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Gault-Millau
Der Gault-Millau ist ein nach seinen Herausgebern Henri Gault (1929–2000) und Christian Millau (* 1928) benannter und neben dem Guide Michelin einflussreichster Restaurantführer französischen Ursprungs. Er vergibt die Gault-Millau-Punkte, die neben Michelins Sternen begehrteste Auszeichnung der Haute Cuisine. Im Gegensatz zum Guide Michelin beschränkt sich der Gault-Millau nicht auf eine Auflistung, sondern bietet eine Beschreibung. Das Ergebnis sind mitunter zynisch-sarkastische Umschreibungen von äußerster Härte, die dem Führer in der Vergangenheit vielfach Prozessandrohungen und Gerichtsverfahren bescherten.
Geschichte
Der Gault Millau wurde 1969 in Frankreich von den beiden Journalisten Henri Gault und Christian Millau gegründet. Der erste Gault Millau Österreich erschien 1978, die erste Schweizer Ausgabe 1982, die erste deutsche 1983. 1986 verließ Gault den Gault Millau.[1]
Der Gault Millau Deutschland wird vom Münchner Christian Verlag GmbH verlegt. 29 Jahre war Manfred Kohnke der Chefredakteur, 2012 übernahm Patricia Bröhm diese Funktion und Kohnke wurde Herausgeber.[2]
Der Gault Millau Schweiz wird als deutsche und französische Ausgabe von der Ringier AG in Zofingen angeboten. Herausgeber des Gault Millau Österreich war von 1978 bis 2005 Michael Reinartz, seither Karl Hohenlohe, Chefredakteure sind Martina und Karl Hohenlohe.[3] Chefredakteur der Schweizer Ausgabe ist Urs Heller.[4]
Außer dem Restaurantführer erscheint seit 1993 jährlich auch der Gault-Millau WeinGuide, in dem die besten Weinerzeuger mit Trauben und die Weine nach dem weltweit üblichen 100-Punkte-System bewertet werden. Chefredakteur der deutschen Ausgabe ist Joel B. Payne. In der Ausgabe WeinGuide Deutschland 2010 wurden über 900 der besten Weinerzeuger vorgestellt und 7.000 Weine bewertet.
Bewertungssystem
Gastro
20 Punkte sind die höchste Auszeichnung, die Top-Restaurants erreichen können. Als detaillierteres Bewertungssystem dient eine Skala von ein bis zwanzig Punkten, wobei bis 2004 nur zwei Restaurants, die Auberge de l'Eridan in Veyrier du Lac in der Nähe von Annecy und La Ferme de Mon Père in Megève, die Höchstpunktzahl erreichten. Neben den Punkten werden kleine Kochmützen, in Österreich „Hauben“ genannt, abgebildet; bei 13 und 14 Punkten erhält das Restaurant eine Mütze, bei 15 und 16 Punkten zwei, bei 17 und 18 Punkten drei und ab 19 Punkten vier Mützen. In Österreich wird ein im Gault-Millau ausgezeichneter Koch auch als „Haubenkoch“ bezeichnet.
Für deutsche, schweizerische und österreichische Restaurants existieren Landesausgaben des Gault-Millau. In Deutschland besitzen elf, in der Schweiz acht und in Österreich vier Restaurants 19 oder 19,5 Punkte (Stand 2010). Die Maximalzahl von 20 Punkten wurde bisher in Deutschland, Österreich und der Schweiz noch nie vergeben.
Im Gegensatz zu allen anderen Restaurantführern gibt es im Gault-Millau zusätzlich zu der Punktebewertung eine Beschreibung des Restaurantbesuchs. Je höher das Restaurant bewertet wurde, desto mehr Text widmet der Führer dieser oft ausgefallenen Kritik.
- Lebensmittelzusatzstoffe
Kohnke sprach sich wiederholt gegen den Gebrauch von Geschmacksverstärkern und sonstigen künstlichen Zusatzmitteln aus.
- 2003 wurde das mehrfach ausgezeichnete Düsseldorfer Restaurant „Im Schiffchen“ von der Bewertung ausgeschlossen, nachdem der Chefkoch Jean-Claude Bourgueil öffentlich äußerte, für ein Gericht Glutamat verwendet zu haben.[5]
- 2008 kündigte er als damaliger Chefredakteur an, der Gault-Millau werde künftig verstärkt auf den Gebrauch derartiger Stoffe achten und deren Verwendung mit Punktabzug sanktionieren. Im Kontext erwähnte Kohnke, er halte den Trendkoch Ferran Adrià für überbewertet, habe aber grundsätzlich kein Problem mit kreativem Kochen an sich oder auch der sogenannten Molekularküche.
Aus seiner Sicht abzulehnende Stoffe seien beispielsweise Transglutaminase, Methylzellulose oder Xanthan.[6]
Weinführer
Fünf Trauben ist die Höchstnote für die weltbesten Weinerzeuger.
Die Weinverkostungen finden nicht als Blindverkostung, sondern offen statt. Die Jurymitglieder kennen also von vorneherein die Winzer, den Jahrgang und die Sorte. Jährlich werden Teams von bewährten Verkostern zusammengestellt, die zu den nominierten Winzerbetrieben reisen und die Weine vor Ort verkosten.
Kritik
In die Kritik geraten ist der Verlag, als im Juli 2009 bekannt wurde, dass er die bewerteten Weingüter anschrieb, um sie finanziell an der Drucklegung des neuen WeinGuide zu beteiligen.[7][8]
Ausgezeichnete Restaurants in Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol
Folgende deutsche, österreichische und schweizerische Restaurants haben im Führer im genannten Jahr 19 oder 19,5 Punkte erreicht:
Deutschland 2016
- Aqua (Sven Elverfeld), Wolfsburg
- Bareiss (Claus-Peter Lumpp), Baiersbronn
- Falco, Peter Maria Schnurr, Leipzig
- GästeHaus (Klaus Erfort), Saarbrücken
- Haerlin, Christoph Rüffer, Hamburg
- La Vie, Thomas Bühner, Osnabrück
- Schwarzwaldstube (Harald Wohlfahrt), Baiersbronn
- Steinheuers Restaurant zur alten Post (Hans Stefan Steinheuer), Bad Neuenahr-Ahrweiler
- Tim Raue (Tim Raue), Berlin
- Überfahrt (Christian Jürgens), Rottach-Egern
- Vendôme (Joachim Wissler), Bergisch Gladbach
- Viktor´s Fine Dining by Christian Bau, Perl
- Waldhotel Sonnora (Helmut Thieltges), Dreis
Deutschland 2014
- Aqua (Sven Elverfeld), Wolfsburg
- Bareiss (Claus-Peter Lumpp), Baiersbronn
- GästeHaus (Klaus Erfort), Saarbrücken
- Gourmetrestaurant Lerbach (Nils Henkel), Bergisch Gladbach
- La Vie (Thomas Bühner), Osnabrück
- Residenz Heinz Winkler (Heinz Winkler), Aschau im Chiemgau
- Schloss Berg (Christian Bau), Perl
- Schwarzwaldstube (Harald Wohlfahrt), Baiersbronn
- Steinheuers Restaurant zur alten Post (Hans Stefan Steinheuer), Bad Neuenahr-Ahrweiler
- Tim Raue (Tim Raue), Berlin
- Überfahrt (Christian Jürgens), Rottach-Egern
- Vendôme (Joachim Wissler), Bergisch Gladbach
- Waldhotel Sonnora (Helmut Thieltges), Dreis
Österreich 2014
- Obauer (Karl und Rudolf Obauer), Werfen, Salzburg
- Taubenkobel (Walter Eselböck), Schützen am Gebirge, Burgenland
- Steirereck im Stadtpark (Heinz Reitbauer), Wien
Schweiz 2014
- Didier de Courten (Didier de Courten), Sierre
- Domaine de Châteauvieux (Philippe Chevrier), Satigny/Peney-Dessus
- Hôtel de Ville (Benoît Violier), Crissier
- L'Ermitage (Bernard & Guy Ravet), Vufflens-le-Château
- Rheinhotel Fischerzunft (André Jaeger), Schaffhausen
- Schauenstein Fürstenau (Andreas Caminada)
Südtirol 2014
- St. Hubertus (Norbert Niederkofler), St. Kassian (Italien)
Entdeckung des Jahres
- 2012: Kimberley Unser
Aufsteiger des Jahres
- 2014: Anton Schmaus
- 2012: Douce Steiner
- 2011: Claus Alboth
- 2010: Jakob Stüttgen
- 2009: Jörg Glauben
- 2008: Michael Kempf
- 2007: Cosimo Ruggiero, Andreas Caminada
- 2006: Klaus Erfort
- 2005: Tim Raue
- 2004: Oliver Heilmeyer
- 2003: Alexander Herrmann, Daniel Bumann
- 2002: Sven Elverfeld
- 2001: Thomas Bühner
- 2000: Christian Lohse
- 1999: Hans Stefan Steinheuer
- 1998: Johannes King
- 1997: Bobby Bräuer
- 1987: Albert Bouley
Koch des Jahres
Seit 1988 wird von der Test-Equipe des Gault-Millau Deutschland der Koch des Jahres gewählt. Vom Gault-Millau Österreich wird der Titel bereits seit 1983 verliehen. Preisträger waren seitdem:
Buchausgaben
- Gault Millau Deutschland 2017. Christian, München 2016, ISBN 978-3-95961-001-8.
- Gault Millau Österreich 2017. Christian, München 2016, ISBN 978-3-95961-028-5.
- Gault Millau Schweiz 2017. Christian, München 2016, ISBN 978-3-95961-029-2.
- Gault Millau Südtirol 2016. Athesia, Bozen 2016, ISBN 978-88-6839-098-3
- Gault Millau WeinGuide Deutschland 2017. Christian, München 2016, ISBN 978-3-95961-002-5.
Einzelnachweise
- ↑ wdr.de: 04. November 2009 - Vor 80 Jahren: Henri Gault wird geboren
- ↑ Patricia Bröhm abgerufen am 4. April 2012
- ↑ Martina und Karl Hohenlohe abgerufen am 4. April 2012
- ↑ Urs Heller
- ↑ Glutamat - Das Prinzip, sz.de. Abgerufen am 7. August 2013.
- ↑ Zu viel Chemie - Fresspapst warnt Spitzenköche, Welt.de. Abgerufen am 6. August 2013.
- ↑ Deutsche Winzer erklären Gault Millau den Krieg welt.de vom 2. Juli 2009
- ↑ Top-Winzer boykottieren Weinführer Gault Millau pr-inside.com vom 2. Juli 2009
- ↑ mdr.de: Leipziger Küchenchef ist "Koch des Jahres"
- ↑ ahgz.de: Konstantin Alexander Filippou ist Koch des Jahres 2016
- ↑ restaurant-news.de: Koch des Jahres 2016 ist Nenad Nlinarevic
- ↑ faz.net: Der Restaurantführer „Gault Millau“ kürt die Spitzenköche Deutschlands...
- ↑ kleinezeitung.at: Ein Steirer Koch des Jahres
- ↑ nzz.ch: Die Schweiz hat einen neuen 19-Punkte-Koch
- ↑ Der Koch des Jahres heißt Silvio Nickol. GaultMillau Österreich abgerufen am 18. November 2013
- ↑ 18 Punkte! Tanja Grandits ist «Koch des Jahres 2014». GaultMillau Schweiz, Schweizer Illustrierte, 7. Oktober 2013 abgerufen am 18. November 2013
- ↑ Bobby Bräuer Koch des Jahres 2012 abgerufen am 4. April 2012
Weblinks
- Gault Millau Deutschland
- Gault Millau Österreich
- Gault Millau Schweiz
- Gault Millau WeinGuide Deutschland
- Gault Millau WeinGuide Österreich
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gault-Millau aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |