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Feuilleton
Der Begriff Feuilleton (franz. Blättchen, [fœjə'tõ:]) bezeichnet in der Regel entweder einen publizistischen Zweig, ein Ressort in der Zeitung, eine bestimmte literarische Gattung oder eine journalistische Darstellungsform.
Das Feuilleton ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts neben der Politik, der Wirtschaft, dem Lokalteil und dem Sportteil eines der fünf klassischen Ressorts einer Zeitung.
Das Feuilleton als Ressort
Aufgaben
In Deutschland bezeichnet Feuilleton klassischerweise die journalistische Berichterstattung über kulturelle Ereignisse, Entwicklungen und Neuheiten. Für den Kulturteil deutscher Zeitungen hat sich der Begriff des Feuilletons insofern durchgesetzt, als es einen bestimmten Ort bezeichnet, in dem Berichte, Essays, Kommentare und kritische Besprechungen zu finden sind. Das Feuilleton als journalistische Darstellungsform schildert „in betont persönlicher Weise die Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten des Lebens und versucht, ihnen eine menschlich bewegende, erbauende Seite abzugewinnen“.[1]
Themen
Im Feuilleton werden hauptsächlich kulturelle Themen wie Kunst und Philosophie behandelt (Buch-, Film-, Ausstellungs-Rezensionen). Häufig nimmt sich das Feuilleton auch Themen wie Pop oder – oft im essayistischen Stil – auch Politik, Wirtschaft, Technik und Naturwissenschaften an. Politische Standpunkte ergänzen bisweilen die Tagesberichterstattung in den anderen klassischen Ressorts.
Textarten
Im Feuilleton (Kulturteil) finden sich verschiedene journalistische Genres wieder. Dazu zählen Bericht, Essay, Glosse, Interview, Kommentar, Nachricht, Reportage, Rezension (manchmal auch Kritik genannt) und Porträt. Jede der Textarten verfolgt eine andere Absicht. Feuilletonbeiträge zeichnen sich häufig durch eine meinungsbetonte Schreibweise aus. Meist wird subjektiv beurteilt oder interpretiert, der Autor legt seine Sichtweise dar.
Entstehung und Geschichte
Formen des Feuilletons gab es schon lange Zeit bevor diese Bezeichnung verwendet wurde. Seit Beginn der Zeitungen gab es kritische Buch- und Theaterbesprechungen, sowie Veröffentlichungen von Gedichten oder Romanauszügen. Der Begriff des Feuilletons stammt aus den Zeiten der Französischen Revolution. Man begann Ende des 18. Jahrhunderts (1789) dem Journal des Débats ein Blättchen mit Theaternachrichten und -kritiken beizulegen. Der Autor und Journalist, und vor allem Kulturkritiker Julien Louis de Geoffrey hat seine Rubrik, in der er vor allem Theateraufführungen und Bücher besprochen hat, „Feuilleton“ genannt. Diese erfreuten sich solcher Beliebtheit, dass sie ins Hauptblatt aufgenommen wurden, und zwar im unteren Seitendrittel, durch einen dicken Strich abgetrennt. Daher stammt auch die Redensart „Unterm Strich“; eine Rubrik die heute die taz immer noch – allerdings für ironische Beiträge – führt. Durch diesen Strich fand der Leser schneller diese beliebte Rubrik und konnte sie einfacher aus der Zeitung heraustrennen und sammeln, wie es in der damaligen Zeit beliebt war. Die Rezensenten wurden damals – wenn überhaupt – sehr schlecht bezahlt, außerdem mussten sie bei den damaligen hohen Buchpreisen die Bücher wieder zurückschicken oder erhielten lediglich beim Kauf des jeweiligen Buches einen Rabatt.
Im 19. Jahrhundert übernahmen auch Zeitungen im deutschen Sprachraum diese Verlagerung ins Hauptblatt.
Einige berühmte Musiker schrieben Musikkritiken für das Feuilleton, wie zum Beispiel Richard Wagner oder Engelbert Humperdinck für die Frankfurter Zeitung. Auch berühmte und erfolgreiche Wissenschaftler schrieben Feuilletons. Zum Beispiel erläuterten Paul Ehrlich, Justus Liebig oder Alexander von Humboldt hier ihre Erkenntnisse und Forschungen.
Anfang des letzten Jahrhunderts wurden im Feuilleton vermehrt Fortsetzungsromane veröffentlicht. Diese erfreuten sich sehr großer Beliebtheit bei den Lesern und waren in zweierlei Hinsicht für den Verlag sehr nützlich, erstens wurden die Leser somit an die jeweilige Zeitung gebunden und zweitens waren sie ein preisgünstiges Mittel, die Lücken im Blatt zu schließen. Zu dieser Zeit waren vor allem die Theaterkritiken äußerst beliebt, gerade in den Großstädten. Es gab einige sehr bekannte hauptberufliche Theaterkritiker, wie Siegfried Jacobsohn, Alfred Kerr oder Alfred Polgar.
Modernes Feuilleton
Als Begründer des modernen Feuilletonismus gilt neben Heinrich Heine, der im Feuilleton der Allgemeinen Zeitung schrieb, auch Ludwig Börne. Als Vorbild für das moderne Feuilleton des 20. Jahrhunderts kann in Deutschland neben dem Berliner Tagblatt das der Frankfurter Zeitung gelten, das in den 1920er Jahren viele große Namen (z. B. Joseph Roth, Walter Benjamin und Siegfried Kracauer) versammelte. In Österreich hatte das Feuilleton der Neuen Freien Presse eine stilprägende Bedeutung mit Autoren wie Theodor Herzl, Hugo von Hofmannsthal, Felix Salten, Alice Schalek, Arthur Schnitzler, Berta von Suttner oder Stefan Zweig.
Bei den überregionalen Zeitungen gibt es immer Kulturredaktionen mit einigen festen Redakteuren. Oftmals rühmen sich diese Zeitungen ihrer Feuilletons. Laut Schneider/Raue sind sie auch geradezu stolz darauf, dass ihre Texte nicht für die ganze Bevölkerung verständlich seien, ihr Feuilleton sei also absichtlich nicht für die Mehrheit gedacht. Nicht jede Zeitung besitzt eine eigene Kulturredaktion bzw. ein eigenes Feuilleton; vor allem bei den Lokalzeitungen gibt es selten eine eigenständige Kulturredaktion. Die Feuilletons der großen deutschsprachigen Qualitätszeitungen fasst täglich das Online-Kulturmagazin Perlentaucher zusammen.
Feuilletonismus als kritischer Begriff
Oft ist das Feuilleton bzw. der Feuilletonismus ein deutlich negativ besetzter Begriff, der dem Gegenstand einen überheblichen, nebensächlichen oder verzerrenden Gestus unterstellt. Hermann Hesse etwa kritisiert in Das Glasperlenspiel seine Zeit unter dem Schlagwort „Zeitalter des Feuilletonismus“ als Phase der Beliebigkeit des Kulturschaffens.
Gerade im bürgerlichen Feuilleton der Belle Époque machten sich starke antisemitische Tendenzen breit. Zu Zeiten des Nationalsozialismus wurde das Feuilleton für die Kulturpolitik benutzt und sollte vor allem dazu dienen, die Identität der Gesellschaft zu formen und normativ auf deren Geschmack einzuwirken.
Feuilletonistischer Stil
Der feuilletonistische Stil ist „literarisch, im Plauderton oder auch humorvoll gehalten.“[1] Er bedient sich rhetorischer Figuren sowie Wortfiguren. Einige Beispiele hierfür sind Metaphern, Parallelismus, Anaphern, Epiphern, Antithesen, Klimax, Hyperbel, Ironie.
Siehe auch
Literatur
- Erhard Schütz: Echte falsche Pracht: Kleine Schriften zur Literatur. Verbrecher Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-940426-93-2
- Rudolf Stöber: Deutsche Pressegeschichte. Konstanz 2005. ISBN 3825227162
- Wolf Schneider, Paul-Josef Raue: Das neue Handbuch des Journalismus. Hamburg 2003. ISBN 349961569X
- Heinz Pürer, Meinrad Rahofer, Claus Reitan (Hg.): Praktischer Journalismus. UVK, Konstanz 2004. ISBN 9783896694584
- Kai Kauffmann, Erhard Schütz (Hg.): Die lange Geschichte der Kleinen Form. Beiträge zur Feuilletonforschung. Weidler, Berlin 2000. ISBN 3896931407
- Gunter Reus: Ressort: Feuilleton. Kulturjournalismus für Massenmedien. Konstanz, 2. Aufl. 1999. ISBN 3-89669-245-3
- Almut Todorow: Das Feuilleton der 'Frankfurter Zeitung' in der Weimarer Republik. Zur Grundlegung einer rhetorischen Medienforschung. Tübingen 1994. ISBN 3484680083
- Werner Rahmelow: Zu den Anfängen des feuilletonistischen Stiles. Untersuchungen an Heine. Diss. phil., Freiburg 1936
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Claudia Mast (Hg.): ABC des Journalismus. UVK, Konstanz 2004. ISBN 3896694197. S. 355
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