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Herbert List
Herbert List (geb. 7. Oktober 1903 in Hamburg; gest. 4. April 1975 in München) war ein deutscher Fotograf. Er gilt als „moderner Klassiker“ und wurde vor allem für seine surreal anmutenden Schwarzweiß-Fotografien bekannt.
Leben
1903 in Hamburg geboren, besuchte List von 1912 bis 1920 die Gelehrtenschule des Johanneums (Gymnasium) in Hamburg. 1921 bis 1923 studierte er Literaturgeschichte in Heidelberg und trat 1924 als Lehrling in die väterliche Kaffee-Import Firma List & Heineken in Hamburg ein. Als Kaffeekaufmann bereiste er 1925 bis 1928 Brasilien, Guatemala, Costa Rica, San Salvador und die USA (San Francisco) und wurde 1929 Prokurist in der väterlichen Firma.
Angeregt von Andreas Feininger und unter dem Einfluss von Künstlern wie Giorgio de Chirico, Magritte und Man Ray, begann er 1930 ernsthaft selbst zu fotografieren. Nach dem Tod des Vaters 1931 musste List die Geschäftsführung übernehmen, die Fotografie interessierte ihn aber deutlich mehr als das Geschäft. 1935 übergab er die Firma seinem jüngeren Bruder und emigrierte nach Paris um der Verhaftung durch die Gestapo (als „Vierteljude“ und Kritiker des NS-Systems)[1] zu entgehen. In Paris fand 1937 auch seine erste Ausstellung in der Galerie du Chasseur d'Images statt.[2] Bei einem Aufenthalt in London 1937 unternahm List erste Versuche mit der Studiofotografie und arbeitete u. a. für die Zeitschriften Verve, Vogue, Harper’s Bazaar und Life.
Er begegnete George Hoyningen-Huene, mit dem er eine Griechenland- und Italienreise unternahm. Die Griechenland-Fotografien aus den Jahren 1937 bis 1941 flossen in den Bildband Licht über Hellas ein.
Die Invasion Deutschlands in Griechenland zwang List 1941 zur Rückkehr nach Deutschland. Er ließ sich in München nieder, hatte dort aber kaum Möglichkeiten zu publizieren. 1944 bis 1945 war er als Soldat in Norwegen und kehrte bei Kriegsende nach München zurück. Bedeutende Fotografien der in Trümmern liegenden Stadt entstanden.
Seine erste Nachkriegsreise nach Paris unternahm List 1948. Er wurde Kunstredakteur bei Heute, einer von den Besatzungsmächten in Deutschland herausgegebenen Zeitschrift. In den darauffolgenden Jahren (bis 1962) bereiste er Italien, Griechenland, Spanien, Frankreich, Mexiko und die Karibik und veröffentlichte Fotos und Foto-Essays in Heute, Du, Epoca, Look, Harper’s Bazaar, Flair, Picture Post, Life etc. Außerdem gab er noch mehrere Bildbände heraus. Der Agentur Magnum war er in dieser Zeit assoziiert, er nahm aber nur wenige Aufträge an. Im Jahre 1963 publizierte er sein letztes Buch Bildwerke aus Nigeria.
1964 wurde List von der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner (Deutsche Fotografische Akademie) mit der David-Octavius-Hill-Medaille ausgezeichnet. Er hatte zahlreiche Ausstellungen in London, Zürich, München, Düsseldorf, Mailand und New York.
Seit Mitte der 1960er Jahre reiste er zwar noch mehrfach nach Italien, Frankreich und Mexiko und baute seine Sammlung italienischer Handzeichnungen des 17. und 18. Jahrhunderts aus, gab das Fotografieren jedoch auf.
1975 starb Herbert List in München. Der Verwalter des fotografischen Nachlasses von Herbert List war Max Scheler.
Ein literarisches Denkmal wurde Herbert List durch die Figur des Joachim in Stephen Spenders Roman Der Tempel (The Temple) gesetzt.
Werk
In seinen Fotos scheinen die Motive auf einfache, archaische Elemente reduziert. List übte mit seiner Art, die Dinge ins Licht zu setzen, einen großen Einfluss auf die moderne Fotografie aus. List ging es darum, „das Magische der Erscheinung im Bild zu erfassen“, um eine „visionäre Stärke“ und weniger um technische Vollkommenheit und er behauptete: „Das Objekt ist nicht objektiv. Es wäre sonst als künstlerisches Medium unbrauchbar“.
Auszeichnungen
- 1964: David-Octavius-Hill-Medaille der Gesellschaft deutscher Lichtbildner.
Ausstellungen (Auswahl)
- Licht über Hamborn. Der Magnum-Fotograf Herbert List und die August-Thyssen-Hütte im Wiederaufbau,.Hauptverwaltung der ThyssenKrupp Steel Europe AG, Duisburg 2014; anschließend Westfälisches Industriemuseum Heinrichshütte, Hattingen. Katalog.
- 2018: Teils Flucht, teils Sehnsucht. Vom Weg ins Exil des Photographen Herbert List – Johanna Breede PHOTOKUNST, Berlin
- 2022: Herbert List. Das magische Auge, Retrospektive im Bucerius Kunst Forum im Rahmen der 8. Triennale der Photographie in Hamburg,[3] mit Katalog
Veröffentlichungen
- Licht über Hellas (Aufnahmen aus Griechenland zw. 1937–1941), München 1953
- Rom, München 1955
- Caribia, Hamburg 1958
- Napoli, Gütersloh 1962
- Bildwerke aus Nigeria, München 1963
- Martin Mayer, München 1972
- Photographien 1930–1970, München 1976
- Portraits, Hamburg 1977
- Junge Männer, Thames & Hudson, London 1988 (introduction by Stephen Spender) ISBN 0-500-54147-7
- Licht über Hamborn. Der Magnum-Fotograf Herbert List und die August Thyssen-Hütte im Wiederaufbau, Herausgeber: LWL-Industriemuseum, Hattingen 2014, ISBN 978-3-8375-1148-2.
Sammelbände
- Hundert Jahre Weltwirtschaft im Spiegel eines Unternehmens, Ernst Samhaber, Otto A. Friedrich, Freiburg 1956 (Phoenix Werke Hamburg; 29sw 7f Fotos)
- US Camera Year-Book, New York 1957
- DU, Zürich 1973
- Portraits, Hoffmann & Campe, Hamburg 1977
- Photographs 1930-1970, Thames and Hudson, London und Rizzoli, New York 1980
- Fotografien 1930-1970; 1980 neu herausgegeben von Max Scheler unter dem Titel: Fotografie Metafisica
- Herbert List. I grandi fotografi. Milano 1982, deutsch München 1983
- Herbert List, Memento 1945. Münchner Ruinen. Fotomuseum München. Schirmer/Mosel, München 1995 ISBN 3-88814-763-8
- Max Scheler und Matthias Harder (Hrsg.). Herbert List. Die Monographie. Mit einem Geleitwort von Bruce Weber und Texten von Herbert List u. a. Schirmer/Mosel, München 2000, ISBN 3-88814-533-3
Literatur
- Boris von Brauchitsch: Das Magische im Vorübergehen. Herbert List und die Fotografie. Lit, Münster und Hamburg 1992 ISBN 3-89473-392-6
- Emanuel Eckardt: Herbert List. Ellert und Richter, Hamburg 2003, ISBN 3-8319-0131-7
- Werner Brück: Wie erzählt Herbert List? Die "Antillia"-Bilder (Du, September 1958, Jg. 18). Humanistisch engagierte Fotografie. recenseo, Bern, 2018. ISBN 9783748133711
- Lea Hampel: Urlaub vom Krieg - „Frauen und Jungs“: Das Schwulen Museum zeigt die unbekannte Seite des Fotografen Herbert List. In: Der Tagesspiegel, 26. Juli 2009
- Matthias Harder: Walter Hege und Herbert List. Griechische Tempelarchitektur in photographischer Inszenierung. Reimer, Berlin 2003. ISBN 3-496-01275-7
- Günter Metken: List, Herbert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, S. 693 f. (Onlinefassung).
- Esther Ruelfs: Den Körper aktivieren – Verlebendigung und Mortifikation bei Herbert List. Wilhelm Fink, Paderborn 2016. ISBN 978-3-7705-5960-2
Weblinks
- Bilder von Herbert List in der Deutschen Fotothek
- Kiew im Objektiv von Herbert List (Memento vom 22. Oktober 2016 auf WebCite)
- Der klassische Stil in der Fotografie (Memento vom 22. Oktober 2016 im Webarchiv archive.is)
- Herbert List bei artfacts.net
- Herbert List bei photography-now.com
- Literatur von und über Herbert List im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Herbert List in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Suche nach „Herbert List“ im Portal SPK digital der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
- Herbert List In: magnumphotos.com (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Archivlink (Memento vom 3. September 2012 im Internet Archive)
- ↑ vgl. Chronologie in: Max Scheler und Matthias Harder (Hrsg.): Herbert List. Die Monographie. Schirmer/Mosel, München 2000, Seite 302 ff.
- ↑ Herbert List. Das magische Auge. In: buceriuskunstforum.de. Abgerufen am 13. Mai 2022.
Personendaten | |
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NAME | List, Herbert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Fotograf |
GEBURTSDATUM | 7. Oktober 1903 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 4. April 1975 |
STERBEORT | München |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Herbert List aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |