Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Klaus Staeck
Klaus Staeck (* 28. Februar 1938 in Pulsnitz) ist ein deutscher Grafikdesigner, Karikaturist und Jurist. Im April 2006 wurde er zum Präsidenten der Akademie der Künste in Berlin gewählt (2009 und 2012 Wiederwahl für eine jeweils dreijährige Amtszeit).[1][2]
Leben
Jugend und Ausbildung
Klaus Staeck wuchs, wie sein 1943 geborener Bruder Rolf,[3] in der Industriestadt Bitterfeld auf. Er erlebte hier den Volksaufstand vom 17. Juni 1953.[4] Unmittelbar nach dem Abitur im Jahre 1956 siedelte er nach Heidelberg um und wiederholte 1957 das Abitur am Bunsen-Gymnasium, da in der Bundesrepublik die DDR-Reifezeugnisse nicht anerkannt wurden.[5] Er litt in der Schule sehr unter Ungerechtigkeiten und Manipulation durch die kommunistische Ideologie.[5] Danach arbeitete er als Bauhilfsarbeiter. Von 1957 bis 1962 studierte Staeck Jura in Heidelberg, Hamburg und Berlin, wo er sein Erstes Staatsexamen ablegte.[6] Den anschließenden juristischen Vorbereitungsdienst (Referendarausbildung) schloss er mit dem Zweiten Staatsexamen ab.
Haupt- und nebenberufliches Wirken
Bereits 1962 organisierte Staeck seine erste politische Demonstration in Heidelberg, Thema war die Spiegel-Affäre.[7] 1965 gründete Staeck den Produzentenverlag „Edition Tangente“ (heute: „Edition Staeck“), die seit Ende der 1960er Jahre auch Auflagenobjekte (Multiples) von international anerkannten Künstlern herausgibt.[8] So von Joseph Beuys, mit dem er seit 1968 zusammenarbeitete, Panamarenko, Dieter Roth, Nam June Paik, Wolf Vostell, Daniel Spoerri, und vielen anderen. 1968 erhielt Staeck seine Zulassung als Rechtsanwalt in Heidelberg und Mannheim.
Seit Anfang der 1970er Jahre ist Klaus Staeck als Grafiker im Bereich der Politsatire in der Tradition John Heartfields tätig. Sein Hauptwerk umfasst bislang rund 300 Plakate, die größtenteils aus Fotomontagen bestehen, die er mit eigenen ironischen Sprüchen versieht. Seine satirischen Plakate und die von ihm kommerziell vertriebenen Postkarten-Ausgaben richteten sich häufig gegen Inhalte der Politik von CDU/CSU. Seine Satire provozierte immer wieder Politiker in konservativen Kreisen. Dadurch kam es des Öfteren zu Eklats und juristischen Streitigkeiten, was ihm allerdings durchaus entgegenkam, da dies seine Bekanntheit nicht unwesentlich förderte.[9]
Zur Bundestagswahl 1972 wurde sein ironisches politisches Plakat Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen veröffentlicht.[10] Das Plakat erreichte eine Druckauflage von 75 000 Exemplaren und ist das bekannteste seiner Motive.[11] Insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren waren seine Grafiken populär, so dass er von den Erlösen des Postkarten-Vertriebs leben konnte. Trotz seiner Mitgliedschaft in der SPD legt er Wert darauf, nie Parteigrafiker gewesen zu sein und keine Auftragsarbeit für die SPD gemacht zu haben.[12]
1971 verfasste er zusammen mit Beuys und Erwin Heerich einen Aufruf gegen die Exklusivität des Kölner Kunstmarktes. Im selben Jahr führte er seine erste Plakat-Aktion zum Dürerjahr in Nürnberg mit seinem Plakat Sozialfall. Für das Plakat verwendete er Albrecht Dürers Kohlezeichnung Bildnis der Mutter aus dem Jahre 1514, und kombinierte es mit der Frage: Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?[13]
Klaus Staeck war Teilnehmer der Documenta 5 in Kassel im Jahr 1972 in der Abteilung Parallele Bildwelten: politische Propaganda. (Er war auch auf der Documenta 6 (1977), der Documenta 7 (1982) und der Documenta 8 im Jahr 1987 als Künstler vertreten.) Bis 2012 konnte Staeck rund 3.000 Einzelausstellungen im In- und Ausland präsentieren.
Am 30. März 1976 zerriß der CDU-Politiker Philipp Jenninger in der Parlamentarischen Gesellschaft in Bonn ein dort in einer Ausstellung aufgehängtes Plakat Staecks mit der Aufschrift „Seit Chile wissen wir genauer, was die CDU von Demokratie hält“.[14][15] Mit dem Plakat spielte Staeck auf eine Aussage Bruno Hecks an: Nach dem Putsch des chilenischen Diktators Augusto Pinochet im Jahr 1973 hatte Heck die Zustände in einem Sportstadion in Santiago de Chile, das als Konzentrationslager und Folterstätte diente, mit dem Satz beschrieben: „Das Leben im Stadion ist bei sonnigem Wetter recht angenehm.“[16][17] Die Aktion der Abgeordneten um Jenninger wurde in den Medien als Bonner Bildersturm bezeichnet.[18] Die Ausstellung wurde nach einem Beschluss des Vorstandes der Parlamentarischen Gesellschaft noch am selben Abend geschlossen,[19] Jenninger wurde dagegen im Juni 1976 zu einer Schadensersatzzahlung von 10 D-Mark an Staeck plus 35 Mark Gebühren für Staecks Anwalt und 18 Mark Gerichtskosten verurteilt.[20]
Im Jahr 1971 erhielt Staeck eine Gastdozentur an der Gesamthochschule Kassel sowie 1986 an der Kunstakademie Düsseldorf.
Nach der Wende in der DDR trat Staeck 1990 in die Akademie der Künste zu Berlin ein, die umbenannte Akademie der Künste der DDR unter neuer, demokratischer Leitung durch Heiner Müller. Durch die Vereinigung der beiden Berliner Akademien wurde Staeck 1993 Mitglied der gemeinsamen Akademie der Künste.
Am 29. April 2006 wurde Staeck auf der Mitgliederversammlung der Berliner Akademie der Künste unerwartet zu deren Präsidenten gewählt. Er ist Nachfolger des zurückgetretenen Schweizer Schriftstellers Adolf Muschg. Im selben Jahr brachte er sich als Kritiker einer Arno-Breker-Ausstellung in Schwerin ins Gespräch,[21] um in der gleichen Zeit eine Ausstellung für Johannes Heesters in Berlin zu organisieren, welcher der Akademie seinen Nachlass geschenkt hatte.[22]
Am 9. Mai 2009 wurde Staeck auf der Frühjahrsmitgliederversammlung der Akademie wiedergewählt.[23] Im Rahmen der Kandidatur hatte er ein «tatkräftiges Einmischen» der Künstler «auch in den kommenden gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen» angekündigt. In diesem Zusammenhang betonte Staeck auch, dass er inzwischen in den Reihen der Union akzeptiert sei, vor allem auch durch den Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU).[24]
Staeck schreibt regelmäßig eine Kolumne in der Frankfurter Rundschau.
Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
Politische Ämter und Funktionen
Seit 1. April 1960 ist Staeck Mitglied der SPD.[25] 1969 kandidierte Staeck erfolglos für den Heidelberger Stadtrat und wurde Mitglied des Kreisvorstandes der SPD und der Jungsozialisten.
1973 war er Vorsitzender des Vereins Free International University (FIU) und gründete die Initiative Aktion für mehr Demokratie.
1983 wurde er Mitglied im Beirat der Humanistischen Union.
2004 wurde Staeck Mitglied des Kultursenats des Landes Sachsen-Anhalt.[26]
Auszeichnungen
- 1970: 1. Zille-Preis für sozialkritische Grafik in Berlin
- 1978: Deutscher Kritikerpreis für den Bereich Bildende Kunst
- 1989: Ludwig-Thoma-Medaille der Stadt München[27]
- 1996: Gustav-Heinemann-Bürgerpreis[28]
- 1999: Kulturgroschen (höchste Auszeichnung des Deutschen Kulturrates)[29]
- 2007: Großes Verdienstkreuz
- 2010: Walk of Fame des Kabaretts in Mainz (Stern, eingelassen in das Straßenpflaster der Fußgängerzone zwischen dem Mainzer Unterhaus und dem Deutschen Kabarettarchiv, zugleich der 65. Stern der Satire)
- 2011: Max-Pechstein-Preis (Ehrenpreis)
Literatur
- Klaus Staeck: Schöne Aussichten. Eine Retrospektive. Katalog zur Ausstellung vom 29. Mai bis 31. August 2009 in der Berlinischen Galerie, mit Texten von Matthias Flügge, Uwe Loesch, Uli Mayer-Johanssen, Jörn Merkert, Gerhard Steidl, Wolfgang Thierse, Thomas Wagner, Steidl Verlag, ISBN 978-3-86521-979-4 (Buchhandel) und ISBN 978-3-940208-07-1 (Museum)
- Klaus Staeck (Hrsg.): Rasterfahndung/Sigmar Polke, Steidl, Göttingen 2010, ISBN 978-3-86930-283-6
- Robert Eberhardt: Atelierbesuch Klaus Staeck, Wolff Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3941461086
- Stephan von Wiese (Vorw.): Brennpunkt 2. Die Siebziger Jahre, Entwürfe, Joseph Beuys zum 70. Geburtstag, 1970–1991, Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof, Düsseldorf 1991
- Klaus Staeck, Text von Dieter Adelmann: Die Kunst findet nicht im Saale statt. Politische Plakate; Rowohlt Verlag 1976, ISBN 3-498-06114-3
- Ingeborg Karst-Staeck (Hrsg.): Klaus Staeck. Die Reichen müssen noch reicher werden. Politische Plakate; Rowohlt Verlag 1973, ISBN 3-499-25040-3
- Wolfgang Bittner: Ich mische mich ein! Klaus Staeck. In: Ich mische mich ein. Markante deutsche Lebensläufe. Horlemann Verlag, Bad Honnef 2006, ISBN 978-3-89502-222-7
- Klaus Staeck (Hrsg.): Ohne Auftrag. unterwegs in Sachen Kunst und Politik, Steidl, Göttingen 2000
- Klaus Staeck (Hrsg.): Plakate, Steidl, Göttingen 2000
Weblinks
- Literatur von und über Klaus Staeck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Materialien von und über Klaus Staeck im documenta-Archiv
- Website von Klaus Staeck
- Biografie Klaus Staeck
- Eine Zensur findet gelegentlich statt: Klaus Staeck über den deutschen Umgang mit politischer Kunst
- Christel Heybrock: Klaus Staeck Frühe Plakate 1969-1989. 2010 (mit Beispielen)
Einzelnachweise
- ↑ Akademie-Präsident Klaus Staeck und Vize-Präsidentin Nele Hertling treten dritte Amtszeit an, Pressemitteilung 5. Mai 2012 Akademie der Künste Berlin
- ↑ Broschüre "Klaus Staeck: Ich stelle klar" aus dem Dokumentationszentrum Prora zur Sonderausstellung
- ↑ Rolf Staeck, mailartists.wordpress.com, abgerufen am 29. Juli 2012
- ↑ Zeitzeugenbericht von Klaus Staeck zum Volksaufstand 1953 in Bitterfeld auf jugendopposition.de, gesichtet am 3. August 2010
- ↑ 5,0 5,1 Vgl. Setzen, Sechs! - Schulgeschichten aus Deutschland (2/3). Verpasste Chancen. Dokumentarfilm von Christina Brecht-Benze im Auftrag des SWR. Deutsche Erstausstrahlung am 15. Dezember 2005
- ↑ Interview mit Klaus Staeck: "Ich musste mich früh für eine Haltung entscheiden"
- ↑ Kolumne zur Spiegel-Affäre: Mit Duden zur Demo in Berliner Zeitung vom 7. Mai 2014
- ↑ Klaus Staeck: Ohne Auftrag. Unterwegs in Sachen Kunst und Politik, Göttingen 2000, S.103
- ↑ Klaus Staeck, Plakate, Göttingen 2000, S.27
- ↑ Polit-Kunst: Alles ordentlich in Der Spiegel, Ausgabe 44/1972, S. 197
- ↑ Klaus Staeck: Ohne Auftrag. Unterwegs in Sachen Kunst und Politik, Göttingen 2000, S.44
- ↑ Ich will runter von der Liste: Spiegel-Interview mit Klaus Staeck in Der Spiegel, Ausgabe 4/1975
- ↑ Michael Roth: Dürers Mutter, Berlin 2006, S. 177
- ↑ Rechtfertigung von Gewalt in Der Spiegel, Ausgabe 22/1976, S. 200-201
- ↑ DER SPIEGEL 25/1976, S. 10
- ↑ Süddeutsche Zeitung, 18. Oktober 1973
- ↑ Gestorben: Bruno Heck in Der Spiegel, Ausgabe 39/1989
- ↑ DIE ZEIT Nr. 16/1976, 9. April 1976
- ↑ DER SPIEGEL 25/1976, S. 10
- ↑ Urteil: Philipp Jenninger in Der Spiegel, Ausgabe 27/1976, S. 156
- ↑ Aktion für mehr Demokratie
- ↑ Johannes Heesters: KZ-Besuch ohne Gesang? in Spiegel-Online vom 22. August 2006
- ↑ Akademie: Klaus Staeck wiedergewählt in art – Das Kunstmagazin vom 11. Mai 2009
- ↑ Mitteldeutsche Zeitung, 4. Mai 2009
- ↑ Klaus Staeck/ Ernst Volland: Kunst und Politik. Politische Arbeiten aus vier Jahreszeiten, Wetzlar 2012, S.66
- ↑ Polit-Künstler Klaus Staeck: "Ich lasse mich nicht instrumentalisieren" in Spiegel-Online vom 24. Juni 2004
- ↑ Offizielle Website der Akademie der Künste
- ↑ Offizielle Website der Akademie der Künste
- ↑ Deutscher Kulturrat gratuliert Klaus Staeck zum 75. Geburtstag, Mitteilung Deutscher Kulturrat vom 28. Februar 2013
Personendaten | |
---|---|
NAME | Staeck, Klaus |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Grafikdesigner, Karikaturist und Jurist |
GEBURTSDATUM | 28. Februar 1938 |
GEBURTSORT | Pulsnitz |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Klaus Staeck aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |