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Memel (Fluss)
Memel (litauisch: Nemunas) | ||
Verlauf der Memel | ||
Daten | ||
Lage | Weißrussland, Litauen, Russland (Oblast Kaliningrad) | |
Flusssystem | Memel | |
Quellgebiet | Weißrussischer Höhenrücken etwas südwestlich von Minsk 53° 15′ 10″ N, 27° 18′ 21″ O53.25274727.305716176 | |
Quellhöhe | 176 m | |
Mündung | Kurisches Haff westlich Šilutė; Mündungsarm Atmata: 55.33656522797821.2472152709960 Koordinaten: 55° 20′ 12″ N, 21° 14′ 50″ O 55° 20′ 12″ N, 21° 14′ 50″ O55.33656522797821.2472152709960 | |
Mündungshöhe | 0 m n.p.m. | |
Höhenunterschied | 176 m | |
Sohlgefälle | 0,19 ‰ | |
Länge | 937 km | |
Einzugsgebiet | 98.200 km² | |
Linke Nebenflüsse | Schtschara, Šešupė | |
Rechte Nebenflüsse | Merkys, Neris, Nevėžis, Dubysa, Jūra, Minija | |
Großstädte | Hrodna (Weißrussland), Kaunas (Litauen) | |
Mittelstädte | Druskininkai, Alytus, Sowjetsk | |
Kleinstädte | Jurbarkas | |
Gemeinden | Birštonas | |
Schiffbar | von Kaunas bis Nida verkehrt(e) ein Tragflächenboot | |
Die Memel bei Alytus |
Die Memel (litauisch Nemunas , weißrussisch Нёман, Njoman, russisch Неман Neman, polnisch Niemen) ist ein 937 km langer Strom, der von Weißrussland über Litauen in das Kurische Haff und die Ostsee fließt. Der Unterlauf mit dem Russ-Strom (nördlicher Zweig im Memel-Delta) bildet die Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad.
Der Name Memel leitet sich eventuell vom Kurisch-Litauischen ab: memelis, mimelis (stiller, langsamer, schweigender) litauisch mēms (stumm, sprachlos) und bezeichnet sowohl das Haff als auch den Unterlauf des Flusses. Als Memel wird vor allem der bis 1945 durch Ostpreußen fließende, 112 km lange Unterlauf von Šmalininkai (Schmalleningken) im Osten bis zur Mündung bezeichnet (64 km Memel, 35 km Ruß/Russ und 13 km Atmath). Für den Abschnitt in Weißrussland und Litauen wird auch im deutschen Sprachraum neben Memel der slawische Namen Njemen oder Niemen gebraucht.
In antiken Schriften, so in der Geographike Hyphegesis des Claudius Ptolemäus, wird ein Fluss namens Rhubon (auch Rhudon; gr.: Ῥούβωνος ἐκβ) erwähnt, der in der Geschichtsforschung gelegentlich mit der Memel[1], von anderen Autoren[2] allerdings auch mit der Düna gleichgesetzt wird.
Ein ähnlich benannter Fluss (Mēmele, beziehungsweise Nemunėlis in Litauen) entspringt in Nordlitauen und fließt durch Lettland in Richtung Rigaer Bucht. Eventuell gehört der Flussname zur Sprachfamilien übergreifenden sogenannten alteuropäischen Hydronymie; eine Namensparalelle wäre dann auch der kleine linke Nebenfluss des Mains Mümling im Odenwald, dessen römisch-lateinischer Erstbeleg Nemaninga lautet.
Der Fluss war in antiker Zeit Teil des Handelswegs Bernsteinstraße von der Ostsee zum Mittelmeer.
Verlauf
Die Memel entspringt in Weißrussland auf dem Weißrussischen Höhenrücken etwas südwestlich von Minsk.
Von dort fließt sie anfangs in westlicher Richtung nach Hrodna. Danach wendet sie sich überwiegend in nordwestlicher Richtung nach Litauen, wobei sie den Baltischen Landrücken durchbricht und durch Kaunas fließt. Vor dieser Stadt wird sie durch ein Wasserkraftwerk im Kaunasser Meer aufgestaut. Die Altstadt von Kaunas liegt an der Mündung des größten Nebenflusses Neris. Später bildet die Memel westlich und östlich von Sowjetsk (Tilsit) den Grenzfluss zwischen Litauen und dem Kaliningrader Gebiet, dem russischen Teil des ehemaligen Ostpreußen.
Die Memel bildet ein Mündungsdelta. Mit ihren beiden Hauptmündungsarmen Gilgestrom (Matrossowka) (prußisch gilus, gilin, gillis (tief), deutsch Gilgestrom, litauisch Gilgė oder Gilija) und Rusnė (prußisch ruset langsam fließen, strömen, deutsch Ruß-Strom ) mündet sie in das zur Ostsee gehörende Kurische Haff. Die Rusnė verzweigt sich in Atmata im Norden (prußisch at, von, aus, her, prußisch mat schwenken und Skirvytė, (prußisch skirti teilen, trennen, scheiden, absondern, kennzeichnen, prußisch wistit, wirbeln) und weitere kleinere Mündungsarme. Auf einer Insel im Delta liegt der Ort Rusnė. An der Mündung der Atmata, auf dem Ventės Ragas, liegt Litauens bedeutendste Vogelwarte.
Über den Polesski Kanal (deutsch Großer Friedrichsgraben) besteht Verbindung zum Fluss Pregel, der weiter südlich fließt.
Wichtige Städte
An der Memel befinden sich unter anderen diese Städte:
An der Mündung des Kurischen Haffs, durch das die Memel letztendlich in die Ostsee fließt, liegt außerdem die Stadt Klaipėda.
Deutschlandlied
Die Memel wird in der ersten Strophe des Deutschlandliedes als eine der Grenzen Deutschlands erwähnt:
Der Textdichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben hat im Jahre 1841 das Gebiet, das er wegen der dort lebenden deutschsprachigen Bevölkerung als zu Deutschland gehörend betrachtete, durch die Angabe dieser Gewässer näherungsweise geographisch umrissen. Im Osten gehörte Ostpreußen dazu. Dessen Nord- und Ost-Grenzen waren schon damals seit über 400 Jahren stabil (Vertrag von Melnosee, 1422). Dort bot sich als Abgrenzung die Memel an, obwohl auch noch im Memelland, nördlich davon, deutsch gesprochen wurde. An eine klare Sprachgrenze dachte er dabei nicht, das Gebiet entlang des Flusses war damals baltisch-deutsches Mischgebiet, außerdem wurde das Konzept des Sprachnationalismus erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wirksam.
Der Friedensvertrag von Versailles machte auf Betreiben Frankreichs die Memel ab 1920 tatsächlich zu einer Grenze, da das Memelland abgetrennt wurde. Diese Grenzziehung spiegelt sich seit 1945 in der Grenze zwischen Litauen und der Kaliningrader Enklave wider.
Eine weitere Erwähnung fand die Memel im Volkslied Zogen einst fünf wilde Schwäne (Worte übertragen von Karl Plenzat, Weise traditionell):
- „Wuchsen einst fünf junge Mädchen, schlank und schön am Memelstrand.“
Geschichte
Im Juli 1807 wurde zwischen Kaiser Napoleon I., Zar Alexander I. und König Friedrich Wilhelm III. auf einem Floß auf der Memel der Frieden von Tilsit geschlossen.
Im Friedensvertrag von Versailles wurde die Memel zusammen mit Donau, Elbe und Oder zum internationalen Fluss erklärt.[3]
Literatur
- Uwe Rada: Die Memel. Kulturgeschichte eines europäischen Stromes. Siedler Verlag, Berlin 2010. ISBN 9783886809301.
Weblinks
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Memel (Fluss) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |