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Gniezno
Gniezno | ||||
| ||||
Basisdaten | ||||
---|---|---|---|---|
Staat: | Polen | |||
Woiwodschaft: | Großpolen | |||
Landkreis: | Gniezno | |||
Fläche: | 40,9 km² | |||
Geographische Lage: | 52° 32′ N, 17° 36′ O52.53333333333317.6Koordinaten: 52° 32′ 0″ N, 17° 36′ 0″ O | |||
Einwohner: |
69.810 | |||
Postleitzahl: | 62-200 bis 62-210 | |||
Telefonvorwahl: | (+48) 61 | |||
Kfz-Kennzeichen: | PGN | |||
Wirtschaft und Verkehr | ||||
Straße: | Posen - Bydgoszcz | |||
Schienenweg: | Poznań–Bydgoszcz/Toruń | |||
Gniezno–Jarocin | ||||
Nächster int. Flughafen: | Posen-Ławica | |||
Gemeinde | ||||
Gemeindeart: | Stadtgemeinde | |||
Einwohner: |
69.810 | |||
Gemeindenummer (GUS): | 3003011 | |||
Verwaltung (Stand: 2012) | ||||
Bürgermeister: | Jacek Kowalski | |||
Adresse: | ul. Lecha 6 62-200 Gniezno | |||
Webpräsenz: | gniezno.eu |
Gniezno [ˈgɲɛznɔ] (deutsch Gnesen) ist eine Stadt in Polen, die der Woiwodschaft Großpolen angehört und rund 50 km östlich von Posen liegt. Sie ist Sitz des Erzbistums Gniezno.
Geschichte
Gniezno gilt als eine der ältesten Städte Polens; erste menschliche Ansiedlungen gab es bereits in der Steinzeit. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte allerdings erst am Ende des 10. Jahrhunderts, also nach der Christianisierung Polens.
Mittelalter
In Gniezno ist seit dem 8. Jahrhundert eine Burg nachweisbar. Ab dem 9. Jahrhundert war es das politische Zentrum des sich allmählich herausbildenden Staates der Piasten. Im Jahr 1000 kam es zur Gnesener Übereinkunft. Bolesław I. Chrobry empfing hier Kaiser Otto III., und es kam zur Gründung des ältesten polnischen Erzbistums. 1025 wurde Bolesław I. Chrobry der erste König von Polen. 1238/39 erhielt Gniezno die Stadtrechte. Bis 1320 war es Krönungsort der polnischen Könige.
Gniezno war lange Zeit das kulturelle Zentrum Polens. Polen verbindet mit dieser Stadt die Anfänge seines Staatswesens.
Neuzeit
Bei der Zweiten Polnischen Teilung 1793 kam Gnesen zum Königreich Preußen. 1807 wurde es von Napoleon dem Herzogtum Warschau zugeschlagen.
Nach dem Wiener Kongress gehörte Gnesen zum Kreis Gnesen in der preußischen Provinz Posen, Regierungsbezirk Bromberg.
Während der (europaweiten) Hungerkrise des Jahres 1847 war Gnesen Schauplatz bürgerkriegsähnlicher Unruhen. Es kam zu Plünderungen von Speichern und Läden.[3]
Mit dem Inkrafttreten des Versailler Vertrags am 20. Januar 1920 kam Gnesen zur Republik Polen und war ab 1925 ein selbstständiger Stadtkreis.
Nach dem Überfall auf Polen wurde Gnesen am 11. September 1939 Teil des deutschen Militärbezirks Posen und am 26. Oktober 1939 in das Deutsche Reich eingegliedert. Es gehörte fortan zum Reichsgau Posen, später Wartheland und zum Regierungsbezirk Hohensalza. Ab dem 1. Januar 1940 unterstand Gnesen der im Altreich gültigen Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935, mit einem deutschen Oberbürgermeister (Julius Lorenzen (NSDAP)) an der Spitze.
Im Januar 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee besetzt und gehört seither wieder zu Polen. Die deutschen Einwohner flüchteten oder wurden vertrieben.
Name der Stadt
Der Name der Stadt „Gniezno“ leitet sich vom polnischen Wort „gniazdo” ab, was auf Deutsch „Nest” bedeutet.[4] Nach der Legende zur Entstehung des polnischen Staats gab es drei Brüder: Lech, den Urvater des polnischen Staats, Czech (Čech) den Urvater des tschechischen Staats und Rus, den Urvater des russischen Staats. Die ursprünglich zusammen lebenden Brüder beschlossen in die Weite zu ziehen. Czech siedelte südlich und Rus östlich. Lech beschloss nach Norden zu ziehen. Als Lech in das Gebiet des heutigen Großpolens gelangte, ruhte er sich im Schatten eines Baumes aus. Dabei beobachtete er in der Abendröte einen prächtigen weißen Adler, der auf der Krone des Baums über ihm gelandet war. Dieses Ereignis hatte auf Lech einen derart positiven Eindruck, dass er sich entschloss, sich hier niederzulassen und die Stadt Gniezno (Gnesen) zu gründen. Von diesem Zeitpunkt an ist der weiße Adler Teil der Nationalflagge Polens, wobei die Farbe Rot für die Abendröte steht.
Sehenswürdigkeiten
Der Dom Mariä Himmelfahrt und St. Adalbert wurde bereits 965 gegründet; Weihedaten sind für 1064 und 1097 überliefert. Ausstattung: Von europäischer Bedeutung ist beispielsweise die zweiflügelige Bronzetür. 1996/97 schuf der deutsche Künstler Heinrich Gerhard Bücker einen neuen Hoch-Altar, der von Papst Johannes Paul II. anlässlich seines Besuchs in Polen 1997 geweiht wurde.
Gmina (Landgemeinde)
Die Landgemeinde Gniezno, zu der die Stadt Gniezno nicht gehört, umfasst folgende Ortschaften:
Name | deutscher Name (1815–1918) |
deutscher Name (1939–1945) |
---|---|---|
Braciszewo | Braziszewo 1904–1918 Brazischewo |
Lindenhof |
Dalki | Dalki | Dohlenhain |
Dębówiec | Dembowietz | Grünwerder |
Ganina | Klewitzdorf | Klewitzdorf |
Goślinowo | Goslinowo 1912–1918 Goslau |
Goslau |
Jankowo Dolne | Jankowo 1904–1918 Talsee |
Talsee |
Kalina | Braunsfeld | Braunsfeld |
Krzyszczewo | Krzyszczewo 1904–1918 Kreuztal |
Kreuztal |
Łabiszynek | Labiszynek 1904–1918 Labischinek |
Laben |
Lubochnia | Lubochnia | Lubenwalde |
Lulkowo | Lulkowo 1908–1918 Lukrode |
Lukrode |
Mączniki | Montschnik | Mahlen |
Mnichowo | Mnichowo 1904–1918 Mönchsee |
Mönchsee |
Modliszewo | Modliszewo 1908–1918 Modlin |
Molten |
Modliszewko | Modliszewko 1908–1918 Modlinshagen |
Moltenhagen |
Napoleonowo | Napoleonowo | Friedrichshof |
Obora | Obora | 1939–1943 Hermannsruh 1943–1945 Schipplicksruh |
Obórka | Friedrichshain | Friedrichshain |
Osiniec | Charlottenhof | Charlottenhof |
Piekary | Piekary 1904–1918 Kornhof |
Kornhof |
Pyszczyn | Pyszczyn | Seefeld |
Pyszczynek | Pyszczynek 1912–1918 Hüserstett |
1939–1943 Hüserstett 1943–1945 Hüserstätt |
Skiereszewo | Skiereszewo 1908–1918 Kirschdorf |
Kirschdorf |
Strzyżewo Witkowskie | Königlich Strzyzewo | Tiefenbach |
Strzyżewo Paczkowe | Strzyzewo Paczkowo 1906–1918 Alt-Striesen |
Striesen |
Strzyżewo Smykowe | Strzyzewo Smykowe 1904–1918 Neu-Striesen |
Neustriesen |
Szczytniki Duchowne | Königlich Szczytnik | Königshufen |
Wełnica | Welnica | Wollheim |
Wierzbiczany | Wierzbiczany | Weidenhof |
Wola Skorzęcka | Wola Skorzencin | Woltershagen |
Zdziechowa | Zdziechowo 1904–1918 Zechau |
Zechau |
Die Einwohnerzahl der Landgemeinde betrug im Juni 2010 9490 Einwohner.[5]
Partnerstädte
- Speyer, (Deutschland, Rheinland-Pfalz)
- Anagni, (Italien)
- Esztergom, (Ungarn)
- Falkenberg, (Schweden)
- Radviliškis, (Litauen)
- Roskilde, (Dänemark)
- Saint-Malo, (Frankreich)
- Uman, (Ukraine)
- Veendam, (Niederlande)
- Sergijew Possad, (Russland)
Söhne und Töchter der Stadt
- Julian von Chelmicki (1825–1909), Reichstags- und Landtagsabgeordneter
- Hermann Senator (1834–1911), Nachfolger Prof. Rudolf Virchows als 1. Vorsitzender der Berliner Medizinischen Gesellschaft, klinischer Leiter an der Berliner Charité und Professor, Verfasser wichtiger Arbeiten über Nierenkrankheiten und Eiweißausscheidung
- Jacob Caro (1836–1904), Historiker, Prof. in Jena und Breslau, verfasste Untersuchungen zur polnischen, russischen, spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte.
- Werner Alberti (eig. Krzywonos) (1860-1934), Opernsänger (Tenor)
- Felix Waldstein (1865–1943), Politiker (DDP)
- Siegfried Laboschin (1868–1929), Maler und Grafiker
- Georg Davidsohn (1872–1942), sozialdemokratischer Politiker und Journalist
- Kurt Jahnke (1882–1945), deutsch-amerikanischer Geheimagent
- Łucjan Kamieński (1885–1964), Komponist und Musikwissenschaftler
- Wilhelm Bahnik (1890–1938), kommunistischer Widerstandskämpfer
- Richard Honig (1890–1981), deutscher Strafrechtler
- Wilhelm Storz (1897–1985), Jurist, Inhaber des Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern, Verfasser des Lehrbuchs „Deutsches Strafrecht“ (3. Aufl. 1963)
- Günther Pancke (1899–1973), SS-Obergruppenführer
- Heinz Reinefarth (1903–1979), deutscher SS-Gruppenführer, Politiker
- Paweł Arndt (* 1954), Politiker
- Arkadiusz Radomski (* 1977), Fußballspieler
- Marika Popowicz (* 1988), polnische Leichtathletin
Verweise
Literatur
Bibliografie
Monographien, Beiträge
- Führer durch Gnesen, seine Geschichte und seine Sehenswürdigkeiten. Otto Pabst, Gnesen 1913 (Digitalisat)
- Gniezno. Geschichte und Gegenwart. (= Schriftenreihe der Stadt Speyer; Bd. 8). Stadtverwaltung, Speyer 1997
- Wilfried Gerke, unter Mithilfe von Elfriede Henke: Deutsche im Gnesener Land. Heimatbuch für den Kreis Gnesen-Witkowo. Geschäftsstelle der Heimatkreisgemeinschaft Gnesen, Hannover 1981
- Ursula Mende: Die Bronzetüren des Mittelalters. 800–1200. Hirmer, München 1983, ISBN 3-7774-3530-9, S. 84 ff.
Weblinks
- Website der Stadt (mehrsprachig)
Fußnoten
- ↑ Population. Size and Structure by Territorial Division. As of June 30, 2014. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF), abgerufen am 28. November 2014.
- ↑ Population. Size and Structure by Territorial Division. As of June 30, 2014. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF), abgerufen am 28. November 2014.
- ↑ Hans-Heinrich Bass: Hungerkrisen in Preussen während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Scripta Mercaturae Verlag, St. Katharinen 1991, ISBN 3-922661-90-4, S. 248.
- ↑ Jan Długosz "Lech, Czech i Rus", S. 164
- ↑ Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ – STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2010 (WebCite)
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