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Fußball in den Vereinigten Staaten
Fußball, in den Vereinigten Staaten association football oder soccer genannt, ist dort eine sehr beliebte Sportart. Der Profifußball ist aber wesentlich weniger populär als in anderen Ländern wie Brasilien, England oder Deutschland. Früher wurde Fußball in den USA häufig nur als von Jungen und Mädchen im Alter unter zwölf Jahren betriebener Jugendsport angesehen.
Bis vor einigen Jahren war Fußball nur ein regionales Phänomen, beschränkt auf einige Zentren in New Jersey, St. Louis oder Südkalifornien. Auch in Gegenden mit vielen Einwanderern war Fußball die beliebteste Sportart und ist es heute noch, vor allem, da die meisten Immigranten aus Ländern mit einer hohen Fußballbegeisterung kommen. In den letzten zehn Jahren hat sich das Bild des Fußballs in den USA aber stark gewandelt.
Vor allem die Einführung von Jugendprogrammen sowie der Profiliga Major League Soccer verhalfen dem Sport zu einer höheren Popularität. Die Erfolge der Nationalmannschaft trugen ein Übriges bei.
Geschichte des Fußballs in den USA
Der erste Fußballverein in den Vereinigten Staaten war der Oneida Football Club in Boston, Massachusetts. Er wurde 1862 noch vor der Gründung des britischen Fußballverbandes FA gegründet. Es ist heute nicht mehr genau bekannt, nach welchen Regeln gespielt wurde, aber laut der Encyclopædia Britannica wird der Verein oft als Initiator des „Boston Game“ bezeichnet, einer Variante, bei welcher der Ball mit dem Fuß gespielt wird, aber auch in der Hand getragen werden kann. Es könnte sich somit auch um eine Variante der irischen Sportart Gaelic Football gehandelt haben.
Das erste Fußballspiel nach den Regeln der FA wurde zwischen den Mannschaften der Princeton University und der Rutgers University im Jahr 1869 ausgetragen. Dabei wurde noch sehr hart gespielt und jedes Team bestand aus 20 Spielern. Viele andere Universitäten folgten anfänglich dem Beispiel, wechselten aber in den 1870er Jahren zum Rugby und wurden zu frühen Zentren des American Football. Einzelheiten dazu in Geschichte des American Football.
Durch den Sieg der englischen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1966 wurde auch in Amerika das Interesse am Fußball wieder größer. 1967 wurden zwei Profiligen gegründet, die später zur North American Soccer League (NASL) fusionierten. Durch die Verpflichtung von internationalen Fußballgrößen (unter anderem Franz Beckenbauer, Johan Cruyff und Pelé) waren die Zuschauerzahlen sehr hoch, aber durch die hohen Kosten kamen viele Vereine in Finanznöte. Die NASL wurde im Jahr 1984 aufgelöst, und ein Jahrzehnt lang wurde hauptsächlich in der Halle gespielt. Die höchste damalige Liga war die Major Indoor Soccer League.
Herkunft des Begriffs Soccer
1863 legte der englische Fußballverband den Namen association football (deutsch: Verbandsfußball) als offiziellen Namen fest. Das Wort Soccer ist ein Neologismus aus dem universitären Bereich: entstanden aus der Abkürzung Assoc mit anschließender slanghafter Umbildung zu socca (1889), dann socker (1891, in den ersten Concise Oxford Dictionary 1911 aufgenommen) und schließlich soccer (1895). Die Abkürzung soll auf Charles Wreford-Brown, einen Studenten der Oxford University zurückgehen. [1] [2]
Mehrfach kam es zu Gründungen von Fußballverbänden und Ligen: unter anderem der American Football Association (1884), der American Amateur Football Association (1893), der American League of Professional Football (1894), der National Association Foot Ball League (1895), und der Southern New England Football League (1914). Anfänglich wurde der Begriff football verwendet, mit der Zeit setzte sich jedoch zur Unterscheidung vom American Football die Bezeichnung soccer durch. Die St. Louis Soccer League war 1907 die erste den Begriff verwendende Liga der USA. Der heutige amerikanische Fußballverband, die United States Soccer Federation, wurde 1913 als U.S. Football Association gegründet. 1945 wurde der Name zu U.S. Soccer Football Association ergänzt, und 1974 verschwand der Begriff football ganz aus dem Namen des Verbandes.
Fußball in den Vereinigten Staaten heute
Als eine Auflage zur Durchführung der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA verlangte die FIFA die Einführung einer professionellen Fußballliga. Diese Liga, die Major League Soccer, wurde 1993 gegründet und erfreut sich heute einer stetig wachsenden Beliebtheit. Das Interesse am Fußball verstärkten auch die Erfolge der Nationalmannschaft bei der WM 2002 und besonders der Frauennationalmannschaft mit den Weltmeistertiteln 1991 und 1999 und der olympischen Goldmedaille 1996.
Später wurde auch eine Profiliga für Frauen, die Women’s United Soccer Association (WUSA), gegründet, die aber wegen Geldmangels im Jahr 2003 wieder eingestellt werden musste. Eine neue Profiliga, die Women’s Professional Soccer (WPS) Liga, hat am 29. März 2009 mit zunächst sieben Mannschaften (Boston Breakers, Chicago Red Stars, FC Gold Pride (San Francisco), Los Angeles Sol, Sky Blue FC (New York/New Jersey), Saint Louis Athletica und Washington Freedom) den Spielbetrieb aufgenommen. 2010 kamen zwei weitere Mannschaften (Philadelphia Independence und Atlanta Beat) hinzu.
Heute besteht eine Vielzahl von Fußballligen und -organisationen in den USA, von denen die Major League Soccer die bekannteste ist, aber in der Popularität der Amerikaner im Fußball noch hinter der Primera División de México und der FA Premier League in England steht. Sportartenübergreifend ist Fußball auch heute noch nur eine Randsportart hinter American Football, Baseball, NASCAR, Basketball, Eishockey, Golf und Tennis.
In den letzten Jahren wurde die MLS immer weiter aufgestockt. Es kam mehrfach zu Erweiterungen (Expansions), infolge derer im Jahr 2007 mit dem Toronto FC erstmals auch ein kanadischer Verein aufgenommen wurde und gerade in Seattle und Philadelphia waren die Zuschauerzahlen sehr hoch. In der Premierensaison des Seattle Sounders FC war sogar jedes Heimspiel ausverkauft.
Der Vorteil, der beim Fußball besteht, ist die Wachstumsmöglichkeit in der Gunst der Zuschauer. So lag die Zuschauerquote beim Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 bei ca. 16,9 Millionen, in etwa vergleichbar mit den Zuschauerzahlen während der World Series der Major League Baseball.
Die Kosten für die spanischsprachigen Übertragungsrechte für die Weltmeisterschaft 2010 und 2014 liegen um ein dreifaches höher als die Rechte für die englische Übertragung.[3]
Ligastruktur
Die Ligastruktur in Amerika unterscheidet sich sehr stark von den Strukturen in anderen Ländern, da zum Beispiel Mannschaften nicht auf- oder absteigen können. Sie entspricht aber dem generellen Sportverständnis der Amerikaner. Die Lizenzen für die einzelnen Vereine sind im Besitz des jeweiligen Ligaverbandes und werden an die Vereine vergeben. Dadurch kann es passieren, dass Vereine mit ihrer gesamten Struktur in andere Städte wechseln; ein System, das in Fußball-Europa weitgehend unbekannt ist.
Männer
In den USA wurden die professionellen Ligen von der United States Soccer Federation in drei Ebenen unterteilt. Die unteren Ebenen bilden Amateurligen, die auch von der USSF sanktioniert wurden. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl an weiteren Ligen, die aber nicht in das offizielle Ligastruktursystem der USA fallen.
Level |
Liga/Division | |||||
---|---|---|---|---|---|---|
1 |
Major League Soccer | |||||
2 |
North American Soccer League | |||||
3 |
USL Professional Division | |||||
4 |
USL Premier Development League |
National Premier Soccer League |
Pacific Coast Soccer League | |||
5 |
United States Adult Soccer Association |
Frauen
Nach Aufnahme des Spielbetriebs am 29. März 2009 ist die Womens' Professional Soccer (WPS) Liga die obersten Spielklasse im amerikanischen Frauenfußball.
Level |
Liga | ||
1 |
National Women’s Soccer League | ||
2 |
USL W-League |
Women's Premier Soccer League | |
3 |
United States Adult Soccer Association (USASA) |
Gründe für die geringe Popularität
Viele Autoren haben sich Gedanken über die geringe Popularität des Fußballs in den Vereinigten Staaten gemacht [4]. Die Theorien reichen von dem gesättigten Markt, der schon bestand, als Fußball bekannter wurde; über Fußball als „unamerikanisches“ bzw. „ausländisches Spiel“; dass Amerikaner das Spiel nicht dominieren; dass es zu viele Unentschieden gibt; dass zu wenig Tore fallen [5]. Viele Amerikaner beschweren sich auch, dass Fußball einfach nur langweilig sei[6] [7].
Ein weiterer Grund für die geringe Popularität bei den Erwachsenen liegt in dem System des Jugendsports in den USA. Viele Kinder spielen Fußball nur bis zu einem Alter von zwölf Jahren. Für die älteren Jugendlichen stellt sich dann die Frage, welche Sportart sie auf der High School spielen, Fußball oder American Football. Man kann zum Start des Schuljahres im Herbst nur eine dieser Sportarten spielen. So kam es, dass Generationen von Amerikanern ohne Fußball aufgewachsen sind.
Erst im letzten Jahrzehnt haben die Jugendorganisationen ihr Programm umgestellt. Meistens geschah diese Umstellung aus finanziellen Gründen, da für Fußball weniger Schiedsrichter benötigt werden und auch weniger Ausrüstung für die einzelnen Spieler gekauft werden muss. Außerdem sind die Verletzungsgefahren im Fußball geringer als im American Football. Gleichzeitig fingen auch die Schulen an, mehr Kurse in Fußball anzubieten.
Aufgrund dieser Faktoren werden immer mehr Amerikaner, die in ihrer Jugend Fußball gespielt haben, zu den Zuschauern und Spielern heute. Besonders im Nordosten, Süden (Florida) und in Kalifornien ist der Fußball sehr populär. Dies sind auch die Gegenden, in denen viele Lateinamerikaner das Interesse am Fußball hoch halten.
Amerikanische Fußballverbände
- United States Soccer Federation
- United States Adult Soccer Association
- United States Youth Soccer Association
- National Intercollegiate Soccer Officials Association
- National Soccer Coaches Association of America
- Major Indoor Soccer League
- American Youth Soccer Organization
Amerikanische Mannschaften
- Fußballnationalmannschaft der Vereinigten Staaten
- Fußballnationalmannschaft der Vereinigten Staaten (Frauen)
Weiterhin haben folgende amerikanische Außengebiete ihre eigenen Fußballnationalmannschaften
Literatur
- Andrei S. Markovits, Steven Hellerman: "Offside:Soccer and American Exceptionalism", Princeton 2001; dtsch: „Im Abseits - Fußball in der amerikanischen Sportkultur“, Hamburg 2002, ISBN 3-930908-78-6
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Fußball-Lexikon abgerufen am 17. September 2013
- ↑ Wortbedeutung.info abgerufen am 17. September 2013
- ↑ Steve Sailer: One World Cup Abgerufen am 27. Oktober 2012
- ↑ „American Exceptionalism: Soccer and American Football“ von Ivan Waddington und Martin Roderick, University of Leicester (PDF; 76 kB)
- ↑ „Why America hates football“ von Michael Mandelbaum, The Observer, 1. August 2004
- ↑ „Review for Offside: Soccer and American Exceptionalism“ von John Pepple, The Dispatch, 4. November 2001
- ↑ „Going toe-to-toe on soccer“ CNN, 3. Juni 2002
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Fußball in den Vereinigten Staaten aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |