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Karl Rink

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Karl Wilhelm Johannes Rink (geb. ca. 1900, gest. Dezember 1949 in Berlin) war ein deutscher SS-Offizier und Judenretter.

Leben und Familie

Rink war 1924 als Buchhalter bei der Niederlassung der I.G. Farben in Berlin beschäftigt. In seiner Freizeit fuhr er Radrennen im firmeneigenen Sportverein. Am 12. September 1924 heiratete er die 21-jährige Jüdin Mira, eine Bürofachkraft im Reichsjustizministerium. Rinks Eltern hatten nichts gegen die christlich-jüdische Verbindung, doch Miras Eltern sperrten sich als traditionelle Juden lange dagegen. Ende des Jahres wurde Helga, das einzige Kind, geboren.

Anfang der 1930er Jahre schlossen sich viele Sportvereine nationalsozialistischen Organisationen an, so auch der Sportverein der I.G. Farben. Auf diesem Weg bekam der politisch uninteressierte Rink Kontakt zur SS. 1931 wurde Rink wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage entlassen. Nach langer erfolgloser Arbeitssuche geriet er in eine Versammlung der NSDAP, wo er einige ehemalige Kameraden aus dem Sportverein wiedertraf. Die Redner versprachen einen wirtschaftlichen Aufschwung für den Fall, dass die NSDAP an die Macht käme, und forderten die Arbeitslosen auf, sich der Partei anzuschließen. Rink, in der Hoffnung auf sozialen und wirtschaftlichen Aufschwung, war einer der ersten, die einen Mitgliedsantrag ausfüllten. In der Folge ließ er sich immer mehr in Parteiaufgaben einbinden.

Rinks jüdische Verwandtschaft und jüdischen Freunde brachen daraufhin jeglichen Kontakt ab. Seine Frau bedrängte ihn oft, wieder aus der Partei auszutreten. Aber Rink verschloss sich der Wirklichkeit und ließ sich sogar von der SS anwerben. Dort wurde er gedrillt, lernte Passagen aus Hitlers Mein Kampf auswendig und erwies sich als sehr linientreu. Die Befürchtungen seiner Frau bezüglich der Rassenideologie ignorierte er weiterhin völlig. Die mehr und mehr sichtbaren Auswirkungen der Judendiskriminierung verharmloste er als Einzelfälle und kurzzeitige, vorübergehende Erscheinung, Hitler habe Wichtigeres zu tun als sich um die Juden zu kümmern.

Nach 1933

Nach der Machtergreifung 1933 verlor Mira ihre Anstellung im Justizministerium, und Helga wurde der Schule verwiesen.

In den folgenden Jahren stieg Rink überdurchschnittlich schnell in der SS auf. Seine Hauptaufgabe war Personenschutz für höhere Dienstgrade, der er ohne Gewissensbisse nachgehen konnte. Am 9. November 1938 wurde Befehl ausgegeben, sich aktiv an der „Reichskristallnacht” zu beteiligen. Dem inneren Konflikt zwischen Parteigehorsam und der Treue zu seiner Frau und der jüdischen Verwandtschaft konnte er nur so begegnen, dass er sich während der Pogrome passiv und im Hintergrund hielt.

Am nächsten Tag wurde Rink zum SS-Gruppenführer Reinhard Schröder zitiert und wegen seiner Passivität zur Rede gestellt. Weiterhin erhielt er den Befehl, sich unverzüglich von seiner Frau scheiden zu lassen, mit der er nach wie vor und unter Verletzung der Nürnberger Rassegesetze zusammenlebte. Doch Rink widersetzte sich insgeheim diesem Befehl. Am 24. August 1939 wurde Mira Rink auf dem Heimweg von einem Lebensmittelladen von der SS aufgegriffen und im Innenhof des SS-Hauptquartiers erschossen, nachdem sie von Schröder verhört wurde.

Als Mira Rink abends nicht nach Hause kam, suchte Rink erfolglos nach ihr. Tags darauf, mit der Ahnung was mit seiner Frau geschehen sein musste, organisierte Rink die Flucht seiner Tochter nach Palästina. Helga reiste mit der Jugendalijah am 27. August mit der Bahn über Zürich nach Italien, und von dort aus per Schiff weiter nach Palästina. Es war die letzte von der Jugendalijah organisierte Fahrt aus Deutschland. In Palästina erhielt Helga den hebräischen Vornamen Elisheva.

Gegen Ende 1939 konnte Rink einen einzigen Brief an seine Tochter schreiben.

Zweiter Weltkrieg

Nach Kriegsbeginn wurde Rink als Stabsoffizier nach Warschau beordert und mit der Durchsetzung der Anordnungen für Juden beauftragt. Nachdem alle Juden Warschaus ins Ghetto verbracht worden waren, wurde Rink nach Wilna verlegt. Dort sorgte er dafür, dass Gertruda Bablinskas Pflegesohn Michal Stolowitzky nicht als Jude erkannt wurde, indem Rink die Kontrolle der Beschneidung verhinderte. Gegen Ende 1943 wurde er Stellvertreter Wilhelm Göckes, des Ghettokommandanten des Ghettos Kauen. Teil der Aufgaben von Rink war die Beaufsichtigung der Werkstätten in Kauen, die von Mosche Segelson geleitet wurden. In Kauen war Rink als „anständiger SS-Offizier“ bekannt, vor dem die Kinder nicht flüchteten. Rink bestrafte Juden nicht bereits bei kleinsten Vergehen, oder erschoss sie zum Vergnügen, und grenzte sich damit deutlich von anderen SS-Offizieren ab.

Im Vorfeld der Umwandlung des Ghettos in ein KZ war vorgesehen, alle Kinder unter 12 Jahren zu exekutieren. Segelson organisierte Verstecke für die Kinder in den Werkstätten, was von Rink während einer Durchsuchung durch die Gestapo gedeckt wurde. Auch konnte Rink Kinder zurückholen, die bereits auf dem Transport in die Todeslager waren. Insgesamt rettete Rink in Kauen 37 jüdische Kinder. Zudem verhinderte er Vergeltungsaktionen gegen die Lagerinsassen, nachdem zwölf junge Männer mit gestohlenen Wehrmachtsuniformen aus dem KZ Kauen geflohen waren. In den letzten Kriegsmonaten wurde Rink für die Jagd nach den letzten versteckten Juden eingesetzt. Auch hier nutzte er seine Position hin und wieder erfolgreich, Juden vor der Entdeckung und Ermordung zu bewahren.

Rink bat Segelson, nach Kriegsende in Palästina nach Rinks Tochter zu suchen und ihr zu sagen, dass Rink, obwohl SS-Offizier, kein Mörder sei. Ab Februar 1944 war es Rink wieder möglich, Briefe an seine Tochter in die Schweiz schmuggeln zu lassen.

Nach Kriegsende

Nach Kriegsende arbeitete Rink in Berlin als Pfleger für einen älteren Mann, mit dem er die Wohnung teilte. Eine Verhaftung und Verurteilung als SS-Mann konnte er erfolgreich umgehen. Später fand er eine Anstellung in einer Farbenfabrik. Auf seine Nachforschungen hin erfuhr er, wer den Tod seiner Frau zu verantworten hatte. Er fand den Wohnort von Reinhard Schröder in Berlin heraus, suchte ihn auf und schnitt ihm mit einem Taschenmesser die Kehle durch.

Der Briefkontakt mit seiner Tochter intensivierte sich nach Kriegsende, und Rink hatte den Wunsch, seine Tochter in Israel zu besuchen. Als ehemaliger SS-Offizier musste er jedoch damit rechnen, bei der Einreise verhaftet und vor ein israelisches Gericht gestellt zu werden. Gertruda Bablinska setzte sich beim Justizministerium in Tel Aviv dafür ein, dass Rinks Verdienste bei der Rettung von Juden anerkannt würden und er keine Strafverfolgung befürchten müsste. Die israelischen Behörden würdigten die Berichte von Bablinska und anderen Holocaustüberlebenden und entschieden, dass Rink trotz seiner SS-Zugehörigkeit ein willkommener Gast in Israel wäre.

Am 4. Dezember 1949 schrieb Rink seiner Tochter, dass er seine Flugtickets bestellt hätte und am 24. Dezember in Israel ankäme. Doch am 20. Dezember erhielt Elisheva Rink-Bernzon ein Telegramm aus Berlin, in dem stand, dass Karl Rink im Krankenhaus an einem Herzinfarkt gestorben und auf dem Friedhof Schöneberg beigesetzt worden sei.

Literatur

  • Ram Oren: Für Dich habe ich es gewagt. Ein Kind, ein Versprechen und eine dramatische Rettung. In Zusammenarbeit mit Michael Stolowitzky. Übersetzung aus dem Englischen Evelyn Reuter. Brunnen Verlag Gießen 2010. ISBN 978-3-7655-1767-9
  • Aryeh Segelson: In the Heart of the Darkness. Yad Vashem Publications, Jerusalem 2002.

Weblinks

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