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Hochsicherheitstrakt
Ein Hochsicherheitstrakt (eigentlich Hochsicherheitsbereich) ist innerhalb einer Justizvollzugsanstalt (in Österreich Justizanstalt) ein besonders gesicherter Bereich. Bei Haftantritt in einem geschlossenen Haftbereich und noch ohne, auf der Grundlage des individuellen Vollzugsplanes, Lockerungsmaßnahmen wird jeder Inhaftierte in einen Haftbereich mit erhöhter Sicherheitsstufe eingewiesen. Dies bedeutet an erster Stelle, dass sowohl die Hafträume und Flurabschnitte ständig verschlossen sind.
Begriffserläuterung
Der Begriff wird vor allem in den Medien verwendet, um allerdings nicht immer zutreffend zu verdeutlichen, dass ein Straftäter als besonders gefährlich eingestuft wurde. In Deutschland haben nur wenige JVAs eine solche Abteilung, wie beispielsweise die Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim. Dieser Hochsicherheitsbereich in der JVA Stammheim und die meisten solcher in anderen Vollzugsanstalten wurden vorwiegend in den 1970er Jahren für die inhaftierten RAF-Aktivisten errichtet und sind zum Teil mit einem Schutz gegen Befreiungsversuche mit Hubschraubern u.a. mit einem Netz aus Stahl überspannt.
Besondere Sicherheitshafträume sind dagegen in allen Haftanstalten vorhanden, jedoch werden diese nur in Fällen von Gefahr für Leib und Leben des Häftlings oder Mitinhaftierter genutzt. Auch werden in diesen Hafträumen besonders ausbruchgefährdete Häftlinge, oder jene welche nach einem solchen wieder in Gewahrsam genommen wurden, zum Großteil aber nur vorübergehend untergebracht.
Üblicherweise werden bestimmte Gruppen von Inhaftierten, auf der Grundlage der Haftdauer und der Gefährlichkeit für Mitgefangene, in bestimmten Haft-Abteilungen zusammengefasst, jedoch stellen diese nicht automatisch einen Hochsicherheitsbereich dar. Dazu muss diese Abteilung aber nicht besonders gesichert werden, schließlich sind die Gefangenen bereits in einer JVA untergebracht, deren Sicherheitsstufe der Gefährlichkeit dieser Straftäter entspricht, gemäß einem Vollstreckungsplan.
Auch Einrichtungen der Forensischen Psychiatrie sind als Hochsicherheitsbereiche ausgestattet, da in ihnen sowohl der Maßregelvollzug als auch strafunfähige Rechtsbrecher untergebracht sind.
In der ehemaligen DDR gab es mit Bautzen II eine Haftanstalt, die als Hochsicherheitsgefängnis bezeichnet werden kann. Hier wurden vorwiegend politische Häftlinge und somit als besonders gefährlich für die Sicherheit der DDR eingestufte Häftlinge inhaftiert, welche auch unter besonderer Aufsicht des Ministerium für Staatssicherheit standen.
Kritik an der Isolationshaft als Sicherheitsmaßnahme
In vielen Staaten, so auch in den USA, werden in Hochsicherheitsbereichen auch Isolationshafträume bereitgehalten. So sitzen laut Amnesty International allein im Bundesstaat Arizona 2000 Häftlinge in Isolationshaft. AI kritisiert diese Haftweise als entmenschlichend und Suizid fördernd.[1]
Haftanstalten mit besonderer Sicherheitsstufe
In Deutschland sind auch Einrichtungen der Sicherungsverwahrungen nach einem Hochsicherheitsstandard errichtete Haftbereiche.
In Österreich sind diese, wie alle Haftanstalten, dem Bundesministerium für Justiz unterstellt und Einrichtungen in denen sich Straftäter mit Strafen bis Lebenslange Freiheitsstrafe und solche in denen sich die Einrichtung des Maßnahmenvollzug befinden, mit einem teilweisen Hochsicherheitsbereich ausgestattet.
Justizvollzugsanstalten mit Hochsicherheitsbereich in Deutschland
Das Saarland verfügt über keine eigene Haftanstalt mit einem Hochsicherheitsbereich und auch keine besondere Einrichtung für die Sicherungsverwahrung. Entsprechende Häftlinge werden in diesbezüglichen Justizvollzugsanstalten im benachbarten Rheinland-Pfalz untergebracht. Auch das Bundesland Thüringen betreibt keine Haftanstalt dieser Art und verlegt entsprechende Häftlinge vorwiegend nach Bayern oder Hessen.
Baden-Württemberg
- Justizvollzugsanstalt Freiburg (Einrichtung der zentralen Sicherungsverwahrung in Baden-Württemberg)
- Justizvollzugsanstalt Stuttgart
Bayern
- Justizvollzugsanstalt Aichach
- Justizvollzugsanstalt Bernau
- Justizvollzugsanstalt Straubing (Einrichtung der zentralen Sicherungsverwahrung in Bayern)[2]
Berlin
- Justizvollzugsanstalt Tegel (Einrichtung der Sicherungsverwahrung)
Brandenburg
- Justizvollzugsanstalt Brandenburg (Einrichtung der Sicherungsverwahrung, bis 2014 wegen Umbau der Anstalt nicht in Betrieb und es wird die JVA Tegel in Berlin genutzt)
Hamburg
- Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel
- Justizvollzugsanstalt Billwerder (Einrichtung der Sicherungsverwahrung)
Hessen
- Justizvollzugsanstalt Butzbach
- Justizvollzugsanstalt Kassel I
- Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt (Einrichtung der Sicherungsverwahrung)
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
- Justizvollzugsanstalt Celle (Einrichtung der Sicherungsverwahrung)
- Justizvollzugsanstalt Rosdorf
Nordrhein-Westfalen
- Justizvollzugsanstalt Aachen (Einrichtung der Sicherungsverwahrung)
- Justizvollzugsanstalt Köln
- Justizvollzugsanstalt Werl (Einrichtung der Sicherungsverwahrung)
- Justizvollzugsanstalt Willich II (Einrichtung der Sicherungsverwahrung)
- Justizvollzugsanstalt Düsseldorf
- Justizvollzugsanstalt Wuppertal-Vohwinkel
Rheinland-Pfalz
- Justizvollzugsanstalt Diez (Einrichtung der Sicherungsverwahrung)
Sachsen-Anhalt
Sachsen
- Justizvollzugsanstalt Waldheim
- Justizvollzugsanstalt Bautzen I (Einrichtung der Sicherungsverwahrung)
Schleswig-Holstein
- Justizvollzugsanstalt Lübeck (Einrichtung der Sicherungsverwahrung)
Haftanstalten mit Hochsicherheitsbereichen außerhalb von Deutschland (Auswahl)
Norwegen
Norwegen verfügt nur mit der Ila Haft- und Verwahrungsanstalt über eine solche Einrichtung, in welchem z.B. Anders Behring Breivik seine Haftstrafe verbüsst[3]
Österreich
- Justizanstalt Wien Simmering (Wien)
- Justizanstalt Graz-Karlau (Steiermark)
- Justizanstalt Garsten (Oberösterreich)
- Justizanstalt Linz (in der Außenstelle Asten befindet sich die Einrichtung für den Maßnahmenvollzug)
- Justizanstalt Göllersdorf (Niederösterreich) (Einrichtung des Maßnahmenvollzug)
- Justizanstalt Gerasdorf (Niederösterreich) (Einrichtung des Maßnahmenvollzug für Jugendliche)
- Justizanstalt Stein (Niederösterreich)
- Justizanstalt Schwarzau (Niederösterreich) (spezielle Hochsicherheitseinrichtung in der ausschließlich Frauen untergebracht sind, Einrichtung des Maßnahmenvollzug bei Frauen)
- Justizanstalt Feldkirch (Vorarlberg) (Einrichtung des Maßnahmenvollzug, zuständig für weitgehend ganz Westösterreich)
- Justizanstalt Puch bei Hallein (Land Salzburg) (im Bau befindlich)
Schweiz
- Justizvollzugsanstalt Lenzburg
- Justizvollzugsanstalt Pöschwies (Einrichtung der Verwahrungsmassnahme)[4]
Frankreich
- Gefängnis Les Baumettes
- Staats-und Hochsicherheitsgefängnis Fleury-Mérogis (gilt als die größte Haftanstalt in Europa)
England
- Hochsicherheitsgefängnis in Wakefield (offiziell HM Prison Wakefield) (größtes Hochsicherheitsgefängnis im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland und Westeuropa)
USA
In den USA verfügen alle Bundesgefängnisse (State Prison), also jene welche direkt dem Justizministerium der Vereinigten Staaten unterstehen über spezielle Sicherheitsbereiche, aber als Hochsicherheitsbereiche gelten jene welche in die seit 1994 bestehende höchste Sicherheitsstufe Administrative-Maximum (ADX), auch Supermax genannt, eingestuft sind. Das erste Hochsicherheitsgefängnis in den USA war Folsom State Prison in Kalifornien.
- Lager 6 in Camp Delta auf der Guantanamo Bay Naval Base (besondere Einrichtung der US-Regierung, welche dem direkten Zugriff durch das amerikanische Rechtssystem entzogen ist)
siehe auch
Literatur
- DDr. Maria A. Eder-Rieder: Die freiheitsentziehenden vorbeugenden Maßnahmen. Manz Verlag, Wien 1985, ISBN 978-3-214-06025-1.
- Johannes Feest: Europäische Massstäbe für den Justizvollzug. Zur Neufassung der Europäischen Gefängnisregeln (European Prison Rules). In: Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe. 55. Jahrgang, 5/2006, S. 259-261
Weblinks
- Website des Bundesministeriums für Justiz, zuständig für den Maßnahmenvollzug in ganz Österreich.
- Sicherungsverwahrung in Deutschland
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hochsicherheitstrakt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |