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Ritterorden

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Ursprünglicher Einsatzort der Ritterorden waren die Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land

Die ersten geistlichen Ritterorden sind während der Kreuzzüge entstandene Ordensgemeinschaften, die ursprünglich zu Schutz, Geleit, Pflege der Pilger ins Heilige Land und Verteidigung der heiligen Stätten gegen den Islam gegründet wurden. Voraussetzungen für die Ordensmitglieder waren ursprünglich Armut, Keuschheit, Gehorsam und Waffendienst.

Überblick

Bernhard von Clairvaux bezeichnete die Ordensritter als „Ritter neuen Typs“, da sie die Kampfkraft des dekadenten Ritterstandes mit der Disziplin und der Enthaltsamkeit der Mönchsorden verbanden. Während die einzelnen Mitglieder der Armut verpflichtet blieben, wurden die Orden durch Erbschaften, Schenkungen und Eroberung mit zu den reichsten Organisationen ihrer Zeit.

Der Templerorden war die älteste Institution, die seit ihrem Beginn als ritterlicher Orden bezeichnet werden kann.[1][2][3] Der bereits 1048 gegründete und 1113 vom Papst bestätigte Johanniter-/Malteserorden ist zwar älter als der Templerorden; er wurde aber erst in einem langsamen Prozess in den 1130er Jahren aus einem reinen Hospitalorden zum Ritterorden, als seine Ritter zum Schutz der Pilger durch Burgenübernahme und Landesausbau zu Grundherren wurden, die dadurch militärische Aufgaben zu erfüllen hatten. Dafür rekrutierten sie adelig-ritterliche Söldner, bis sie schließlich, durch die Eigenrekrutierung von waffenfähigen Brüdern, zu einer gleichermaßen karitativen und militärischen Gemeinschaft wurden.

Geistliche Orden im Sinne des Kirchenrechts wurden diese Gemeinschaften nur durch päpstliche Anerkennung einer eigenen, verbindlichen, Ordensregel und durch die Lösung aus der kirchlichen Diözesanorganisation, die Exemtion (Befreiung von der Zehntabgabe und der kirchlichen Strafgewalt). Einige Ritterorden wie z. B. die Templer existieren als kirchlich anerkannte Gemeinschaften nicht mehr. Daneben besteht eine Vielzahl von katholischen[1][2][3], evangelischen (Bruderschaften) und ökumenischen Ritterorden bis in die Gegenwart fort. Während manche Ritterorden wie der Johanniter/Malteserorden oder die Grabesritter noch heute internationale Bedeutung haben und sogar wie der Malteserorden völkerrechtlich anerkannt sind, haben andere nur historische, nationale oder regionale Bedeutung.

Neben den geistlichen Ritterorden entstanden ab der Mitte des 14. Jahrhunderts auch nicht-kirchliche höfische Ritterorden, mittels derer sich die Monarchen eine zuverlässige Hausmacht verschaffen wollten. Als politisches Gegengewicht zu den mächtiger werdenden Landesfürsten bildeten sich außerdem ab dem Spätmittelalter, vor allem in Südwestdeutschland, diverse Adelsgesellschaften und Ritterbünde.

Ritterorden als Gemeinschaften verleihen ihren Mitgliedern zwar Orden und Ehrenzeichen; ihr Hauptzweck ist aber eine ideelle, z. B. karitative, Aufgabe. Die hier behandelten historischen Ritterorden grenzen sich auch deshalb scharf ab gegen nicht anerkannte zeitgenössische Orden mit ähnlich klingenden Bezeichnungen oder Ehrenzeichen.

Bestehende Ritterorden mit Anerkennung der römischen Kurie

Wappen Name Bemerkung
Croix de Malte.PNG
Hospitaliter- oder Johanniterorden (Orden vom Spital des heiligen Johannes zu Jerusalem) später auf Rhodos dann auch Rhodesier und auf Malta dann auch Malteser genannt. Gegründet 1099 in Jerusalem als Laienbruderschaft zur Armen- und Krankenpflege in einem bereits zuvor bestehenden Hospiz/Hospital, offizielle Umwandlung in einen geistlichen Orden 1113 durch die Anerkennung als neuer autonomer Orden durch Papst Paschalis II., zwischen 1120 und 1153 schrittweise Umwandlung in einen geistlichen Ritterorden nach dem Vorbild der Templer. Der neue Status als geistlicher Ritterorden wird 1153 durch Papst Eugen III. bestätigt. Heute nennt sich der katholisch gebliebene Orden Malteserorden, der protestantische Zweig Johanniterorden. Sitz des Ordens und des Großmeister des Malteserordens ist Rom.
Croix de l Ordre du Saint-Sepulcre.svg
Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem gegründet in Palästina im 11. Jahrhundert als Ritter vom Heiligen Grab, päpstliche Rekonstitution im Jahre 1847, Sitz des Ordens und des Kardinal-Großmeister ist im Palazzo Della Rovere in Rom, Großprior ist der Lateinische Patriarch in Jerusalem.
Insignia Germany Order Teutonic.svg

Crux Ordis Teutonicorum.svg
Deutscher Orden Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, gegründet 1190 als Krankenpflegeorden, ab 1198 in einen Ritterorden umgewandelt. Seit 1929 ist der Deutsche Orden ein Klerikerorden. Investituren in den Status des Professritters finden seitdem nicht mehr statt.
OrderOfCristCross.svg
Christusorden Kein geistlicher Ritterorden, sondern vom Heiligen Stuhl verliehener Auszeichnungs- und Verdienstorden; 1319 gestiftet von Johannes XXII.
Holysee-arms-A.svg
Orden vom Goldenen Sporn Kein geistlicher Ritterorden, sondern vom Heiligen Stuhl verliehener Auszeichnungs- und Verdienstorden; Stifter und Stiftungsjahr unbekannt, 1905 erneuert von Pius X.
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Piusorden Kein geistlicher Ritterorden, sondern vom Heiligen Stuhl verliehener Auszeichnungs- und Verdienstorden; 1847 gestiftet von Pius IX.
Holysee-arms-A.svg
Gregoriusorden Kein geistlicher Ritterorden, sondern vom Heiligen Stuhl verliehener Auszeichnungs- und Verdienstorden; 1831 gestiftet von Gregor XVI.
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Silvesterorden Kein geistlicher Ritterorden, sondern vom Heiligen Stuhl verliehener Auszeichnungs- und Verdienstorden; 1841 gestiftet von Gregor XVI.

Weitere historische geistliche Ritterorden

Aktuell existierende Orden:

Historische Orden:

  • Cross-Pattee-red.svg Templerorden (Arme Ritter Christi und des Tempels von Salomon zu Jerusalem), gegründet 1118 oder 1119 von neun französischen Rittern, an ihrer Spitze Hugo von Payns und Gottfried von Saint-Omer; aufgelöst 1312. Heutige Orden dieses Namens sind vom Heiligen Stuhl nicht autorisiert.[2][3]
  • Cross-Moline-Heraldry-red.svg Orden St. Salvator, etwa um 1118 gestiftet als aragonischer Ritterorden. Zeichen war ein rotes Ankerkreuz.
  • Cross of order of mountjoy.svg Orden von Montjoie spanischer Ritterorden, benannt nach einem Berg vor den Toren Jerusalems, der nach den Zisterzienserregeln lebte, bei dem der karitative Zweck im Vordergrund stand und der bald im Templerorden aufging.
  • Doppelkreuz der Kreuzherren.jpg Kreuzherren mit dem doppelten roten Kreuz (Fratres cruciferorum ordinis canonicorum regul. custodum ss. sepulchri Hierosolymitani cum duplici rubea cruce), gegründet 1114 vom Jerusalemer Patriarchen Arnold; seit 1163 in Miechów (Kleinpolen) ansässig. 1239 wurde der Orden vom Breslauer Bischof Thomas I. in seiner Residenzstadt Neisse eingeführt. 1810 aufgelöst.
  • St. Georgsritter zu Millstatt (Militärischer Orden zum Schutz vor der Türkengefahr), gegründet 1469 durch Kaiser Friedrich III.
  • Dobrzynski braty.svg Orden von Dobrin, Lat. fratribus militiae Christi in Prussia, polnischer Ritterorden, 1228 vom polnischen Herzog Konrad von Masowien gegründet. Er wurde 1234 in den Deutschen Orden eingegliedert.
  • LivonianShield.svg Schwertbrüderorden (Die Brüder der Ritterschaft Christi zu Livland) (lateinisch: Fratres miliciae Christi de Livonia) war ein von Kreuzrittern aus dem Gebiet zwischen Soest und Kassel 1204 oder 1205 gegründeter Ritterorden, der den Schutz Livlands übernahm. Er wurde 1237 als Livländischer Orden in den Deutschen Orden eingegliedert.

Reconquista:
In Spanien und Portugal entstanden im Rahmen der Reconquista weitere Ritterorden, zu denen ebenfalls Ritter aus ganz Europa stießen, um an dem vom Papst zum Kreuzzug erklärten Kampf gegen die Mauren auf der iberischen Halbinsel teilzunehmen:

Höfische Ritterorden

Ab der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden höfische Ritterorden, die König Artus' legendärer Tafelrunde nachempfunden waren. Die bedeutendsten unter ihnen waren:

Der älteste Orden des preußischen Hauses war der Schwanenorden, der 1440 gestiftet wurde, um der Entsittlichung des märkischen Adels entgegenzuwirken und die Rauf- und Fehdelust einzudämmen.

Rittergesellschaften

Ritterbünde sind keine Ritterorden im klassischen Sinne. Sie sind eher als politische oder wertorientierte Interessengemeinschaft zu sehen. Die meisten aktuellen Ritterbünde sind heute nach dem Vereinsrecht geregelt und werden als solche angesehen.

Mittelalterliche Ritterbünde

Im späten Mittelalter entstanden, vor allem in Südwestdeutschland, diverse (reichsritterliche) Adelsgesellschaften. Als politische Interessenverbände versuchten sie – mit unterschiedlichem Erfolg, aber in Form der Reichsritterschaft bis zum Ende des Alten Reiches – ein Gegengewicht zur aufstrebenden Macht der Städte und Landesfürsten zu bilden.

Moderne Ritterbünde

Mit der Romantik kam es zur Wiederbelebung des mittelalterlichen Ritterideals. 1790 gründete der österreichische Hofrat Anton David Steiger als „Hainz am Stein der Wilde“ die „Wildensteiner Ritterschaft auf blauer Erde“. Die Altritterliche Gesellschaft wurde 1823 auf Betreiben von Fürst Metternich aufgelöst. Vermutlich trafen sich die Mitglieder fortan im Geheimen. Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden vermehrt Ritterbünde in Bayern und Österreich; 1884 sollen 32 derartige Vereinigungen existiert haben.

Nach der Auflösung der meisten Ritterorden in der Zeit des Nationalsozialismus kam es in den 1950er Jahren zu einer Wiederbelebung einiger Bünde sowie zu Neugründungen, vor allem in Deutschland (derzeit 20 Bünde) und Österreich (etwa 21 Bünde).

Siehe auch

Literatur

  • Abbildungen und Beschreibung aller hoher Geistlichen, Weltlichen, und Frauenzimmer Ritter-Orden in Europa. Bürglen, Augsburg 1792 (Nachdruck: Reprintverlag Leipzig, ISBN 3-8262-1807-8); weitere Ausgabe: Stage, Augsburg 1792 (Digitalisat).
  • Alain Demurger: Die Ritter des Herrn. Geschichte der geistlichen Ritterorden. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50282-2.
  • Giorgio Falco: Geist des Mittelalters – Kirche, Kultur, Staat. Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main 1958.
  • Feliciano Novoa Portela, Carlos de Ayala Martínez (Hrsg.): Ritterorden im Mittelalter. Theiss, Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-1974-5 (Aufsatzsammlung).
  • Rodney Stark: GottesKrieger, Die Kreuzzüge in neuem Licht, Haffmans Tolkemitt GmbH, Berlin 2013, ISBN 978-3-942989-85-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 „Vatikan warnt vor nicht-anerkannten Ritterorden“, Katholische Internationale Presseagentur kipa/apic, 21. Oktober 2012
  2. 2,0 2,1 2,2 La Santa Sede e gli Ordini Cavallereschi: doverosi chiarimenti (Prima parte), 16. Oktober 2012 (italienisch)
  3. 3,0 3,1 3,2 La Santa Sede e gli Ordini Cavallereschi: doverosi chiarimenti (Seconda parte), 22. Oktober 2012 (italienisch)
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