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Leopold Spielmann

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Leopold Spielmann (geb. 5. August 1881 in Wien; gest. 10. Dezember 1941 im Ghetto Theresienstadt) war ein österreichischer Pianist und Dirigent.

Herkunft

Er war das älteste der sechs Kinder von Cäcilia geb. Neustadtl (geb. 23. März 1859; gest. 4. Mai 1902) und Moriz Spielmann (geb. 23. August 1849; gest. 20. Oktober 1924). Moriz war Redakteur beim Illustrierten Wiener Extrablatt, Literaturkritiker und Mitarbeiter weiterer Zeitschriften. Leopolds Geschwister waren der Schachmeister Rudolf (1883-1942), die Schauspielerinnen Melanie (1885-1927) und Jenny (1889-1964), der Kontorist und Medizinstudent Edgar (1887-1917) und die Schauspielerin Irma (1894-1939). Zunächst lebte die Familie in bescheidenen Verhältnissen und wechselte häufig die Wohnung.

Laufbahn

Als Leopold Spielmann drei Jahre alt war, erkannte Cäcilia sein musikalisches Talent und ließ ihn Unterricht von Klavierlehrern nehmen. Er galt bald als ein pianistisches Wunderkind. Der Pianist Anton Rubinstein führte Spielmann in die Familie des österreichischen Kaisers Franz Joseph ein, wo er von Erzherzogin Marie Valerie gefördert wurde. Er gab Konzerte vor Mitgliedern der kaiserlichen Familie, so im Sommer 1890 auf Schloss Lichtenegg und im August 1891 in der Kaiservilla in Ischl. In Anwesenheit seiner Mutter spielte er am 7. August ein einstündiges Programm mit Stücken von Beethoven, Mozart, Chopin, Stephen Heller und eine Eigenkomposition. Zum Publikum gehörten Marie Valerie mit ihrer Hofdame Gräfin Kornis, Gisela von Österreich und ihr Mann Leopold von Bayern und deren vier Kinder Elisabeth, Auguste, Georg und Konrad.[1] Ein verschollenes Gemälde von Moritz Ledeli stellte dar, wie Leopold am 10. August in der Kaiservilla in Anwesenheit seiner Mutter vor Gisela, Marie Valerie, Kaiser Franz Joseph I., Auguste, Elisabeth und Georg spielt.[2]

Nach einer längeren Pause gab Spielmann am 12. Februar 1895 ein Konzert mit Werken von Chopin, Bach, Brahms, Schumann, Grieg und einer Eigenkomposition, bei dem die Reife seiner Spieltechnik, seines Vortrages und seiner musikalischen Auffassung auffielen. Er trat zusammen mit Melanie auf, die mehrere dramatische Rezitationen vortrug, und zu der Zeit bereits am Wiener Burgtheater in Kinderrollen aufgreten war.[3]

Leopold ging mit seiner Mutter auf eine Konzerttournee durch Europa, die sie bis nach Russland führte. Das Angebot, danach eine Tournee in den USA zu machen nahm er nicht an, da er für seine Geschwister sorgen musste, nachdem die Mutter schwer erkrankt war.

Spielmann studierte am Wiener Konservatorium bei Adolf Prosniz, an der Königliche Akademie der Tonkunst in München bei Bernhard Stavenhagen und schließlich bei Ferruccio Busoni in Berlin. Spielmann war ein hochgeschätzer Virtuose und trat oft in Duo-Konzerten mit dem Geiger Bronisław Huberman auf, etwa am 17. Februar 1910 in Alexandria[4].

In Berlin heiratete Spielmann seine Klavierschülerin Gertrud Lüdtke. Beide hatten insgesamt fünf Kinder. In Berlin geboren wurden Leo, der kurz nach der Geburt starb, Helmuth (1912-1991) und Irmgard (geb. 1913).

Nach Ende des ersten Weltkrieges übersiedelte die Familie Spielmann nach Göteborg, wo Leopold als Dirigent des Symphonieorchesters arbeitete. Die jüngsten Töchter waren Lilly (geb. 1922) und Ilse (geb. 1928). 1928 kehrte die Familie nach Berlin zurück.

Flucht

1934 verließ Leopold mit seiner Familie aufgrund der nationalsozialistischen Judenverfolgung Deutschland. Sie flohen ohne gültige Pässe nach Prag. Dort musste er den Lebensunterhalt durch privaten Unterricht bestreiten. Rudolf, der seit 1934 Österreich verlassen hatte und sich meistens in Holland aufhielt, gelangte 1938 ebenfalls nach Prag, nachdem sein Pass durch den „Anschluss Österreichs“ an das Deutsche Reich ungültig geworden war. Während Robert kurz vor der Annexion Tschechiens nach Schweden fliehen konnte, plante Leopold nach Toronto auszuwandern, von wo er ein Stellenangebot des Konservatoriums hatte. Die englische Quäkerin Tessa Rowntree, die in Prag die Ausreise von Flüchtlingen organisierte, traf in London zufällig Mary Horder, die Schwester von Ruth Mott, der Ehefrau des Physikers Nevill Mott. Das Ehepaar Mott bürgte für Lilly und Ilse, die daraufhin mit einem der letzten Eisenbahnzüge und trotz ungültiger Reisepässe nach England entkommen konnten und bis Kriegsende von den Motts aufgenommen wurden.[5] [6] Leopold wurde von Gertrud in Prag versteckt, und konnte die Wohnung nicht verlassen. Im Herbst 1939 wurde er von der SS verhaftet. Auch Gertrud, die sich Leopolds Verhaftung widersetzte, und Helmuth wurden inhaftiert. Leopold wurde 1941 in das KZ Flossenbürg eingeliefert.[7] Er starb am 10. Dezember 1941 im Ghetto Theresienstadt. Auch Helmuth kam in ein Konzentrationslager, wo er aufgrund zu leistender Zwangsarbeit eine körperliche Behinderung erlitt. Jenny und Irma, die in Holland lebten und als Geschäftsführerinnen eines Hotels arbeiteten wurden nach dem deutschen Überfall ebenfalls in ein Konzentrationslager verschleppt. Während Irma noch im Oktober 1939 ermordet wurde, überlebte Jenny, litt aber zeitlebens an Depressionen.

Rudolf lebte seit 1939 in Stockholm, von wo er den Briefkontakt zwischen Getrud und ihren Kinden aufrecht erhielt. Er arbeitete dort an seinen Memoiren, und hoffte nach Amerika emigrieren zu können, traf aber auf Ablehnung bei einigen pronazistischen Mitgliedern des schwedischen Schachverbandes. Er starb am 20. August 1942 unter nicht vollständig geklärten Umständen.

Nachleben

Lilly heirate 1949 den britischen Marineoffizier Michael Gill (gest. 1965), mit dem sie drei Söhne hat.[5] Mitte der 1990er Jahre versuchte sie mit Unterstützung Nevill Motts erfolglos, den Verbleib des Gemäldes von Ledeli zu klären.[8]

Als am 10. Juli 2011 in Wien der Rudolf-Spielmann-Platz feierlich eingeweiht wurde nahm u.a. auch Leopolds Enkelin Leonie Christenson mit ihrer Familie teil.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Illustriertes Wiener Extrablatt, 11. August 1891, gemäß M. Ehn: Die Familie Spielmann - eine österreichische Tragödie,Online-Version
  2. Eine Illustration nach Ledelis Gemälde und einen Bericht brachte das Illustriertes Wiener Extrablatt am 8. Novembert 1891 auf der Titelseite. Michael Ehn nimmt an, dass in diesem Bericht Daten und Orte verwechselt wurden, M. Ehn: Die Familie Spielmann - eine österreichische Tragödie,Online-Version.
  3. Otto von Kapff, Concerte, Deutsche Kunst- und Musikzeitung, Heft 5, 1895, Seite 63
  4. Alexander S. Ruppa: Huberman in Egypt - the artist and the man, The Strad, Februar 1934, Online Version
  5. 5,0 5,1 Lilly Gill: A Miraculous Escape, in: Edward A. Davis (Hrsg.): Nevill Mott, Reminiscences and Appreciations, Taylor & Francis, London 1998, Seite 24-27
  6. M. Ehn: Die Familie Spielmann - eine österreichische Tragödie,Online-Version.
  7. Martin Broszat, Elke Fröhlich (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit II. Herrschaft und Gesellschaft im Konflikt, Teil A, Oldenbourg, München 1979, Seite 461
  8. Zur Suche Lilly Gills nach dem Gemälde erschienen am 4. und 15. März 1996 Artikel in der Londoner Times.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Leopold Spielmann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.