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Elisa von der Recke
Elisabeth Charlotte Constanzia von der Recke (* 20. Mai 1754 in Schönberg, Kurland (lettisch: Skaistkalne, heute Gemeinde Bauska, Lettland); † 13. April 1833 in Dresden) war eine deutschbaltische Dichterin, Schriftstellerin und Kirchenlieddichterin.
Leben
Elisa von der Recke wurde als Tochter des Reichsgrafen Friedrich von Medem und seiner Frau Louise Dorothea von Korff geboren. Nach dem frühen Tod der Mutter erhielt Elisa nur eine dürftige Ausbildung im Hause ihrer Großmutter. Diese verbot ihr das Lesen von Büchern.[1] Nachdem ihr Vater 1767 wieder geheiratet hatte, lebte Elisa wieder in seinem Haus, wo sich ihre Stiefmutter Agnes Elisabeth von Brukken (1718–1784) bemühte, ihr eine gewisse Allgemeinbildung zu vermitteln.
Im Jahr 1771 heiratete sie aus Standesgründen den Kammerherrn Georg Magnus von der Recke auf Neuenburg. Die Konvenienzehe wurde 1781 geschieden. Sie betätigte sich als Diplomatin für ihre Halbschwester, die Herzogin Dorothea von Kurland. Im Jahr 1787 erschien von der Reckes Schrift Nachricht von des berüchtigten Cagliostro Aufenthalt in Mitau im Jahre 1779 und dessen magischen Operationen, die sie auf einen Schlag im gesamten gebildeten Europa bekanntmachte. Von der Recke rechnete darin mit den amourösen Avancen Cagliostros ihr gegenüber – bei gleichzeitiger Darstellung seiner hochstaplerischen Umtriebe – schonungslos ab. Zarin Katharina die Große wandte ihr in Anerkennung dieses Werkes lebenslang die Erträge aus dem Domänengut Pfalzgrafen bei Mitau zu. Damit war von der Recke finanziell unabhängig.
Zeit ihres Lebens bereiste sie Europa, um insbesondere die damaligen Geistesgrößen – z. B. Friedrich Nicolai, Friedrich Gottlieb Klopstock, Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Matthias Claudius, Johann Bernhard Basedow, Carl Philipp Emanuel Bach, Anton Graff, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Immanuel Kant, Johann Georg Hamann, den Schauspieler Friedrich Ludwig Schröder, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller – kennenzulernen und diese Kontakte durch langjährige Korrespondenz zu intensivieren. Sie unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu den als aufgeklärt geltenden Fürstenhöfen von Anhalt-Dessau und Augustenburg und zu den Grafen Stolberg[2] und hatte Zutritt zu den Königshöfen in Berlin und Warschau.
Ab 1798 lebte sie fast ausschließlich in Dresden, seit 1804 zusammen mit ihrem Freund Christoph August Tiedge. Sie war mit der Familie Körner, in der sie das Patenamt für Theodor übernahm, mit Anton Graff, August Gottlieb Meißner und vielen bekannten Zeitgenossen in ganz Deutschland sowie in Polen und im Baltikum befreundet. Bei den Zusammenkünften herrschte ein religiös-empfindsamer Ton, es wurden Choräle von Johann Gottlieb Naumann gesungen.
Elisa von der Recke betreute insgesamt 13 Pflegetöchter. Sie liegt auf dem Inneren Neustädter Friedhof in Dresden neben ihrem langjährigen Freund Christoph August Tiedge begraben.
Werke
Ihr Werk besteht hauptsächlich aus pietistisch-empfindsamen Gedichten, Tagebüchern und Memoiren. Das evangelisch-lutherische Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauche für die Stadt und das Herzogtum Magdeburg aus dem Jahr 1805 enthält 16 von ihr geschriebene Kirchenlieder.
Auswahl:
- Nachricht von des berüchtigten Cagliostro Aufenthalt in Mitau im Jahre 1779 und dessen magischen Operationen. Berlin 1787 (Digitalisat). Aufklärerische Streitschrift über Alessandro Cagliostro, meist als ihr Hauptwerk angesehen.
- Johann Lorenz Blessig (Hrsg.): Leben des Grafen Johann Friedrich von Medem nebst seinem Briefwechsel hauptsächlich mit der Frau Kammerherrinn von der Recke, seiner Schwester, 1792 (Digitalisat)
- Familien=Scenen oder Entwickelungen auf dem Masquenballe, um 1794, 1826 publiziert (Digitalisat)
- Über Naumann, den guten Menschen und großen Künstler, Artikel im Neuen Deutschen Merkur, 1803
Postume Ausgaben
- Geistliche Lieder, Gebete und religiöse Betrachtungen. Leipzig 1833; neue Ausgabe: Teubner, Leipzig 1841.
- Aufzeichnungen und Briefe aus ihren Jugendtagen, hrsg. von Paul Rachel. Band 1. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1900.
- Tagebücher und Briefe aus ihren Wanderjahren, hrsg. von Paul Rachel. Band 2. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1902.
- Herzens-Geschichten einer baltischen Edelfrau. Erinnerungen und Briefe, hrsg. von Heinrich Conrad. Lutz, Stuttgart 1918 (Digitalisat).
- Tagebücher und Selbstzeugnisse, hrsg. von Christiane Träger. Köhler und Amelang, Leipzig, sowie Beck, München 1984, ISBN 3-406-30196-7.
Siehe auch
Literatur
- Julius von Eckardt: Recke, Elisa Baronin von der. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 502 f.
- Carola L. Gottzmann, Petra Hörner: Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs. De Gruyter, Berlin, ISBN 978-3-11-019338-1, S. 1052–1058.
- Adelheid Müller: „Die Frau Kammerherrin von Recke wird Berlin passieren und wünscht Sie zu kennen“ oder: Preußen sind Menschen. In: Europäische Ansichten. Brandenburg-Preußen um 1800 in der Wahrnehmung europäischer Reisender und Zuwanderer. BWV – Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2004, ISBN 978-3-8305-0562-4, S. 113–140.
- Adelheid Müller: Sehnsucht nach Wissen: Friederike Brun, Elisa von der Recke und die Altertumskunde um 1800. Reimer, Berlin 2012, ISBN 978-3-496-01471-3 (Dissertation Berlin, Freie Universität, 2010).
- Elisa von der Recke: Aufklärerische Kontexte und lebensweltliche Perspektiven. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6904-0.
- Johann Friedrich von Recke, Carl Eduard Napiersky: Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland. Band 5: Nachträge, 2. Teil. Johann Friedrich Steffenhagen und Sohn, Mitau 1861, S. 135f. (bibliographische Nachträge zu Band 3, S. 440, desselben Werks; Digitalisat)
- Gertrud Maria Rösch: Recke, Charlotte Elisa Constantia von der, geborene von Medem. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 235 f. (Onlinefassung).
- Sophie Schwarz: Elise von der Reckes Reisen durch Deutschland 1784–86. 1786 (Digitalisat)
- Gerhart Söhn: Frauen der Aufklärung und Romantik. Grupello, Düsseldorf 1998, S. 64–71
Weblinks
- Literatur von und über Elisa von der Recke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Elisa von der Recke in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Artikel im Stadtwiki Dresden über Elisa von der Recke
- Werke von Elisa von der Recke im Projekt Gutenberg-DE
- Elisa von der Recke im Internet Archive
- Carola Hilmes, „Jetzt bin ich negativ glücklich“. Die autobiographischen Schriften und Reisetagebücher Elisa von der Reckes (PDF; 181 kB)
- Der Nachlass befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek
- Boris Hoge-Benteler: Brief Elisa von der Reckes an Wilhelmine von Sagan, Pauline von Hohenzollern-Hechingen und Johanna von Acerenza, 6. Mai 1814.
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Lua-Fehler in Modul:Wikidata, Zeile 874: attempt to index field 'wikibase' (a nil value). In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- https://www.bbkl.de/public/index.php/frontend/lexicon/R/Re/recke-elisabeth-charlotte-constanzia-von-der-81432
Einzelnachweise
- ↑ Elisa von der Recke: Aufzeichnungen und Briefe aus ihren Jugendtagen, herausgegeben von Paul Rachel, 2. Auflage 1902, Bd. 1, S. 213.
- ↑ Die Brüder Christian zu Stolberg-Stolberg und Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg waren Freimaurer und Gründungsmitglieder des Göttinger Hainbundes.
Personendaten | |
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NAME | Recke, Elisa von der |
ALTERNATIVNAMEN | Recke, Elisabeth Charlotte Constanzia von der; Recke, Elise von der |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Dichterin und Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 20. Mai 1754 |
GEBURTSORT | Schönberg, Kurland |
STERBEDATUM | 13. April 1833 |
STERBEORT | Dresden |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Elisa von der Recke aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |