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Jigal Amir

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Jigal Amir, 2012
Jigal Amir

Jigal Amir (geb. 23. Mai 1970 in Herzlia; hebräisch יגאל עמיר) ermordete am 4. November 1995 in Tel Aviv den israelischen Premierminister Jitzchak Rabin. Amir war zu diesem Zeitpunkt Jura-Student an der Bar-Ilan-Universität.

Biographie

Amir wurde als Sohn einer jemenitischen religiösen jüdischen Familie in Herzlia geboren. Er besuchte eine ultra-orthodoxe Schule und Jeschiwa und diente bei den Golani-Brigaden während seines Dienstes bei den israelischen Streitkräften. Als Jura-Student an der Bar-Ilan-Universität war er an der Organisation von Demonstrationen gegen das Oslo-Abkommen beteiligt.

Für ihn war das Oslo-Abkommen ein nationaler Verrat und eine Bedrohung für die Existenz des Staates Israel, was zu seiner Entscheidung führte, Rabin zu ermorden. Sein Bruder Hagai und sein Freund Dror Adani waren Komplizen bei diesem Vorhaben. Amir hatte 1995 zweimal geplant, Rabin zu ermorden, aber die Versuche kurz vor ihrer Durchführung abgebrochen.

Jigal Amir soll bezüglich seiner Einstellung gegenüber Premierminister Rabin durch die Beratschlagung z.B. mit Raw Schlomo Aviner, seinem letzten rabbinischen Gesprächspartner, beeinflusst worden sein.

„Aviner hatte ihm die Frage, ob auf Rabin das Todesurteil des Verräters (Din Rodef u-Moser[1]) anzuwenden sei, klipp und klar mit „Ja!“ beantwortet. Aviners einzige Einschränkung, unter Berücksichtigung seiner „bedeutenden Position als geistiger Vordenker der national-religiösen Erweckung“, als Oberrabbiner von Beth-El und Leiter der Jeschiwah zur Atheret Kohanim, war: „… aber ich kann dieses Urteil nicht vollstrecken“.“

dg / haGalil onLine 31-10-2001[2]

Der Anschlag und die Folgen

Jigal Amir (Mitte) rekonstruiert in Begleitung von Polizeibeamten die Ermordung J. Rabins

Am 4. November 1995, nach einer Demonstration zur Unterstützung des Friedensprozesses auf dem „Platz der Könige Israels“ (Kikar Malchei Jisra'el כיכר מלכי ישראל, heute Kikar Rabin כיכר רבין, „Rabin-Platz“), wartete Amir auf Rabin auf einem angrenzenden Parkplatz, wo er ihn mit zwei Schüssen aus seiner Pistole ermordete und mit einem weiteren Schuss einen Wachmann verletzte.

Für den Anschlag benutzte er eine halb-automatische Pistole, Typ Beretta 84F, Kaliber .380 ACP. Die drei abgefeuerten Kugeln waren von Jigals Bruder mit einer Stahlummantelung versehen worden, um möglichst großen Schaden anzurichten.

Amir wurde noch am Schauplatz des Verbrechens verhaftet. Am 27. März 1996 verurteilte ihn das Bezirksgericht Tel Aviv-Jaffa zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen des Mordes sowie zu sechs weiteren Jahren Haft wegen des Schusses auf den Wachmann. In einem späteren Verfahren wurde er zu fünf Jahren verurteilt (und nach einer staatlichen Berufung zu acht Jahren), wegen Bildung einer Verschwörung zur Ausführung des Mordes mit seinem Bruder und Adani. Alle Strafen wurden zusammengezählt.

24 Stunden nach dem ersten Gerichtsurteil veröffentlichte die Schamgar‑Kommission, benannt nach ihrem Leiter Meir Schamgar, dem früheren Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, ihren 250-seitigen Untersuchungsbericht über den Mord an Rabin. Davon durften 117 Seiten nicht veröffentlicht werden.

Im November 1997 veröffentlichte die israelische Regierung in einem sechsseitigen Papier ergänzende Informationen aus dem geheimen Teil des Berichtes der Untersuchungskommission.[3] Der vollständige Text des Berichts wurde bis dato nicht publiziert, obwohl Meir Shamgar selbst bereits zwei Jahre nach dem Mord an Premierminister Rabin gesagt hatte, dass es der Regierung jetzt erlaubt sei, die vertraulichen Teile des Berichts seiner Kommission zu veröffentlichen.[4]

Amir war in Isolationshaft im Beerscheba-Gefängnis und wurde 2003 in das Ajalon-Gefängnis verlegt. Seine Berufungen gegen beide Strafen wurden abgelehnt.

Amir hat niemals Bedauern für seine Tat geäußert.[5]

Die meisten Anhänger des rechten Flügels verurteilten das Attentat trotz der erheblichen Unterschiede in den politischen Ansichten und dem verbreiteten Widerwillen gegen Rabins Politik, die nach Ansicht der Rechten dem anti-israelischen Terror Vorschub leistete.

Angaben aus der Biographie von Leah Rabin bezüglich des Anschlags

Rabin hatte einen Dienstwagen, einen gepanzerten Cadillac mit Silbermetallic-Lackierung, den er jedoch nur benutzte, wenn von den Sicherheitsbehörden die strikte Weisung kam, das schwer gepanzerte Gefährt sei unerlässlich. An jenem Abend des 4. November hatte der Sicherheitsdienst wegen der zu erwartenden Menschenmenge um Benutzung des Cadillac gebeten. Vor kurzem hatte jemand das Cadillac-Emblem von der Kühlerhaube abgebrochen. Auf der Hinfahrt zum Platz der Könige wurde der Wagen von Menachem Damti gefahren, neben ihm hatte der Leibwächter Joram Rubin Platz genommen. Jitzchak und Leah Rabin saßen im Fond des Wagens, die kurzen beigefarbenen Vorhänge an den hinteren Scheiben des Wagens waren offen. Ein zweites Auto mit zwei Sicherheitsbeamten folgte; das entsprach dem Sicherheitsstandard für Routinefahrten. Während der Fahrt zur Kundgebung teilte Joram Rubin „mit gedämpfter Stimme“ mit, dass ein „ernst zu nehmender Hinweis“ eingegangen sei, wonach möglicherweise ein „muslimischer Selbstmordattentäter“ versuchen werde, sich unter die Menschenmenge zu mischen. Rabin reagierte nicht auf diese Bemerkung, Leah Rabin jagten die Worte „muslimischer Selbstmordattentäter“ nach ihrer Angabe einen kalten Schauer über den Rücken.

„Auf den Dächern sämtlicher Gebäude um den Kikar waren Sicherheitsbeamte postiert worden. Die Demonstranten, die auf den Platz strömten, wurden durchsucht. Aber kann man wirklich 200.000 Menschen kontrollieren? Unmöglich! Wer konnte verhindern, daß sich ein Fanatiker einschlich, dem als Belohnung für seinen terroristischen Anschlag ein himmlischer Empfang durch vierzig Jungfrauen verheißen worden war?“

S. 18, 19

Als Leah Rabin neben ihrem Mann in der vordersten Reihe am Rand der Tribüne stand, kam die Frau eines Reporters der Zeitung Ha'aretz auf sie zu und fragte sie, ob Jitzchak eine kugelsichere Weste trage. Nach der Überzeugung von Leah Rabin hätte ihr Mann es für völlig überzogen gehalten, bei einem Anlass wie diesem eine kugelsichere Weste anzuziehen. Sie selbst sagte:

„Eine kugelsichere Weste? Wie kommen Sie denn auf diese Idee? Sind wir etwa in der Dritten Welt? Dies hier ist Israel.“

S. 20, 21

Nach dem Ende der Kundgebung gingen beide auf die Treppe zu, wo sie versuchten, Tuchfühlung zu halten, was jedoch nicht gelang, beide wurden von Menschen bedrängt, die sich um sie scharten. Beide steuerten weiter auf den Wagen zu. Leah Rabin ging rechts von Jitzchak Rabin die Treppe hinter der Tribüne hinunter, dann wurden sie wieder von der Menge bedrängt, und Jitzchak ging voraus. Menachem, der Fahrer, stand neben dem Wagen, um Leah Rabin beim Einsteigen zu helfen. Sie befand sich noch immer auf der Treppe, als Jitzchak sich anschickte, in den Wagen zu steigen. Er fragte: „Wo ist Leah?“ Dann fielen die Schüsse. Als der erste Knall zu hören war, wandte Jitzchak sich um. Dann fiel er zu Boden, während sich gleichzeitig andere über ihn warfen. Leah Rabin hörte es dreimal knallen und sie hörte, wie jemand rief „Das war doch nur ein Scherz!“ Sie wurde dann von einem Sicherheitsbeamten auf den Beifahrersitz des nächsten in der Schlange wartenden Wagens gestoßen, es war der Geleitwagen, der ihnen zur Kundgebung gefolgt war. Der silberne Cadillac war mit Jitzchak und dem Fahrer Menachem Damti und dem Sicherheitsbeamten Joram Rubin bereits losgerast.

Leah Rabin sah ihren Mann erst wieder, als er bereits tot war, in der Ichilov-Klinik, nach einer rasenden Irrfahrt durch die Stadt. Während dieser Fahrt sprachen die Sicherheitsbeamten weder in ihre Mobiltelefone noch in ihre Funkgeräte. Die Fahrt endete vor der Zentrale des Schabak, des israelischen Gegenstücks des amerikanischen FBI. Nach zwanzig Minuten Wartezeit in den Räumen des Schabak bestand sie darauf, zum Krankenhaus gebracht zu werden. Während der Fahrt hatte sie sich die Bilder des Geschehens ins Gedächtnis gerufen und bemerkt: „Beim letzten Blick, den ich auf Jitzchak werfen konnte, bevor die Guards ihn unter sich begruben, schien er wohlauf zu sein.“ Im Krankenhaus sah sie den Leichnam, den Körper in eine Decke gehüllt, das Gesicht war frei.

Verlobung und Heirat in Haft

2004 wurde im Bezirksgericht Tel Aviv die Entscheidung über eine Anfrage von Jigal Amir, im Gefängnis zu heiraten, beraten. Er hatte sich mit Larissa Trembowler verlobt, einer Einwanderin aus der ehemaligen Sowjetunion, Doktorin der Philosophie und geschiedene Mutter von vier Kindern. Er hatte sie vermutlich bei einer früheren Reise nach Russland kennengelernt. Im Januar 2004 kündigte die Leitung der israelischen Gefängnisse an, dass Amir keine Erlaubnis zur Heirat erhalten werde, trotz eines Gesetzes, das allen Gefängnisinsassen erlaubt zu heiraten und Kinder zu zeugen. Im Februar 2006 erkannte die israelische Generalstaatsanwaltschaft jedoch die am Telefon geschlossene Ehe der beiden an.

Im März 2006 wurde bekannt, dass Gefängnisbehörde und Staatsanwaltschaft einen Antrag des Ehepaars gebilligt haben, wonach sich Amirs Frau außerhalb der Haftanstalt mit Amirs Samen künstlich befruchten lässt. Geschlechtsverkehr wurde den beiden aber zunächst verwehrt.

Inzwischen hat das Ehepaar einen Sohn bekommen, dessen Beschneidung am 4. November 2007 stattfand, am Jahrestag des Attentates.[6]

Telefoninterviews im Gefängnis

Nachrichtenagenturmeldungen zufolge haben geheime Telefoninterviews mit dem inhaftierten Mörder von Jizchak Rabin Vertreter des gesamten politischen Spektrums in Israel am 31. Oktober 2008 zu Kritik veranlasst. Zwei private Fernsehsender hatten, ohne zuvor das Gefängnis zu informieren, mit dem Mörder telefoniert. Verteidigungsminister Ehud Barak kommentierte dies mit den Worten: „Amir solle ‚unter keinen Umständen‘ an der öffentlichen Diskussion teilnehmen, sondern für den Rest seines Lebens im Gefängnis versauern.“ Der Chef der Nationalreligiösen Partei, Sevulun Orlev, warf den Sendern vor, die Ächtung Amirs dem „goldenen Kalb der Einschaltquoten“ zu opfern. Das vollständige Interview wurde von einem der Sender zu Sabbatbeginn am Freitagabend ausgestrahlt.[7]

Verschwörungstheorien

Mit der Ermordung von Rabin beschäftigten sich viele Verschwörungstheorien. Inwieweit sie bzw. einige von ihnen durch den Shamgar-Untersuchungsausschuss, der den Mordanschlag untersuchte, widerlegt worden sind, ist unbekannt, da die vollständige Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes noch aussteht. Beispielsweise bleibt viel Ungewissheit über die Rolle von Awischai Rawiw, der beschuldigt wird, als agent provocateur für den Schin-Bet-Sicherheitsdienst gehandelt zu haben. Aber auch andere Punkte scheinen nicht erschöpfend aufgeklärt.[4] Die Zeitung der National-Religiösen Partei, Hashofet, hatte den früheren Außenminister Schimon Peres und hohe Geheimdienstleute als Drahtzieher des Attentats auf Rabin bezeichnet. Die Arbeitspartei hatte daraufhin das rechtsnationale Lager und die Regierung Netanjahu beschuldigt, nur von ihren Hasskampagnen gegen Rabin ablenken zu wollen, die erst das Klima für den Mord geschaffen hätten.[8]

Leah Rabin schreibt in ihrem Buch Ich gehe weiter auf seinem Weg über den Mord an ihrem Ehemann:

„Ich bin fest davon überzeugt, daß Jitzchak einer Verschwörung zum Opfer fiel. Ob die Tat selbst das Ergebnis eines Komplotts war, weiß ich nicht, und ich bin nicht sicher, ob dies von Bedeutung ist. Ganz gewiß aber war er das Opfer einer geistigen Verschwörung - einer Verschwörung, die ganz genauso kalt berechnet und so tödlich war wie die Mordtat als solche. Eine Clique extremistischer Rabbiner - nicht Dozenten - gehörte zu denen, die bei den Studenten von Bar-Ilan die Geisteshaltung prägten, die den Mord überhaupt erst möglich machten, und diese Personen sind mitverantwortlich für den Mord, denn der Mörder glaubte, eine heilige Sendung zu erfüllen, die von ihnen gutgeheißen werde. Er glaubte, das „heilige Land“ von Juda und Samaria sei heiliger als das Leben des Premierministers, der um des Friedens willen zum Kompromiß bereit war.“

S. 58[9]

Literatur

  • Barry Chamish: Wer ermordete Yitzhak Rabin?. Kopp Verlag, Rottenburg am Neckar 2000, ISBN 3-930219-35-2.
  • Michael Karpin, Ina Friedman: Der Tod des Jitzhak Rabin. Anatomie einer Verschwörung. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1998, ISBN 3-498-03496-0.

Weblinks

Weitere Bilder

Einzelnachweise

  1. Vor Gericht erklärte Amir, dass ein Jude, der „sein Volk und sein Land dem Feind überlässt, wie Rabin es getan hat, gemäss der Halacha getötet werden muss.“ Zwei Rabbiner, deren Identität Amir nicht preisgab, hatten Rabin zuvor als Rodef (Verfolger, der Juden in Lebensgefahr bringt) und Mosser (Spitzel, der Juden oder ihre Güter an Nichtjuden ausliefert) bezeichnet
  2. Weder vergessen - noch vergeben: Rabíns Vermächtnis Artikel von dg / haGalil onLine 31-10-2001
  3. Bericht der taz vom 14. November 1997
  4. 4,0 4,1 Champagner kaltgestellt Artikel in Jungle World Nr. 46
  5. http://www.jewishsf.com/content/2-0-/module/displaystory/story_id/14885/edition_id/289/format/html/displaystory.html
  6. Israel: Rummel um das Kind des Mörders. Berliner Zeitung vom 3. November 2007
  7. http://www.koeln.de/aktuell/afp/newsticker/ticker/081031111429.9igktale.html
  8. Mordplan war vorab bekannt taz vom 14. November 1997
  9. Lea Rabin: Ich gehe weiter auf seinem Weg. Erinnerungen an Jitzchak Rabin, Droemer Knaur, 1997, ISBN 3-426-26975-9,

Andere Wikis

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