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Nastassja Kinski
Nastassja Kinski (* 24. Januar 1961[1] als Nastassja Aglaia Nakszynski in West-Berlin)[2] ist eine deutsche Schauspielerin, die ihre größten Erfolge in den späten 1970er und den 1980er Jahren hatte. Sie drehte in Deutschland, Frankreich und Hollywood mit Regisseuren wie Wim Wenders, Wolfgang Petersen, Roman Polański und Francis Ford Coppola. Zeitweise war sie eine der meistfotografierten Frauen der Welt und zierte zahlreiche Titelbilder. In manchem Filmabspann taucht sie auch unter den Namen Anastasiya Kinski, Nastassia Kinski oder Nastasha Kinski auf.
Leben
Jugend und Verhältnis zum Vater
Nastassja Kinski wurde als zweites Kind des deutschen Schauspielers und Rezitators Klaus Kinski geboren. Sie ging als einziges Kind aus seiner 1960 geschlossenen Ehe mit der damals zwanzigjährigen Ruth Brigitte Tocki hervor.[3][4] Aus erster Ehe des Vaters stammt ihre Halbschwester Pola Kinski, aus dritter Ehe ihr Halbbruder Nikolai Kinski. Beide sind, wie auch ihre Cousine Lara Naszinsky, ebenfalls Schauspieler.
Bedingt durch die unterschiedlichen Drehorte ihres Vaters wuchs Kinski abwechselnd in Berlin, München und Rom auf. Nach der Trennung der Eltern 1968 verließ sie mit ihrer Mutter Italien und lebte bis 1971 in München, dann für kurze Zeit in Caracas und ab 1972 erneut in München – diesmal zusammen mit ihrer Mutter in einer Kommune. 1977 verließ sie das Münchner Willi-Graf-Gymnasium mit der Mittleren Reife.
Über ihre familiären Erlebnisse mit ihrem Vater in der Kindheit äußerte sich Kinski später kritisch in der Öffentlichkeit, nachdem ihre Halbschwester Pola enthüllt hatte, von Klaus Kinski über Jahre missbraucht und vergewaltigt worden zu sein. Selbst habe sie zwar die Annäherungsversuche und das Verhalten des Vaters gefürchtet, Missbrauch habe sie aber – entgegen den Inzestbehauptungen in Klaus Kinskis Autobiografie – abwehren können.[5][6]
Karriere
Kinskis schauspielerisches Talent wurde in den 1970er Jahren von Lisa Kreuzer entdeckt, die selbst eine Darstellerin des Neuen Deutschen Films war. Sie vermittelte der Dreizehnjährigen 1974 die Rolle der stummen Mignon in Wim Wenders’ Film Falsche Bewegung. 1977 wurde sie als Schülerin Sina, die ein Verhältnis mit ihrem Lehrer hat, in der von Wolfgang Petersen gedrehten Tatort-Folge Reifezeugnis bekannt. Im selben Jahr erhielt sie in New York City Schauspielunterricht bei Lee Strasberg. Fotos, die der Regisseur Roman Polański ebenfalls 1977 von ihr für die französische Modezeitschrift Vogue aufnahm, stießen in der internationalen Filmwelt auf Interesse.
In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren zählte Kinski zu den begehrtesten Nachwuchsschauspielerinnen. Polański inszenierte 1979 ihre erste größere Filmrolle Tess, für deren Darstellung sie als beste Nachwuchsdarstellerin einen Golden Globe erhielt. Der Stern titelte damals „Nastassja Kinski – unser Weltstar in Hollywood“ und zeigte sie auf der Titelseite, fotografiert von Richard Avedon.
Es folgten weitere Filme in Hollywood; u. a. drehte sie 1982 mit Regisseur Francis Ford Coppola Einer mit Herz (One from the Heart), der bei Kritik und Publikum schlecht ankam. 1982 übernahm sie die Hauptrolle in Paul Schraders erotischem Horror-Thriller Katzenmenschen. Mit Wim Wenders drehte sie 1984 den preisgekrönten Film Paris, Texas. Ihre Karriere flaute Mitte der 1980er Jahre ab, erst recht nach dem Misserfolg des aufwändig inszenierten Historienfilms Revolution, in dem sie 1985 an der Seite von Al Pacino spielte.
Seit 2011 ist Kinski Mitglied der US-Filmakademie AMPAS, die den Filmpreis Oscar vergibt.[7] 2016 nahm sie an der 9. Staffel der Tanzshow Let’s Dance teil. Zusammen mit ihrem Tanzpartner Christian Polanc schied sie nach der siebten Runde aus. Im September 2017 und Februar 2021 war sie in der Spielshow Wer weiß denn sowas? mit Kai Pflaume zu sehen.
Privatleben
Nastassja Kinski hat drei Kinder aus verschiedenen Beziehungen: Ihr 1984 geborener Sohn stammt aus der Beziehung mit dem Schauspieler Vincent Spano, mit dem sie in dem im selben Jahr erschienenen Film Maria’s Lovers spielt.[8] Wenige Monate nach der Geburt heiratete Kinski im September 1984 den ägyptisch-US-amerikanischen Filmproduzenten Ibrahim Moussa (1946–2012). 1986 wurde Tochter Sonja Kinski geboren, die ebenfalls Model und Schauspielerin ist.[9][10] Die Ehe wurde 1992 geschieden.
Von 1991 bis 1997 lebte sie mit dem Komponisten Quincy Jones zusammen, aus dieser Beziehung stammt Tochter Kenya Kinski-Jones (* 1993), die auch als Model arbeitet.[11] 2016 befand sich Kinski in einer Beziehung mit dem Tänzer Ilia Russo.[12]
Rezeption
Andy Warhol erwähnt sie in seinen Tagebüchern. Sie war auf den Titelseiten von Modezeitschriften wie Vogue, Marie Claire oder Elle sowie in Film- und Fernsehzeitschriften, Illustrierten und Männermagazinen zu sehen.
1984 wurde sie von den Simple Minds in dem Lied Up on the Catwalk in einer Zeile musikalisch verewigt: „One thousand names that spring up in my mind, like Deodato, Michelangelo, Robert De Niro, so many others, Nastassja Kinski and Martin Luther – there’s room for others, away from me“[13] Der deutsche Rapper Aleksey erwähnte sie 1999 in seinem Lied Millennium ebenfalls.[14]
Die Ärzte nennen in der Bridge des Liedes Mädchen auf dem Album Debil in einer Aufzählung einiger "Mädchen" Nastassja Kinski.
Filmografie (Auswahl)
- 1975: Falsche Bewegung
- 1976: Die Braut des Satans (To the Devil a Daughter)
- 1977: Tatort: Reifezeugnis (Fernsehfilm)
- 1977: Notsignale (Fernsehserie, Folge Im Nest)
- 1978: Leidenschaftliche Blümchen
- 1978: Bleib, wie du bist (Così come sei)
- 1979: Tess
- 1982: Einer mit Herz (One from the Heart)
- 1982: Katzenmenschen (Cat People)
- 1983: Gefährliches Dreieck (Exposed)
- 1983: Bitte nicht heute Nacht (Unfaithfully Yours)
- 1983: Frühlingssinfonie
- 1983: Der Mond in der Gosse (La lune dans le caniveau)
- 1984: Hotel New Hampshire (The Hotel New Hampshire)
- 1984: Paris, Texas
- 1984: Maria’s Lovers
- 1985: Revolution
- 1985: Harem
- 1987: Krank vor Liebe (Maladie d’amour)
- 1992: Die geheimnisvolle Blonde (La Bionda)
- 1992: Zwischen Nacht und Traum (In Camera mia)
- 1993: In weiter Ferne, so nah!
- 1994: Tödliche Geschwindigkeit (Terminal Velocity)
- 1995: Der Ring aus Stein
- 1996: Somebody Is Waiting
- 1997: One Night Stand
- 1997: Ein Vater zuviel (Fathers’ Day)
- 1997: Wait till dawn – Warte, bis es dunkel wird … (Little Boy Blue)
- 1997: Bella Mafia (Fernsehfilm)
- 1998: Susan’s Plan
- 1998: Savior
- 1998: Leben und lieben in L.A. (Playing by Heart)
- 1998: Männer, Frauen und die Wahrheit über Sex (Your Friends & Neighbors)
- 1999: Der Zorn des Jägers (The Lost Son)
- 1999: Angriff aus der Vergangenheit (The Intruder)
- 2000: Das Reich und die Herrlichkeit (The Claim)
- 2000: Späte Abrechnung (Red Letters)
- 2000: Sommer der Freundschaft (A Storm in Summer)
- 2000: The Magic of Marciano
- 2000: Time Share – Doppelpack im Ferienhaus
- 2000: Quarantäne (Quarantine)
- 2001: Stadt, Land, Kuss (Town & Country)
- 2001: An American Rhapsody
- 2001: The Day the World Ended – Tod aus dem All (The Day the World Ended, Fernsehfilm)
- 2001: The District – Einsatz in Washington (The District; Fernsehserie, Folge 2×08)
- 2001: Beyond the City Limits
- 2002: Dass du ewig denkst an mich (All Around the town, Fernsehfilm)
- 2003: Gefährliche Liebschaften (Les Liaisons dangereuses, Fernsehfilm)
- 2004: Lady Musketier – Alle für Eine (La Femme Musketeer)
- 2004: Im Spiegel des Bösen (A Ton Image)
- 2006: Inland Empire
- 2012: The Nightshift Belongs to the Stars (Il turno di notte lo fanno le stelle, Kurzfilm)
- 2013: Sugar
- 2022: Police de caractères: Cadavre exquis (Fernsehfilm)
Auszeichnungen
- 1975: Filmband in Gold (Bundesfilmpreis) für Falsche Bewegung in der Kategorie Schauspieler-Ensemble (gemeinsam mit Marianne Hoppe, Lisa Kreuzer und Hanna Schygulla)
- 1977: Goldener Bravo Otto
- 1978: Goldener Bravo Otto
- 1978: Bambi für Reifezeugnis
- 1978: Jupiter in der Kategorie Beste Darstellerin
- 1979: Silberner Bravo Otto
- 1980: César: nominiert für Tess in der Kategorie Meilleure actrice
- 1981: Golden Globe für Tess in der Kategorie New Star of the Year in a Motion Picture
- 1983: Filmband in Gold (Bundesfilmpreis) für Frühlingssinfonie in der Kategorie Herausragende Einzelleistung, Schauspielerin
- 1983: Saturn Award: nominiert für Katzenmenschen in der Kategorie Best Actress
- 1985: Nastri d’Argento (Silberband) des Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani (SNGCI) für Maria’s Lovers in der Kategorie Migliore Attrice Straniera – Beste ausländische Schauspielerin
- 1988: César: nominiert für Maladie d’amour in der Kategorie Meilleure actrice – Beste Schauspielerin
- 2000: Wine Country Film Festival (Kalifornien): The Magic of Marciano in der Kategorie Best Actress
- 2014: Ehrendarstellerpreis des Eat My Shorts – Hagener Kurzfilmfestivals
- 2017: Ehrenleopard, Locarno Film Festival[15]
Literatur
- Jo Burger (Redaktion): Nastassja Kinski. Unser rätselhafter Weltstar, Karriere, Probleme, Filme, Liebe, Enttäuschung, Zukunft. AC-Verlag, Grünwald 1983, DNB 830773762.
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Langen Müller Verlag, München/ Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 498.
- Andreas Jacke: Nastassja Kinski. Die Tochter des schwarzen Panthers. Ein Aufsatz über Katzenmenschen in IMDb, Berlin 2004.
- Wolfgang Jacobsen: Nastassja Kinski – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 24, 1994.
- Dirk Manthey (Hrsg.), Hans-Werner Asmus (Mitarb.): Göttinnen des erotischen Films. 1. Auflage. Kino-Verlag, Hamburg 1985, ISBN 3-88724-012-X (ein Filmbuch von Cinema, Nr. 12).
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 390 f.
Weblinks
- Nastassja Kinski in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Nastassja Kinski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zwischen Unsterblichkeit und Versenkung: Nastassja Kinski. eine Rezension zu einem Filmzyklus in Zürich 2012.
- Nastassja Kinski in „Am laufenden Band“ Auftritt und Gesang vom 31. Dezember 1977, Quelle: youtube, abgerufen am 22. Mai 2021
- Nastassja Kinski in „Late Night with David Letterman“ Auftritt und Interview vom 29. Dezember 1982 (englisch), Quelle: youtube, abgerufen am 22. Mai 2021
Einzelnachweise
- ↑ Es werden bzw. wurden mitunter auch andere Jahre genannt, etwa 1960 (Nastassja Kinski. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Dirk Jasper FilmStarLexikon. Dirk Jasper, archiviert vom Original am 7. April 2016; abgerufen am 8. Januar 2019. ). Nastassja wurde jedoch in Klaus Kinskis zweiter, erst Oktober 1960 geschlossener Ehe geboren. 1961 ist gesichert durch seinerzeitige Meldungen, u. a. in Klaus Kinski: Familiäres. In: Der Spiegel. Nr. 12, 1961 (online). Am 11. September 2008 nannte Nastassja Kinski in der Talkshow Johannes B. Kerner selbst dieses Jahr.
- ↑ James M. Welsh, Gene D. Phillips, Rodney F. Hill: The Francis Ford Coppola Encyclopedia. Scarecrow Press, Lanham/Toronto/Plymouth, UK 2010, ISBN 978-0-8108-7651-4, S. 154 (Vorschau in der Google Buchsuche).
- ↑ Ruth Brigitte Tocki begrüsst ihre Tochter Nastassja Kinski, Foto vom 14. August 1982 bei Getty Images, abgerufen am 22. Mai 2021
- ↑ Kinskis 2. Frau Brigitte, Webseite Hommage an Klaus Kinski, abgerufen am 22. Mai 2021
- ↑ Sebastian Hammelehle, Barbara Hans: Pola Kinskis Buch "Kindermund": Ein durchschnittliches Ekel. In: Der Spiegel. 2013-01-11 ISSN 2195-1349 (https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/pola-kinskis-buch-kindermund-ein-durchschnittliches-ekel-a-876885.html).
- ↑ Süddeutsche Zeitung: "Er hat es versucht". Abgerufen am 8. Juli 2022.
- ↑ Nastassja Kinski aufgenommen. Neuzugang in der Oscar-Akademie. In: n-tv. 18. Juni 2011, abgerufen am 22. Mai 2021.
- ↑ Nastassja Kinski wird 60: Ein Tanz zwischen Traum und Trauma, in kurier.at vom 24. Januar 2021, abgerufen am 22. Mai 2021
- ↑ Nastassja Kinski: Filmographie, Galerie, Weblinks auf Ugugu vom 21. März 2008, abgerufen am 22. Mai 2021
- ↑ Inga Pylypchuk: Sonja, die nächste Schönheit aus der Kinski-Dynastie. In: Die Welt Online. 25. März 2012, abgerufen am 22. Mai 2021
- ↑ „Let's Dance“. So schön ist Nastassja Kinskis Tochter Kenya. In: Bunte Online. 8. April 2016, abgerufen am 6. November 2016.
- ↑ „Let’s Dance“-Paar. Profitänzer Ilia Russo gibt Nastassja Kinski den Laufpass. In: Stern.de. 5. November 2016, abgerufen am 6. November 2016.
- ↑ Up On The Catwalk Lyrics – Simple Minds. In: lyricsfreak.com. Abgerufen am 2. Juni 2016.
- ↑ https://musikguru.de/aleksey/songtext-millennium-der-countdown-laeuft-1300878.html
- ↑ Nastassja Kinski erhält Ehrenleopard in Locarno abgerufen am 3. Juli 2022
Personendaten | |
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NAME | Kinski, Nastassja |
ALTERNATIVNAMEN | Nakszynski, Nastassja Aglaia (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 24. Januar 1961 |
GEBURTSORT | Berlin |
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