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Körpergewicht

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Das Körpergewicht ist ein biometrisches Merkmal und bezeichnet die physikalische Masse eines Menschen (oder Tieres), üblicherweise angegeben in kg. Es ist kurz nach der Geburt am geringsten und nimmt dann bis zum Erwachsenenalter bei normaler Entwicklung zusammen mit der Körpergröße stetig zu.

Viele Menschen, vor allem in Entwicklungsländern, leiden unter Untergewicht, weil sie zu wenig zu essen haben. Übergewicht (bzw. dessen schwere Form Fettleibigkeit) ist ein verbreitetes Problem, das in Entwicklungsländern[1] [2] [3] und in Industrieländern stark zugenommen hat.

Auch Essstörungen können Untergewicht verursachen (z. B. Anorexie und Bulimie) oder zu Übergewicht führen (z. B. Binge Eating).

Geburtsgewicht

Das Geburtsgewicht von Neugeborenen wird in vielen Ländern ermittelt, aufgezeichnet und statistisch ausgewertet. Es gibt eine Korrelation zwischen (Über)gewicht der Gebärenden und (Über)gewicht des Neugeborenen.[4] Übergewicht schon im Mutterleib macht die Geburt riskanter (ab 4000 Gramm nehmen die Geburtsrisiken ein wenig zu, ab 4500 Gramm deutlich) und kann lebenslange Probleme für die Geborenen zur Folge haben.

Übergewichtige Frauen leiden häufiger unter Schwangerschaftsdiabetes. Dann enthält ihr Blut zu viel Zucker. Den Zucker speichert das Baby in veränderter Form in seinen Organen. Obwohl die Kinder wachsen, bleiben sie unreif und erreichen oft nicht die nötige Leistungsfähigkeit.

Die anhaltende Zuckerschwemme schädigt zudem einen Mechanismus, den man „fetale Programmierung“ nennt. Die Steuerung der Nahrungsaufnahme im Gehirn ist hierbei gestört; die Kinder werden nicht satt.

Berechnungsformeln, Indizes

Körpergewicht kann mittels einer Waage schnell und unkompliziert gemessen werden. Eine quantitative Bewertung des Körpergewichts in Relation zur Körpergröße gilt als problematisch. In den letzten 150 Jahren wurden dazu eine Reihe von Indizes entwickelt.

Broca-Index

Der Broca-Index ist ein Maß zur Berechnung des Normalgewichtes einer Person. Er wurde von Paul Broca, einem französischen Arzt, Chirurgen und Anthropologen (1824–1880), entwickelt.

Der Index definiert ausgehend von der Körpergröße l (in cm) ein Normalgewicht m (in kg) nach der Formel:

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde oftmals auch von einem Idealgewicht von nur 90 % für Männer und nur 80 % für Frauen von dem oben berechneten Wert ausgegangen, allerdings mehr aus ästhetischen denn aus medizinischen Gründen.

Der Broca-Index erlaubt lediglich eine grobe Einschätzung und trifft für den Bereich mittlerer Körpergrößen am besten zu; bei sehr großen und sehr kleinen Körpergrößen ist der BMI etwas genauer (eine Grenzwertbetrachtung kann die Limitierung veranschaulichen: Wie viel darf eine Person mit 1 m Körpergröße nach Broca wiegen? Das Broca-Idealgewicht ist bei sehr kleiner Körpergröße zu niedrig und bei sehr großer zu hoch). Graphisch betrachtet ist das Broca-Idealgewicht in Abhängigkeit von der Körpergröße eine Gerade, der Body-Mass-Index eine leicht gekrümmte Kurve (Parabel).

Weil Besonderheiten des jeweiligen Körperbaus unberücksichtigt bleiben, sind sowohl BMI als auch Broca-Index in ihrer Aussagekraft begrenzt; zum Beispiel hat ein Bodybuilder einen sehr geringen Körperfettanteil, aber aufgrund seiner hohen Muskelmasse unter Umständen einen BMI von deutlich über 25.

Der Vorteil der nach Broca errechneten Gewichte liegt darin, dass ein metrisch denkender Mensch sie im Kopf errechnen kann.

Beispiel

Für einen 1,75 m großen Mann liefert der Broca-Index als Normalgewicht 75 kg und als Idealgewicht (-10 %) 67,5 kg. Das entspricht BMI-Werten von 24,5 bzw. 22, also Werten innerhalb des normalgewichtigen Bereiches. Für eine 1,65 m große Frau liefert der Broca-Index als Normalgewicht 65 kg und als Idealgewicht (-20 %) 52 kg. Das entspricht BMI-Werten von 24 bzw. 19, also Werten innerhalb des normalgewichtigen Bereiches. Ab einem Alter von 65 Jahren werden beim Mann und der Frau für das Idealgewicht 2,5 kg hinzugerechnet.

Body-Mass-Index

Der Body-Mass-Index (kurz BMI), im deutschen Sprachraum zuweilen auch Körpermasseindex oder -zahl genannt, ermittelt aus der Körpermasse m (in kg) und der Körpergröße l (in m) einen Index nach der Formel:

Dieser wird mit – je nach Quelle geschlechts- oder altersabhängigen – Standardwerten verglichen.

Da bei einer Messung des Körpergewichts naturgemäß nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterschieden werden kann, wird die Ermittlung des BMI oftmals mit einer Messung des Körperfettanteils verbunden. Nominelles Übergewicht in Kombination mit einem niedrigen Körperfettanteil weist eher auf einen muskulösen Menschen denn auf gesundheitsgefährdendes Fett hin. Allerdings ist hier auch zu bedenken, dass die Belastung der Hüft- und der Kniegelenke und der Lendenwirbelsäule nur vom Gewicht bestimmt wird, gleichgültig ob das Gewicht aus Schulter- und Armmuskulatur oder aus Bauchfettpolstern stammt.

Ponderal-Index

Der Ponderal-Index ähnelt dem BMI. Seine Formel lautet:

Werte zwischen 11 und 14 kg/m3 gelten dabei als normal. Dieser Index erfüllt beinahe die Bedingungen einer dimensionslosen Kennzahl der Ähnlichkeitstheorie, da er dimensionsanalytisch unabhängig von der Körpergröße und daher auch für Kinder und sehr große Menschen anwendbar ist. Der Ponderal-Index ist dennoch wenig verbreitet.

Taille-Hüft-Verhältnis

Das Taille-Hüft-Verhältnis, auch Waist-Hip-Ratio genannt, ignoriert das Verhältnis von Körpergewicht und Körpergröße und stützt sich allein auf die Körperformen. Ursprünglich hauptsächlich als Indikator für unterschiedliche Gesundheitsrisiken bei gleichem BMI verwendet, dient die Waist-Hip-Ratio heutzutage auch als alleiniger Indikator für Übergewicht.

Bauchumfang

Als weitere Vereinfachung des Taille-Hüft-Verhältnisses wird in letzter Zeit vermehrt der reine Bauchumfang, unabhängig von der Körpergröße, als Indikator für Übergewicht herangezogen. Aufgrund ihrer Einfachheit wird diese Methode heute von Ärzten favorisiert. Ihr Manko besteht jedoch darin, dass frühere Untersuchungen fast nur auf dem BMI basieren und sich Untersuchungsergebnisse daher schlecht vergleichen lassen.

Normalgewicht, Idealgewicht

Gewichtsklassen in Abhängigkeit von Körpermasse und Körpergröße nach BMI-Angaben der WHO

Es gibt keinen medizinischen Konsens, was das als Normalgewicht zu bezeichnende wünschenswerte oder natürliche Körpergewicht eines Menschen sein sollte. Es ist sogar strittig, ob es einen solchen festzulegenden Wert überhaupt gibt. Insofern existieren verschiedene Bemessungsformeln zur Ermittlung des Normal- bzw. Ideal- und Unter- bzw. Übergewichts, die im Ergebnis ähnliche Werte ergeben. Trotz dieser Diskussion um den richtigen Wert eines Normal- oder Idealgewichtes gibt es klare Vorstellungen außerhalb welcher Gewichtsbandbreite eine Person als (krankhaft) unter- oder übergewichtig zu beurteilen ist.

Bekannt wurde vor allem eine großangelegte Studie US-amerikanischer Lebensversicherungsgesellschaften aus den 1950er-Jahren, in der man – in Abhängigkeit von Körpergröße, Geschlecht und Schwere des Knochenbaus – die Körpergewichte mit der höchsten Lebenserwartung ermittelte und diese als Idealgewichte bezeichnete. Die Werte betrugen beispielsweise für einen 180 cm großen Mann mit mittelschwerem Knochenbau 68 bis 75 kg, für eine gleich große Frau 63 bis 70 kg; für einen 170 cm großen Mann 61 bis 67 kg, für eine gleich große Frau 56 bis 63 kg. Bei schwerem Knochenbau lagen die Werte um 3 kg höher, bei leichtem um 3 kg niedriger. Pro 10 cm Körpergröße erhöhten bzw. verminderten sich die Werte um 5 bis 6 kg.[5]

Neben den üblichen Berechnungsmethoden werden zur Beurteilung auch Quantile (für Unter/Übergewicht) oder der Median (für das Idealgewicht) von empirisch gewonnenen Verteilungen des Körpergewichts einer Bevölkerungsgruppe benutzt.

Ein aktueller Bericht der WHO[6] verwendet den BMI und definiert Normalgewicht mit einem BMI von 18,5–24,9.

Untergewicht

Ein aktueller Bericht der WHO[6] verwendet den BMI und definiert Untergewicht mit einem BMI von weniger als 18,5.

Untergewicht führt zu einer mangelhaften Versorgung des Körpers mit Eiweiß, Fetten und Kohlenhydraten sowie Vitaminen und Mineralstoffen. Die Haut und das Haar verändert sich, die Knochen können entkalken und die Muskeln schwinden. Außerdem können einige Organe ihre Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen, weil Nährstoffe fehlen.

Übergewicht

Hauptartikel: Übergewicht

Ein aktueller Bericht der WHO[6] verwendet den BMI und definiert Übergewicht wie folgt:

BMI
Präadipositas (Übergewicht im engeren Sinne) 25–29,9
Adipositas Grad I 30–34,9
Adipositas Grad II 35–39,9
Adipositas Grad III > 40

Die gesundheitliche Bewertung dieser Grenzwerte ist allerdings in der Fachwelt uneinheitlich. Übergewicht gilt als Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen (zum Beispiel Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes mellitus). Regelmäßige Bewegung und mäßiges Essen (vor allem wenig Fett und wenig Kohlenhydrate) können das Körpergewicht senken.

Neuere Erkenntnisse[7][8][9][10][11] deuten an, dass die genannten Werte neu bewertet werden sollten. Demnach ist ein BMI von 25-30 noch „gesund“, da Menschen mit leichtem bis mittlerem Übergewicht durchschnittlich länger leben. Bei einigen Krankheiten könnte eine höhere Fettreserve von Vorteil sein (beispielsweise bei Operationen oder schweren Infektionen). Das, was als Übergewicht/Präadipositas bezeichnet wird, ist statistisch gesehen das Idealgewicht, da es das Gewicht mit der höchsten Lebenserwartung ist. Beispielsweise haben nach einer israelischen Langzeitstudie an 10.000 Männern im Alter über 40 Jahren Männer mit leichtem Übergewicht (BMI von 25 bis 27) deutlich bessere Aussichten auf Langlebigkeit als Normalgewichtige. Bei starkem Übergewicht (BMI > 27) sinkt die Lebenserwartung wieder.[12]

Zwei neuere Publikationen, (Ingrid Mühlhauser, Universität Hamburg[7][8][9] und eine Studie der Oxford University[10][11]) in denen eine Vielzahl von Studien und Metaanalysen verglichen und bewertet wurden, zeigen, dass ein leichtes Übergewicht für die Anfälligkeit gegenüber einigen Krankheiten von Nachteil ist, für andere von Vorteil. Es kommt z. B. sehr stark darauf an, wo das Körperfett gespeichert wird. Ist dieses im Bauchraum („apfelförmige“ Figur), so erhöht dieses das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Zuckerkrankheit. Fett an Po und Oberschenkeln („birnenförmige“ Figur) kann vor gerade diesen Erkrankungen schützen. Allerdings ist nach heutigen Erkenntnissen die Fettverteilung genetisch festgelegt und nicht beeinflussbar, und das Arthroserisko für die Gelenke der unteren Extremitäten wird durch das Gewicht unabhängig von der Fettverteilung erhöht. Die genannten Publikationen blieben in der Fachwelt auch keinesfalls unwidersprochen [13][14][15][16].

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Arne Perras (8. Dezember 2010). „Früchte? So was essen Vögel“. Süddeutsche Zeitung (abgerufen 23. Februar 2011)
  2. Harro Albrecht (22. Februar 2008). Dick in Afrika. Die Zeit (abgerufen 23. Februar 2011)
  3. 3. März 2003. Importierte Konserve. In Afrika wird Übergewicht zur Todesursache Nummer 1. Taz (abgedruckt auf Übergewicht: Todesart No.1 in Afrika. www.politik.de/forum (abgerufen 23. Februar 2011)
  4. spiegel.de 11. Januar 2009: Übergewicht schon im Mutterleib
  5. Metropolitan Life Insurance Company, Statistical Bulletin, Band 40, 1959
  6. 6,0 6,1 6,2 WHO: Obesity – preventing and managing the global epidemic. WHO Technical Reports Series 894, Geneva 2000 (abgerufen 1. November 2011)
  7. 7,0 7,1 Dicke leben länger, „Servicezeit Gesundheit“ (WDR) vom 2. November 2009
  8. 8,0 8,1 Morbidität und Mortalität bei Übergewicht und Adipositas im Erwachsenenalter: Eine systematische Übersicht, Deutsches Ärzteblatt am 20. Mai 2009
  9. 9,0 9,1 Morbidität und Mortalität von Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen, Veröffentlichung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierter Medizin im Portal German Medical Science am 4. März 2009
  10. 10,0 10,1 Being pear shaped protects against heart disease, University of Oxford am 12. Januar 2010
  11. 11,0 11,1 SüdDeutsche: Rund und gesund, Das richtige Übergewicht, 17. Mai 2010
  12. Forscher des Hadassah-Krankenhauses in Jerusalem nach einer dpa-Meldung vom 4. Januar 2007dpa
  13. Assoziation mit erhöhtem Schlaganfallrisiko
  14. Kurzer Beobachtungszeitraum
  15. Unangebrachte Interpretation der Daten
  16. Hauptaussage nicht gerechtfertigt
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