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Nebelspalter

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Zeitschrift „Nebelspalter“. Eine Beschreibung des Hutes findet sich unter Dreispitz.
Nebelspalter
Logo Nebelspalter.png
Beschreibung Schweizer Satiremagazin
Verlag Engeli & Partner Verlag
Erstausgabe 1875
Erscheinungsweise monatlich
Verkaufte Auflage (WEMF 2012) 21000 Exemplare
Reichweite (MACH Basic) 0,228 Mio. Leser
Chefredakteur Marco Ratschiller
Herausgeber Thomas Engeli
Weblink www.nebelspalter.ch
ISSN 0028-1786

Der Nebelspalter ist eine Schweizer Satirezeitschrift. Er wurde 1875 von Jean Nötzli in Zürich als „Illustriertes humoristisch-politisches Wochenblatt“ gegründet und besteht bis heute, seit Ende 1996 als Monatszeitschrift. Der Nebelspalter ist seit der Einstellung des englischen Punch (1841–2002) das älteste Satiremagazin der Welt.

Aufstieg zur nationalen Institution

Seine beste Zeit hatte der Nebelspalter in den 1930er und 1940er Jahren, als er die Gewaltakte und die Ideologie der Nationalsozialisten und ihrer Mitläufer in der Schweiz, der Frontisten, anprangerte. 1933 wurde der Nebelspalter im Deutschen Reich verboten. Unterdessen schnellte in der Schweiz die Auflage in die Höhe: 1922, als der Rorschacher Verleger Ernst Löpfe-Benz den Nebelspalter übernommen hatte, betrug sie nur 364 Exemplare. 1945 belief sie sich auf 30'000. Der Nebelspalter hatte gegenüber dem Nationalsozialismus ein Selbstverständnis als „Speerspitze der geistigen Landesverteidigung“ entwickelt, das er im Kalten Krieg gegenüber dem Kommunismus bis in die 1960er Jahre aufrechterhielt.

Ihre Popularität verdankte die „Nebi“ genannte Zeitschrift zu einem Grossteil dem damaligen Chefredaktor Carl Böckli (* 23. September 1889, † 4. Dezember 1970), der mit seiner Doppelbegabung als Zeichner und Texter in der Tradition Wilhelm Buschs anzusiedeln ist. Unter dem Kürzel „Bö“ fertigte er bis 1962 Tausende Cartoons, Zeichnungen und Texte. Bis in die 1970er Jahre stieg die Auflage auf 70'000 Exemplare. Über Jahrzehnte figurierte der Nebelspalter als satirisches Leitmedium und als Talentschmiede der Schweiz, mit der Künstlerbiographien verknüpft sind, etwa jene von bekannten Zeichnern wie René Gilsi, Jakob Nef, Fritz Behrendt, Nico Cadsky, Horst Haitzinger als auch von Satirikern wie César Keiser, Franz Hohler, Lorenz Keiser, Peter Stamm oder Linard Bardill. Auch der bekannte Urner Maler Heinrich Danioth war während 15 Jahren als Zeichner und Illustrator für den Nebelspalter tätig. Der Lyriker Albert Ehrismann war über drei Jahrzehnte ständiger Mitarbeiter und publizierte hier über 1.600 Poeme.

Krise der 1990er Jahre

Mit der rasanten Entwicklung der Schweizer Medienlandschaft im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts konnte der Nebelspalter nicht mehr mithalten. Karikaturen, Kolumnen und andere satirische Formen wanderten mehr und mehr in die Tagespresse und in die audiovisuellen Medien ab. Das zunehmend bieder wirkende Blatt verlor stetig an Abonnenten und Lesern. In den 1990er Jahren schlug unter Chefredaktor Iwan Raschle die radikale Neuausrichtung des „Nebelspalter“ im Stile der Frankfurter Titanic fehl. Die Auflage sackte von 34'000 Exemplaren auf 17'000 ab, durch das schrumpfende Inseratevolumen verschärfte sich die Krise zusätzlich. Es folgten mehrere Wechsel in der Chefredaktion und 1996 der Verkauf des Titels an den Basler Friedrich Reinhardt Verlag. Auf Ende April 1998 wurde bei einer Auflage von 8'000 seine Einstellung angekündigt.

Anzeichen nachhaltiger Genesung

1998 übernahm der Thurgauer Verleger Thomas Engeli in letzter Minute das marode Blatt. Ihm gelang es, den Abonnenten- und Leserschwund aufzuhalten und eine gegenläufige Entwicklung einzuleiten. Inzwischen zählt die Zeitschrift wieder 200 regelmässige Text- und Bildautoren. Zum 130. Geburtstag des Titels im Jahr 2005 hat der Nebelspalter offensichtlich mit einigem Erfolg den sanften Relaunch gewagt. Unter der mit Marco Ratschiller neu bestellten Redaktionsleitung vollzog der Titel ein Face-Lifting mit schlicht-feuilletonistischem Anstrich und schaffte es, namhafte Exponenten der aktuellen Schweizer Autoren- und Satireszene wie Andreas Thiel, Simon Enzler, Pedro Lenz, Gion Mathias Cavelty und Hans Suter für das Heft zu verpflichten. Anfang 2012 erschien der Nebelspalter mit einer Druckauflage von 21'000 Exemplaren und zählte gemäss der Marktforschungs-Studie MACH Basic 229'000 Leser pro Ausgabe. Die Nebelspalter-Hauptausgaben erscheinen zehnmal jährlich jeweils am ersten Freitag eines Monats (mit Ausnahme von August und Januar).

Verleger des Nebelspalters

  • Jean Nötzli, Zürich, 1875–1902
  • Johann Friedrich Boscovits, Zürich, 1902–1914
  • Jean Frey AG, Zürich, 1914–1921
  • Ernst Löpfe Benz AG, Rorschach, 1921–1996
  • Friedrich Reinhardt AG, Basel, 1996–1998
  • Engeli & Partner Verlag, Horn, seit 1998

Chefredaktoren des Nebelspalters

  • Jean Nötzli, 1875–1900
  • J. Hauser, 1900–1912
  • Paul Altheer, 1914–1927
  • Carl Böckli, 1927–1952 (Bildredaktion bis 1967)
  • Franz Mächler, 1952–1984
  • Werner Meyer-Léchot, 1984–1993
  • Iwan Raschle, 1993–1996
  • Jürg Vollmer, 1996
  • Hans Suter, 2000–2004 nicht zu verwechseln mit dem aktuell Schreibenden Hans Suter
  • Marco Ratschiller, seit 2005

Literatur

  • Carl Böckli: So simmer. 84 Zeichnungen und Verse von Bö aus dem Nebelspalter. Nebelspalter, Rorschach 1955.
  • Marija Borer-Cifric: Der Nebelspalter als kulturhistorische und politische Quelle des Kulturkampfes der Jahre 1875–1890. Dissertation an der Universität Zürich, 1999.
  • Frank Feldman: VerKOHLt und verkauft. Die besten Kohl-Satiren aus dem Schweizer `Nebelspalter´. Art-und-Grafik-Verlag, Ettlingen 1992.
  • Hans A. Jenny: 111 Jahre Nebelspalter. Ein satirischer Schweizerspiegel. Nebelspalter, Rorschach 1985, ISBN 3-85819-078-0.
  • Ernst Kindhauser et al.: Carl Böckli. Seine Zeit, sein Werk. Nebelspalter, Rorschach 1989, ISBN 3-85819-141-8.
  • Gegen rote und braune Fäuste. Das Weltgeschehen von 1932 bis 1948 in 342 Karikaturen aus dem Nebelspalter (Neuauflage). Nebelspalter, Rorschach 1975 (Erstausgabe 1949, ohne ISBN).
  • Bruno Knobel: Die Schweiz im Nebelspalter. Karikaturen 1875 bis 1974. 1974, 1975 (ohne ISBN).
  • Bruno Knobel: Wer andern eine Grube gräbt. Satiren, Karikaturen und anderes aus dem Nebelspalter im Urteil von Leserbriefen. Nebelspalter, Rorschach 1983.
  • Peter Métraux: Die Karikatur als publizistische Ausdrucksform. Untersucht am Kampf des "Nebelspalters" gegen den Nationalsozialismus 1933 - 1945. Berlin, FU, Diss., 1965.

Weblinks

 Commons: Nebelspalter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Nebelspalter aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.