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Ghetto Sosnowitz

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Liquidation des Ghettos
Denkmal

Das Ghetto von Sosnowitz war ein von den deutschen Behörden im Frühjahr 1943 eingerichtetes Ghetto für polnische Juden in Środula, einem Stadtviertel von Sosnowitz in der Provinz Oberschlesien. Dieses Ghetto wurde mit dem nahegelegenen Ghetto Kamionka mit Juden aus Bedzin zusammengelegt.[1]

Hintergrund

Ende Oktober 1940 beauftragte Heinrich Himmler den Polizeipräsidenten von Breslau, Albrecht Schmelt, jüdische Zwangsarbeiter in Oberschlesien auszuheben. Sie sollten die Autobahn von Breslau nach Krakau ausbauen, aber auch in Lagern von Wehrmachtsfertigungsstätten untergebracht werden, wobei die Juden in Bedzin und Sosnowitz zunächst in ihren Wohnungen bleiben durften.[2] Im Jahre 1941 arbeiteten über 13.000 jüdische Zwangsarbeiter in Fabriken in Sosnowitz und Umgebung.[3]

Zwischen dem 10. bis 12. Mai 1942 wurden 1500 Juden von Sosnowitz nach Auschwitz-Birkenau deportiert; es folgte im Juni ein Transport mit 2000 Personen. Nach einer Selektion, die vom 12. bis 18. August 1942 währte, wurden 8000 „nicht arbeitsverwendungsfähige“ Menschen nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.[4]

Ghetto

Bereits Anfang Oktober 1942 plante der als Bürgermeister eingesetzte SS-Obersturmführer Franz-Josef Schönwälder die Einrichtung eines Ghettos für 19.000 Juden.[5] Das Ghetto Sosnowiec bildete mit dem Ghetto Będzin eine Verwaltungseinheit,[6] da beide Städte zum selben Ballungsgebiet im Dąbrowa-Becken gehörten. Vor der Deportation teilten sich die Juden der beiden Ghettos den Gemüsegarten „Farma“, den der Judenrat der zionistischen Jugend zugewiesen hatte.[7]

Nachdem im Frühjahr 1943 alle jüdischen Einwohner im nunmehr geschlossenen Ghetto konzentriert worden waren, gründeten Mitglieder von Jugendorganisationen wie der ŻOB Widerstandszellen, bauten Bunker und besorgten sich Waffen. Als am 1. August 1943 das Ghetto geräumt werden sollte und Deportationszüge bereitstanden, leisteten sie Widerstand. Es gelang aber nur, den Abtransport zu verzögern: Statt der von der SS vorgesehenen zwei Tage dauerte die Räumung 14 Tage.[8][9] Fast alle der jüdischen Kämpfer kamen dabei ums Leben.

Die meisten Insassen – einige Schätzungen belaufen sich auf über 35.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder[10] – wurden im August 1943 mit Zügen in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert[11] und dort zum großen Teil sofort vergast.[12] Ungefähr 1000 Juden blieben zurück, um aufzuräumen und herrenlosen Besitz zu verwerten. Ende des Jahres 1943 wurden auch sie nach Auschwitz deportiert.[13]

Rezeption

Das Ghetto von Sosnowitz ist Handlungsort in der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Graphic Novel Maus – Die Geschichte eines Überlebenden von Art Spiegelman.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Israel Gutman u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. Bd. III, München und Zürich 1995, ISBN 3-492-22700-7, S. 1339.
  2. Klaus-Peter Friedrich (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung), Band 4: Polen – September 1939–Juli 1941, München 2011, ISBN 978-3-486-58525-4, S. 45.
  3. Ingo Loose (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung), Band 10: Polen: Die eingegliederten Gebiete August 1941–1945, Berlin/Boston 2020, ISBN 978-3-11-036497-2, S. 44.
  4. Israel Gutman u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. Bd. III, München und Zürich 1995, ISBN 3-492-22700-7, S. 1339.
  5. Dokument VEJ 10/154 in: Ingo Loose (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung), Band 10: Polen: Die eingegliederten Gebiete August 1941–1945, Berlin/Boston 2020, ISBN 978-3-11-036497-2, hier S. 466.
  6. Dawid Fischer: The Ghetto of Sosnowiec (Srodula). In: Holocaust Testimonies. PolishJews.org.
  7. Jewish youth at the "Farma" collective. United States Holocaust Memorial Museum.: „The "Farma" was a plot of land between Bedzin and Sosnowiec that was allocated to the local Zionist youth movements by the Jewish Council for the growing of vegetables.“
  8. Israel Gutman u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. Bd. III, München und Zürich 1995, ISBN 3-492-22700-7, S. 1339.
  9. Dokument VEJ 10/221 in: Ingo Loose (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung), Band 10: Polen: Die eingegliederten Gebiete August 1941–1945, Berlin/Boston 2020, ISBN 978-3-11-036497-2, S. 613–614.
  10. Zahl rund 30.000 im Täterbericht Dokument VEJ 10/221 in: Ingo Loose (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung), Band 10: Polen: Die eingegliederten Gebiete August 1941–1945, Berlin/Boston 2020, ISBN 978-3-11-036497-2, S. 613–614.
  11. H.E.A.R.T: Fourth Deportation: Sunday 1 August 1943. In: The Extermination of the Jews of Sosnowiec, Bendzin and Vicinity: 2nd June 1945. Holocaust Education & Archive Research Team. 2007.
  12. Danuta Czech: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945. Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3-498-00884-6, S. 561–567 und weitere.
  13. Israel Gutman u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. Bd. III, München und Zürich 1995, ISBN 3-492-22700-7, S. 1339.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ghetto Sosnowitz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.