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Glynis Johns
Glynis Margaret Payne Johns (* 5. Oktober 1923 in Pretoria, Südafrika; † 4. Januar 2024 in Los Angeles, Kalifornien) war eine walisische Schauspielerin, Pianistin, Sängerin und Tänzerin.[1] Die Grammy- und Tony-Preisträgerin spielte zahlreiche Hauptrollen im britischen und amerikanischen Kino der 1940er- bis 1960er-Jahre. Eine ihrer bekanntesten Rollen ist die der Winifred Banks im Filmmusical Mary Poppins (1964).
Leben
Glynis Johns wurde 1923 in Pretoria als Tochter des walisischen Schauspielers und Autors Mervyn Johns (1899–1992) und der Konzertpianistin Alyce Steele (1901–1970; eigentlich Alice Maude Wareham) geboren. Ihre Familie befand sich zum Zeitpunkt ihrer Geburt auf Reisen in Südafrika. Ihre karrierebewussten Eltern sorgten für eine Ausbildung zur „kompletten Schauspielerin“, was auch Gesang, Tanz und Klavierspiel beinhaltete. Mit zwölf Jahren gab sie ihr Bühnendebüt und spielte unter anderem 1936 in der ersten englischen Produktion von Lillian Hellmans Stück The Children’s Hour.[2]
Ihre Laufbahn als Filmschauspielerin begann 1938 mit South Riding unter Regie von Victor Saville, in den folgenden Jahren arbeitete sie sich von anfänglich kleinen Auftritten zu substanziellen Rollen hoch. 1941 hatte sie eine größere Nebenrolle als deutschkanadische Farmerstochter in dem aufwändigen Kriegsfilm 49th Parallel von Powell und Pressburger, für die sie eine Auszeichnung des National Board of Review erhielt.[3] Der Durchbruch gelang ihr 1948 in der Titelrolle von Miranda, wo sie an der Seite von David Tomlinson und Margaret Rutherford eine Meerjungfrau spielte. Es war auch das Spielfilmdebüt des bisherigen Doku-Regisseurs Ken Annakin. 1954 wurde eine Fortsetzung unter dem Titel Mad About Men nachgeschoben, in dem Johns als Miranda und deren menschliche Cousine vor der Kamera stand.
Die Reise ins Ungewisse (1951) mit James Stewart und Der Unwiderstehliche (1952) mit Alec Guinness festigten ihren Ruf. Walt Disney gab ihr dann in zwei seiner in Großbritannien hergestellten Spielfilme die weibliche Hauptrolle, beide Male an der Seite Richard Todds: Als Mary Tudor in dem ebenfalls von Annakin inszenierten Eine Prinzessin verliebt sich (The Sword and the Rose, 1953) und in Rob Roy – Der königliche Rebell (Rob Roy, the Highland Rogue, 1953).
Eine ihrer bekannteste Rollen wurde die der Frauenrechtlerin und Mutter Winifred Banks in der Disney-Verfilmung von P. L. Travers’ Mary Poppins (1964), einem der erfolgreichsten Filmmusicals. Ihrer Enttäuschung über die geringe Präsenz ihrer Rolle begegnete Walt Disney, indem er die Sherman-Brüder beauftragte, ein zusätzliches Solo für Johns zu schreiben. Das Lied wurde unter dem Titel Sister Suffragette bekannt.[4][5] Als einziges Mitglied der Besetzung nahm Johns das Angebot wahr, sich einen Anteil an den Royaltys der Filmsongs zu sichern, was ihr für den Rest ihres Lebens regelmäßige Zahlungen einbrachte.[2]
Zu den weiteren Höhepunkten ihrer Karriere zählen die Hauptrolle der Jungfer Jean in der Ritterfilmparodie Der Hofnarr (The Court Jester, 1955) neben Danny Kaye und der von Fred Zinnemann inszenierte Der endlose Horizont (The Sundowners, 1960) mit Deborah Kerr, Robert Mitchum und Peter Ustinov, für den sie eine Oscar-Nominierung in der Kategorie „Beste Nebendarstellerin“ erhielt.
Zudem stand Johns oft auf der Theaterbühne und für Fernsehproduktionen vor der Kamera. 1963 war sie Hauptdarstellerin der Fernsehserie Glynis, in der sie die Krimi-Schriftstellerin Glynis Granville spielte. Die Serie wurde nach 13 Folgen eingestellt. In Gastrollen war Johns in Fernsehserien wie Batman, Love Boat und Mord ist ihr Hobby zu sehen. Am Broadway spielte sie unter anderem die Titelrolle in George Bernard Shaws Major Barbara und verkörperte in der Originalproduktion von Stephen Sondheims Musical A Little Night Music, basierend auf dem Ingmar-Bergman-Film Das Lächeln einer Sommernacht, die Rolle der glamourösen Schauspielerin Desiree Armfeldt.[6] Hierfür wurde Johns 1973 mit einem Tony Award als Beste Hauptdarstellerin in einem Musical ausgezeichnet. In A Little Night Music sang sie auch das Lied Send in the Clowns, das Sondheim extra für ihre Stimme geschrieben hatte und später von vielen Künstlern gecovert wurde.[7]
Eine ihrer letzten großen Rollen spielte sie als gutmütige Großmutter Elsie Callaghan in Jon Turteltaubs Während Du schliefst von 1995 an der Seite von Sandra Bullock und Bill Pullman. Nach einem Auftritt als Großmutter von Molly Shannons Figur in Superstar – Trau’ Dich zu träumen zog sie sich 1999 in den Ruhestand zurück.
Privates
Johns war vier Mal verheiratet, alle Ehen wurden geschieden. Aus ihrer ersten Ehe mit Anthony Forwood zwischen 1942 und 1948 ging ihr Sohn Gareth Forwood (1945–2007) hervor, der ebenfalls Schauspieler wurde. Ihre späteren Ehemänner waren David Foster (Ehe von 1952–1956), Cecil Henderson (Ehe von 1960–1962) und Elliott Arnold (Ehe von 1964–1973). Glynis Johns lebte im Alter zurückgezogen in Motion Picture & Television Country House and Hospital, einem Seniorenheim in Los Angeles.[8] Im Oktober 2023 feierte sie ihren 100. Geburtstag und gab hierbei ein seltenes Interview.[9] Sie starb im Januar 2024.[10][11]
Filmografie (Auswahl)
- 1938: South Riding
- 1939: Verstrickung (On the Night of the Fire)
- 1940: Der Dieb von Bagdad (The Thief of Bagdad)
- 1941: 49th Parallel
- 1944: The Halfway House
- 1945: Perfect Strangers
- 1947: Ein idealer Gatte (An Ideal Husband)
- 1948: Miranda
- 1949: Der Spielteufel (Third Time Lucky)
- 1950: Staatsgeheimnis (State Secret)
- 1951: Die Reise ins Ungewisse (No Highway)
- 1951: Der wunderbare Flimmerkasten (The Magic Box)
- 1951: Dakapo (Encore)
- 1952: Der Unwiderstehliche (The Card)
- 1953: Eine Prinzessin verliebt sich (The Sword and the Rose)
- 1953: Rob Roy – Der königliche Rebell (Rob Roy, the Highland Rogue)
- 1953: Gefahr für Barbara (Personal Affair)
- 1954: Dämonen der Südsee (The Seekers)
- 1954: Mad About Men
- 1954: Ins Paradies verdammt (The Beachcomber)
- 1955: Josephine und die Männer (Josephine and Men)
- 1955: Der Hofnarr (The Court Jester)
- 1956: Heirate nie in Monte Carlo (Loser Takes All)
- 1956: In 80 Tagen um die Welt (Around the World in Eighty Days)
- 1957: Befiehl du deine Wege (All Mine to Give)
- 1958: Herz ohne Hoffnung (Another Time, Another Place)
- 1959: Ein Händedruck des Teufels (Shake Hands with the Devil)
- 1960: Das Spinngewebe (The Spider’s Web)
- 1960: Der endlose Horizont (The Sundowners)
- 1961: Gnadenlose Stadt (Naked City, Fernsehserie, Folge 3x09)
- 1962: Das Kabinett des Dr. Caligari (The Cabinet of Caligari)
- 1962: Der Chapman-Report (The Chapman Report)
- 1963: Glynis (Fernsehserie, 13 Folgen)
- 1964: Mary Poppins
- 1964: Preston & Preston (The Defenders, Fernsehserie, Folge 3x27)
- 1965: Geliebte Brigitte (Dear Brigitte)
- 1967: Batman (Fernsehserie, 4 Folgen)
- 1968: Mit allen Wassern gewaschen (Don’t Just Stand There!)
- 1971: Unter dem Milchwald (Under Milk Wood)
- 1973: In der Schlinge des Teufels (The Vault of Horror)
- 1974: The Happy Prince (Kurzfilm, Sprechrolle)
- 1977: Three Dangerous Ladies
- 1982: Kleine Gloria – Armes reiches Mädchen (Little Gloria... Happy at Last, Miniserie)
- 1983: Cheers (Fernsehserie, Folge 1x20)
- 1984: Love Boat (The Love Boat, Fernsehserie, Folge 7x23)
- 1984: Das Verbrechen des Ovide Plouffe (Le Crime d’Ovide Plouffe, Miniserie)
- 1985: Mord ist ihr Hobby (Murder, She Wrote, Fernsehserie, Folge 2x05)
- 1987: Nukie
- 1988: Zelly and Me
- 1988: Scooby-Doo und die Geisterschule (Scooby-Doo and the Ghoul School, Sprechrolle)
- 1988–1989: Coming of Age (Fernsehserie, 15 Folgen)
- 1994: No Panic – Gute Geiseln sind selten (The Ref)
- 1995: Während Du schliefst (While You Were Sleeping)
- 1999: Superstar – Trau’ Dich zu träumen (Superstar)
Auszeichnungen
- 1942: National Board of Review Award für ihr Schauspiel in 49th Parallel
- 1961: Oscar-Nominierung in der Kategorie Beste Nebendarstellerin für The Sundowners
- 1963: Golden-Globe-Nominierung in der Kategorie Beste Darstellerin für Der Chapman-Report
- 1965: Laurel Award in der Kategorie Beste Nebendarstellerin für Mary Poppins
- 1965: Grammy in der Kategorie Beste Aufnahme für Kinder für Mary Poppins
- 1973: Tony Award in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin in einem Musical für A Little Night Music
- 1998: Ernennung zur Disney Legend
Weblinks
- Glynis Johns in der Internet Movie Database (englisch)
- Glynis Johns in der Internet Broadway Database (englisch)
- Bilder von Glynis Johns In: Virtual History
Einzelnachweise
- ↑ Biographische Daten von Glynis Johns in: Scott Palmer: British film actors’ credits, 1895–1987. McFarland, 1988, ISBN 1-55862-166-0, S. 404.
- ↑ 2,0 2,1 Glynis Johns im All Movie Guide (englisch)
- ↑ Glynis Johns - Auszeichnungen. Abgerufen am 5. Oktober 2023 (deutsch).
- ↑ Pat Williams, James Denney: How To Be Like Walt. Capturing the Disney Magic Every Day of Your Life. Health Communications, Deerfield Beach 2004, ISBN 978-0-7573-0231-2.
- ↑ Laura E. Nym Mayhall: Domesticating Emmeline. Representing the Suffragette, 1930–1993. In: NWSA Journal. Band 11, Nr. 2, 1999, S. 12.
- ↑ Glynis Johns – Broadway Cast & Staff | IBDB. Abgerufen am 5. Oktober 2023.
- ↑ The best performances of Sondheim's 'Send in the Clowns'. Abgerufen am 5. Oktober 2023 (english).
- ↑ Glynis Johns - Belmont Village. In: Belmont Village. (https://www.belmontvillage.com/stories/glynis-johns/).
- ↑ Actress Glynis Johns turns 100, reflects on career dating back to 1930s. 5. Oktober 2023, abgerufen am 5. Oktober 2023 (english).
- ↑ Glynis Johns, impish British actress of stage and screen, dies at 100. In: washingtonpost.com. 4. Januar 2024, abgerufen am 4. Januar 2024 (english).
- ↑ Glynis Johns, most known for role in 'Mary Poppins,' dies at 100. In: abc7chicago.com. 4. Januar 2024, abgerufen am 4. Januar 2024 (english).
Personendaten | |
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NAME | Johns, Glynis |
ALTERNATIVNAMEN | Johns, Glynis Margaret Payne |
KURZBESCHREIBUNG | britische Schauspielerin, Pianistin, Sängerin und Tänzerin |
GEBURTSDATUM | 5. Oktober 1923 |
GEBURTSORT | Pretoria, Südafrika |
STERBEDATUM | 4. Januar 2024 |
STERBEORT | Los Angeles, Kalifornien |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Glynis Johns aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |