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Katamaran
Ein Katamaran ist ein Boot oder Schiff mit zwei Rümpfen, die fest (z. B. durch ein Tragdeck) miteinander verbunden sind. Das Wort Katamaran ist ein Lehnwort aus dem Tamilischen, von கட்டுமரம் kaṭṭumaram (von kaṭṭu „Band, Bündel“, und maram „Baum“, im Sinne von „Boot aus zusammengebundenen Baumstämmen“). Generell kann man nach der Antriebsart Motorkatamarane (Motorschiff) und Segelkatamarane (Segelschiff) unterscheiden. Eine Sonderform von Katamaranen sind SWATH.
Im Gegensatz zu Einrumpfschiffen zeichnen Katamarane sich dadurch aus, dass sie sehr breit sind und damit sehr stabil auf dem Wasser liegen. Da Katamarane keinen Kiel haben und formstabil sind, haben die Boote ein relativ geringes Gewicht. Daher sind Katamarane häufig sehr schnelle Boote, die mit Gleitrümpfen (siehe: Verdränger und Gleiter) ausgestattet werden. Als Nachteil, neben dem schwierigeren Handling besonders in engen Häfen, muss die Kenterbarkeit angemerkt werden. Im Gegensatz zu Kiel-Segelyachten, die sich auch nach starker Schräglage wieder aufrichten, können größere Katamarane (ab ca. 7 m Länge) nicht ohne fremde Hilfe (Kran) wieder aufgerichtet werden.
Geschichte
Schon die Römer sollen im zweiten Punischen Krieg (218–202 v.d.Z.) einen Katamaran zur Eroberung von Syrakus eingesetzt haben. Das Schiff bestand aus zwei je 31 m langen und 5,5 m breiten Bootsrümpfen, die durch Querbalken miteinander verbunden waren. Danach geriet diese Schiffsbauweise allem Anschein nach bereits im Altertum schon wieder in Vergessenheit.
Im Jahre 1768 konstruierte der Engländer Patrick Miller den Trimaran Edinbourg mit 30,5 m Länge und 9,5 m Breite, der zwischen den Schiffsrümpfen mit Muskelkraft betriebene Schaufelräder besaß. Nach einem weiteren muskelbetriebenen Schaufelradkatamaran auf dem Firth of Forth betrieb er 1788 einen fünf Knoten (kn) schnellen Doppelrumpf-Raddampfer auf dem Dalswinton-See bei Dumfries. Dieser war 7,5 m lang, 2,1 m breit und wurde von einer William Symington-Dampfmaschine betrieben.
Der US-Amerikaner Robert Fulton baute zwischen 1812 und 1814 drei Katamarane als Hafenfähren für New York. Sie waren 24,4 m lang und 9,15 m breit. Die Fähren Jersy und York wurden von einer 20 PS starken Dampfmaschine angetrieben, das dritte Schiff, die Nessy soll sogar 120 PS gehabt haben. Ein weiterer Katamaran von Fulton war das Kriegsschiff USS Fulton (auch Demologos oder unrichtig Demogulos) – eigentlich eine Schwimmende Batterie mit Dampfmaschine – das mit seinen Abmessungen von 47,6 × 17,1 m lange Zeit als größtes Schiff seiner Art galt. Mit dem zwischen den Rümpfen liegenden Schaufelrad, das von einer 120 PS starken Dampfmaschine angetrieben wurde, erreichte es 5,5 kn, war jedoch nicht für Hochsee-Fahrten gebaut.
Im 19. Jahrhundert wurden in den USA, Großbritannien und Russland Katamarane gebaut. Die English Channel Steam Ship Company ließ 1874 den Katamaran Castalia und 1877 die Calais-Douvres für den Fährverkehr über den Ärmelkanal bauen. Die Castalia war 88,4 m lang, die einzelnen Schiffsrümpfe je 5,18 m breit, der Tiefgang betrug 2,13 m und die Wasserverdrängung 1290 Tonnen. Zwischen den Rümpfen waren hintereinander zwei Schaufelräder mit 6,1 m Durchmesser, die von zwei Dampfmaschinen mit je 600 PS angetrieben wurden. Die Geschwindigkeit lag bei 10,5 kn.
Die Calais-Douvres war geringfügig größer, erreichte aber mit ihren 4270 PS eine Geschwindigkeit von 14,5 kn. Beide Schiffe konnten je 1000 Passagiere befördern. Obwohl die Schiffe sehr seetüchtig waren, wurden sie zunächst an die Eisenbahngesellschaft London Chatham & Dover Railway verkauft und nach jeweils rund zehn Jahren wegen ihren zu geringen Geschwindigkeiten wieder aus dem Verkehr genommen und weiterverkauft.
Als Erfinder des modernen Katamarans gilt der Südseeforscher Eric de Bisschop, der Großvater des Unterwasserarchäologen Franck Goddio. Er hatte diesen Bootstyp bei den polynesischen Fischern entdeckt und übernommen.
Typen
Motorkatamarane
Motorkatamarane haben insbesondere als Fährschiffe Bedeutung gewonnen. Weiterhin werden Arbeitsschiffe sowie schwimmfähige Arbeitsplattformen oftmals in der Zwei-Rumpf-Bauweise ausgeführt.
Kleinere Hochgeschwindigkeitskatamarane (bis etwa zu 200 Sitzplätzen) werden seit längerem insbesondere in Norwegen und Australien eingesetzt. Sie erreichen bis zu 48 kn Geschwindigkeit (entsprechend über 80 km/h) und bieten damit schnelle Reisemöglichkeiten zu Inseln und zwischen Landesteilen. Seit Ende des 20. Jahrhunderts werden solche Schiffe zunehmend auch im Verkehr von und nach Helgoland sowie auf der Unterelbe und auf dem Bodensee eingesetzt.
Auf mehreren europäischen Routen verkehren besonders große Katamaran-Fährschiffe auch als Autofähren. Hierzu gehören:
- Dänemark ↔ Schweden,
- Dänemark ↔ Norwegen
- Spanisches Festland ↔ Mallorca
- Großbritannien ↔ Frankreich
- Italien ↔ Kroatien
- Großbritannien ↔ Niederlande
- Großbritannien ↔ Irland
- Großbritannien ↔ Kanalinseln
- Sizilien ↔ Malta
- Teneriffa ↔ La Gomera (Fred. Olsen Express)
Der von der Werft Incat in Tasmanien gebaute 91 m lange Großkatamaran Catalonia erfuhr mit einer Reise vom 6. bis zum 10. Juni 1998 kurzfristig den Rekord für die schnellste Atlantik-Überquerung durch große Schiffe mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 38,65 kn (71,6 km/h). Die Fahrt ging von New York nach Ceuta.[1] Zugleich erreichte die Catalonia mit 1015 Seemeilen die beste 24-Stunden-Leistung (Etmal) aller Zeiten. Kurz danach brach die Cat Link V den Rekord der schnellsten Atlantiküberquerung. Die größten Katamarane (Klasse HSS 1500) setzt die Reederei Stena Line auf Routen in der Irischen See ein, der erste hiervon ist die Stena Explorer. Sie sind 127 m lang, 40 m breit und haben eine Verdrängung von knapp 20.000 Tonnen. Sie können bis zu 1.500 Passagiere und 375 Autos mit einer Geschwindigkeit von 40 kn transportieren.
Auch im Motorboot-Rennsport werden häufig Katamarane verwendet, so werden beispielsweise alle Weltmeisterschaftsserien auf Katamaranen mit Sicherheitscockpit ausgetragen.
In Südafrika und Neuseeland sind Katamaranschlauchboote der weit „ThunderCat“-Klasse verbreitet. Diese Boote sind vier Meter lange Katamarane mit Vollgummikufen, die mit einem bis zu 51 kW starken Außenborder ausgestattet sind. Die ThunderCats eignet sich sowohl für den Motorbootrennsport (Die ThunderCat-Rennserie ist eine der schnellstwachsenden Rennbootserien in Südafrika, Australien, England und Neuseeland) als auch für Ausflüge, als Dingi oder zum Wasserski. Das Boot ist sehr wendig und kippstabil bei minimalem Tiefgang.
Für den Einsatz auf der Donau wurde die Han Asparuh als Schwergutfrachtkatamaran gebaut. Sie ist in zwei Teile zerlegbar. Auf der Wolga und ihren Nebengewässern ist der Frachtkatamaran Gebrüder Ignatjew unterwegs.
Einzelne Kriegsschiffe in Katamaran-Bauweise sind ebenfalls im Einsatz. Dabei handelt es sich meistens um Versorgungs- und Kampfunterstützungseinheiten. Der erste für das Gefecht gedachte Motorkatamaran ist das chinesische Raketenschnellboot Typ 022 der Houbei-Klasse. Das erste Exemplar wurde 2005 an die chinesische Marine übergeben. Heute sollen sich schätzungsweise bis zu 40 dieser Boote im Einsatz befinden.
Eine neue und umweltfreundliche Antriebsform besitzen Solarkatamarane, die mit Sonnenenergie angetrieben werden. Der derzeit (2010) größte Solarkatamaran ist die Tûranor PlanetSolar. Die SolarWave, ein 14 m langer Solarkatamaran, befindet sich seit April 2010 auf Weltreise.
Segelkatamarane
→ Hauptartikel: Segelkatamaran
Segelkatamarane sind meist sehr schnelle, leichte Sportgeräte oder Fahrtenyachten, die in erster Linie durch Windenergie über Segel angetrieben werden.
Ruderkatamarane
Ruderkatamarane sind generell leichte Sportgeräte, die durch Rudern mit Riemen bewegt werden. Die Mannschaft kann je nach Bootsgröße aus zwei bis acht oder auch mehr Personen bestehen.
Militärisch genutzte Katamarane
Bauzeitraum | Schiff/-klasse | Nation | Lüa | max. Geschwindigkeit |
---|---|---|---|---|
1984 bis 2000 | Bora-Klasse | Russland | 63,9 m | 55 | kn
ab 2003 | HSV-2 Swift | Vereinigte Staaten | 98 m | 48,7 kn |
ab 2004 | Houbei-Klasse | Volksrepublik China | 42,6 m | 38 | kn
Literatur
- R. Schönknecht, U. Laue: Unkonventionelle Schiffe. Transpress Pietsch, ISBN 3-344-00487-5
- Komfort und Leistungssteigerung durch Stabilisatoren – Wave-Piercing-Katamarane. In: Schiff & Hafen, Heft 9/2010, S. 176–179, Seehafen-Verlag, Hamburg 2010, ISSN 0938-1643
Einzelnachweise
- ↑ Fakta om fartyg. Abgerufen Format invalid (svenska).
Siehe auch
Weblinks
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Katamaran aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |