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Katyn

Aus Jewiki
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Dieser Artikel behandelt das russische Dorf Katyn. Für das in Weißrussland gelegene und von der SS-Sondereinheit Dirlewanger im März 1943 zerstörte Dorf, siehe Chatyn.
Dorf
Katyn
Катынь
Föderationskreis Zentralrussland
Oblast Smolensk
Rajon Smolensk
Höhe des Zentrums 170 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 481
Postleitzahl 214522
Kfz-Kennzeichen 67
OKATO 66 244 836 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 46′ N, 31° 41′ O54.77083333333331.6875170Koordinaten: 54° 46′ 15″ N, 31° 41′ 15″ O
Katyn (Russland)
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Lage in Russland
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Lage in der Oblast Smolensk

Katyn (russisch Катынь, polnisch Katyń [ˈkatɨɲ]) ist ein Dorf in der Oblast Smolensk in Russland mit etwa 1700 Einwohnern.

Geographie

Katyn liegt 20 km westlich des Oblast- und Rajonzentrums Smolensk unweit des rechten Dnepr-Ufers im Bereich der Einmündung des rechten Zuflusses Katynka. Der Ort besteht aus zwei Teilen: einem größeren, westlich an der Fernstraße A141 Orjol – Smolensk – Rudnja – weißrussische Grenze gelegenen, sowie einem kleineren, etwa drei Kilometer östlich davon bei der gleichnamigen Bahnstation an der Strecke Moskau – Minsk.

Katyn ist Verwaltungssitz der Landgemeinde Katynskoje selskoje posselenije mit 28 Ortschaften und insgesamt 4298 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010).[1]

Das Massaker von 1940

Der Ortsname ist durch das Massaker von Katyn an etwa 24.000 bis 25.000 Polen, meist Offizieren, Polizisten und Intellektuellen, weltweit bekannt geworden. Obwohl in Katyn selbst nur etwa 4.400 Opfer begraben wurden, steht der Ortsname als Symbol für die gesamte Mordserie an Polen unter sowjetischer Herrschaft im Zweiten Weltkrieg.[2]

Das Massaker wurde Anfang März 1940 vom Politbüro der Sowjetunion befohlen, vom Innenministerium der UdSSR (NKWD) organisiert und im April und Mai 1940 von dessen Angehörigen ausgeführt.

Soldaten der deutschen Wehrmacht, die im Verlauf ihres Krieges gegen die Sowjetunion um Smolensk stationiert waren, entdeckten im April 1943 die Massengräber der Ermordeten im Wald bei Katyn. Der damalige Propagandaminister des NS-Regimes, Joseph Goebbels, gab das Massaker der Welt am 13. April 1943 bekannt und beschuldigte die Sowjetunion der Tat, um die im Krieg mit Deutschland befindliche Anti-Hitler-Koalition zu schwächen oder zu zerstören.

Darauf reagierte der sowjetische Diktator Josef Stalin mit dem Gegenvorwurf: Das NS-Regime selbst habe das Massaker verübt und versuche es nun zu vertuschen. Diese Geschichtsfälschung ließ das NKWD mit einer vorgetäuschten Untersuchung untermauern; sie blieb bis 1990 die offizielle Version zu dem Ereignis im gesamten Ostblock. Im Wald von Katyn wurde ein Ferienheim für NKWD-Angehörige ohne Zugang für polnische Hinterbliebene oder andere Besucher erbaut. Erst nachdem der sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow am 13. April 1990 die Schuld des NKWD einräumte, wurden entsprechende Beweisdokumente in sowjetischen Staatsarchiven gefunden.

Gedenken

Zu Sowjetzeiten war Katyn ein für Ausländer gesperrter Ort. Um von der Debatte über die Schuld des sowjetischen Partei- und Geheimdienstapparates abzulenken, wurde 1969 in der Nähe des 300 Kilometer weiter westlich gelegenen weißrussischen Dorfes Chatyn eine Gedenkstätte errichtet. In Chatyn hatte die Waffen-SS 1943 aus Rache für einen Partisanenangriff mehrere Dutzend Zivilisten erschossen. [3]

Bei Exhumierungsarbeiten im Wald von Katyn nach 1990 wurden neben den ermordeten Polen auch die sterblichen Überreste von etwa 4.500 erschossenen Sowjetbürgern entdeckt. Sie waren in den 1930er Jahren Opfer der Säuberungen unter Stalin geworden. Beide Opfergruppen sind auf dem Soldatenfriedhof Katyn getrennt voneinander bestattet.

Im November 1989 besuchte erstmals eine polnische Regierungsdelegation unter Leitung von Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki das Gräberfeld. [4] Der Friedhof wurde im Jahr 2000 durch eine von den Regierungen in Moskau und Warschau gemeinsam gebildete Kommission neu gestaltet und zur internationalen Gedenk- und Versöhnungsstätte ausgebaut. Dort finden seitdem jährlich in der zweiten Aprilwoche Gedenkveranstaltungen statt. 2010 nahmen daran erstmals die Ministerpräsidenten Polens und Russland, Donald Tusk und Wladimir Putin, teil. [5]

Der Ortsname „Katyń“ in polnischer Schreibweise ist auch der Titel des ersten polnischen Films über das Massaker. Der Film (deutscher Titel: „Das Massaker von Katyn“) wurde von Andrzej Wajda gedreht und 2007 uraufgeführt. Sein Film hat international große Beachtung gefunden und wurde 2010 nach dem Flugzeugabsturz bei Smolensk erstmals auch im russischen Staatsfernsehen ausgestrahlt.

Am 15. Juli 2012 wurde eine russisch-orthodoxe Gedenkkapelle an dem Platz errichtet, an dem die Massenerschießungen stattfanden. Die Kapelle wurde durch Patriarch Kyrill I. geweiht. Dieser sagte in einem Gedenkgottesdienst, dass die Kapelle zur Aussöhnung zwischen Polen und Russen beitragen werde und nun eine neue Epoche der russisch-polnischen Beziehungen anbreche.[6]

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Katyn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Beate Kosmala: Katyn. In: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiss: Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 1998, ISBN 3-608-91805-1, S. 882.
  3. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13512777.html Der Spiegel] 15. April 1985.
  4. Süddeutsche Zeitung 8. April 2010, S. 8.
  5. Süddeutsche Zeitung 8. April 2010, S. 8.
  6. http://www.vesti.ru/doc.html?id=850177
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Katyn aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.