Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Jenny Lind

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Jenny Lind (Begriffsklärung) aufgeführt.
Jenny Lind 1850
Jenny Lind in Bellinis La sonnambula
Jenny Lind, Gemälde von Louis Asher, 1845

Jenny Lind (* 6. Oktober 1820 in Stockholm als Johanna Maria Lind; † 2. November 1887 in Malvern, Worcestershire) war eine schwedische Opernsängerin (Sopran), die wegen ihrer kometenhaften, kontinentübergreifenden Karriere auch als „Die schwedische Nachtigall“ in die Musikgeschichte einging.

Leben

Jenny Lind, die aus armen Verhältnissen stammte, wurde schon im Alter von neun Jahren in das Konservatorium Stockholm aufgenommen. Sie debütierte am 7. März 1838 in der Rolle der Agathe in Webers Der Freischütz. Sie wurde mit 20 Jahren Mitglied der Königlich Schwedischen Musikakademie in Stockholm und zur Hofsängerin ernannt. Sie studierte 1841 bei Manuel Patricio Rodríguez García in Paris und trat 1844 erstmals in Berlin auf, später in allen Hauptstädten Europas. Vor allem in Opernarien von Bellini, Meyerbeer, Rossini und Donizetti hatte sie ihre glänzendsten Auftritte. Sie wurde von den Königshäusern Europas hofiert und zu Aufführungen eingeladen, so u.a. von König Oskar I. von Schweden und Norwegen, Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und Queen Victoria von Großbritannien.

Nicht nur ihre Stimme muss brillant gewesen sein, sie vermochte durch ihre Schönheit offenbar auch, verschiedene Dichter in ihren Bann zu ziehen. 1843 verliebte sich der Dichter Hans Christian Andersen in sie, was sie aber nicht erwiderte. Die zu dieser Zeit entstandene Geschichte Die Nachtigall, die sich nach einer biografischen Notiz Andersens eindeutig auf sie bezieht, führte bald dazu, dass Jenny Lind als „Die schwedische Nachtigall“ bezeichnet wurde. Zu ihren Bewunderern gehörten Robert Schumann, Hector Berlioz und vor allem Felix Mendelssohn Bartholdy, mit dem sie eine jahrelange Freundschaft – oder auch unglückliche Liebesbeziehung – verband.

Auf einer Tournee 1846 in Wien hörte sie der Dichter Franz Grillparzer und schwärmte in romantischer Verzückung über ihre Gesangskunst:

„Und spenden sie des Beifalls Lohn
Den Wundern deiner Kehle
Hier ist nicht Körper, Raum, noch Ton
Ich höre deine Seele.“
Jenny Lind Token o.J. zu ihrer USA Tournee, Vorderseite.
Jenny Lind Token zu ihrer USA Tournee mit falschem(?) Geburtsjahr 1821, Rückseite.

1848 lernte sie Frédéric Chopin in London kennen; trotz gegenseitiger Zuneigung, die aus Briefen an ihre Familie bekannt wurde, und heftiger Bemühungen ihrerseits, unter anderem einer Reise nach Paris im Mai 1849, schaffte sie aber es nicht, ihn zu einer Ehe zu bewegen.

Diese Enttäuschung hatte wesentlichen Einfluss auf ihren weiteren Lebenslauf, denn 1849, mit nur 29 Jahren, zog sie sich für die Öffentlichkeit überraschend von der Opernbühne zurück und widmete sich ausschließlich dem konzertanten Liedgesang.

Im Wintersemester 1849/50 erhielt Jenny Lind als bislang einzige Frau das Ehrenband der Burschenschaft Hannovera in Göttingen.[1][2]

Jenny Lind ist noch heute dafür bekannt, bei ihrer von P. T. Barnum organisierten Tournee durch die USA 1850-1852 Gegenstand eines Starrummels von bis dahin unbekannten Ausmaßen gewesen zu sein. Es existieren zeitgenössische Illustrationen, die ein außer Rand und Band geratenes Publikum abbilden. Ihr Begleiter am Klavier war der Pianist Julius Benedict.

In Boston heiratete sie den deutschen Komponisten Otto Goldschmidt (1829–1907), der auch ihr Pianist war, und kehrte 1852 mit ihm nach Europa zurück, wo sie nur noch selten im Rahmen von Wohltätigkeitsveranstaltungen auftrat. Zwischen 1852 und 1855 wohnte sie in Dresden, ab 1856 in London. Im selben Jahr wurde sie von Hermann Krone fotografiert (siehe Bild). In den folgenden Jahren gebar sie zwei Söhne und eine Tochter. 1870 trat sie auf dem Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf zum letzten Mal öffentlich auf. Dort sang sie das Sopransolo in dem Oratorium Ruth, das ihr Gatte komponiert hatte.

Seit der Gründung des Royal College of Music von London 1883 leitete sie bis 1886, ein Jahr vor ihrem Tod, die Meisterklasse für Gesang. Jenny Lind starb am 2. November 1887 im Badekurort Malvern und wurde in London in der Westminster Abbey am Poet's Corner begraben.

Wirkung

Zeitgenössische Karikatur: Starrummel um Jenny Lind in den USA

Eine Einladung im Londoner Haus der schwedischen Nachtigall wird in Theodor Fontanes Roman Der Stechlin geschildert.

Jenny Lind vergaß nie ihre einfache Herkunft und spendete große Teile ihres Vermögens für arme Musiker, Hospitäler und Waisenhäuser. Daher tragen noch heute Einrichtungen, v.a. in Großbritannien, den USA und Schweden, ihren Namen. In den USA trifft man öfter auf Straßen, die nach ihr benannt sind. Eine Insel vor der Küste von Neuengland ist ebenso nach ihr benannt wie eine Insel im Territorium Nunavut im Norden von Kanada. Das erste Opernhaus San Franciscos wurde Jenny Lind Opera House benannt.

1862 stiftete Jenny Lind einen Preis für junge schwedische Musiker, der mit einer dreijährigen Förderung verbunden war. Heute wird der Jenny-Lind-Preis jährlich an eine junge schwedische Sängerin vergeben und ist mit zwei Monatstourneen in den USA und in Schweden sowie mit einem Stipendium verbunden.

Jenny Lind gehört – auch über Jahrhundertgrenzen hinweg – zu den berühmtesten Landeskindern Schwedens. Ihr Name ist Fachleuten aus dem Opernumfeld und Kennern des Landes nach wie vor geläufig, die Schweden sind stolz auf diese Künstlerin und halten ihr Andenken in Ehren. Ihr Bildnis ziert den aktuellen 50-Kronen-Schein der Schwedischen Reichsbank.

Ihr Leben wurde auch verfilmt. Die Rolle der Sängerin in dem Leinwandstreifen Die schwedische Nachtigall (1941) spielte Ilse Werner. Erna Berger sang die Lieder, die Franz Grothe für die Hauptdarstellerin geschrieben hatte.

In der US-amerikanischen Hallmark-Entertainment-Film-Produktion von 2001 Hans Christian Andersen – My life as a fairytale (Regie: Philip Saville) nimmt ihre Beziehung zu Hans Christian Andersen einen breiten Raum ein. Jenny wird dargestellt durch die nordirische Schauspielerin Flora Montgomery.

Sonstiges

Fire Queen und Jenny Lind waren die ersten Lokomotiven der Padarn Railway des Dinorwic-Schiefersteinbruchs in Wales.

Briefe

  • The Lost Letters/Jenny Lind. Translated from the German and Edited with Commentaries by W. Porter Ware. Gollanz, London 1966.

Literatur

  • Joan Bulman: Jenny Lind. A biography. Barrie, London 1956.
  • Herbert Eulenberg: Jenny Lind. In: Ders.: Glückliche Frauen. Biographische Skizzen. Avalun Verlag, Hellerau 1929.
  • Nils-Olof Franzén: Jenny Lind, en biografi. Bonnier, Stockholm 1982, ISBN 91-0045-629-2.
  • Nils-Olof Franzén (Hrsg.): Jenny Lind, den svenska näktergalen. Anteckningar kring en världsstjärna. Musikmuseet, Stockholm 1987 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Musik- & Teatermuseet Stockholm, 11. Juni 1987 bis 1. August 1989).
  • Henry Scott Holland, William Smith Rockstro: Memoir of Madame Jenny Lind-Goldschmidt. Her early art-life and dramatic career 1820-1851. From Original Documents, Letters, Ms. Diaries & C., Collected By Mr. Otto Goldschmidt. Murray, London 1891 (2 Bde.).
  • Jenny M. Maude: The life of Jenny Lind. Told by Mrs. Raymond Maude. Cassell, London 1926.
  • Henry Scott Holland, W. S. Rockstro: Jenny Lind. Ihre Laufbahn als Künstlerin. 1820 bis 1851. Übersetzt von Hedwig J. Schoell. Band I Verlag: F. A. Brockhaus, Leipzig 1891
  • Jenny Lind. Ihre Laufbahn als Künstlerin. 1820 bis 1851. Zweiter Band (1891)
  • Life and Genius of Jenny Lind. Publisher: W.F. Burgess Year: 1850

Referenz

  1. C. A. Wilkens: Jenny Lind. Gütersloh 1913, S. 175 ff.
  2. [1] Henry Scott Holland, W. S. Rockstro: Jenny Lind. Ihre Laufbahn als Künstlerin. 1820 bis 1851. Übersetzt von Hedwig J. Schoell. Band I Verlag: F. A. Brockhaus, Leipzig 1891, Seite 331/332

Weblinks

 Commons: Jenny Lind – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jenny Lind aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.