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Johann Dietz (Feldscher)
Johann Dietz (* 18. Dezember 1665 in Halle (Saale); † 7. März 1738 ebenda) war ein deutscher Barbier und Feldscher. In seinen 1915 veröffentlichten Lebenserinnerungen schildert er bürgerliches Leben im vorfriderizianischen Preußen.
Leben
Am väterlichen Seilerhandwerk nicht interessiert, begann Dietz ab 1681 eine Barbierlehre in Halle. Nach der Gesellenprüfung ging er im Oktober 1684 nach Berlin. Nach 21 Monaten trat er als Feldscher in die Armee ein, die der Große Kurfürst mit 12.000 Soldaten in den Großen Türkenkrieg schickte. In der Belagerung von Ofen (1684/1686) befand er sich zum ersten Mal im Krieg. Wieder in Berlin, barbierte Dietz bei der kurfürstlichen Garde. Er betreute das Lazarett und die Kurbaracken.
Hamburg, Holstein, Halle
Als sich eine Magdeburger Stelle zerschlagen hatte, zog Dietz über Braunschweig, Celle und Lüneburg nach Hamburg. Zunächst war er beim Ratsbarbier angestellt. Er trat in den Dienst eines dänischen Regiments in Itzehoe und Krempe. Nachdem er in Kopenhagen seinen Abschied genommen hatte, kehrte er nach Hamburg zurück. In Vorsetzen ließ er sich von holländischen Kapitänen für die Grönlandfahrt anheuern. In seinen Lebenserinnerungen beschreibt er den Walfang im Eismeer. Auf der zweiten Reise ein Jahr später fror das Schiff auf hoher Breite ein. Nach vierwöchiger Flaute freigekommen, fuhr es in plötzlichem Nebel auf einen Eisberg. Schiff und Mannschaft wurden gerettet. Nach der Reparatur in einem norwegischen Hafen wieder in See, geriet das Schiff in einen Sturm und erlitt Mastbruch. Mit einem neuen Mast endete die Reise in Hamburg.
Wegen seiner „Wissenschaft“ wurde Dietz vom Ratsbarbier zu vielen Patienten geschickt. Der Feldscher des Nordischen Dragoner-Regiments holte Dietz nach Uetersen. Quartier fand der Landarzt der Elbmarschen bei einem Bauernpaar in Pinneberg. Ein dankbarer General nahm ihn zu sich nach Hamburg. Trotz des guten Lebens kehrte er zu seinen Eltern zurück. Sein Vater hatte ihm in Halle eine Barbierstube gekauft; aber die Innung wollte keinen Fremden dulden. Eine Anstellung am Hof von Sachsen-Merseburg wurde vom Hofbarbier hintertrieben. Dietz ging nach Leipzig und hielt collegia chirurgica. Nach einem Intermezzo in Breslau reiste er auf der Oder nach Berlin. Als „Herr Dokter“ verdiente er dort viel Geld. Der Kammerdiener des Herrenmeisters des Johanniterordens holte ihn nach Sonnenburg. In Karl Philipp von Brandenburg-Schwedt fand Dietz einen Fürsprecher am Hof in Cölln.
Als die Friedrichs-Universität im selben Jahr gegründet wurde und Halle aufblühte, hatte Dietz ein gutes Auskommen; Hass und Neid der Hallenser Barbiere zogen aber jahrzehntelange Intrigen, Verleumdungen und Prozesse nach sich. Friedrich Wilhelm I., zugleich Herzog zu Magdeburg, bestätigte Dietz’ Stellung am 12. März 1714.[1] Als er starb, wollte die Hallenser Barbierinnung Dietz’ Stellung als Hofbarbier aberkennen lassen. In der Lehnskanzlei standen der Geheimrat Christoph Katsch und sein Bruder gegen Dietz; der Oberhofmarschall Freiherr Marquard Ludwig von Printzen setzte sich aber über sie hinweg und bestätigte Dietz. Auch den Kampf um die ihm nach Anciennität zustehende Obermeisterstelle gewann Dietz.
Familienleben
Am 3. Dezember 1694 heiratete Dietz die Kollegenwitwe Elisabeth Watzlauen mit drei „kleinen, unerzogenen Kindern“. Zwei starben. Dietz selbst entband seine Frau von der Totgeburt des eigenen Sohnes. Die Tochter starb mit drei Jahren. Dietz gewann alle sieben Prozesse gegen die habsüchtige Ehefrau und die neidischen Kollegen. Drei Scheidungsklagen beim Konsistorium endeten „gütlich“. Von seinem Advokaten versetzt, hatte Dietz seine Sache vor den Kommissaren Heinrich Bodinus, Johann Gottlieb Heineccius und Ratsmeister Johann Adolph Matthesius allein zu vertreten. Er wollte nicht geschieden werden. Das Konsistorium in Magdeburg urteilte auf einjährige Trennung von Tisch und Bett. Die zweite Klage auf Unterhalt wurde abgewiesen. Nach achtzehn Wochen rückte das Paar wieder zusammen. Die kranke Elisabeth Dietz tat ihrem Mann Abbitte und starb im August 1726 im Alter von 72 Jahren.
Am 5. Juni 1727 heiratete er die mit 25 Jahren verwitwete Seilertochter Maria Magdalena Müller. Sie brachte einen fünfjährigen Sohn in die Ehe und schenkte dem 64-jährigen Dietz vier Kinder, den Sohn Johann Carl Anton (1729) und die Töchter Johanna Magdalena (1731), Christiana Dorothea (1734) und Tabea Friederika (1737), die ihren Vater kaum noch erlebte.[1]
Werke
- Chirurgus unter Walfängern, Nachdruck. Lübeck 1979
- Mein Lebenslauf, Nachdruck. München 1966
Literatur
- Meister Johann Dietz des Großen Kurfürsten Feldscher und Königlicher Hofbarbier. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin zum ersten Male in Druck gegeben von Dr. Ernst Consentius. Wilhelm Langewiesche-Brandt, Ebenhausen bei München [1915] – Lebensdokumente vergangener Jahrhunderte, 11: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben (Digitalisat).
- Rüdiger Döhler: Vom Barbier zum Chirurgen – Johann Dietz. Ein barockes Bürgerleben. Chirurgische Allgemeine 14. Jg., 10. Heft (2013), S. 617–622.
- Johann W. Ludwig Gründer: Geschichte der Chirurgie, von den Urzeiten bis zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts. Trewendt et Granier, Breslau 1859 (Digitalisat)
- Gunter Mann: Dietz, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 707 f. (Onlinefassung).
Weblinks
- Werke von Johann Dietz (Feldscher) im Projekt Gutenberg-DE
- Digitalisat und Volltext der Consentius-Ausgabe im Deutschen Textarchiv
- Digitalisat der Consentius-Ausgabe mit Bildern (Projekt Gutenberg)
- Vom Wundarzt, Bader und Feldscher zur Chirurgie, ULB Sachsen-Anhalt (PDF; 258 kB)
Einzelnachweise
Personendaten | |
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NAME | Dietz, Johann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Barbier, Feldscher und Grönlandfahrer |
GEBURTSDATUM | 18. Dezember 1665 |
GEBURTSORT | Halle (Saale) |
STERBEDATUM | 7. März 1738 |
STERBEORT | Halle (Saale) |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Johann Dietz (Feldscher) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |