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Manfred Roeder (Rechtsextremist)

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Manfred Roeder (2009)

Manfred Roeder (geb. 6. Februar 1929 in Berlin; gest. 30. Juli 2014 in Neukirchen (Knüll)[1]) war ein deutscher Rechtsextremist, der u. a. wegen Holocaustleugnung, Volksverhetzung und Rädelsführerschaft in einer terroristischen Vereinigung vorbestraft war. Zeitweilig war er der Rechtsanwalt von Rudolf Heß. 1998 kandidierte Roeder erfolglos für die NPD zum Bundestag.

Biographie

Roeder wurde als Sohn eines Berliner Diplom-Ingenieurs und SA-Obersturmführers geboren.[2]

Erzogen wurde er in der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt in Plön und in einer Heimschule, die der SS unterstand.[3] Als einer der jüngsten regulären Soldaten beteiligte er sich 1945 an der Schlacht um Berlin. Roeder trat nach dem Krieg der CDU bei. In den 1950er Jahren studierte er Rechtswissenschaft, brach sein Studium jedoch vor dem ersten Staatsexamen ab und arbeitete fortan als freier Journalist. Erst 1965 beendete er sein Jurastudium in West-Berlin und erhielt seine Zulassung als Rechtsanwalt 1967.[4]

Der mittlerweile in Bensheim lebende Roeder wurde erstmals 1970 strafrechtlich auffällig, als er auf Plakate von Erotikmessen mit Farbbeuteln warf.[5] In Bensheim beschmierte er im Juli 1971 zusammen mit drei weiteren Personen („Kampfgruppe Roeder“) am Bahnhof Kino-Reklame und Zeitschriften mit Ölfarbe, um gegen Sex-Fotos zu protestieren.[6] Er gründete im Dezember 1971 den Verein „Bürgerinitiative gegen moralische und politische Anarchie“ (später: „Deutsche Bürgerinitiative“), deren Hauptanliegen die Verbreitung revisionistischen Gedankenguts war.[7] Zur damaligen Zeit war er Anwalt von Rudolf Heß. Er fiel auch durch Flugblattaktionen auf, in denen er sich gegen Beziehungen von Gastarbeitern zu deutschen Frauen aussprach.[6]

Nach seinem Austritt aus der CDU knüpfte er Kontakte zur rechtsextremistischen Szene, auch im Ausland (u. a. durch Reisen nach Namibia und Mato Grosso, Brasilien) und zum Ku-Klux-Klan.[8]

Roeder war wegen zahlreicher Delikte vorbestraft, darunter auch Widerstand gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung. 1973 verfasste er das Vorwort zu der Holocaustleugner-Broschüre Die Auschwitzlüge von Thies Christophersen[2][9] und beteiligte sich an dessen Zeitschrift „Die Bauernschaft“.[7]

Die erste Demonstration zur Freilassung von Rudolf Heß organisierte er 1974 zu dessen 80. Geburtstag.[2] 1976 wurde Roeder wegen Volksverhetzung verurteilt und erhielt ein vorläufiges Berufsverbot als Anwalt.[7]

Terroristischer Untergrund und Verurteilung

1978 ging Roeder in den Untergrund, um einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Volksverhetzung zu entgehen.[10] Er reiste mit dem amerikanischen Pass eines verstorbenen Freundes unter anderem nach Damaskus, Teheran und Südafrika und suchte dort Bündnispartner.[10] In Beirut besuchte er die PLO und präsentierte sich als Vorkämpfer gegen den Zionismus. 1980 besichtigte er dort Bunker und Flakstellungen.[10] Anfang 1980 erhielt er Asyl im Iran, reiste aber mit falschem Pass wieder in die Bundesrepublik ein und gründete die terroristische VereinigungDeutsche Aktionsgruppen“, die neben Roeder drei weitere Personen umfasste.[10] Die Deutschen Aktionsgruppen verübten verschiedene Brand- und Sprengstoffanschläge unter anderm auf das Landratsamt Esslingen, in dessen Räumen eine Auschwitz-Ausstellung stattfand, und die Janusz-Korczak-Schule in Hamburg, den Ort eines Kriegsendphasenverbrechens der SS.[10] Es folgten Brandanschläge auf Bundessammellager für Asylbewerber in Zirndorf und auf eine Asylunterkunft in Lörrach. In Lörrach wurden drei Flüchtlinge aus Eritrea verletzt. Beim folgenden Brandanschlag auf eine Hamburger Asylunterkunft im Stadtteil Billbrook am 20. August 1980 starben zwei Flüchtlinge aus Vietnam.[10] Wegen Rädelsführerschaft in einer terroristischen Vereinigung wurde Roeder 1982 zu 13 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und 1990, nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe, wegen guter Führung und günstiger Sozialprognose wieder entlassen.[11][12]

Nach der Haft

1993 gründete er das „Deutsch-Russische Gemeinschaftswerk – Förderverein Nord-Ostpreußen“, das die Ansiedlung von Volksdeutschen aus Russland bei Kaliningrad zum Ziel hatte.[2] Im selben Jahr wurde er von Wladimir Schirinowski zum Parteitag der rechtsextremistischen Liberal-Demokratischen Partei Russlands nach Moskau eingeladen.[13]

1996 verübte Roeder in Erfurt zusammen mit anderen Rechtsextremisten einen Farbanschlag auf die Wehrmachtsausstellung, weshalb er wegen Sachbeschädigung zu einer Geldstrafe von 4.500 DM verurteilt wurde. An Protesten gegen seinen Prozess waren die vier Mitglieder des Nationalsozialistischen Untergrunds, Mundlos, Böhnhardt, Wohlleben und Kapke beteiligt.[14]

1997 wurde durch das Nachrichtenmagazin Der Spiegel bekannt, dass Roeder im Jahr 1995 auf Einladung als Referent in Hamburg in der Führungsakademie der Bundeswehr aufgetreten war. Dieser Skandal sowie die Tatsache, dass durch das Fernsehmagazin Panorama bekannt wurde, dass Roeder für sein vermeintlich wohltätiges „Deutsch-Russisches Gemeinschaftswerk“ Material aus Bundeswehrbeständen geschenkt bekommen hatte,[15] veranlasste Generalleutnant Hartmut Olboeter, zu besagter Zeit Kommandeur der Führungsakademie und mittlerweile Leiter der Personalabteilung im Bundesministerium der Verteidigung, beim Bundesminister der Verteidigung bis zur Klärung der Frage der Dienstaufsicht die vorläufige Entbindung von seinen Aufgaben zu beantragen. Verteidigungsminister Volker Rühe entsprach diesem Antrag am 8. Dezember 1997.[16] Mit dieser Maßnahme sollte der gute Ruf der Akademie wiederhergestellt werden.

1997 ließ sich Roeder als Direktkandidat der NPD für Stralsund, Mecklenburg-Vorpommern zur Bundestagswahl 1998 aufstellen[17] und bot sich als „Kanzleralternative 1998“ an, blieb aber erfolglos. Bei einem Parteitag in Mecklenburg-Vorpommern rief Roeder offen zum „Umsturz in Deutschland“ auf.[18]

Mitglieder des Thüringer Heimatschutzes, in dem Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe aktiv waren, verteilten im Jahr 2000 eine antisemitische Hetzschrift von Roeder.[18]

Nach Verurteilungen zu Freiheitsstrafen durch die Landgerichte Schwerin und Rostock wegen Volksverhetzung und anderer Straftaten wurde er im August 2004 vom Landgericht Frankfurt am Main wegen Verunglimpfung des Staates zu zehn Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Am 12. Mai 2005 trat er eine mehrmonatige Strafe in der JVA Gießen an.[19] Im Februar 2005 folgte eine weitere Verurteilung durch das Amtsgericht Treysa, die das Landgericht später wegen langer Verfahrensdauer und des Gesundheitszustands Roeders zur Bewährung aussetzte.

An der Gründung der Deutsch-Russischen Friedensbewegung Europäischen Geistes e. V. 2007 nahm Roeder ebenso wie die bekannten Rechtsextremisten Jürgen Rieger, Frank Rennicke und Thorsten Heise teil.[20]

Im November 2009 wurde Roeder vom Landgericht Marburg wegen Volksverhetzung und Holocaustleugnung zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Im Juli 2010 wurde er vor dem Amtsgericht Treysa nach einem entsprechenden Rundbrief wegen Volksverhetzung angeklagt.[21][22]

Privatleben

Roeder war verheiratet und hatte sechs Kinder. Im hessischen Schwarzenborn besaß er ein Anwesen, das er „Reichshof“ nannte und das lange Zeit ein Treffpunkt der neonazistischen Szene war und auch für Schulungen diente.[13][23] 2013 verkaufte einer seiner Söhne den „Reichshof“ an die bekennende Holocaustleugnerin Ludmila Ivan-Zadeh, Tochter der ebenfalls bekennenden Holocaustleugnerin Michèle Renouf. Roeder, der mit einem Bekannten im „Reichshof“ zusammengelebt hat, zog mit diesem zu dessen Lebensgefährtin in den Nachbarort Neukirchen.[24]

Literatur

  • Franziska Hundseder: „Neue Rechte“ – Durch Eliten zum Erfolg?. In: IDA-NRW (Hrsg.): „Neue Rechte“ Was steckt dahinter?, Materialien zum Rechtsextremismus • Band 1. 2. Auflage Auflage. Düsseldorf 2000, ISSN 1436-9052 ([25]).
  • Rand C. Lewis: The Neo-Nazis and German Unification. Praeger/Greenwood, 1996, ISBN 0275956385.
  • Jürgen Strohmaier: Manfred Roeder: ein Brandstifter. Dokumente und Hintergründe zum Stammheimer Neofaschisten-Prozess. Gaisreiter, Stuttgart 1982.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anne Quehl (aqu): Rechtsextremist Roeder starb 85-jährig in Neukirchen. In: HNA.de, ein Portal der Hessische/Niedersächsische_Allgemeine (HNA). 31. Juli 2014, abgerufen am 1. August 2014.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Auf Kampfstation. In: Focus 51, 1997.
  3. Deutsche Bürger-Initiative, Heft 1, November 1972, S. 3.
  4. Anti-Roeder-Arbeitskreis, NSDAP-Propagandisten unter der Lupe – Dokumentation, Hamburg 1978, S. 20.
  5. Dietrich Strothmann: Der Schlag gegen das Roeder-Rudel. Polizei faßte braune Bombenleger: der „deutsche Chomeini“ hinter Gittern, in: Die Zeit Ausgabe 38, vom 12. September 1980.
  6. 6,0 6,1 Kampfgruppe Roeder schlug zu – Sittenpolizei auf eigene Faust (PDF; 9,0 MB) In: Bergsträßer Anzeiger vom 5. Juli 1971.
  7. 7,0 7,1 7,2 Wolfgang Benz: Handbuch des Antisemitismus: Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Personen. Band 2, de Gruyher, 2009, S. 689ff
  8. Weltweit Teutonic Unity DER SPIEGEL 14/1981 30. März 1981
  9. Bundeswehr will im Fall Roeder hart durchgreifen In: Die Welt vom 8. Dezember 1997
  10. 10,0 10,1 10,2 10,3 10,4 10,5 EXTREMISTEN: Hitlerjunge mit Tränensäcken In: Der Spiegel vom 27. April 1998, aufgerufen am 5. November 2012.
  11. Rand C. Lewis: The Neo-Nazis and German Unification, S. 25 (Online in der Google Buchsuche)
  12. Moses und Schweine, in: Der Spiegel 31/1989 vom 31. Juli 1989.
  13. 13,0 13,1 S. Rehder u. a.: Die Braunen locken. In: Focus 51, 1993.
  14. Die Wehrmachtsausstellung zwischen Krawallen und Kritik In: Der Spiegel vom 27. November 2001; NSU als Unterstützer Roeders
  15. Deutscher Bundestag: Drucksache 13/11005 vom 18. Juni 1998
  16. R. Moniac: Rühe zieht Konsequenzen im Fall Roeder In: Die Welt vom 9. Dezember 1997
  17. A. Baumann: Ein notorisch Rechtsextremer will nach Bonn. In: Die Welt vom 18. September 1998
  18. 18,0 18,1 Ein Jahr nach Bekanntwerden des NSU: Der vergessene Terrorismus Tagesschau.de vom 3. November 2012
  19. Rechtsextremist Roeder tritt Haftstrafe an. RP Online, 12. Mai 2005, abgerufen am 30. November 2011.
  20. http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/roeder-manfred
  21. Bewährung wegen schlechter Gesundheit. redok.de, 13. November 2009, abgerufen am 30. November 2011.
  22. Anklage wegen Volksverhetzung: Prozess gegen Roeder wird im Herbst fortgesetzt. HNA Online, 13. Juli 2010, abgerufen am 30. November 2011.
  23. Neonazis feiern Wintersonnwend auf Roeders "Reichshof". In: redok. 27. Dezember 2003, abgerufen am 1. August 2014.
  24. Tochter bekannter Holocaust-Leugnerin erwarb Haus Richberg, in: Hessische/Niedersächsische Allgemeine
  25. "Neue Rechte" Was steckt dahinter?
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