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Investitur

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Investitur (von lateinisch vestire ‚bekleiden‘) bezeichnet die Praxis der Einweisung in ein Amt oder das Eigentumsrecht an Grundbesitz. Entscheidend für die Investitur ist die Benutzung von Symbolen, welche bei dem entsprechenden Akt überreicht werden. Der Streit um die kirchliche Investitur, bzw. Einweisung von Klerikern, mündete im Investiturstreit (etwa 1075–1122). Als säkularer Begriff findet die Investitur eher selten noch Anwendung bei der Einkleidung von höheren Ämtern in Aristokratie und Staatswesen sowie bei den Amtseinführungen von Pfarrern der evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg.

Begriff

Investitur (wörtlich „Einkleidung“, wobei vestitus eher die „Tracht“ bezeichnet) bezog sich auf die Amtskleidung und entstand als Gegenbegriff zu revestire, im Kirchenwesen für eine rechtmäßige Rückgabe. Um die erste Jahrtausendwende tauchte vereinzelt das Verbum investire auf; der substantivierte positive Begriff investitura entstand um 1065.

Ursprung

Die Investiturpraxis entspringt dem germanischen Raum, wo es gängige Praxis war, nach dem Erwerb eines Grundstückes eine Einweisung des vorherigen Besitzers zu erhalten. Überreichte Symbole für jene Praxis waren beispielsweise Halm oder Zweig. Durch zunehmende Ferngeschäfte löste sich auch die Investitur vom ausschließlichen Grundstücksbezug. Entsprechend wurden bei der Einweisung im Eigenkirchenwesen bzw. in Niederkirchen ebenfalls Symbole überreicht, wie Altartuch, Kirchenbuch oder Glockenseil. Im Gegenzug wurde dem Grundbesitzer der Kirche aufgetragen, für regelmäßige Besetzung des Amtes und Einhaltung der Messen Sorge zu tragen.

Investitur im Investiturstreit

Investituranspruch auf Hochkirchen

Mit der Herrschaft über einen Grundbesitzer erhob der König natürlich auch den Anspruch auf dessen Investiturrecht. Das Eigenkirchenwesen galt also als Rechtfertigung. Einfluss auf Bischofswahlen nahmen jedoch schon Könige, bevor es den Investiturbegriff oder das Eigenkirchenwesen gab. Neben der Berufung auf das Eigenkirchenrecht war die sakrale Würde des Königs ein Status, auf welchen er sich zusätzlich berufen konnte.

Schon die Merowinger investierten Bischöfe, doch erst die Karolinger überreichten hierbei den (Krumm-)Stab, ein Hinweis auf das Hirtenamt und eine Imitation (auch Provokation?) der Bischofsweihe. Seit Otto I. wurde diese Übergabe zur Regel. Gesteigert wurde diese Provokation durch die zusätzliche Überreichung des Bischofsrings als Lehrsymbol, ebenfalls eine sakrale Befugnis, durch Heinrich III..

Kritik im Rahmen der Kirchenreformen

Die Kritik an der Investitur als solche entstand vergleichsweise spät in der Zeitspanne des Investiturstreits während der Kirchenreformen des 11. Jahrhunderts. Im Fokus standen bis 1078 hauptsächlich Simonie und Nikolaitismus. Kritisiert wurden also die Nebeneffekte der Einflussnahme weltlicher Mächte auf kirchliche Ämter (Laieninvestitur), nicht aber die Praxis selbst. Dies zeigt sich an Formulierungen synodaler Beschlüsse und der Datierung des ersten tatsächlich rechtsfähigen Investiturverbots für Laien: 1078, also nach dem Gang nach Canossa. Im Rahmen der Absichten der Kirchenreform steht an vorderer Stelle die Ausweitung und Sicherung der Vormacht Roms in der christlichen Welt. Die Ausrottung simonistischer Praktiken musste daher der Erste Schritt sein, da ein solcher feudale Bindungen lösen und neu mit Rom verbinden konnte. Die Praxis Bischöfe zu entheben und neu, diesmal in der Gnade Roms, einzusetzen wurde häufiger.

Die Kanonische Wahl

Erneuerung der kanonischen Wahl, also der Wahl durch Volk und Klerus, vor allem nach 1059, als durch das Papstwahldekret der Einfluss des Königs auf den Papst gemindert war, war eine gute Möglichkeit für den Papst eigenen Einfluss herzustellen. Faktisch investierte der König weiter, wobei ihm die simonistischen Vorteile: finanzielle Unterstützungen und Unterwerfung, immer weiter entzogen wurden und er von nun an auf die Zustimmung Roms durch den Metropoliten warten musste.

Verbote der Investitur für Laien

Zu Unterscheiden bei der Frage der Laieninvestitur ist:

  • Investitur durch einen Laien (König) an einen Kleriker (Reichsbischof)
  • Investitur durch einen Kleriker an einen Laien (z. B. das Erkaufen einer Lehrstelle im Kloster)

Es muss also ebenfalls unterschieden werden, ob sich das Verbot an

  • einen investierenden Laien,
  • einen Kleriker, der einen Laien investiert,
  • einen Laien, der die Investitur erhält, oder
  • einen Kleriker, der von einem Laien die Investitur erhält

richtet. Ab 1078 (somit nach dem Gang nach Canossa) wurde dem Klerus auf einer Synode in Frankreich (Poitiers) explizit verboten von Laien investiert zu werden, es war also der 4. Fall. Ein rechtsfähiges Verbot der Investitur direkt und explizit an den investierenden Laien gerichtet (also implizit: den König), Fall Nr. 1, erhob man erst ab 1080 auf der damaligen Fastensynode. Der signifikante Unterschied ist, dass sich der Papst 1078 an Kleriker wandte, also die Gruppe, über welche er rechtliche Autorität besitzt. 1080 jedoch wandte er sich an Laien, womit er in die weltliche Sphäre eingriff.

Im Wormser Konkordat akzeptierte Kaiser Heinrich V. den Anspruch des Papstes auf das Recht der Investitur und verzichtete auf die Investitur mit Ring und Stab. Im Gegenzug räumte Papst Calixt II. ein, dass die Wahl der deutschen Bischöfe und Äbte in Gegenwart kaiserlicher Abgeordneter verhandelt, der Gewählte aber mit den Regalien, die mit seinem geistlichen Amt verbundenen waren, vom Kaiser durch das Szepter belehnt werden solle. Kaiser Lothar III. räumte zudem der Kirche das Recht ein, zuerst Ring und Stab zu verleihen, wodurch der Einfluss des Kaisers auf die Einsetzung von Bischöfen praktisch verloren ging. (Aus dem Artikel „Krummstab“)

Lehnsrechtliche Investitur

Nach dem Investiturstreit fand der Begriff Investitur verstärkt Anwendung auf lehnsrechtlicher Ebene. Das bedeutet, mit der Investitur wurde die Lehnsbindung eines Vasallen an seinen Lehnsherrn verbildlicht. Das entsprechende Prozedere konnte variieren, erwähnt seien Treueeid, Handgang oder das Einlegen der gefalteten Hände in die des Lehnsherrn. Auch wurde die Amtseinsetzung von höheren Weltlichen, z. B. einem König als Investitur bezeichnet. Die Ökumenische Enzyklopädie von J.G. Krünitz (1773–1858) schreibt: „In Pfründensachen, heißt Investitur eigentlich der feyerliche Actus, wodurch bescheiniget und bekräftiget wird, daß der Collator der an das Subject quaest. vergebenen Pfründe das Recht gehabt habe, diese Pfründe zu besetzen.“

Investitur heute

  • Das Wort „Investitur“ erscheint im gesamten Kodex des kanonischen Rechts nicht ein einziges Mal, ist also im katholischen Rahmen nicht gebräuchlich. Eine wichtige Ausnahme stellen jedoch die sowohl kirchlichen als auch weltlichen Ritterorden dar, bei denen die Aufnahme neuer Ordensritter in Form einer Investitur stattfindet.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Investitur aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.