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Urban II.

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Urban II., 14. Jh. aus dem Roman de Godfroi de Bouillon

Urban II., vormals: Odo de Chatillon, Odo de Lagery oder Eudes de Châtillon, auch: Eudes de Lagery, Otto von Lagery, Otto von Châtillon, Bischof Otto von Ostia (* um 1035; † 29. Juli 1099)[1] war Papst von 1088 bis 1099. Der Name Urban bedeutet auf Latein „der Städter“.

Er rief am 27. November 1095 zum Kreuzzug auf. Durch diesen ersten Kreuzzug sollte das morgenländische Christentum (unter anderem auch Jerusalem) von der Herrschaft der Muslime befreit werden. Urban wurde am 14. Juli 1881 von Leo XIII. seliggesprochen.

Leben

Denkmal für Urban II. in Clermont-Ferrand

Eudes de Châtillon

Eudes entstammte einer Adelsfamilie aus Châtillon-sur-Marne. Er besuchte die Kathedralschule in Reims, wo der Gründer des Kartäuserordens, Bruno von Köln, sein Lehrer war. Später wurde er selber Domherr und Erzdiakon der Kathedrale. Dann zog es Eudes erstmals nach Rom, wo er Kanoniker zu St. Johannes wurde. 1070 oder 1071 ist er von Abt Hugo in die Abtei Cluny aufgenommen worden, um nach kurzer Tätigkeit als Prior wieder (diesmal für den Orden) nach Rom entsandt zu werden. Dort wurde er 1078 von Gregor VII. zum Kardinalbischof von Ostia und Velletri ernannt. Von 1082 bis 1085 diente er dann der Kurie als päpstlicher Legat in Deutschland und Frankreich. Er war dabei einer der engsten Vertrauten Gregors.[2] Nach Gregors Tod 1085 wurde Desiderius als Viktor III. gegen seinen Willen zum Papst gewählt, und übte dieses Amt bis zu seinem Tod 1087 aus. Nach seinem Tod wurde Eudes, der als kräftiger und kahlköpfiger Mann mit langem Bart beschrieben wird, am 12. März 1088 vom Konklave in Terracina zu Papst Urban II. gewählt.

Papst

Urban II. galt schon unter Gregor VII. als besonnener Kirchenpolitiker, der durch Konzilianz und diplomatisches Geschick dann auch einiges vom Werk Gregors, das zunehmend mit dem Reformpapsttum in Bedrängnis geriet, zu retten vermochte: Schon 1080 war Wibert von Ravenna als Clemens III. mit kaiserlicher Unterstützung zum Gegenpapst erhoben worden und blieb dies, noch in die Zeit Paschalis II. hinein, bis zu seinem Tode im Jahr 1100. Zu Urbans Amtsantritt hatte Clemens bereits in Deutschland und Oberitalien Fuß gefasst und etablierte sich zunehmend auch in England, Ungarn und Kroatien.

1089 arrangierte Urban die Vermählung der Mathilde von Tuszien mit Welf V., dem Sohn des abgesetzten Herzogs von Bayern Welf IV., und band so Süddeutschland und Norditalien, traditionell Gegner des Kaisers, wieder aneinander. Sodann bemühte er sich, die gespannten Beziehungen zum byzantinischen Reich zu verbessern, und hob 1089 den Bann gegen den byzantinischen Kaiser Alexios I. auf. Dennoch gewann Clemens bald in Rom die Oberhand, so dass Urban nach Süditalien fliehen muss.

Europäische weltliche Konflikte

Exil und der Italienkrieg

1090 befand sich Heinrich IV. auf einem zweiten Italienfeldzug (bis 1097), nachdem die Opposition im Reich zuvor fast vollständig zusammengebrochen war. Bis 1092 vermochte sich Heinrich zu halten, erfuhr dann aber durch die Truppen Mathildes eine empfindliche Niederlage bei Canossa, so dass Urban nun den Lombardischen Städtebund reaktivieren konnte: Mailand, Cremona, Lodi und Piacenza standen jetzt gegen den Kaiser und 1093 wechselte auch Heinrichs Sohn Konrad zu den Päpstlichen über.

Während Konrad in Mailand zum König von Italien gekrönt wurde, zeigten in Deutschland die Predigten der Hirsauer Reformer erste Erfolge und zogen u.a. Welf IV. auf die Reformerseite. Heinrich IV. war nun gezwungen, sich nach Venetien zurückzuziehen, und Urban fand sich schon 1093 wieder in Rom. 1093 exkommunizierte der Papst Heinrich IV. und 1095 auch Philipp I. von Frankreich: Der französische König war mit Urban in Konflikt geraten, nachdem er seine Frau verstoßen hatte. Der Streit ließ sich jedoch bald beilegen. Philipp I. wurde schon 1096 wieder in die Kirche aufgenommen, ein Investiturstreit blieb hier noch aus.

England

In England wurde aber dann Anselm von Canterbury, der sich geweigert hatte, sich durch Wilhelm II. investieren zu lassen, des Landes verwiesen. Auch hier war die Kurie erst einmal daran interessiert, den Konflikt zu begrenzen – nun aber vielleicht schon, um die Kräfte gegen Heinrich zu bündeln. 1095 wurde auf der Synode von Piacenza Clemens III. in Bestätigung eines Simonie-Urteiles noch einmal gebannt. Die Erlasse gegen Simonie und auch gegen die Ehe von Geistlichen wurden für die gesamte Kirche verbindlich.

Kreuzzug

Kurz darauf erschienen Gesandte des byzantinischen Kaisers Alexios I., berichteten über die Bedrohung durch die Seldschuken und boten Unierungsverhandlungen an, um die Waffenhilfe der lateinischen Christen gegen die Muslime zu erlangen.

In Cremona traf Urban dann auf König Konrad, den er dazu verpflichten konnte, ihm einen Sicherheitseid zu leisten und das officium stratoris abzulegen, indem er des Papstes Pferd als dessen Marschall am Zügel führte. Dafür sagte Urban ihm die Hilfe gegen seinen Vater zu und arrangierte die Vermählung mit einer Tochter Rogers von Sizilien.

Die Bedrängnis der Byzantiner wurde in einem Brief des Alexios an Robert von Flandern bestätigt. Manche Historiker vermuten, dies habe Urban den entscheidenden Anstoß zu seinem Aufruf zum Ersten Kreuzzug gegeben, der am 27. November 1095 auf der Synode von Clermont an die französischen Ritter erging.

Zeitzeugen berichteten, dass die versammelte Menschenmenge zu groß war, um in der Kathedrale Platz zu finden, weswegen Urban seinen leidenschaftlichen Aufruf auf freiem Feld vor den Stadttoren an die Menge richtete. Urbans stark dramatisierende Rede von den Leiden der Christenheit im Osten, der Misshandlung durch die Andersgläubigen sowie der Notwendigkeit der Befreiung der heiligen Stadt Jerusalem – davon ist aber in einer der überlieferten Fassungen des Wortlauts der Rede, die allesamt voneinander abweichen, überhaupt nichts erwähnt – wurde den Chronisten zufolge begeistert aufgenommen. Angeblich wurde hier bereits das spätere Motto der Kreuzzüge – „Gott will es!“ – geprägt. Adhemar de Monteil, Bischof von Le Puy, der später zum Führer des Zugs ernannt wurde, kniete in einem zuvor abgesprochenen Auftritt unmittelbar nach dem Ende der Rede vor Urban nieder und bat als erster um die Erlaubnis, ziehen zu dürfen, und viele andere sollen sich ihm umgehend angeschlossen haben. Danach hielt er noch in Tours und Rouen Synoden ab, die den Aufruf verbreiteten. Ein Übriges taten die über das Land gesandten Wanderprediger der Kirche.

Motivation

Hinter dem Aufruf zum Kreuzzug in Gottes Namen soll sich wesentlich mehr verborgen haben, als nur die Hilfe für die Ostchristen und die Rückeroberung des heiligen Landes und Jerusalems – so eine immer wiederkehrende Mutmaßung, die vor allem ein fixer Bestandteil in der „kirchenkritischen“ populärwissenschaftlichen Literatur über die Kreuzzüge ist. Demnach habe es sich beim Aufruf zum Kreuzzug um eine geschickte Inszenierung gehandelt, die es dem Papst ermöglichen sollte, in einem zersplitterten und von Machtkämpfen erschütterten Europa Einfluss auszuüben. Dahinter soll einerseits das Bestreben Urbans gestanden haben, eine Wiedervereinigung mit der byzantinisch geführten Ostkirche anzubahnen, andererseits die Kirche als zielgebende Ordnungsmacht im katholischen Europa zu etablieren, das nach dem Ende des karolingischen Reiches in sich befehdende adlige Einflussgebiete zerfallen war, wobei häufig auch Kirchen und Klöster überfallen und geplündert wurden. Allerdings übersehen jene Interpretationen, die den Kreuzzug als vom Papst bewusst geplantes Unternehmen mit weitreichenden politischen Zielen ansehen, gerne, dass die Kreuzzugsbewegung schon bald eine vom Papst kaum mehr kontrollierbare Eigendynamik entwickelte. Bezeichnend in dieser Hinsicht ist auch, dass nicht alle Chronisten, die Zeugen seines Kreuzzugsaufrufes waren, angeben, dass er als dessen Ziel Jerusalem propagierte. Schenken wir der Version eines dieser Augen- und Ohrenzeugen Glauben, nämlich der des Fulcher von Chartres, so wurde die Stadt Jerusalem in Urbans Rede mit keinem Wort erwähnt. Es ist daher nicht unplausibel anzunehmen, dass die „Befreiung“ Jerusalems erst unter dem Eindruck einer zunehmenden Verselbständigung der Kreuzzugsbewegung zum primären Ziel der christlichen Heerfahrer ausersehen wurde. Dementsprechend dürfte Urban nichts anderes übrig geblieben sein, als dem Druck der „öffentlichen Meinung“ nachzugeben und diese Änderung des Ziels nachträglich zu autorisieren.[3]

Erfolg und Auswirkungen

Der Aufruf zum Kreuzzug war zumindest teilweise von Erfolg gekrönt. Urban einte erstmals die seit langem in Streitereien untereinander verstrickten französischen Adeligen und gab ihnen mit dem Ziel eines „gerechten“ Kampfes im Dienste der christlichen Sache hierfür eine ideelle Grundlage, die zugleich den Suprematieanspruch seines Amtes stärkte: Der vor dem Aufruf geforderte Gottesfrieden, der die Begrenzung der noch ausstehenden Fehden brachte, bestärkte gleichzeitig die Autorität der hier eingreifenden Kirche und stellte ein wesentliches Ereignis der machtpolitischen Rolle der Kirche und des Papsttums in der mittelalterlichen Geschichte Europas dar. Die angestrebte Vereinigung mit der Ostkirche blieb indes wegen zu großer machtpolitischer Differenzen und Interessen letztlich aus.

Verlauf

Der Kreuzzug begann dann 1096 und Urban selbst erlebte noch die Einnahme Antiochias 1098. Auch Jerusalem wurde noch vor dem Tod Urbans erobert, die Nachricht erreichte ihn aber nicht mehr, da er am 29. Juli 1099 starb.

Literatur

  • Alfons Becker: Papst Urban II. 3 Tle., Stuttgart:Hiersemann 1964, 1988, 2012 (Schriften der MGH, 19,1-3)
  • Heinrich Hagenmayer: Epistulae Et Chartae - Ad Historiam Primi Belli Sacri Spectantes - Quae supersunt aevo aequales ac genuinae - Die Kreuzzugsbriefe aus den Jahren 1088-1100. Eine Quellensammlung zur Geschichte des ersten Kreuzzuges mit Erläuterungen, Innsbruck 1901
  • Walther Holtzmann: Die Unionsverhandlungen zwischen Kaiser Alexios I. und Papst Urban im Jahr 1089. In: Byzantinische Zeitschrift 28 (1928), 105–157
  • Georg Gresser: Die Synoden und Konzilien in der Zeit des Reformpapsttums in Deutschland und Italien von Leo IX. bis Calixt II. 1049–1123. Paderborn 2006
  • Georg Gresser: Die Kreuzzugsidee Papst Urbans II. im Spiegel der Synoden von Piacenza und Clermont. In: Bruns, Peter/Gresser, Georg (Hrsg.): Vom Schisma zu den Kreuzzügen 1054–1204. Paderborn 2005, S. 133–154.
  • Georg Kreuzer: Urban II. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 15, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-077-8, Sp. 1391–1394.

Weblinks

 Commons: Urbanus II – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Georg Kreuzer: Urban II.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 15, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-077-8, Sp. 1391–1394.
  2. Rudolf Pörtner: Operation Heiliges Grab – Legende und Wirklichkeit der Kreuzzüge (1095–1187), Econ Verlag, Düsseldorf/Wien, 1. Aufl., 1977, S. 14, 15
  3. Vgl. dazu Karl-Friedrich Krieger: Papst Urban II. Aufruf zum Kreuzzug (1095). In: Kai Brodersen: I have a dream. Große Reden von Perikles bis Barack Obama. Primus Verlag, Darmstadt 2009, S. 28-44.
VorgängerAmtNachfolger
Viktor III.Papst
1088–1099
Paschalis II.
Gerald von OstiaBischof von Ostia
1078–1088
Odon II.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Urban II. aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.