Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Jewhen Klopotenko
Jewhen Wiktorowytsch Klopotenko (ukrainisch Євген Вікторович Клопотенко, wissenschaftliche Transliteration Jevhen Viktorovyč Klopotenko; * 23. November 1986 in Kiew, Ukrainische SSR) ist ein ukrainischer Koch, Gastrosoph und Aktivist. Seine 2020 lancierte Kampagne zur institutionalisierten Anerkennung von Borschtsch als „identitätsstiftendes“ ukrainisches Gericht – immaterielles Kulturerbe – wurde international wahrgenommen,[1] Klopotenko trat im Video des Instituts der ukrainischen Kultur zur Einreichung bei der UNESCO als Gewährsmann auf.
Biografisches
Jewhen Klopotenko ist der Sohn einer Lehrerin und eines Ingenieurs. Als Kind machte er denkwürdig schlechte Erfahrungen mit dem Essen in der Schulkantine. Einen Vorgeschmack auf die internationale Küche bekam er, als seine Großmutter nach England übersiedelte und er sie besuchte und als er einige Wochen im Zuge eines Austauschprogramms in Italien verbrachte.[2] Als junger Mann reiste er weiterhin viel, auch in die USA, wo er in einer Kleinstadt als Bademeister jobbte, und er finanzierte sein Leben mit Gelegenheitsjobs in der Gastronomie. Zurück in Kiew, gründete er 2011 eine kleine Manufaktur für Marmelade. Im Jahr 2015 nahm Klopotenko in der ukrainischen Ausgabe der TV-Kochshow MasterChef am Wettbewerb teil und gewann. Das motivierte ihn zum ersten Schritt Richtung Professionalität und er ging nach Paris, um in Le Cordon Bleu zu lernen. Dort schloss er mit Diplom ab.[3]
Der Koch, der laut Stern als „der Jamie Oliver der Ukraine“ gilt, setzte sich für eine Änderung des in der Ukraine nach wie vor zentral vorgegebenen Menüplans in Schulen und Kindergärten ein.[4] Im Zuge einer von zwei ukrainischen Ministerien koordinierten Reform des Speiseplans für Bildungseinrichtungen gemäß den Empfehlungen der WHO kamen Klopotenkos Konzept und Rezepte zum Zug – 2021 wurde er auf der Nachwuchsliste von The World’s 50 Best Restaurants unter die 50 Next gewählt und in der Kategorie “Empowering Educators” ausgezeichnet.[5][6] Die konkrete Umsetzung der neuartigen Kost in Kantinen polarisierte allerdings.[7] In der teilweise heftig geführten Debatte um die Veränderungen am schulischen Mittagstisch stand Olena Selenska, die das Konzept mit getragen hatte, zur Reform und zu Klopotenkos Menüvorschlägen.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine verlagerte Klopotenko seinen Lebensmittelpunkt nach Lwiw. Dort gründete er das «Інші» („Inschi“, international kommuniziert unter dem Namen „Inshi“ bzw. Englisch “Others”), ein Lokal, in dem er gratis Essen für Menschen auf der Flucht bereitstellte.[8] Parallel dazu kochte er an verschiedenen Orten in Europa bei Anlässen, deren Erlös der kriegsbetroffenen Ukraine zugutekommt. Seine Tour startete er in Grambow, weitere Termine führten nach Spanien und in die Schweiz. Im Mai 2022 wurde Klopotenko – für seine Aktivitäten auf Social Media – einer der World Influencer and Blogger Awards der WIBA Academy (World Influencers and Bloggers Association Academy) zuerkannt. Auf Fotos von der Verleihung in Cannes ist der Ausgezeichnete mit zwei akzentuierten Fingernägeln an der rechten Hand zu sehen, Lack in den ukrainischen Landesfarben. Zudem trägt er über der Hose ein schürzenartiges Kleidungsstück mit Aufschrift “Make Borscht Not War”.[9] Diesen Slogan nutzte auch das Projekt Kitchen Guerilla, das ab März 2022 „in Zusammenarbeit mit Evgeni Klopotenko, dem ukrainischen Starkoch und »Ukrainian Days«, dem Festival der ukrainischen Kultur und zeitgenössischen Kunst in Hamburg“ Borschtsch kochte und ausgab, um Spendengelder zu sammeln.[10]
Klopotenkos 2019 in Kiew eröffnetes Restaurant «100 років тому вперед» („100 rokiw tomu wpered“, deutsch sinngemäß: „100 Jahre zurück in die Zukunft“[11], unter dem Titel “100 Years Back in Future” Mitglied der Slow-Food-Vereinigung,[12]) hatte 2021 den Ukraine Tourism Award in der Kategorie „Bestes Borschtsch-Restaurant“ gewonnen,[13] im selben Jahr veröffentlichte Klopotenko ein eigens dem Borschtsch gewidmetes Kochbuch. Am 1. Juli 2022 wurde die ukrainische Zubereitung von Borschtsch nach einer außerordentlichen Sitzung des zuständigen UNESCO-Ausschusses in die Liste der erhaltungsbedürftigen immateriellen Kulturformen aufgenommen.[14] “Beet this”, titelte The Moscow Times, mit einem Wortspiel aus “beat” und “beet” für “beetroot” (Rote Bete), wesentliche Zutat des Gerichts.[15] Jewhen Klopotenko wurde im Artikel zitiert. Im deutschen Sprachraum widmete u. a. Die Tageszeitung der Anerkennung durch die UNESCO einen Beitrag.
Seine Zeit in Lwiw nutzt Klopotenko auch, um sein Wissen über die galizische Küche zu vertiefen. Seiner Ansicht nach sei dieser Anteil der Küche in der Ukraine am wenigsten tangiert von den Prägungen der Sowjetunion.[16]
Buchveröffentlichungen
- Зваблення їжею з українським смаком Swablennja jischeju s ukrajinskym smakom
- Зваблення їжею. 70 рецептів, які захочеться готувати Swablennja jischeju. 70 rezeptiw, jaki sachotschetsja hotuwaty. 2019
- englisch: Ukrainian Cuisine in 70 Dishes. 2021, ISBN 978-617-7820-85-6
- deutsch: Ukrajina. Eine kulinarische Liebeserklärung an die Ukraine. Christian Verlag, München, 2022, ISBN 978-3-95961-750-5.
- Святкові страви Swjatkowi strawy
- Борщ і до борщу Borschtsch i do borschtschu, 2021.
Weblinks
- Webpräsenz „Klopotenko“ (ukrainisch, russisch, englisch)
- CultFood (ukrainisch)
- Rezepte von Jewhen Klopotenko in der Rubrik Стиль життя (Styl schyttja, „Life Style“) des ukrainischen Nachrichtenmagazins Фокус (Fokus)
- Wendell Steavenson: In war-weary Ukraine, a hunt for the real meaning of borscht (Financial Times, 16. April 2022)
- Juri Konkewitsch: Küche in der Ukraine: Kampf um den Borschtsch (Die Tageszeitung, 4. Juli 2022)
Einzelnachweise
- ↑ Siehe z. B. (Auswahl, chronologisch) David L. Stern und Robyn Dixon: Ukraine seeks U.N. cultural status for beloved borscht. A culinary spat with Russia could be brewing (The Washington Post, 21. Oktober 2020), Oksana Parafeniuk: A New Front Opens in the Russia-Ukraine Conflict: Borscht (The New York Times, 4. November 2020), John McGill: Chef says borscht is '100 per cent' Ukrainian — and asks UNESCO to back up his claim (CBC, 4. November 2020), Denis Trubetskoy: Ukraine und Russland streiten ums Essen: Wem gehört der Borschtsch? (MDR, 14. November 2020), Paul Katzenberger: Wir sind Borschtsch (Süddeutsche Zeitung, 17. Dezember 2020), Dan Peleschuk: The taste of a nation: how chef Ievgen Klopotenko is cooking up Ukraine’s culinary identity (The Calvert Journal, 9. Juni 2021), Joanna Kakissis: A Ukrainian chef's borsch is an act of resistance (npr, 16. Februar 2022), Elisabetta Pagani: Lo chef Klopotenko trasforma il ristorante in rifugio e lancia un appello: "Cucinate tutti il borscht ucraino" (La Repubblica, 6. März 2022), Sonja Zekri: „Ich bin ein Krieger am Küchenmesser“ (Süddeutsche Zeitung, 29. März 2022), Wendell Steavenson: In war-weary Ukraine, a hunt for the real meaning of borscht (Financial Times, 16. April 2022).
- ↑ Kateryna Kruk: How One Entrepreneur Is Changing Ukraine One Bowl of Borscht at a Time. Atlantic Council, 1. August 2018, abgerufen am 5. Juli 2022 (english).
- ↑ Vittorio Castellani: Manifesto della Cucina Ucraina. 10 punti per rivendicare l'identità culturale (Abschnitt: Chi è Ievgen Klopotenko). In: Gambero Rosso. 8. März 2022, abgerufen am 7. Juli 2022 (italiano).
- ↑ Denise Snieguolė Wachter: „Die meisten wollen Brot backen – weil Brot ein Symbol fürs Leben ist“. In: Stern. 14. März 2022, abgerufen am 6. Juli 2022.
- ↑ Empowering Educators. The creative minds transforming society through food-led learning and development. The World's 50 Best, 2021, abgerufen am 6. Juli 2022 (english).
- ↑ Klopotenko included in 50 Next, a list of professionals changing the world of gastronomy. In: Rubryka. 20. April 2021, abgerufen am 6. Juli 2022 (english).
- ↑ Alya Shandra: Ukrainian chef creates new healthy school menu, and parents have opinions. Euromaidan Press, 14. Januar 2022, abgerufen am 6. Juli 2022 (english).
- ↑ Joseph Campbell: Ukrainian celebrity chef serves up free meals for refugees. Reuters, 29. März 2022, abgerufen am 5. Juli 2022 (english).
- ↑ «Оскар для блогерів»: Євген Клопотенко, Джамала та Кіт Степан отримали нагороди у Каннах. In: Ukrainian People. 20. Mai 2022, abgerufen am 7. Juli 2022 (українська, english).
- ↑ Make Borscht Not War - Kickoff Event. Kitchen Guerilla, März 2022, abgerufen am 7. Juli 2022.
- ↑ In diesem Wortlaut etwa auf Manfred Kohnkes Blog Schmankerl Kochkunst Esskapaden im Beitrag Weißkohlsuppe zum Weltkulturerbe hochkochen (7. November 2020).
- ↑ Alleanza dei Cuochi. Slow Food, abgerufen am 7. Juli 2022 (italiano).
- ↑ Найсмачніший ресторанний борщ. Ukraine Tourism Awards, 2021, abgerufen am 6. Juli 2022 (українська).
- ↑ UNESCO erklärt Borschtsch-Zubereitung zum Immateriellen Kulturerbe: Ukrainische Kulturform als gefährdet eingestuft. UNESCO, 1. Juli 2022, abgerufen am 6. Juli 2022.
- ↑ Joris Fioriti: Beet This: Ukraine Wins Fight To Protect Borshch Soup. In: The Moskow Times. 1. Juli 2022, abgerufen am 5. Juli 2022 (english).
- ↑ Iryna Stukhliak: People in the City: Yevhen Klopotenko. In: Lviv Travel. 2022, abgerufen am 7. Juli 2022 (english).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Klopotenko, Jewhen |
ALTERNATIVNAMEN | Klopotenko, Jewhen Wiktorowytsch (vollständiger Name); Klopotenko, Jevhen Viktorovyč; Клопотенко, Євген Вікторович (ukrainisch) |
KURZBESCHREIBUNG | ukrainischer Koch, Gastrosoph und Aktivist |
GEBURTSDATUM | 23. November 1986 |
GEBURTSORT | Kiew, Ukrainische SSR |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jewhen Klopotenko aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |