jedoch nur als ferneres Ziel, nicht als gegenwärtig bereits existierend. [49]

Empathogene Substanzen

Es existiert eine Reihe empathogener Substanzen, die Empathie verstärken können:

Literatur

  • Mark H. Davis (1996): Empathy: A Social-Psychological Approach. Westview.
  • J. Decety & W. Ickes (2009): The Social Neuroscience of Empathy. Cambridge: MIT Press.
  • Cristina Becchio und Cesare Bertone (2004): Wittgenstein running: Neural mechanisms of collective intentionality and we-mode. In: Consciousness and Cognition. 13, S. 123–33.
  • Arthur P. Ciaramicoli, Katherine Ketcham: Der Empathiefaktor., dtv, ISBN 3-423-24245-0.
  • Daniel Goleman: EQ. Emotionale Intelligenz (engl. Originaltitel: Emotional Intelligence: Why It Can Matter More Than IQ), 1995
  • J. Lichtenberg, M. Bornstein, D. Silver: Empathy. 3 Bde. Hillsdale, N.J. 1984.
  • P. Ornstein, A. Ornstein: Empathie und therapeutischer Dialog. 1985.
  • Rolf Degen: Nervenbrücke zwischen du und ich? Bild der Wissenschaft Heft 11 2007, S. 30–33. – Bezüge zu Neurologe Giacomo Rizzolatti, Neurologe Vilayanur S. Ramachandran, Entwicklungspsychologin Alison Gopnik.
  • Giacomo Rizzolatti, Corrado Sinigaglia: Empathie und Spiegelneurone – die biologische Basis des Mitgefühls. Suhrkamp edition unseld, Suhrkamp, Frankfurt 2008, ISBN 978-3-518-26011-1.
  • Frank M. Staemmler: Das Geheimnis des Anderen – Empathie in der Psychotherapie. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-94503-4.
  • Irene Heise: Einführung in eine Theologie der Empathie. Leitfaden für einen einfühlsamen Umgang bei Scheitern, Scheidung und Wiederverheiratung aus Theologie, Psychologie und Philosophie. 2000, ISBN 3-950064915.
  • Irene Heise: Einfühlung bei Edith Stein. Überraschende Einblicke in die Doktorarbeit einer sensiblen Heiligen. 2. Aufl. 2006, ISBN 3-95006494X.
  • Fritz Breithaupt: Kulturen der Empathie. Suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1906, Suhrkamp, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-518-29506-9.
  • Jeremy Rifkin: Die empathische Zivilisation. Wege zu einem globalen Bewusstsein. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2010, ISBN 978-3-593-38512-9.
  • Frans de Waal: Das Prinzip Empathie. Was wir von der Natur für eine bessere Gesellschaft lernen können. Carl Hanser Verlag, München 2011, ISBN 978-3-446-23657-8.

Weblinks

Wiktionary: Empathie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. J. A. Hall & F. J. Bernieri, Interpersonal Sensitivity, Theory and Measurement, London, 2001, S. 21 f. und Paul Ekman, Gefühle lesen, Spektrum Verlag 2007, S. 249 (2. Auflage 2010, (Taschenbuch)); englischsprachiges Original 2003: Emotions revealed. Understanding faces and feelings.
  2. PDV 100, 3.4.1.:5, nach Martin Winter: „Macht und Funktion der Polizei in der Bundesrepublik Deutschland“, 1998, S. 343.
  3. εμπάθεια bei komvos.edu.gr und εμπάθεια bei in.gr (griechisch–englisch)
  4. Dictionary.com: Empathy
  5. http://www.etymonline.com/index.php?search=empathy&searchmode=none
  6. Jonathan Levy, A Note on Empathy. In: New Ideas in Psychology, Vol. 15 (1997), No. 2: James Strachey habe es von seinem Professor namens Bullough als Übersetzung für „Einfühlung“ einfach aufgegriffen.
  7. http://plato.stanford.edu/entries/empathy/
  8. P. Ekman, Gefühle lesen, München 2007, S. 249.
  9. ebenda, Hervorhebung im Original
  10. Joachim Bauer „Warum ich fühle, was du fühlst: Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone“, 2005, S. 110 ff
  11. Körner, Einfühlung: Über Empathie 1998, S. 4
  12. Arthur Ciaramicoli/K.Ketcham: „Der Empathie Faktor“, DTV, 2001, S. 147 ff
  13. Leonardo Badea: The role of empathy in developing the leader's emotional intelligence. In: Theoretical and Applied Economics, Vol. 17 (2010), No. 10, S. 69–78
  14. C.-L. Lammers, Emotionsbezogene Psychotherapie, Stuttgart 2007, S. 124 ff.
  15. W. Pelz, Kompetent führen, Wiesbaden 2004, S. 121 ff.
  16. J. Ennker u. S. Ruhl, Empathische Führung, Herz- Thorax- Gefäßchirurg 2012 26:123–128; http://www.ruhl-consulting.de/fileadmin/redaktion/dokumente/Publikationen%20PDF/01_MAR_04_04_03%20Artikel_Empathische_Fuehrung_120403.pdf
  17. Philip Kotler und Kevin Lane Keller, Marketing Management, Upper Saddle River, 2009, S. 360 ff.
  18. H. Gardner, Frames of Mind, The theory of multiple intelligences, New York, 1983 und R. Hoyle (Hrsg.), Handbook of Personality and Self-Regulation, Blackwell Publishing Ltd., 2010 sowie D'Intino u. a., Self-leadership – a process of entrepreneurila success, in: Journal of Leadership and Organizational Studies, Vol. 13 (2007), No. 4
  19. Myers, D. G., Psychology, 9th edition, New York 2010, S. 10 ff.
  20. M. H. Davis, Measuring individual differences in empathy: Evidence for a multidimensional approach, in: Journal of Personality and Social Psychology, 44, 113-126
  21. J. A. Hall & F. J. Bernieri, Interpersonal Sensitivity, Theory and Measurement, London, 2001, S. 21 f. und P. Ekman, Gefühle lesen, München 2007, S. 29.
  22. Nathan Spreng, u. a.: The Toronto Empathy Questionnaire: Scale development and initial validation of a factor-analytic solution to multiple empathy measures. In: Journal of Personality Assessment, 91 (2009): 62–71, doi:10.1080/00223890802484381
  23. Wolf Schneider, Wörter machen Leute. Magie und Macht der Sprache, Reinbek 1976, S. 115 ff.
  24. Schumpeter, J. A., Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Tübingen 1950, S. 231 ff.
  25. ebenda, S. 237.
  26. Karl Jaspers: Allgemeine Psychopathologie. Springer, Berlin 91973, ISBN 3-540-03340-8, 4. Teil: Die Auffassung der Gesamtheit des Seelenlebens; § 2 Die Grundunterscheidungen im Gesamtbereich des Seelenlebens, II. Wesensunterschiede d) Gemütskrankheiten und Geisteskrankheiten (natürliches und schizophrenes Seelenleben) Uneinfühlbarkeit und Unverständlichkeit: S. 483 f.
  27. Nicolas Georgieff: 'Psychoanalysis and social cognitive neuroscience: A new framework for a dialogue.' In: Journal of Psychology Vol. 105 (2011)
  28. http://hutterer.blog.de/2011/12/30/freud-empathie-erfolgsgeschichte-erfunden-zitats-12372575/
  29. http://edoc.ub.uni-muenchen.de/2514/1/Liekam_Stefan.pdf Seite 190
  30. David C. Funder: Personality judgement. A realistic approach to person perception. Academic Press, Diego 1999. ISBN 9780122699306.
  31. Robert W. Levenson, Anna M. Ruef: Empathy: A physiological substrate. In: Journal of Personality and Social Psychology. Band 63, 1992, S. 234-246.
  32. Peter Wilhelm: Empathie im Alltag von Paaren. Akkuratheit und Projektion bei der Einschätzung des Befindens des Partners. Huber, Bern 2004, ISBN 3-456-83898-0.
  33. Mary Gordon: Roots of Empathy: Changing the World Child by Child. Thomas Allen, Toronto 2005, ISBN 9781615190072.
  34. Bildungsserver der Provinz Turin: Le scoperte delle neuroscienze: i neuroni specchio
  35. edition-unseld.de
  36. Siehe dazu u. a. Stefan Liekam, 2004, Empathie als Fundament pädagogischer Professionalität (PDF; 1,5 MB), S. 27 ff.
  37. Frans B.M. de Waal: Putting the Altruism Back into Altruism: The Evolution of Empathy. In: Annual Review of Psychology. 59, 2008, S. 279–300, doi:10.1146/annurev.psych.59.103006.093625.
  38. T. Romero, M. A. Castellanos, Frans B. M. de Waal: Consolation as possible expression of sympathetic concern among chimpanzees. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 107, 2010, S. 12110–12115, doi:10.1073/pnas.1006991107.
  39. Orlaith N. Fraser, Thomas Bugnyar, Sarah Frances Brosnan: Do Ravens Show Consolation? Responses to Distressed Others. In: PLoS ONE. 5, 2010, S. e10605, doi:10.1371/journal.pone.0010605.
  40. D. J. Langford: Social Modulation of Pain as Evidence for Empathy in Mice. In: Science. 312, 2006, S. 1967–1970, doi:10.1126/science.1128322.
  41. I. B.-A. Bartal, J. Decety, P. Mason: Empathy and Pro-Social Behavior in Rats. In: Science. 334, 2011, S. 1427–1430, doi:10.1126/science.1210789.
  42. K. Silva, L. de Sousa: 'Canis empathicus'? A proposal on dogs' capacity to empathize with humans. In: Biology Letters. 7, 2011, S. 489–492, doi:10.1098/rsbl.2011.0083.
  43. J.S.J Odendaal, R.A Meintjes: Neurophysiological Correlates of Affiliative Behaviour between Humans and Dogs. In: The Veterinary Journal. 165, 2003, S. 296–301, doi:10.1016/S1090-0233(02)00237-X.
  44. Rupert Lay, Ethik für Wirtschaft und Politik, S. 68.
  45. U. a. Arno Gruen: Falsche Götter. 1991, S. 14 ff., deutlicher in Arno Gruen: Verrat am Selbst. 1984, S. 24.
  46. Cierpka: Möglichkeiten der Gewaltprävention, 1998, S. 25 ff.
  47. C. Zahn-Waxler & M. Radke-Yarrow (1990): The origins of empathic concern. Motivation and Emotion. 1990, S. 107–130.
  48. Georg Greif, Wien 2003, S. 54 f.
  49. Fritz Breithaupt: Kulturen der Empathie. 2009, ISBN 978-3-518-29506-9, S. 152 ff.

Siehe auch

Personenwahrnehmung, Perspektivität

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