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Innenarchitektur
Unter Innenarchitektur (englisch Interior architecture, manchmal auch Interior design) versteht man die Planung und Gestaltung von Innenräumen. Innenarchitektur umfasst technisch-konstruktive Aspekte ebenso wie ästhetisch-künstlerische Belange.
Innenarchitektur wird geplant von Architekten oder Innenarchitekten; beide Berufsbezeichnungen sind gesetzlich geschützt und im deutschen Architektengesetz verankert.
Innenarchitektur
Innenarchitektur im heutigen Sinne geht zurück auf das Verständnis von Wohnraum in bürgerlichen Haushalten im Holland des 17. Jahrhunderts.[1] Im späten 17. Jahrhundert wurden in Frankreich erstmals Vorhänge, Tapeten und Polster darauf abgestimmt, ein harmonisches Ganzes zu bilden. Im 19. Jahrhundert wurde das Heim zur Zufluchtsstätte, dessen Räume eindeutig bestimmten Zwecken zugeordnet wurden (Ess-, Schlaf-, Wohnzimmer) und das gemäß persönlichem Geschmack gestaltet wurde.
Inhalte
In Zeiten, in denen immer weniger neu, stattdessen immer mehr umgebaut, saniert und modernisiert wird, geht es zunehmend um neue Inhalte in bestehenden Gebäuden. Diese neuen Inhalte sind Grundlagen einer modernen Innenarchitektur.
Innenarchitektur umschreibt das Konzipieren, das Entwerfen, das Planen und das Realisieren von Innenräumen, die unterschiedliche Bedeutungen für Menschen erlangen und mit den Menschen interagieren und damit flexibel und veränderbar bleiben sollten.
Innenarchitektur soll das physische, psychische und soziale Wohlbefinden der Menschen im Raum gewährleisten. Innenarchitektur wirkt ähnlich einer Gestaltungstherapie und übt Einfluss auf Körper, Geist und Verhalten von Menschen aus. Neben dem mathematischen und berechenbaren Innenraum gibt es den Empfindungsraum, der so gestaltet werden sollte, dass Menschen durch räumliche Wahrnehmungen Beziehungen und Bedeutungen zum Innenraum entwickeln können. Der atmende Raum sollte sich mit den Menschen verändern können, um lebendig zu bleiben.
Themen
- Innenausbau, Raumbildender Ausbau (Trockenbau)
- Belichtung, Beleuchtung, Sonnenschutz
- Raumklima, Belüftung
- Materialien, Farben, Oberflächen (Fußbodenbelag, Tapete, Vertäfelung, Stuck)
- Technikintegration Facilitymanagement, Technischer Ausbau
- Klang, Raumakustik
- Ausstattung (Textilien, Kunstwerke, Möbel, Medien)
Innenarchitekt
Berufsbild
Innenarchitekten entwerfen Gesamtkonzepte und Detaillösungen für Innenräume von Gebäuden sowie temporären und mobilen Räumen. Darunter fallen die Gestaltung öffentlicher und repräsentativer Orte (z. B. Foyers, Museen) und die Gestaltung von Geschäftsräumen (z. B. Läden, Restaurants). Weitere wichtige Themen sind Arbeitswelten (z. B. Büro) und der Freizeit- und Wohnbereich (z. B. individuelle und serielle Möbel).
Innenarchitekten thematisieren Fragen der grundlegenden formalen Gestaltung von Innenräumen und deren struktureller Gliederung, der Material- und Produktauswahl, der Farb- und Lichtkonzepte, der Konstruktion und Fügungen der Möbel und Ausbauten sowie der Integration von Technik und Medien.
Innenarchitekten tragen mit ihren Gestaltungsprodukten dazu bei, gesellschaftlichen Wertvorstellungen und Ansprüchen in der Arbeits-, Geschäfts-, Freizeit- und Wohnwelt gestalterischen Ausdruck zu verleihen.
Innenarchitekten sind ähnlich den Hochbau-Architekten Mitglied einer Architektenkammer und weisen bei einem Eintragungsverfahren in der Regel bestimmte Qualifikationen nach: ein abgeschlossenes Hochschulstudium "Innenarchitektur", Berufspraxis nach dem Studium von bestimmter Dauer, fachspezifische Weiterbildung und Weiteres. Innenarchitekten konzipieren, planen und gestalten Innenräume ganzheitlich nach dem Leistungsbild entsprechend der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI).
Arbeitsfelder
- Ausstellungsbauten (Messebauten, Museen)
- Betreuungs- und Pflegebauten (u.a. Seniorenbauten, Krankenhäuser, Pflegeheime, Arzt- und Anwaltspraxen)
- Freizeit- und Erholungsbauten (u.a. Kureinrichtungen, Sportstätten, Wellnesseinrichtungen)
- Handelsbauten (Geschäfte)
- Hotel- und Gastronomiebauten (u.a. Hotels, Restaurants, Bars)
- Kulturbauten (u.a. Opern, Theater, Diskotheken, Konzerthallen, Versammlungsstätten)
- Private Wohn- und Arbeitsbauten (u.a. Villen, repräsentative Wohnungen; Ateliers, Bibliotheken)
- Sakralbauten (u.a. Kirchen, Synagogen, Moscheen)
- Verwaltungsbauten (u.a. Bürobauten, Banken, Arbeitsplatzgestaltungen, Konferenz- und Schulungsräume)
- Verkehrsbauten (u.a. Flughäfen, Flugzeuge, Bahnhöfe, Wohnwagen)
Ausbildung
Die Berufsbezeichnung "Innenarchitekt/in" ist in Deutschland gesetzlich geschützt. Diese Berufsbezeichnung darf nur führen, wer Mitglied in einer Architektenkammer ist. Der Eintrag in der Architektenkammer kann nur erfolgen, wenn neben anderen Kriterien insbesondere ein Studium der Innenarchitektur erfolgreich abgeschlossen worden ist, und nach dem Studienabschluss zwei, in Bayern drei Jahre, Berufserfahrung nachgewiesen werden.
Deutschland
Innenarchitektur ist ein Studiengang, der in Deutschland an Hochschulen, Fachhochschulen und Akademien studiert werden kann. In den vergangenen Jahren wurde das Studium mit dem akademischen Grad Diplomingenieur, beziehungsweise Diplom-Designer abgeschlossen. Mittlerweile stellen nahezu alle Studiengänge auf Bachelor und Master um.
Berufsverband ist der Bund Deutscher Innenarchitekten (BDIA) in Berlin.[2]
Österreich
In Österreich gibt es verschiedene Schulen, in denen Innenarchitektur gelehrt wird. Die Höhere Technische Bundeslehranstalt (HTBLA) Hallstatt (Oberösterreich) hat einen Zweig für Innenarchitektur und Möbelbau. An den Höheren Technischen Lehranstalten (HTL) Hallein (bei Salzburg), Mödling (bei Wien), Villach (Kärnten) und Imst (Tirol) ist es möglich den Zweig Innenraumgestaltung und Möbelbau zu wählen. Weiters besteht die Möglichkeit eine HTL für Kunstgewerbe, Fachrichtung Innenarchitektur und Möbeldesign (HTBLVA Ortweinschule) in Graz zu besuchen.
Im Hochschulbereich besteht die Möglichkeit Innenarchitektur und 3D-Gestaltung an der New Design University in St. Pölten zu studieren.
Berufsvertretung ist der Bund Österreichischer Innenarchitekten.[3]
Schweiz
In der Schweiz existieren zwei Möglichkeiten zur Aus- resp. Weiterbildung zur Innenarchitektur.
Fachhochschule:
- Institut Innenarchitektur und Szenografie, Hochschule für Gestaltung und Kunst, Fachhochschule Nordwestschweiz: Zulassung mit gymnasialer Maturität oder Berufsmaturität. 6 Semester Vollzeitausbildung. Bei Nichtfachlicher Vorbildung zusätzlich 2 Semester einschlägiges Praktikum. Abschluss als Bachelor of Arts.
- Hochschule Luzern, Technik & Architektur, Studiengang Innenarchitektur: Aufnahme zum Studium über Portfolioverfahren und persönlichem Aufnahmegespräch. Bei Nichtfachlicher Vorbildung zusätzlich 2 Semester einschlägiges Praktikum oder gestalterischer Vorkurs nötig. Vollzeit- und Teilzeitausbildung möglich. Abschluss als Bachelor of Arts.
Höhere Fachschule (früher Technikerschule):
- Die Ausbildung wird zurzeit in Zürich (BBZ) und Chur (ibW Graubünden) angeboten. Zulassung mit Fähigkeitszeugnis einer Berufslehre in einschlägigen Fachbereichen und/oder mit erfolgreichem Abschluss des zweisemestrigen Baugrundkurses BGK (BBZ) oder des zweisemestrigen Kurses Interiordesign (ibW). Hauptstudium: 7,5 Semester berufsbegleitende Ausbildung. Eidg. Abschluss als Dipl.Tech.Innenarch. HF.
Berufsvertretung ist der VSI-ASAI Vereinigung Schweizer Innenarchitekten/architektinnen (Association Suisse des Architectes d’intérieur, Associazione Svizzera degli Architetti d’interni).
Tunesien
In Tunesien existieren drei Möglichkeiten zur Aus- resp. Weiterbildung zur Innenarchitektur.
- École Nationale d'Architecture et d'Urbanisme de Tunis, in dem Künstlerdorf Sidi Bou Saïd, etwa 20 km nordöstlich von Tunis im Norden von Tunesien. Zulassung mit Baccalauréat und kann man dort Architektur studieren mit schwerpunkt Innenarchitektur. 12 Semester Vollzeitausbildung. Abschluss als Diplôme national d'Architecte.
- École supérieure des sciences et technologies du Design de Tunis. Zulassung mit Baccalauréat. Innenarchitektur 10 Semester Vollzeitausbildung für das Abschluss Diplôme National Architecte d'intérieur / Design. Mittlerweile stellen nahezu alle Studiengänge auf Bachelor und Master um.
- École supérieure des Beaux arts de sousse
- Private Universitäten Zulassung mit Baccalauréat. Innenarchitektur 10 Semester Vollzeitausbildung für das Abschluss Diplôme National Architecte d'intérieur / Design. Mittlerweile stellen nahezu alle Studiengänge auf Bachelor und Master um.
Die Ausbildung dauert ca. 5-7 Jahre und 8-10 Semester.
Literatur
- Bund Deutscher Innenarchitekten: Handbuch Innenarchitektur 2007/2008. Callwey Verlag, 2007.
- Bund Deutscher Innenarchitekten: Handbuch Innenarchitektur 2008/2009. Callwey Verlag, 2008.
- Bund Deutscher Innenarchitekten: Handbuch Innenarchitektur 2009/2010. Callwey Verlag, 2009.
- Bund Deutscher Innenarchitekten: Ausgezeichnete Innenarchitektur Callwey Verlag, 2009.
- Oliver Heath: Green Living. Wohnideen für Umweltbewusste. Knesebeck, München 2009, ISBN 978-3-86873-022-7.
- Rudolf Schricker (Hrsg.): Innenarchitektur in Deutschland. Koch Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2002, ISBN 3-87422-646-8.
- Innenarchitektur - Interior Design in Germany II. H.M. Nelte Verlag, 2007, ISBN 978-3-932509-11-7.
Weblinks
- European Council of Interior Architects
- FH Trier - Fachrichtung Innenarchitektur (Studium - study interior architecture)
Einzelnachweise
- ↑ Sir Terence Conran: Wohn-Ideen, Wohn-Design. 3. Auflage. 1996, ISBN 3-7701-3499-0, S. 13.
- ↑ BDIA - Bund deutscher Innenarchitekten
- ↑ www.innenarchitekten.at – Bund Österreichischer Innenarchitekten
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