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Erstfeld
Erstfeld | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Uri (UR) |
Bezirk: | Keine Bezirkseinteilung |
BFS-Nr.: | 1206 |
Postleitzahl: | 6472 |
Koordinaten: | (692458 / 186202)46.8205538.650277475Koordinaten: 46° 49′ 14″ N, 8° 39′ 1″ O; CH1903: (692458 / 186202) |
Höhe: | 475 m ü. M. |
Höhenbereich: | 453–3195 m ü. M.[1] |
Fläche: | 59,09 km²[2] |
Einwohner: | 3781 (31. Dezember 2017)[3] |
Einwohnerdichte: | 64 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
22,2 % (31. Dezember 2021)[4] |
Website: | www.erstfeld.ch |
Erstfeld vom Erstfeldertal aus gesehen | |
Lage der Gemeinde | |
Erstfeld ist eine politische Gemeinde des Kantons Uri in der Schweiz.
Erstfeld liegt an einer der bedeutendsten europäischen Transitachsen, der Gotthardroute. Dank der zentralen Lage sind von hier aus alle Gebiete der Schweiz in relativ kurzer Zeit erreichbar.
Geographie
Der alte Dorfteil befindet sich auf der linken Reussseite am Eingang zum Erstfeldertal, das durch den Schlossberggletscher abgegrenzt wird.
Die westliche Gemeindegrenze reicht bis ans Ende des Erstfelder Tals hinauf zu den beiden Spannort (Kleiner Spannort 3140 und Grosser Spannort 3'198 m ü. M.). Den Grossteil des Gemeindegebiets bedecken das Erstfelder Tal mit seinen umschliessenden Bergketten. Es ist ein linksseitiges Nebental des Urner Reusstals und wird vom Alpbach durchflossen. Doch wohnt nur ein sehr geringer Teil der Einwohner in diesem Tal. Der Ort Erstfeld liegt im Reusstal. Linksufrige Ortsteile sind Taubach, Niderhofen, Leitschach und Seewadi. Das Dorf und verschiedene andere Quartiere wie Bitzi, Rüti und Lussi liegen auf der rechten Reussseite.
Nur 167 ha oder 2,8 % der Gemeinde sind Siedlungsfläche. Davon sind 69 ha Gebäude- und 18 ha Industrieareal sowie 72 ha Verkehrsfläche. Umfangreicher ist die Landwirtschaftsfläche mit 694 ha oder einem Anteil von 11,7 %. Darunter befinden sich grosse Alpgebiete im Erstfelder Tal und am Westhang von Bälmeten (2'414 m ü. M.) und Schwarz Grat (2'018 m ü. M.). Sie bedecken eine Fläche von 373 ha. Dazu kommen 311 ha Wies- und Ackerland. Ausserdem sind 1730 ha oder 29,2 % von Wald und Gehölz bedeckt. Unproduktives Gebiet umfasst den Grossteil des Gemeindegebiets, genauer 3329 ha oder 56,2 %. Dabei handelt es sich fast ausschliesslich um hochalpine Gebiete in Form von Gebirge, Gletscher und sonstigen vegetationslosen Flächen.
Erstfeld grenzt im Westen und Norden an Attinghausen, im Norden an Schattdorf, im Osten an Silenen und im Süden an Gurtnellen und Wassen.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | |
---|---|
Jahr | Einwohner |
1743 | 614 |
1799 | 700 |
1850 | 916 |
1880 | 1184 |
1888 | 1748 |
1900 | 2416 |
1910 | 3149 |
1920 | 3263 |
1930 | 3122 |
1970 | 4516 |
1980 | 4158 |
2000 | 3933 |
2005 | 3778 |
Die Einwohnerzahl erreichte um die Mitte des 18. Jahrhunderts die Zahl von 614 Bewohnern. In der Zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wuchs die Einwohnerschaft nur langsam (1743–1799: +14,0 %). Dieses Wachstum verstärkte sich dann in den nachfolgenden 51 Jahren (1799–1850: +30,9 %). Erstfeld lag an der Säumerroute über den Gotthard. Dies führte zu einem weiteren Bevölkerungsanstieg bis 1880 (1850–1880: +29,3 %). Die Eröffnung der Gotthardbahnlinie im Jahr 1882 und die Errichtung eines Eisenbahndepots in der Gemeinde führten zu einer Bevölkerungsexplosion bis zum Jahr 1910 (1880–1910: +166 %). In den 1920er Jahren kam es zu einem kleinen Bevölkerungsrückgang, gefolgt von einer weiteren Wachstumsphase (1930–1970: +44,7 %). Insgesamt hat sich die Bevölkerung in den 120 Jahren zwischen 1850 und 1970 fast verfünffacht (1850–1970: +3600 Menschen oder + 393 %). Seit dem Höchststand des Jahres 1970 hat ein markanter Bevölkerungsrückgang eingesetzt. In den letzten 35 Jahren verlor Erstfeld 738 Einwohner oder 16,3 %. Ein wichtiger Grund hierfür ist der Abbau der Arbeitsplätze bei der Bahn, die für das Eisenbahnerdorf grosse Auswirkungen hatte.
Sprachen
Die Bevölkerung spricht eine hochalemannische Mundart. Fast die gesamte Einwohnerschaft spricht als tägliche Umgangssprache Deutsch. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 gaben 88,74 % Deutsch, 3,74 % Serbokroatisch und 2,39 % Italienisch als Hauptsprache an.
Religionen – Konfessionen
Die Bevölkerung war früher vollumfänglich Mitglied der römisch-katholischen Kirche. Die Konfessionsverhältnisse im Jahr 2000 lassen immer noch die ursprüngliche Struktur erkennen. 3112 Personen waren katholisch (79,13 %). Daneben gab es 10,25 % evangelisch-reformierte und 1,60 % orthodoxe Christen, 3,46 % Muslime und 2,67 % Konfessionslose. 89 Personen (2,26 %) machten keine Angaben zu ihrem Glaubensbekenntnis.
Herkunft – Nationalität
Von den Ende 2005 3778 Bewohnern waren 3309 (87,59 %) Schweizer Staatsangehörige. Die Zugewanderten stammen mehrheitlich aus Südeuropa (Italien und Portugal), der Türkei, dem früheren Jugoslawien (Serbien-Montenegro, Kroatien und Bosnien-Herzegowina) und Sri Lanka. Bei der Volkszählung 2000 waren 3451 Personen (87,74 %) Schweizer Bürger; davon besassen 66 Personen die doppelte Staatsbürgerschaft.
Altersstruktur
Die Gemeinde zählt einen hohen Anteil an älteren Bewohnern. Der Anteil der Personen unter zwanzig Jahren von 22,65 % der Ortsbevölkerung liegt deutlich unter dem Anteil der Personen im Seniorenalter (60 Jahre und älter; 26,06 %). Auffallend ist die geringe Anzahl der Bewohner zwischen 20 und 29 Jahren und der hohe Anteil von Personen ab 45 Jahren. Dies ist eine Folge der Abwanderung von jungen Leuten seit 1970.
Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 ergab sich folgende Altersstruktur:
Alter | 0–6 Jahre | 7–15 Jahre | 16–19 Jahre | 20–29 Jahre | 30–44 Jahre | 45–59 Jahre | 60–79 Jahre | 80 Jahre und mehr |
Anzahl | 276 | 420 | 195 | 427 | 877 | 713 | 804 | 221 |
Anteil | 7,02 % | 10,68 % | 4,96 % | 10,86 % | 22,30 % | 18,13 % | 20,44 % | 5,62 % |
Politik
Legislative
Das gesetzgebende Organ der Gemeinde Erstfeld ist die offene Gemeindeversammlung, welche zweimal jährlich stattfindet.
Exekutive
Als ausführendes Organ (Exekutive) leitet der siebenköpfige Gemeinderat die Geschicke der Gemeinde. Der Vorsteher des Gemeinderates (Gemeindepräsident) ist Werner Zgraggen (Stand 2010).
Wirtschaft
Die wohl wichtigste Arbeitgeberin ist die Eisenbahn. Im Jahr 2005 gab es 47 Landwirtschafts- und Forstbetriebe, die 119 Arbeitsstellen anboten. Industrie und Gewerbe beschäftigten in 38 Arbeitsstätten 643, der Dienstleistungsbereich in 86 Betrieben 870 Personen (Beschäftigung auf Vollzeitstellen umgerechnet). Die Volkszählung 2000 ergab 57 Landwirtschafts- und Forstbetriebe mit 194 Beschäftigten. Die Betriebszählung 2001 kam auf 41 Industrie- und Gewerbebetriebe mit 624 und 101 Dienstleistungsunternehmen mit 917 Beschäftigten. Von den im Jahr 2000 1739 erwerbstätigen Personen Erstfelds arbeiteten 746 (42,90 %) in der eigenen Gemeinde. Insgesamt bot der Ort 1507 Menschen Arbeit an, von denen die Hälfte, genauer 746 (49,50 %), Einheimische waren.
Die 993 Wegpendler verrichten ihre Arbeit grösstenteils in anderen Gemeinden des Kantons Uri. Darunter arbeiteten 390 Personen in Altdorf, 175 in Schattdorf, 41 in Silenen, 40 in Flüelen, 32 in Bürglen UR und 21 in Seedorf UR. Es gab auch eine grössere Zahl von Pendlern in andere Kantone. Bedeutendste Arbeitsorte ausserhalb Uris waren die Stadt Luzern (39 Personen), die Gemeinde Schwyz (32), die Stadt Zug (19) und das schwyzerische Ingenbohl (18). Es gab aber zahlreiche Zupendler, nämlich 761 Personen. Diese kamen hauptsächlich aus den anderen Gemeinden des Kantons Uri. Die grösste Anzahl stellte Schattdorf (139 Menschen), gefolgt von Altdorf UR (134), Silenen (122), Bürglen UR (68), Flüelen und Seedorf UR (je 27) und Attinghausen (26).
Geschichte
Die ersten menschlichen Spuren auf Erstfelder Boden sind fast 3000 Jahre alt. Schon vor Jahrhunderten wurde in der Nähe der Jagdmattkapelle ein prunkvolles Messer aus der Bronzezeit gefunden. Internationale Schlagzeilen machte Erstfeld 1962, als zwei italienische Gastarbeiter zufällig am Ausgang des Lochertals einen keltischen Goldschatz entdeckten. Der alte Siedlungskern von Erstfeld liegt auf der linken Reusseite, wo ursprünglich auch die Gotthardroute vorbeiführte. Seit dem 13. Jahrhundert zogen hier täglich die einheimischen Säumer mit ihren schwerbeladenen Pferden vorbei.
Doch galt Erstfeld in dieser Zeit nie als wichtiger Etappenort. Das sollte sich erst mit der Eröffnung der Gotthardbahn im Jahr 1882 ändern. Fast über Nacht wurde aus dem unbedeutenden Bauerndorf ein wichtiger Eisenbahnstandort und infolgedessen ein Eisenbahnerdorf. Umfangreiche Geleiseanlagen und große Bahngebäude prägen seither das Dorfbild. Die Bahn zog sehr schnell viele Arbeiter von auswärts an, was einen richtigen Bauboom zur Folge hatte. Bis auf den heutigen Tag wird in Erstfeld der Dienstpersonalwechsel vorgenommen. Und je nach Einteilung und Zuglast werden noch heute die Lokomotiven ausgewechselt oder eine zweite eingespannt.
Sehenswürdigkeiten
Jagdmattkapelle
Ein Anziehungspunkt ist die bereits 1339 erstmals erwähnte Jagdmattkapelle. Hier traf sich das Urner Volk alljährlich Ende April zur Landeswallfahrt, die mit den Jahren einen wichtigen politischen Charakter erhielt: Nach dem feierlichen Gottesdienst versammelten sich die Teilnehmer, um die Traktanden der wenige Tage später stattfindenden Landsgemeinde vorzubesprechen. Der heutige Bau im frühbarocken Stil entstand 1637/38.
Gotthardbahn und NEAT
Mit der Eröffnung der Gotthardbahn im Jahr 1882 wurde der Bahnhof Erstfeld zu einem wichtigen Eisenbahnstandort für den Lokomotivwechsel und das Vorhalten von Schublokomotiven zum Nachschieben schwerer Züge auf der Steigungsstrecke der Gotthardbahn.
Das Depot Erstfeld ist eine Attraktion für Eisenbahnfans. Auf dem Depotgelände ist eine historische Gotthard-Lokomotive vom Typ Ce 6/8 (Krokodil-Lok) ausgestellt. Erstfeld ist ebenfalls Stiftungssitz der Stiftung Historisches Erbe der SBB. Mehrere historische Triebfahrzeuge sind im Depot remisiert, darunter auch die SBB Ae 6/6 Nr. 11402, der zweite Prototyp dieser Baureihe.
Im Rahmen des Schweizer Grossprojekts NEAT wird der neue Gotthardbasistunnel Erstfeld direkt mit Bodio bei Biasca im Kanton Tessin verbinden. In Erstfeld sieht man aktuell eine grosse Baustelle, bei der es ein Info-Center AlpTransit gibt. Eröffnung des Basistunnels ist vorgesehen für 2016.
Goldschatz
1962 entdeckten zwei Italiener bei Bauarbeiten ornamentierte Hals- und Armringe, die als frühkeltische Goldarbeiten aus dem 4. Jahrhundert vor Christus identifiziert wurden. Der Goldschatz von Erstfeld gilt als der bedeutendste Schweizer Keltenfund aus der La-Tène-Zeit. Es handelt sich um vier Hals- und drei Armringe aus bis zu 95 Prozent reinem Gold von insgesamt 640 g Gewicht, praktisch neuwertiger Frauenschmuck. Der Erstfelder Goldschatz gehört zu den herausragenden Meisterwerken des keltischen Kunsthandwerks mit wenigen Vergleichen in Europa nördlich der Alpen. Er befindet sich heute im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich.
Scheidnössli
Unter Geologen weltbekannt ist das Scheidnössli am nördlichen Dorfausgang. Hier trifft man vierzehn verschiedene Gesteinsschichten innerhalb von fünf Metern Höhe an.
Gemeindewerke Erstfeld
Die Gemeindewerke Erstfeld (auch EWE genannt) ist eine selbstständig öffentlich-rechtliche Anstalt und hat ihren Sitz neben dem Gemeindehaus in Erstfeld. Sie ist für die Trinkwasser- und für die elektrische Energieversorgung in der Einwohnergemeinde Erstfeld zuständig.
Schon bevor das gemeindeeigene Kraftwerk Bocki I gebaut wurde, verfügte die Einwohnergemeinde Erstfeld über eigene, elektrische Verteilanlagen und Trafostationen. Der Strom wurde damals vom EWA (Elektrizitätswerk Altdorf bezogen. Am 19. Dezember 1928 wurde die neunköpfige Studienkommission mit der Planung des Kraftwerks Bocki I beauftragt. Am 29. September 1929 war der Bau fertig gestellt und der Betrieb des Kraftwerks Bocki I wurde aufgenommen.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Erstfeld
- Felix Müller, Hans Stadler: Erstfeld im Historischen Lexikon der Schweiz
- Hans Stadler: Jagdmatt im Historischen Lexikon der Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- ↑ Generalisierte Grenzen 2020 ([1])
- ↑ Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach Jahr, Kanton, Bezirk, Gemeinde, Bevölkerungstyp und Geschlecht (Ständige Wohnbevölkerung). In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 31. August 2018, abgerufen am 30. September 2018.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2021. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2021 zusammengefasst. Abruf am 15. November 2022
Altdorf | Andermatt | Attinghausen | Bürglen | Erstfeld | Flüelen | Göschenen | Gurtnellen | Hospental | Isenthal | Realp | Schattdorf | Seedorf | Seelisberg | Silenen | Sisikon | Spiringen | Unterschächen | Wassen
Ehemalige Gemeinden: Bauen
Kanton Uri | Bezirke des Kantons Uri | Gemeinden des Kantons Uri
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